Wer auch immer sagt, er will die Reichen zur Kasse bitten, meint im Grunde die Mittelschicht.
ICh hab mich mal selber zitiert.
Die SPD hat damit offenbar keine Probleme. Reichensteuer ab 120.000 Euro Einkommen, das ist ein klarer Angriff auf die Mittelschicht.
Für die SPD beginnt der Reichtum spätestens bei rund 52000 EUR Jahreseinkommen, denn da beginnt ja seit Eichels angeblicher Steuersenkung der Bereich des Spitzensteuersatzes.
Zusammen mit dem Abschmelzen des Sparerfreibetrags von rund 3000 EUR auf rund 1400 EUR wird die mittelschichtfeindliche Ausrichtung überdeutlich.
Spock: "Reichensteuer ab 120.000 Euro Einkommen, das ist ein klarer Angriff auf die Mittelschicht."
Hm? Also 120.000 €/Jahr sehe ich nicht mehr als Mittelschicht. Das ist schon die Einkommenselite, immerhin befinden die sich bereits im 10., also höchsten, Einkommensdezil!
Ich meine die wirklich Reichen. Die Stinkreichen. Die "Filthy rich", wie der Engländer zu sagen pflegt. Die Quandts und Albrechts und Thurn und Taxis und von und zu Guttenbergs. Die Leute, gegen die Ackermann mit seinen paar Milliönchen ein armer Schlucker ist.
Bla bla bla, davon bist du ja förmlich zerfressen, das wissen wir ja nun. Meine Frage, welchem gesellschaftlichen Problem damit abgeholfen wäre, beantwortest du ja nicht. Von der praktischen Machbarkeit ganz zu schweigen. Wir sind nicht in Russland 1917, wir haben Rechtsstaat und Verfassung, die schützen leider auch Leute und Dinge, die dir und manchmal auch mir nicht in den Kram passen.
Wenn du mal genug Leute zusammen hast, um Quandts Villa zu stürmen und die Insassen aufzuknüpfen, nur zu. Dann werde ich die Sinnfrage aus Selbstschutz nicht mehr stellen, obwohl immer noch berechtigt.
Wenn eine unbefriedigte und liebesbedürftige Milliardärin ihrem an einer Hotelbar aufgelesenen Liebhaber mal so eben 7,5 Millionen Euro in den Slip stecken kann, kommt der gemeine Mittelschichtler ins Grübeln.
Apropo Milliarden:
Die 300 Euro-Idee von der SPD ist zurzeit das einzige Steuer-Zuckerl, das Deutschland nicht völlig ruinieren würde.
Apropo Reiche:
Für die SPD sind Singles reich, wenn sie 125.000 Euro pro Monat (Ehepaare = 250.000 Euro).verdienen; also nicht 52.000, wie Steffen uns erzählen will.
Zitat:
Spock schrieb am 12.04.2009 19:15
Reichensteuer ab 120.000 Euro Einkommen, das ist ein klarer Angriff auf die Mittelschicht.
Da muss zurückgeschossen werden!
Meintest Du das Einkommen von drei Jahren?
Nein, ich meine es so wie es bezogen auf das SPD-Programm dasteht und das meint Jahreseinkommen.
Extra für Dich:
Anhebung des Spitzensteuersatzes als „Bildungssoli“. Wir machen mit dem Ziel des
Bildungsgipfels 2008 Ernst, die gesellschaftlichen Ausgaben für Bildung und Forschung
bis zum Jahr 2015 auf 10 Prozent des Bruttoinlandsprodukts zu erhöhen und unser Land
im Bildungsbereich zukunftsfähiger zu machen. Um dieses Ziel erreichen zu können,
schlagen wir einen Zuschlag als „Bildungssoli“ bei der Besteuerung höchster Einkommen
vor. Dabei wird der Spitzensteuersatz auf 47 Prozent ab einem zu versteuernden
Einkommen von 125.000 Euro (Verheiratete 250.000 Euro) angehoben.
Wer mehr als 125.000 Euro im Monat als Singles verdient, kann ohne weiteres etwas mehr als bisher an Steuern zahlen.
Achso, es geht hier - wie ja immer bei der Einkommensteuer - um Monatseinkommen. Na dann bin ich ja beruhigt. Sorry sorry, mein Fehler.
Eins zu Null für Dich!
Natürlich Jahreseinkommen!
Ein Single mit 125.000 im Jahr kann durchaus noch mehr beitragen, ohne auswandern zu müssen.
Wohin auch?
Die Schweiz ist ja auch nicht mehr, was sie mal war.
Ein Single mit 125.000 im Jahr kann durchaus noch mehr beitragen, ohne auswandern zu müssen.
Das ist halt deine Meinung, meine ist es eben nicht.
Jetzt finden die Sozen auch den eingebürgerten Begriff Reichensteuer peinlich. Wohl weil sie wissen, dass man mit 125.000 Brutto im Jahr zwar gut leben kann, aber damit schon lange nicht mehr reich wird in diesem Land.
Es ist, wie ich gesagt habe: Die Mittelschicht muss eben noch weiter geschröpft werden, weil nur dort die Kohle zu holen ist.
Die Welt nennt sie dann auch in einem sehr herben Kommentar Fleissigensteuer oder Verantwortungssteuer. Ich habe in der liberal-linken Welt noch nich einen solch brutalen Anti SPD Kommentar gelesen.
DP schrieb am 19.04.2009 17:56
Die Welt nennt sie dann auch in einem sehr herben Kommentar Fleissigensteuer oder Verantwortungssteuer. Ich habe in der liberal-linken Welt noch nich einen solch brutalen Anti SPD Kommentar gelesen.
Wir wollen mal nicht übertreiben - im deutschen Tageszeitungsspektrum ist die Welt durchaus auf der konservativ-liberalen Seite zu finden. Absolut gesehen ist das natürlich immer noch links von der Mitte.
Das hat sich m.M. nach in den letzten Jahren etwas geändert. Ich erinnere mich an gnadenlose Anti Koch Kampagnen bei den verschiedenen hessischen Wahlkämpfen. Da war nichts konservatives mehr, allenfalls liberales. Dagegen sind SPON und Stern wieder eher in die Mitte gerückt, resp. die SPD Lastigkeit nahm mit deren Abstieg ab.
Mein ganz persönliches Spektrum:
Süddeutsche TAZ Welt SPON Stern Tagesanzeiger NZZ FAZ Focus
Also die Süddeutsche noch linker als die Taz und der Stern linker als die Welt, das ist eine für mich unkonventionelle Bewertung.
Was die SZ angeht, die ist eher Hofberichterstatter der SPD, die taz hingegen ist da eher parteineutral im linken Spektrum. Insofern ist die Einordnung schwierig.
Da stimme ich Dir zu Spock, gerade deshalb ist die TAZ für mich weniger links als die SZ. Die Taz hat oft erfrischende Ansätze, unkonventionell und auch gern gegen die SPD schiessend. Ich sehe sie eher in der Nähe der Grünen. Deshalb sehe ich die Taz zwischen links und liberal, eine Haltung, die ich bei der SZ nicht (mehr) erkennen kann.
Weil es in doppelter Hinsicht thematisch so schön passt. Ein Schnipsel aus einem aktuellen Spiegel-Online-Kommentar zur gestrigen Anne-Will-Sendung.
Zitat:
Wer aber ist eigentlich "reich" im Sinne der sozialdemokratischen Weltbetrachtung? Da könnte manch verdienter Gewerkschaftsfunktionär mit Aufsichtsratsmandat und mancher Sozialdemokrat unter denen sein, die die magische Grenze zum Reichsein von 125.000 Euro brutto im Jahr locker übersteigen. Von Gerhard Schröder ganz zu schweigen. Und schon wieder offenbart sich hier die verzwickte Lage der deutschen Sozialdemokratie: Sie ist in den vergangenen hundert Jahren derart erfolgreich gewesen, dass ein Teil ihrer Funktionäre und Amtsträger längst selbst zu den sogenannten Reichen gehört. (Dass das ebenso auf viele Handwerksmeister und hart arbeitende Angestellte wie Freiberufler zutrifft, interessiert die SPD nicht wirklich.)
Spock: "Es ist, wie ich gesagt habe: Die Mittelschicht muss eben noch weiter geschröpft werden, weil nur dort die Kohle zu holen ist."
Und ich sage es nochmal: 125.000 €/Jahr ist NICHT die Mittelschicht!
Egal wie weit man den Begriff fassen will, das zehnte Dezil gehört sicherlich nicht zur Mittelschicht. Ebensowenig wie das erste.