Lexx schrieb am 18.01.2009 23:52
►"Die Grünen sind der grosse Gewinner. Warum eigentlich? Ich verstehe das Vorum der Wähler nicht so richtig. Sie haben bis zu letzt an Ypsilanti gehangen und im Gegensatz zur SPD gab es hier nie Vorbehalte gegen den Schwenk zur Linkspartei."◄
Vielleicht, weil sie ihre Linie klar durchgezogen haben, dadurch glaubwürdig sind, und so die ganzen "Anti-Koch-Wähler" der SPD geerntet haben.
Das ist ja gerade das überraschende; sie haben gar keine Linie und schon gar keine klare. Sie haben sich mit aller Macht an Ypsilanti geklammert und alles mitgemacht, nur um an die Macht zu kommen.
Meine Erklärung ist: Sie stehen von allen 3 linken Parteien noch am wenigsten beschissen da. Warum ist mir schleierhaft. Sie hatten den längsten Wendehals. Und obendrein hat sich die Partei "Bündnis 90/Die Grünen" selbst verraten, weil die Partei der DDR Bürgerrechtler mit den SED Kollaborateuren zusammenarbeiten wollte. Wir wissen ja mittlerweile, dass die Van Ooyen Truppe finanziell (und damit inhaltlich) an der Zitze der SED hing. Hätte sich die SPD nicht pausenlos mit sich selbst beschäftigt hätte sie das auch mal thematisieren können.
Hatten sie das?
Meinem Eindruck nach haben sie sich von Anfang an Anti-Koch positioniert und ansonsten nichts ausgeschlossen. Und von dieser Position sind sie bis heute nicht abgerückt.
Dann könntest du aber noch ein paar andere Topics schreiben zum Thema Horst Seehofer - ein Mann läuft täglich Amok ...
Das könnte ich in der Tat. Du hast Recht, das ist keinen Deut besser.
Ich bleibe aber dabei: Für mich ist es alleine noch kein Zeichen guten Demokratieverständnisses, wenn jeder seinen populistischen Müll in die Gegen blökt. Wer war das noch gleich, der jüngst das verbriefte Recht auf den Hauptschulabschluss forderte?
Vor allem richten sich diese Parolen doch in erster Linie gar nicht an die eigene Partei, sondern sollen beim Wahlvolk punkten, oder nicht? Dein Vergleich mit Lafontaine ist nicht so verkehrt, der versucht auch, mit Sozialpopulismus zu punkten, wissend, dass das meiste davon nicht realisierbar ist.
Was die Grünen angeht: Klar haben sie sich an Y rangeschmissen, als die Sache gut zu laufen schien. Al Wazir hat mehr als Rauchzeichen gegeben, dass er sich gemeinsam mit der SPD von den Linken tolerieren lassen will.
Nachdem das Ding schiefging, ätzte er gegen die handlungsunfähige SPD und - okay hier ist die Konstanz - gegen das Feindbild Koch. Wendehals trifft es schon ganz gut.
Apropos Koch und unsympathisch. Wer Al Wazir in Interviews und Diskussionen sieht, muss sich schon mal ernsthaft fragen, wer von den beiden menschlich der dickere Kotzbrocken ist.
Sachpolitisch haben die Grünen ja nichts kontroverses zu vermelden: Sie wollen Hessen (wie auch immer) erneuern und sind für die Umwelt und bessere Schulen. Wer kann da schon was gegen haben?
D.h. 2,3% (3,6% der Wähler von 2008) sind zu Hause geblieben, der Rest ist zur FDP und den Grünen gegangen, ein paar wenige zu der Linken (+0,03%)
Spock:
Ob es ein Wendehals-Verhalten der Grünen ist, gegen die gescheiterte Regierungsbildung des Wunschpartners zu wettern, oder ein konsequentes Verhalten aufgrund der eigenen Position ist sicherlich Interpretationssache. Immerhin die Hälfte der SPD-Abgänger ist zu den Grünen gegangen, scheint das also anders zu sehen als du.
DP schrieb am 18.01.2009 19:29
Ich bin geschockt, entsetzt! Da schreiben erzkonservative Blogger, dass SPD Politiker Schäfer-Gümbel tatsächlich linke Politik vertritt. Unglaublich.
***
Falsch. Es sind liberale Blogger. Nur für den Fall, dass noch irgendjemand hier etwas mit einer politischen Richtung abseits der Links-Rechts-Schema anfangen kann. ;-)
Spock schrieb am 18.01.2009 19:42
Überhaupt nicht profitiert vom Y-Desaster haben die Linken. So ist wohl Mirks Freudengeheul zu deuten, da er nur auf die stagnierende CDU zeigen kann, dabei aber ignoriert, dass Hessen höchstwahrscheinlich mit einer satten bürgerlichen Mehrheit regiert werden wird.
Bei dieser Wahl gab es nicht den geringsten Anlass zur Freude. Halbwegs positiv stimmt noch die Erkenntnis, dass die Linkspartei den Wiedereinzug in den Landtag geschafft hat, trotz innerer Querelen und wenig überzeugendem Führungspersonal. Im Saarland wird das anders werden.
Aussitzer Koch darf jetzt in die 3. Runde, obwohl seine bürgerliche Mehrheit nur den Rückhalt von 31,6 Prozent aller Wahlberechtigen hat.
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„Manchen Völkern genügt eine Katastrophe, sie zur Besinnung zu bringen. Deutschen, so scheint es, bedarf es des Untergangs.” --Arthur Moeller van den Bruck
„Wenn man so darüber nachdenkt ist es eigentlich erschreckend, wie wenig Politiker aufgeknüpft werden.” --G. K. Chesterton
„Manchmal frage ich mich, ob die Welt von klugen Menschen regiert wird, die uns zum Narren halten, oder von Schwachköpfen, die es ernst meinen.” --Mark Twain
... obwohl seine bürgerliche Mehrheit nur den Rückhalt von 31,6 Prozent aller Wahlberechtigen hat.
So verdrehst du dir das wieder mal. Kochs Mehrheit hat auch den Rückhalt der Nichtwähler - gerade bei diesem absehbaren Ergebnis. Hätten sie was anderes gewollt, hätten sie ja zur Wahl gehen können.
Ich rechne ja auch nicht die Legitimation der Linkspartei auf die Wahlberechtigten runter.
Es ist sogar doppelt gelogen. 1. ist die Unterstützung der Nichtwähler offen, 2. ist die Unterstützung der nicht Wahlberechtigten offen. Gerade wenn eine Wahl von vornherein entschieden ist wird der prognostizierte Wahlsieger nie mit einem guten Ergebnis rechnen können, weil die Masse sich sagt, wozu soll ich den wählen, er hat ja eh gewonnen.
Wie sähe denn das Ergebnis mit einer hohen Wahlbeteiligung aus? Franks Zettelblog vor der Wahl:
Zitat:
Die drei Umfragen vom Januar ergaben so übereinstimmende Daten, daß man meinen könnte, das Wahlergebnis stehe schon so gut wie fest: Die CDU erreichte zweimal 41 und einmal 42 Prozent; die SPD zweimal 24 und einmal 25 Prozent, die FDP zweimal 13 und einmal 15 Prozent und die Kommunisten zweimal 5 und einmal 4 Prozent. Selten stimmen Umfragen so perfekt überein.
Schwarzgelb 54 bis 56 Prozent; die Volksfront 41 bis 43 Prozent - so sieht es aus. Das ist in der Tat das wahrscheinlichste Wahlergebnis. Hier sind aber einige Gründe, warum die Hessen uns überraschen könnten:
Neuwahlen nach einem Jahr derartigen politischen Frusts hat es in der Bundesrepublik noch nicht gegeben. Niemand hat Erfahrungswerte, wie die Wähler darauf reagieren. Beispielsweise - das erscheint mir wahrscheinlich - mit eine ungewöhnlich niedrigen Wahlbeteiligung. Anders als ihre amerikanischen Kollegen erheben deutsche Demoskopen nicht, wie sicher es ist, daß ein Befragter, der seine Präferenz zu Protokoll gibt, auch tatsächlich zur Wahl geht. Das könnte zu einer Abweichung des Ergebnisses von den Umfragen führen.
Die Umfragen sehen seit der Entscheidung für Neuwahlen Schwarzgelb weit vor der Volksfront. Das könnte auf das Verhalten von Wählern zurückwirken, die sich im letzten Augenblick sagen: "So stark wollen wir Koch denn doch nicht machen". In Frankreich nennt man das "Oui, mais"- Stimmen; "Ja, aber"- Stimmen. Vor allem die FDP könnte davon profitieren, die sich in der Krise des vergangenen Jahres als eine glaubwürdige Partei vorteilhaft abgehoben hat; nicht zuletzt ein Verdienst ihres ausgezeichneten Vorsitzenden Jörg- Uwe Hahn.
Anonymer User schrieb am 19.01.2009 09:59
DP schrieb am 18.01.2009 19:29
Ich bin geschockt, entsetzt! Da schreiben erzkonservative Blogger, dass SPD Politiker Schäfer-Gümbel tatsächlich linke Politik vertritt. Unglaublich.
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Falsch. Es sind liberale Blogger. Nur für den Fall, dass noch irgendjemand hier etwas mit einer politischen Richtung abseits der Links-Rechts-Schema anfangen kann. ;-)
MfG Frank
Ob liberal oder erzkonservativ ist Ansichtssache (für mich sind sie erzkonservativ). Nur etwas neues haben die und Spock nun wahrlich nicht aufgetan. Die hessische SPD (zumindest Hessen-Süd) waren schon immer ultralinke Spinner und eine Forderung wie die Reichensteuer gehört bei denen zum Standardrepertoire seit den 60er Jahren fern im letzten Jahrhundert. Nix von wegen Linksschwenk nach Schröder.
Und bevor Schäfer-Dingsbums von der Hinterbank auf die Rampe gezerrt wurde, war er fest am linken Rand der Hessen-Sozen verortet.
Und bevor Schäfer-Dingsbums von der Hinterbank auf die Rampe gezerrt wurde, war er fest am linken Rand der Hessen-Sozen verortet.
Schön und gut, aber warum habe ich den durchaus subjektiven Eindruck, dass es seit einiger Zeit nur noch Statisten vom linken Rand in die SPD-Präsidien spült?
Ich will jetzt nicht auf Rechthaberei machen, wir brauchen ja nur abzuwarten, wie sich die SPD für die nächsten Wahlkämpfe aufstellt. Für mich sieht es zumindest so aus, als hätten es die alten Haudegen wie Münte, Steinmeier und Co. immer schwerer, den Deckel auf dem linken Sumpf zuzuhalten.
Die SPD ist leider insgesamt, auch mit ihrer Berliner Mannschaft, rückwärts gewandt.
Niemand verkörpert die Zukunft.
Das ist zwar bei Union und FDP oder Grünen ähnlich.
Es gibt allerdings keine andere Partei, die sich mit einer solchen Inbrunst selbst bekämpft und zerlegt.
Schön und gut, aber warum habe ich den durchaus subjektiven Eindruck, dass es seit einiger Zeit nur noch Statisten vom linken Rand in die SPD-Präsidien spült?
Zumindest für Hessen wissen wir ja wie das zustande kam. Bei der Kampfabstimmung Walter vs. Ypsilanti gab es, wie man hört, massive Manipulationen seitens linker Jusos und Ypsilanti hat schliesslich für alle überraschend mit 1 Stimme Vorsprung gewonnen.
Heute dürfen sich alle Manipulateure fragen ob das clever war.
Da hielt am Wahlabend ein Reporter sein Mikro ins offensichtliche Juso-Lager der Wahlparty. Frage: Wer ist denn nun Schuld am Debakel?
Einhellige Antwort: Die vier Abweichler!
Der nötige Prozess der Selbstreflexion, den du vermutest, DP, ist offenbar noch ganz am Anfang ..
"Da hielt am Wahlabend ein Reporter sein Mikro ins offensichtliche Juso-Lager der Wahlparty. Frage: Wer ist denn nun Schuld am Debakel?
Einhellige Antwort: Die vier Abweichler! "
Na ja, das kann man doch so sehen - die Jusos meinen, dass es ohne die 4 Abweichler gar keine Wahl und damit auch kein Debakel gegeben hätte....
Und mit Selbstreflexion hatten sie eh noch nie was am Hut!
Gruß
WRL
der sich immer noch wundern kann über die manchmal guten Ergebnisse eines m.E. verkorksten Wahlrechts