Natürlich sollte man die Möglichkeit nicht außer acht lassen, dass du einfach zu faul bist, selbst eine Google-Suche zu dem Thema anzustrengen.
FW: "Weil Spenden in den USA zum großen Teil steuerlich absetzbar seien, würden Reiche entscheiden, ob sie lieber spenden oder Steuern zahlen, sagte Krämer. "Die Spender treten an die Stelle des Staates. Das geht nicht. Das ist alles nur ein schlechter Transfer von der Staatsgewalt hin zum Milliardärsgusto.""
...sagt der überhauptnicht linke Hamburger Reeder und Multimillionär Peter Krämer.
Die Kritik ist nicht bloß irgendein Geschrei linker Pseudoexperten. Ich hoffe du lässt dich nicht auf DPschen Sarkasmus herab, um die Diskussion abzuwürgen.
Ng
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12.08.2010 15:32
#18 RE: The Giving Pledge - Milliardäre spenden die Hälfte ihres Vermögens
Ich wäre für einen Mix. Spendenpflicht. Man muss einen Betrag zahlen, darf sich aber aussuchen, wofür der verwendet wird. Die Klassiker der privaten Spenderei (Afrikakinder, Friedensbewegung, Wale, Autohass, Katzenschutz, Energie, etc.) werden mit den staatlichen Stellen (Entwicklungshilfe, Verkehr, Verteidigung/BW, Tierschutz, etc.) doch alle gut abgedeckt.
Zitat von LexxDP: Natürlich sollte man die Möglichkeit nicht außer acht lassen, dass du einfach zu faul bist, selbst eine Google-Suche zu dem Thema anzustrengen.
Nicht nur das, das ist sogar die naheliegenste Möglichkeit.
Irgendwie ist das wirklich eine seltsame Diskussion.
Mal meine 8 cts:
Zum Ersten: Spenden können in jedem Staat (den ich kenne) von der Steuer abgesetzt werden. Ist ja auch richtig so (persönliche Meinung). Sollte mein Schwiegervater mitlesen: "Von der Steuer absetzen" bedeutet, dass die Spende das persönliche Einkommen verringert und sich aus dieser Tatsache eine geringere Steuerlast ergibt, nicht, dass einem Vater Staat den gespendeten Betrag 1:1 wieder ersetzt.
Zum Zweiten: Parteispenden werden, unabhängig vom Einkommen, mit 50% bei der Steuer abgezogen. (Dies gilt m.W. nur in D., würde mich aber nicht wundern, wenn es anderweitig auch so wäre)
Zum Dritten (an Hamster): Willst Du jetzt ein "Bundesamt für Spendenlenkung und -Verteilung" installieren?
Zum Vierten: Eine Spende ist eine freiwillige Sache und weil dem so ist, soll m.E. der Spender selber entscheiden, welche Organisation sein Geld erhält. Wenn die Organisation einige Grundbedingungen nicht erfüllt darf sie i.d.R. keine Spendenquittung ausstellen; dann kann man die Spende nicht von der Steuer absetzen (ich werde wohl künftig eher sagen: "..bei dem zu versteuerten Einkommen angerechnet bekommen") - es sei denn, bei der unseriösen Organisation handelt es sich um eine politische Partei.
Zum Fünften: Ich persönlich bin der Meinung, dass der Einzelne im Allgemeinen mit Geld besser umgehen kann als Vater Staat, daher ist der direkte Weg auch meist der Bessere.
Zum Sechsten: Im Bereich der Betreuung Behinderter, bei dem ich glaube, etwas Einblick zu haben, stellen die Leistungen des Staates eine Grundversorgung dar, wenn man etwas mehr bieten will, ist man auf Spenden angewiesen.
Zum Siebten: Einen regelrechten "Spendenboom" gibt es in D immer bei großen Naturkatastrophen; meist sind die weit weg (was ein Glück!). Manchmal beschleicht mich der Eindruck, dass "wir" es mehr mit der Fernstenliebe und weniger mit der Nächstenliebe halten.
Zum Achten: Wenn der Spitzensteuersatz erhöht wird werden damit - Etatlöcher gestopft - neue Ausgaben kreiert - aber sicher keine Effekte angestrebt, die im Allgemeinen mit Spenden erreicht werden.
Sollte der Eindruck entstanden sein, dass ich gegen das Steuernzahlen bin - der ist falsch! Ich bin aber der Meinung, dass der Staat nicht alles tun soll und es auch garnicht tun kann.
Schönen Abend WRL
"Glückliche Sklaven sind die größten Feinde der Freiheit!" Marie von Ebner-Eschenbach “Politiker sind wie Windeln. Man muss sie oft wechseln und das aus denselben Gründen.” (Mark Twain)
Gast
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12.08.2010 19:08
#21 RE: The Giving Pledge - Milliardäre spenden die Hälfte ihres Vermögens
Zum Siebten: Einen regelrechten "Spendenboom" gibt es in D immer bei großen Naturkatastrophen; meist sind die weit weg (was ein Glück!). Manchmal beschleicht mich der Eindruck, dass "wir" es mehr mit der Fernstenliebe und weniger mit der Nächstenliebe halten.
Man sollte bei sich selbst anfangen. Wer sich selbst nicht liebt, kann auch kein Mitgefühl für Andere empfinden.
Ich spende nur nah und direkt, d.h., in meiner Stadt. Die "Vorteile" liegen auf der Hand. Ich sehe, wer was kriegt und wie das Ganze sich weiter entwickelt. Ich bekomme direkten Kontakt, jedenfalls meistens, mit den Empfängern meiner Hilfe. Das heißt, ich treffe die Empfänger immer wieder im Alltag. So macht Spenden Spaß. Für alle.
WRL: Mir scheint, deine Argumentation geht ein wenig am Thema vorbei.
1. richtig. Dagegen spricht ja auch nichts.
4. richtig. Das zweifelt auch keiner an.
Es geht hier nur nicht um die prinzipielle Möglichkeit, Spenden abzusetzen, oder sich den Empfänger selbst auszusuchen. Die Diskussion dreht sich eher darum, ob dieses Modell großer Spendensummen die bessere Alternative ist, oder doch höhere Steuern. Wenn in den USA 400 Mrd. $ gespendet werden, dann kann das 150 Mrd. $ entgangene Steuereinnahmen für den Staat bedeuten.
Wohin die 400 Mrd. $ fließen liegt dabei im Gusto einiger weniger Privatpersonen. Die 150 Mrd. $ würde der Staat dagegen nach gesamtgesellschaftlichen Gesichtspunkten verteilen (idealerweise ohne Lobbyeinfluss...). Das kann am Ende bedeuten, dass die Städte top ausgestattete Bibliotheken bekommen, bei den öffentlichen Schulen allerdings weiter gespart werden muss und sich die Qualität der Bildung verschlechtert (die in den USA ja ohnehin nicht so prall ist). Gut, das ist natürlich ein worst-case-Szenario. Aber die Gefahr, dass Leuchtturm-Projekte oder kleine Teilbereiche der gemeinnützigen Arbeit übermäßig bedacht werden, während in der Fläche verstärkter Mangel herrscht, besteht durchaus.
Übrigens wird auch in Deutschland viel gespendet. Nur wird das nicht an die große Glocke gehängt.
"Ich persönlich bin der Meinung, dass der Einzelne im Allgemeinen mit Geld besser umgehen kann als Vater Staat, daher ist der direkte Weg auch meist der Bessere."
Im Prinzip ist das richtig, setzt aber voraus, dass die Ziele die gleichen sind.
Der Einzelne, der ja auch einen Effekt davon haben möchte, wird das Geld eher für spektakuläre Dinge ausgeben. Der Staat würde es möglicherweise für unspektakuläre aber wirksamere Dinge ausgeben.
Nur als Beispiel.
Wobei die USA ja eher ein Extremfal darstellen. Wenn man der NY Times glauben darf, wurden dort massiv Steuern gesenkt während Schulen, Strassen, Sicherheit und Bildung verlotterten. Und jetzt spenden die Leute, die an den gesparten Steuern reich geworden sind dieses Geld in die Projekte, die ihnen passen. Womit dem Durchschnittsbürger aber nicht geholfen ist.
Zitat von Kater"Ich persönlich bin der Meinung, dass der Einzelne im Allgemeinen mit Geld besser umgehen kann als Vater Staat, daher ist der direkte Weg auch meist der Bessere." Im Prinzip ist das richtig, setzt aber voraus, dass die Ziele die gleichen sind.
Der Staat verfolgt ja auch nicht nur ein Ziel. Dank regelmäßiger Regierungswechsel verfolgt er sogar öfter mal grundsätzlich entgegengesetzte Ziele. Zumindest aber konkurrierende Ziele. Die Idee, der Staat könnte Ziele besser erreichen ist die Idee der Zentralverwaltungswirtschaft.
Zitat Der Einzelne, der ja auch einen Effekt davon haben möchte, wird das Geld eher für spektakuläre Dinge ausgeben. Der Staat würde es möglicherweise für unspektakuläre aber wirksamere Dinge ausgeben.
Aus Erfahrung mit dem Staat würde ich sagen, dass der Staat nur dann Geld für wirksame Dinge ausgibt, wenn diese besonders wirksam die Freiheit des Einzelnen einschränken. Oder alternativ die Volkswirtschaft möglichst wirksam schädigen. Darin ist der Staat ganz große Klasse.
Ansonsten folgt der Staat der altbewährten Regel: "If it moves, tax it. If it keeps moving, regulate it. If it stops moving, subsidize it." Ist glaube ich von Ronald Reagan.
"Der Staat verfolgt ja auch nicht nur ein Ziel. Dank regelmäßiger Regierungswechsel verfolgt er sogar öfter mal grundsätzlich entgegengesetzte Ziele. Zumindest aber konkurrierende Ziele."
Tja, so kann das sein in einer Demokratie.
"Die Idee, der Staat könnte Ziele besser erreichen ist die Idee der Zentralverwaltungswirtschaft." Ja, sicher.
Zitat von Kater Der Staat würde es möglicherweise für unspektakuläre aber wirksamere Dinge ausgeben.
Der Witz des Tages. Der Staat ist ja nun der Geldverplemperer aus dem Bilderbuch und dies tut er via parteigeführte Regierungen, deren einzige Aufgabe es ist, so spektakulär wie möglich zu agieren, damit möglichst viel davon beim Wähler ankommt. Wirksamkeit oder Understatement sind so ziemlich das absolute Gegenteil dessen was der Staat will.
Vielleicht sollte man das mal etwas quantifizieren. Wieviele Milliarden sollen da in den nächsten zehn Jahren gespendet werden und wie hoch sind dazu im Vergleich Steueraufkommen und BIP in den USA im selben Zeitraum?
Ich habe die Zahlen nicht, könnte mir aber vorstellen, dass sie das Szenario vom Staat im Staat relativieren. Eine Einflussnahme der Milliardäre auf Politik und Gesellschaft dürfte auf anderem Wege viel effizienter möglich sein als durch Spendenunterstützung.
Wieder das alte Spiel. Schön erklären, was der Staat nicht kann. Die Frage ist aber, ob es ein Milliardär besser kann.
Mal ein Beispiel: Ein Teil des Geldes wird zur Unterstützung von Initiativen gegen die Homoehe ausgegeben. Der gleiche edle Spender spendet denn auch kraftig für Initiativen gegen Schwangerschaftsabbrüche.
"Eine Einflussnahme der Milliardäre auf Politik und Gesellschaft dürfte auf anderem Wege viel effizienter möglich sein als durch Spendenunterstützung." Das ist allerdings wahr. Wie man aber beim obigen Beispiel sieht, kann man das auch kombinieren. Da sind die Privaten mit Sicherheit effizienter.
Die Einflussnahme der Gesamtheit der Milliardäre (und Multimillionäre) auf Politik und Gesellschaft dürfte auf anderem Wege viel effizienter möglich sein, als durch Spendenunterstützung.
Die Einflussnahme eines einzelnen Milliardärs könnte dagegen durch eine Großspende effizienter sein.
Letztlich zeigt katers Beispiel genau die Gefahr, die dahinter steckt. Sicherlich ist der Staat kein Vorzeigeunternehmer, der mit seinem Geld ideal haushaltet. Aber er beachtet zumindest gewisse Grundsätze - oder wird von den Gerichten entsprechend zurecht gewiesen. Diese Kontrolle hat man beim "Staat im Staat" nicht.
Das Sozialsystem und die Finanzierung öffentlicher Schulen sind übrigens Musterbeispiele für wirksame und unspektakuläre Ausgaben des Staates. Polemisch und unkonkret auf Verschwendung und Missetaten rumzuhacken ist für diese Diskussion viel zu undifferenziert.
The Secret Son Of Europe
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Gast
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13.08.2010 13:16
#30 RE: The Giving Pledge - Milliardäre spenden die Hälfte ihres Vermögens
Zitat Eine Einflussnahme der Milliardäre auf Politik und Gesellschaft dürfte auf anderem Wege viel effizienter möglich sein als durch Spendenunterstützung.
Beliebt sind Think Tanks wie bspw. die Bertelsmann-Stiftung, die die Grundlagen der Hartz-IV-Gesetzgebung ausgeheckt hat. Jetzt geht es darum, Gemeindeverwaltungen zu privatisieren. Hilfreich dabei: die von der Politik bewusst herbeigeführte Unterfinanzierung der Gemeinden.