Ein aktuelles Urteil des europäischen Gerichtshofs wird die Fußballwelt durchrütteln und Millionen von Menschen betreffen:
Zitat "Der Europäische Gerichtshof (EuGH) hat entschieden, dass zum Empfang von Übertragungen im Bezahlfernsehen ausländische Decoderkarten nicht verboten werden dürfen. Laut Gericht verstoßen Exklusivitätsrechte gegen EU-Recht: Sie würden den europäischen Binnenmarkt illegal in nationale Märkte trennen."
Damit ist die beklagte öffentliche Vorführung von englischem Fußball über einen griechischen Pay-TV-Sender in England rechtens. Bundesliga-Pay-TV könnte in Zukunft also wesentlich billiger für uns werden.
Das Urteil enthält allerdings noch eine weitere Entscheidung:
Zitat "Das höchste EU-Gericht entschied zudem, dass einzelne Teile einer Übertragung wie beispielsweise die Hymne der Premier League geschützte Werke seien. Fußballspiele selbst seien hingegen keine geschützte Werke."
Bedeutet das, dass Bundesliga-Ausschnitte in Internetübertragungen der Tagesschau demnächst gezeigt werden dürfen, da sie nicht geschützt sind? Bisher fehlen diese Videosequenzen etwa im Livestream der Tagesschau. Stattdessen bekommt man den Hinweis, dass diese Beiträge aus rechtlichen Gründen nicht gesendet werden dürften.
Wenn Abendschau.de meint das Urteil verlange dass die Rechte in Europa neu verhandelt werden müssen so stimmt das natürlich nicht. Das wird allerdings eine Folge der bisherigen Preispolitik sein...
Ein Musikstück ist ja (fast) immer GEMA-pflichtig (hier in D, in anderen Ländern wird es genauso sein), daher ist es wohl weise wenn eine Hymne nicht mit übertragen wird weil dann zusätzliche Gebühren anfallen können. Wie aber schon gesagt ist ein Fußballspiel als solches kein geschütztes Ereignis. Natürlich hat der "Eigentümer" das Recht, seine Spiele entsprechend zu vermarkten - was sie ja auch tun.
M.E. sagt das Urteil nur aus dass User nicht davon abgehalten werden dürfen sich die Spiele auch auf anderem Wege zu beschaffen und zu evtl. deutlich niedrigeren Kosten anzuschauen; so wie in diesem Falle ja geschehen.
Unter dem Strich werden dann natürlich die Verträge neu verhandelt werden und, das erscheint mir sicher, es wird weniger Geld für die Vereine geben und die Fußballer werden ein klein wenig kleinere Brötchen backen müssen.. Was mich jetzt nicht gerade mit heller Empörung füllt.
Hat so etwas wie das berüchtigte "Bosman"-Urteil an sich...
Schönen Tag WRL
"Glückliche Sklaven sind die größten Feinde der Freiheit!" Marie von Ebner-Eschenbach “Politiker sind wie Windeln. Man muss sie oft wechseln und das aus denselben Gründen.” (Mark Twain)
Das hört sich im ersten Moment schön an, die EU als Kämpfer für den Binnenmarkt.
Auf der anderen Seite: Ein griechischer Pay-TV-Anbieter vermarktet die Britische Premier League doch logischerweise zu anderen Preisen als Sky in Großbritannien. Die Kaufkraft der Griechen ist kleiner und sicher ebenso das Interesse an britischem Fußball.
Ich sehe keinen Grund, warum die EU hier Einheitspreise vorschreiben kann. Wo soll das hinführen? Muss dann ein Hotelzimmer in der Münchner City dasselbe kosten wie in einem Dorf in der Niederlausitz?
Ich ahne zu wissen, wo das im konkreten Fall hinführt: Nicht die Vereine bekommen weniger Lizenzgelder. Sie werden einfach solche Nischenverträge mit ausländischen Anbietern nicht mehr abschließen. Der Leidtragende wird der griechische Briten-Fußballfan sein, bei dem der Bildschirm dunkel bleibt.
Ich fände es begrüßenswert, wenn nicht jeder Fußballer, der halbwegs geradeaus laufen kann, nicht mehrere Millionen Euro im Jahr verdienen würde. Wenn der nur 5000,- im Monat bekäme, würde er seine Fußballschuhe bestimmt auch nicht an den Nagel hängen.
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„Manchen Völkern genügt eine Katastrophe, sie zur Besinnung zu bringen. Deutschen, so scheint es, bedarf es des Untergangs.” --Arthur Moeller van den Bruck
„Wenn man so darüber nachdenkt ist es eigentlich erschreckend, wie wenig Politiker aufgeknüpft werden.” --G. K. Chesterton
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Steffen: Soweit ich das Urteil verstanden habe, ist es schlicht das Ende der nationalen Vermarktung. Es gibt dann keinen griechischen Sender mehr, der die Rechte für Griechenland kauft und das in England zeigen darf.
Vielmehr müssen die Rechte in Zukunft europaweit vergeben werden.
Die Folgen dieser Änderung werden hier besprochen; für die Bundesliga könnte das sogar von Vorteil sein, die Engländer werden dafür bluten müssen.
Ich hab' zwar noch nichts dazu gesagt, aber wenn Du mich schon aufforderst ;-)
Zitat Soweit ich das Urteil verstanden habe, ist es schlicht das Ende der nationalen Vermarktung. Es gibt dann keinen griechischen Sender mehr, der die Rechte für Griechenland kauft und das in England zeigen darf.
Vielmehr müssen die Rechte in Zukunft europaweit vergeben werden.
Das ist nicht zwangsläufig. Das Urteil sagt eigentlich nur, dass kein EU-Bürger daran gehindert werden darf, ein Abo in einem x-beliebigen EU-Land abzuschließen und dann, soweit der Empfang im eigenen Land technisch machbar ist, diesen auch zu nutzen.
Denkbar wäre, die Preise schlicht europaweit anzugleichen, also die Preise für die Rechte im Ausland entsprechend zu erhöhen. Oder die Ligen gründen europaweit TV-Sender, die die Übertragung organisieren.
Zitat Die Folgen dieser Änderung werden hier besprochen; für die Bundesliga könnte das sogar von Vorteil sein, die Engländer werden dafür bluten müssen.
Mal sehen. Vielleicht stellt sich jetzt ja heraus, dass die nicht in England weilenden Engländer bereit sind, viel höhere Preise für ihr Fußball-Abo zu bezahlen.
Viel dramatischer erscheint mir die Tatsache, dass ein Fußballspiel nicht dem Urheberrecht unterliegt. Aber das ist mehr so ein Gefühl, dass da noch was großes auf uns wartet.
Das Thema Re-Importe hatten wir schon früher. Aber weder im Auto- noch im Pharma-Markt sind duch die Zulassung von Re-Importen die Preisunterschiede im EU-Raum verschwunden. So wird es auch bei den TV-Abos für Fussball sein.
FW, (Steffen): Bei Fußballübertragungen müssen aber keine materiellen Waren transportiert werden. Man braucht nur eine Decoderkarte.
Dementsprechend werden die nationalen Hochpreis-Tarife (England) nicht mehr zu halten sein, da sie ja jetzt nicht mehr exklusiv sind, nicht sein dürfen. Ich erwarte durchaus eine Angleichung der Preise, da der jeweilige Markt jetzt eine geringere Rolle spielt. Ganz wegfallen werden die Unterschiede sicher nicht, zumindest solange der griechische Anbieter keine englischen Kommentatoren hat. Aber gerade Barbesitzer dürften scharenweise auf den billigsten Anbieter wechseln, denn die denken ökonomisch und zeigen den Fußball ohnehin meist ohne Ton.
Ob es bei der nationalen Aufspaltung bleibt, halte ich indes auch nicht für sicher, denn man kann ja jetzt keine Erstvermarktungsrechte für Deutschland mehr vergeben. Es gibt also in Zukunft nurnoch die Option "Rechte ja oder nein". Implizit können die Rechte dadurch nur noch europaweit vergeben werden - an wieviele Abnehmer dürfte letztlich eine Preisfrage sein.
Steffen: ►"Viel dramatischer erscheint mir die Tatsache, dass ein Fußballspiel nicht dem Urheberrecht unterliegt. Aber das ist mehr so ein Gefühl, dass da noch was großes auf uns wartet."◄
Das habe ich mir auch gedacht und war erstaunt, dass dieser Teil des Urteils bisher so wenig Beachtung gefunden hat. Daher ja auch meine Frage, ob die Tagesschau in Zukunft die Fußballausschnitte im Internet wird übertragen dürfen.
p. s. Nimm mir die Verwechslung nicht übel.
Spock: Mein an Steffen gerichteter Beitrag galt natürlich dir!