Wenn eine einzelne Firma einen Umsatzrückgang von 40% hinnehmen muss, darf man im allgemeinen davon ausgehen, dass die Firma pleite geht. Kaum eine Firma kann so schnell den Fixkostenblock senken, um das auszugleichen. Viele Firmen haben ja inzwischen eine sehr hohen Anteil "externer Mitarbeiter". So etwa Siemens, bei denen ich von etwa 40% externern MA ausgehe, die man von jetzt auf gleich aus den Projekten (und damit Kosten) herausnehmen kann.
Aber damit ist es ja nicht getan: da sind noch die Gebäude, die Anlagen, die laufenden Kredite und so weiter.
Auf der anderen Seite sind 40% Einzelfälle. Es ist nurt schwer vorstellbar, dass eine "normale" Ökonomie (also ohne Krieg, Pest, Naturkatastrophen...) insgesamt um 40% schrumpft. Vorher stößt eine Ökonomie typischerweise an die Basiswirtschaft. Denn die Menschen essen weiterhin, kaufen weiterhin Kleidung und so weiter. So weit ich das im Kopf habe, war der schlimmste Einbruch in der Weltwirtschaftskrise in den USA so etwa 30% - und das auch nur für ein paar Monate.
kater_5 schrieb am 09.03.2009 10:52
Das ist mir schon klar. dennoch zeigt das Beispiel schon, wo es langgeht. Bei Umsatzeinbrüchen von 50% ist der Verlst schon gigantisch und Rücklagen schnell aufgebraucht.
Und auch die 20% Gewinn sind nämlich schon eher unrealistisch. Wer bei eher realistischen 5-8% liegt, hat es schon richtig schwer.
Gruss
Kater
Kann man so auch nicht sagen. In der Telco liegt der Gewinn üblicherweise im Bereich 20 (alternative) bis 40% (Ex Monopolist), bei Retailern bei 2-5%.
Wie Frank schon sagt muss man wohl zwingend zwischen Export- und lokalen oder Binnenwirtschaftsbetrieben unterscheiden. Zu der Basiswirtschaft kommt der Staat, der als Konsument gegenwärtig und absehbar zukünftig mehr konsumiert. Mein Bruder hat eine Baufirma in Berlin und dessen Auftragsbuch ist bis Herbst voll. Wer aber heuer vor allem teure Güter exportiert wird schnell an seine Grenzen kommen. Oder wie Buffet zu sagen pflegt; bei Ebbe erkennt man wer nackt badet.
kater_5 schrieb am 09.03.2009 10:52
Und auch die 20% Gewinn sind nämlich schon eher unrealistisch. Wer bei eher realistischen 5-8% liegt, hat es schon richtig schwer.
Kann man so auch nicht sagen. In der Telco liegt der Gewinn üblicherweise im Bereich 20 (alternative) bis 40% (Ex Monopolist), bei Retailern bei 2-5%.
Auch wenn die Umsatzrendite eine etwas antiquierte Profitabilitätskennzahl ist und auch wenn DP natürlich völlig recht hat, daß die Höhe der Umsatzrentabilität branchenabhängig ist und im Handel naturgemäß eher niedrig ist: Die Umsatzrentabilität der Deutschen Telekom lag 2008 bei etwa 5,6%.
DP schrieb am 09.03.2009 14:08
rw, Welche Zahlen meinst du denn? Ich beziehe mich auf Umsatz/Ebitda, das ist m.E. am aussagekräftigsten.
In Der Schweiz sieht das für 2008 so aus:
Swisscom 12mrd/5mrd 41%
Sunrise 2mrd/400m 20%
Cablecom 1,1mrd/300m 27%
Orange 1,3mrd/250m 19%
Dann stimmt's. Wobei ich mir nicht sicher bin, ob es wirklich sinnvoll ist, im Branchenvergleich auf EBITDA abzustellen, wenn wir eine sehr eine investitionsträchtige Branche mit einer Branche vergleichen, die vergleichsweise wenig investitionslastig ist oder sein kann. Egal.
> Wir haben doch schon davon gesprochen, dass Unternehmen pleite gehen, weil sie keine Überbrückungskredite bekommen, obwohl sie eigentlich profitabel sind.
Ja, aber das ist doch das beste Beispiel dafuer, dass man sich ein Polster fuer solche temporaeren Faelle anlegen sollte.
> Und selbst dann müsste der Chef oder Manager sich fragen lassen, warum er das Geld irgendwo verfaulen lässt, statt es irgendwo zu investieren.
Es nur "irgendwo" zu investieren, waere ja auch bloed.
Aber ein Polster ist auch eine Investition.
Spock schrieb am 08.03.2009 20:29
> Das mit den Reserven für Unternehmen ist für die Überbrückung von anhaltenden Krisensituationen Unsinn. Nehmen wir z.B. Opel. Die haben so immense laufende Kosten, entweder wenn sie auf Halde produzieren oder die Leute ohne Produktion Däumchen drehen lassen - das geht so oder so binnen weniger Wochen richtig ins Geld.
Es gibt aber nicht nur Opel. Und nicht nur Konzerne bzw. Teile davon. Beim Maschinenbau hast du massenweise kleine Klitschen. Und wer sich fuer Notfaelle nichts beiseite gelegt hat, kommt schnell mal ins Straucheln - bis hin zur Pleite - und das war auch schon vor der Krise so.
> Eine Kriegskasse kann ein Unternehmen sicherlich haben, aber bestimmt nicht für die Überbrückung schlechter Zeiten in dem Bereich, von dem wir hier sprechen, also mehrere Monate bis womöglich Jahre.
Jedem, wie es ihm beliebt. Wer besser vorsorgt, uebersteht Krisen meist besser - egal, ob nun Unternehmen oder private Haushalte.
kater_5 schrieb am 09.03.2009 09:28
> Wie lange glaubst Du, geht das so weiter ?
Das haengt von Einzelfall ab bzw. den einzelnen Zustaenden im Unternehmen.
Ich habe mich aber eh verguckt - ich habe ganz uebersehen, dass es sich nicht um Veraenderungen zum Vormonat, sondern sogar nur um Veraenderungen zum Vorjahresmonat handelte. Da stellen dann selbst 40% Veraenderung - auf 12 Monate verteilt - eher ein flaches Absinken dar.
DP schrieb am 09.03.2009 14:08
rw, Welche Zahlen meinst du denn? Ich beziehe mich auf Umsatz/Ebitda, das ist m.E. am aussagekräftigsten.
In Der Schweiz sieht das für 2008 so aus:
Swisscom 12mrd/5mrd 41%
Sunrise 2mrd/400m 20%
Cablecom 1,1mrd/300m 27%
Orange 1,3mrd/250m 19%
Eigentlich zeigt das nur, dass da ein wenig Wettbewerb nötig wäre.
Gruss
Kater
Natürlich. Die Preise sind sehr hoch und der Staat hat immer noch die Mehrheit an der Swisscom, so hält sich Staates Willen zu Öffnung und Liberalisierung in Grenzen. Jeder Fitzel muss hier über Jahre gerichtlich erkämpft werden.
redwolf schrieb am 09.03.2009 15:16
Sinnvoller ist es, wenn man sich Kapitalrenditen anschaut.
Sinnvoll ist diese Betrachtung aber nur aus Sicht der Investoren. Über die Leistungsfähigkeit eines Betriebes sagt die Zahl aber gar nichts aus wenn man nicht die Zusammenhänge (Investitionen, Abschreibungen, Sonderposten etc.) kennt.
Apropos, ich erinnere mich an ein Gespräch letztes Jahr mit unserem CFO, dem die Investoren im Nacken sitzen, weil unsere Firma nur eine Kapitalrendite von etwa 5% erwirtschaftet, eine geradezu lächerliche Zahl wenn man sieht, was am Kapitalmarkt möglich ist.
Ja das war vor genau ziemlich einem Jahr...
Ein Lichtblick, der Mut macht. Der Tod ist nach wie vor ein Meister aus Deutschland.
"Wer noch einmal ein Gewehr in die Hand nehmen will, dem soll die Hand abfallen."
--Franz Josef Strauß
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„Manchen Völkern genügt eine Katastrophe, sie zur Besinnung zu bringen. Deutschen, so scheint es, bedarf es des Untergangs.” --Arthur Moeller van den Bruck
„Wenn man so darüber nachdenkt ist es eigentlich erschreckend, wie wenig Politiker aufgeknüpft werden.” --G. K. Chesterton
„Manchmal frage ich mich, ob die Welt von klugen Menschen regiert wird, die uns zum Narren halten, oder von Schwachköpfen, die es ernst meinen.” --Mark Twain
Nee, das Geschaeft mit Waffen. Damit kann man toeten - muss man aber nicht. Man kann auch mit Salz toeten - trotzdem betreibt der Salzhaendler kein Geschaeft mit dem Tod.
Benutzt werden sie eh. Gekauft werden sie eh. Dann besser unsere Produkte als die der anderen. Wichtig ist doch nur, zu verhindern, dass sich unsere Waffen gegen unsere Interessen wenden.
Ich habe fünf % Minuswachstum vorausgesagt.
Und bleibe auch jetzt dabei.
Momentan liegst Du mit der Einschätzung ganz gut. In der SZ war heute ein Kommentar zu lesen, wonach den meisten der Ernst der Lage noch nicht klar geworden ist. Ich glaube, wir stehen nicht vor dem Abgrund, sondern wir befinden uns bereits im freien Fall. Und das Fallen tut ja nicht weh. Unangenehm ist lediglich der Aufprall.
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„Manchen Völkern genügt eine Katastrophe, sie zur Besinnung zu bringen. Deutschen, so scheint es, bedarf es des Untergangs.” --Arthur Moeller van den Bruck
„Wenn man so darüber nachdenkt ist es eigentlich erschreckend, wie wenig Politiker aufgeknüpft werden.” --G. K. Chesterton
„Manchmal frage ich mich, ob die Welt von klugen Menschen regiert wird, die uns zum Narren halten, oder von Schwachköpfen, die es ernst meinen.” --Mark Twain
Mirkalf schrieb am 25.03.2009 14:39
Ich glaube, wir stehen nicht vor dem Abgrund, sondern wir befinden uns bereits im freien Fall.
Wer ist denn noch mal "wir"? Die einzig messbare Auswirkung der Krise auf mich besteht in rapide fallenden Preisen. Das Geld liegt auf dem Konto oder ist im Haus investiert. Gerade gabs die alljährliche Lohnerhöhung; 2,0 statt wie zuletzt 2,3%, ach Gottl nee. Bis jetzt kann ich nur sagen: Mehr Krise bitte!