"Die Erklärung für den Kurswechsel bleibt sie wieder einmal schuldig", schreibt die SZ, dabei liegt sie doch auf der Hand; sie will den Linken, Sozen und Grünen ihr bestes Thema wegnehmen, denn solange die konservative rechte Seite unbesetzt bleibt kann sich die Union problemlos bis weit ins linke Lager ausdehnen.
Allerdings - vielleicht gibt es ja doch noch einen sachlichen Grund. Im Zuge der Diskussion um mehr Zuwanderung, der Tatsache, dass die Binnenzuwanderung in der EU zunimmt und der Frage um die Weiterbeschäftigung älterer Arbeitnehmer nach dem Rentenalter könnte so ein Mindestlohn schon Sinn machen.
Augenwischerei. Abgesehen davon, dass die Arbeitgeber tricksen können (z.B. zu mehr unbezahlten Überstunden nötigen), kann der ML schnell entschärft werden, indem man Zuschüsse einführt, "um Arbeitsplätze zu retten". Und sowas wie bezuschussten ML haben wir doch schon mit den Aufstockern.
Sicher wird es Tricksereien geben, mehr Zeitarbeit etc. Aber im grossen Stil tricksen und Mitarbeiter massenhaft zu unbezahlter Mehrarbeit zwingen? Das ist doch wohl kaum wahrscheinlich. Die letzten die das versucht haben, Lidl und Schlecker, sind doch recht schnell an den Pranger gelandet.
Und letztlich muss in Zeiten geringer Arbeitslosenquote jeder Betrieb schauen, dass er die guten Mitarbeiter behält und nicht vergrault. Ich weiss, in D ist man immer noch eine Ecke weit von Schweizer Verhältnissen weg, aber spätestens ab 3% Arbeitslosigkeit muss man sich schon überlegen was man tut um die Mitarbeiter an sich zu binden. Wer erstmal den Ruf als schlechter Arbeitgeber hat wird ihn so schnell nicht mehr los.
DP: Unbezahlte Mehrarbeit ist in Deutschland eher die Regel als die Ausnahme. An den Pranger gestellt werden aber nunmal keine kleinen und mittleren Betriebe. Laut OECD haben die Deutschen eine vergleichsweise kurze (Tarif-)Arbeitszeit, machen aber mit die meisten Überstunden. Und das ist die offizielle Statistik.
drei Prozent AL mag den Großteil der Betriebe zum Umdenken bewegen - und das wird sicher kommen. Aber der Druck, Mitarbeiter zu halten, nimmt mit deren Qualifizierung ab. Die Bereiche, in denen der Mindeslohn momentan unterwandert wird, etwa durch Werkverträge, ist der Bereich der Ungelernten Arbeit. Dazu gehören laut einem Report Paletteneinräumer bei Rewe, die pro Palette bezahlt werden, für den gesetzlichen Mindestlohn für Leiharbeiter etwa aber viel zu wenig Zeit zum Einräumen der Palette zugestanden bekommen.
An diesem Ende der Kette wird sich auch bei 3% AL nicht allzu viel tun.
Lexx: Das amerikanische "Minimum Wage System" ist ueber 40 Jahre alt. Wie sich so ein System wirtschaftlich auswirkt, kann historisch erforscht werden.
Das System folgt einer objektiven Logik, die nirgendwo anders ist, denn Logik ist nun mal eine objektive Geisteswissenschaft.
Lexx, hast du irgendwann Vorlesungen in der wissenschaftlich-mathematischen Logik genommen? Ich habe.
Zitat von LexxDP: Unbezahlte Mehrarbeit ist in Deutschland eher die Regel als die Ausnahme.
Und das jetzt jemand, der noch nie einen Betrieb von innen gesehen hat? Ich würde mal glatt behaupten das ist nicht wahr. In Schichtbetrieben ist das nicht einmal möglich. Und ab einer bestimmten Gehaltsstufe gilt (so jedenfalls in meinem Arbeitsvertrag), dass gelegentliche Mehrarbeit im Salär abgegolten ist. Das finde ich angemessen. Dafür habe ich ja auch die Freiheit mir die Arbeitszeit selbst einzuteilen.
Die sog. gewerblichen AN, also die an der Werkbank, arbeiten in eingeteilten Schichten und werden nach Stück oder Stunden bezahlt, wobei Überstunden vergütet werden, in der Regel nach Tarif. Die angestellten AN haben meistens Gleitzeit und können mit ihrem Zeitkonto großzügig haushalten, ohne die Gefahr von unbezahlter Mehrarbeit.
So sieht das nach meiner Erfahrung in den meisten größeren deutschen Unternehmen aus. Die Grenzen zur Behördenmentalität sind umso schwammiger, je größer der Laden ist. Und die die am lautesten schreien vor zu viel Arbeit, sind nach meiner Erfahrung oft die faulsten oder dümmsten.
Wo vielleicht einiges an unbezahlter Mehrarbeit gemacht wird, das sind Kleinbetriebe und Mittelständler, die die o.g. Modelle nicht haben. Die werden dann von den gewerkschaftsverseuchten Medien wie ARD etc. ständig als Ausbeutermonster an den Pranger gestellt. Dass die Unternehmer, die diese Läden führen, die größten Risiken haben, weil sie nämlich so gut wie nie von der Politik protegiert subventioniert oder gar 'gerettet' werden, will natürlich keiner wissen.
Zitat Unbezahlte Mehrarbeit ist in Deutschland eher die Regel als die Ausnahme. An den Pranger gestellt werden
Eben. Und der Pranger interessiert die Leute nur, solange sie Zeitung lesen oder TV gucken - anschließend rennen sie wieder nach Lidl und Schlecker & Co...
Und es weiß auch jeder, dass die Branchen heulen werden - und der Staat tröstet mit Zuschüssen - also kann man auch den Aufstocker-Ist-Zustand belassen.
Spock, DP: 2005 haben 51% der Arbeitnehmer unbezahlte Überstunden geleistet, im Schnitt 1,6 Stunden pro Woche.
Die Zahl der unbezahlten Überstunden steigt mit der Qualifikation. Den höchsten Anteil haben Manager und Wissenschaftler(!). Quelle: DIW-Wochenbericht 15-16/2006 "Zur Vergütung von Überstunden in Deutschland: Unbezahlte Mehrarbeit auf dem Vormarsch"
Meine Behauptung ist also - schenkt man der Statistik Glauben - zumindest Stand 2005 für Vollzeitbeschäftigte vollkommen korrekt!
Aber die beim DIW haben vermutlich auch noch nie einen Betrieb von innen gesehen oder sind Idioten oder aus einem anderen Grund weniger kompetent diese Frage zu beurteilen als jemand, der aus der Schweiz über die Alpen eine Ferndiagnose macht.
gerade Manager und Wissenschaftler haben nun mal andere Verträge als 38,5 h/Woche, wenn man da dann die tatsächliche Arbeitszeit berechnet kommt man IMMER auf eine Menge an Überstunden wenn man den Schichtarbeiter zu Grunde legt.
Meine Arbeitszeit ist auch ungeregelt und ich arbeite durchschnittlich >50h/Woche... zumindest so lange es mir Spass macht! Und ich bin auch Arbeitnehmer...
Schönen Abend WRL
"Glückliche Sklaven sind die größten Feinde der Freiheit!" Marie von Ebner-Eschenbach “Politiker sind wie Windeln. Man muss sie oft wechseln und das aus denselben Gründen.” (Mark Twain)
Zitat von LexxSpock, DP: 2005 haben 51% der Arbeitnehmer unbezahlte Überstunden geleistet, im Schnitt 1,6 Stunden pro Woche.
Die Zahl der unbezahlten Überstunden steigt mit der Qualifikation. Den höchsten Anteil haben Manager und Wissenschaftler(!). Quelle: DIW-Wochenbericht 15-16/2006 "Zur Vergütung von Überstunden in Deutschland: Unbezahlte Mehrarbeit auf dem Vormarsch"
Die Studie (siehe Seite 4) belegt, dass die Überzeit mehrheitlich durch Freizeit kompensiert und nicht, wie du hier suggerierst, dem Arbeitgeber geschenkt wird. Dies ist allenfalls in der kleinen Gruppe der hochqualifizierten Mitarbeiter der Fall, ein Umstand, auf den Werner und ich bereits hinwiesen.
Zitat 2005 haben 51% der Arbeitnehmer unbezahlte Überstunden geleistet, im Schnitt 1,6 Stunden pro Woche.
Wow eins Komma sechs Stunden, davon ist bestimmt die Hälfte vor Überlastung tot umgefallen.
Zitat Den höchsten Anteil haben Manager und Wissenschaftler(!).
Das ist natürlich eine übergroße signifikante Gruppe im Land. Davon abgesehen schuften Manager für Bonus und Karriere, Wissenschaftler ebenfalls für Karriere oder Durchbruch in ihrer Forschung. Dass du gerade mit erstauntem Ausrufezeichen diese Berufe benennst, finde ich drollig. Das sind gerade die, die mit den besten Aussichten und mit dem wenigsten Idealismus mehr arbeiten.
Es geht doch weniger um Überstunden, als um Mindestlohn. Oder? Also um die Aufstockereien durch Hartz IV zu beenden und Armut durch Arbeit zu minimieren.