Die Griechen müssen. Die Portugiesen und Spanier sehen sich gezwungen. Und auch Italien und Großbritannien wollen in Zukunft Sparkurse fahren.
In Deutschland wurde jetzt ein bisheriges Tabuthema aufgemacht, an vorderster Front von Roland Koch: Sparen bei der Bildung.
Ist das eine realistische Möglichkeit, an der Investition mit der größten Langzeit-Rendite zu sparen? Oder muss der Anteil am BIP, der für Bildung ausgegeben wird, in Deutschland sogar noch gesteigert werden? (Deutschland liegt 20% unter dem OECD-Durchschnitt)
Spasti-Asti
(
Gast
)
Beiträge:
25.05.2010 21:51
#2 RE: Der Ast auf dem man sitzt oder: Sparen bei der Bildung?
Für Bildung(!), also Schule, Uni aber auch Forschung, sollte man noch mehr ausgeben (z.B. Gebäude sanieren, Material und Personal anschaffen, Personal besser ausbilden, etc.). Ausserdem sollte man Bildung wieder mehr in die Elternhäuser bringen bzw. dafür die Voraussetzungen schaffen.
Für den Ganztags- und Fremdbetreuungsrotz sollte man den Hahn möglichst komplett zudrehen (es sollte mindestens jeder selbst dafür zahlen nach Bedürftigkeits- und Notwendigkeitsstaffelung, wenn man unbedingt Notfälle auffangen will).
Es gibt bei dem breiten Fach "Bildung" sicherlich eine Menge, die man ohne das Ziel "Bildung" zu gefährden einsparen kann. Ob man jetzt dieses gesparte Geld innerhalb des Bereichs "Bildung" umschichtet und somit die Qualität verbessert oder ohne Qualitätseinbussen nicht ausgibt, ist eine politische Entscheidung.
Ich halte aber das plakative "Nur nicht an der Bildung sparen" für unrealistisch.
Schönen Tag WRL
"Glückliche Sklaven sind die größten Feinde der Freiheit!" Marie von Ebner-Eschenbach “Politiker sind wie Windeln. Man muss sie oft wechseln und das aus denselben Gründen.” (Mark Twain)
WRL: Sicherlich kann man die Effizienz des Systems erhöhen. Betrachtet man den internationalen Wettbewerb, dann stehen bei anderen Ländern höhere Bildungsausgaben zu Buche und die haben meistens kein ineffizienteres System als wir.
Mit Effizienzsteigerungen würde lediglich einer von zwei Hemmschuhen abgelegt. Die niedrigere Finanzierung bliebe erhalten.
Immer wenn ein Fass aufgemacht wird auf dem so nette Etikette kleben wie "Bildung", "Gesundheit" oder "Kinder" ist das schon der Einstieg in die Phrase. Natürlich müssen wir in Bildung investieren. Das allein besagt doch überhaupt nichts. Das Fass Bildung ist ein Moloch, der wie ein Riesenapparat gefüttert werden kann mit Milliarden von Geldern, ohne dass dann nennenswerter roi herauskommt. Und selbstverständlich kann an diesem Riesenapparat gespart und dabei die Effizienz noch gesteigert werden. Ein Beispiel; Bildung wird zur Bundesangelegenheit. Statt 16 Bildungsministerien mit dazugehörigen Apparaten wird die Bildung zentral gesteuert. Die Kinder haben ein einheitliches Schulsystem, die Matura wird einheitlich gerstaltet und ist überall gleichviel wert. Die Einsparung geht in die Milliarden.
Um den Threadtext oben zu gebrauchen; man kann den Baum beschneiden und er wächst dadurch schneller und wird kräftiger.
Ich wollte dazu ähnliches schreiben: Unser Bildungssystem kann man wesentlich verbessern, ohne einen Cent mehr auszugeben. Die von DP angesprochene föderale Bildungsverantwortung wird man so schnell nicht aus dem GG bekommen. Zentral erarbeitete Lehrpläne, Schulbücher und Prüfungen wären dennoch möglich und hätten noch andere positive Effekte (bundesweit einheitliches System). Generell mehr Transparenz, Wettbewerb und echte Leistungsorientierung würde das Schul- und Hochschulsystem verbessern.
Es ist mittlerweile eine regelrechte Unart in Deutschland, dass Verbesserungen nach Ansicht von Politik (und anscheinend der gesteuerten Öffentlichkeit) nur durch das in die Hand nehmen von frischem Geld zu bewerkstelligen sind.
"Zentral erarbeitete Lehrpläne, Schulbücher und Prüfungen wären dennoch möglich und hätten noch andere positive Effekte (bundesweit einheitliches System). Generell mehr Transparenz, Wettbewerb und echte Leistungsorientierung würde das Schul- und Hochschulsystem verbessern."
Was denn nun ? Zentral erarbeitet oder Wettbewerb ? Das ganze Getue mit dem Föderalismus hat doch angeblich vor allem den Hintergrund des kreativen Wettbewerbs.
Wobei ich mich schon frage, wo das Geld, was da angeblich investiert wurde, geblieben ist. In der Schule/Kindergarten meiner Kinder jedenfalls nicht.
Zitat Was denn nun ? Zentral erarbeitet oder Wettbewerb ?
Der Wettbewerb soll sich um die beste Wissensvermittlung drehen und nicht die Definition der Inhalte in Lehrplänen und Schulbüchern. Durch Vergleichbarkeit, also festgelegte Inhalte, kann es überhaupt erst Wettbewerb geben.
Zitat Wobei ich mich schon frage, wo das Geld, was da angeblich investiert wurde, geblieben ist. In der Schule/Kindergarten meiner Kinder jedenfalls nicht.
Immer wenn ich die seltene Gelegenheit habe, mal ein bundesdeutsches Schul- oder anderes Lehrgebäude zu betreten, frage ich mich das auch. Es sieht teilweise wirklich gruselig aus, einiges schlimmer, als ich das noch aus der DDR in Erinnerung habe.
Spock: ►"Immer wenn ich die seltene Gelegenheit habe, mal ein bundesdeutsches Schul- oder anderes Lehrgebäude zu betreten, frage ich mich das auch. Es sieht teilweise wirklich gruselig aus, einiges schlimmer, als ich das noch aus der DDR in Erinnerung habe."◄
Und genau deswegen würde ich auch bei einer verbesserten Effizienz KEINEN EINZIGEN Cent bei der Bildung sparen. Es liegt einfach zuviel im Argen, das man mit dem gewonnenen Geld verbessern müsste, bevor man spart.
Zitat Und genau deswegen würde ich auch bei einer verbesserten Effizienz KEINEN EINZIGEN Cent bei der Bildung sparen. Es liegt einfach zuviel im Argen, das man mit dem gewonnenen Geld verbessern müsste, bevor man spart.
Du kannst das durch Effizenz gesparte Geld doch auch in Ausstattung und Gebäude investieren.
Zitat Der Anstoß für dieses Thema ist allerdings Kochs Forderung, bei der Bildung zu sparen, also Geld aus dem System herauszuziehen.
Das stimmt so eben nicht. Koch forderte, das gerade neu beschlossene *zusätzliche* Bildungs-Milliardenprogramm zu kappen, nicht an bereits bestehenden Ausgaben zu sparen.
Da stehen die ganzen Summen drin, die zusätzlich ausgegeben werden sollen. Von 2011 bis 2013 sind das nach dieser Quelle 2,5 Mrd. Auf die hat sich Koch meines Wissens in einem Interview bezogen.