Der Wahlkampf der FDP war fast perfekt. Pünktlich zur Wahl hatte die Partei den Höhepunkt ihrer Zustimmung mit 15% - Westerwelles 18%-Ziel war in greifbarer Nähe.
Aber auf dieses Hoch, gespeist durch Parteienkritik und Wahlversprechen folgte ein beispielloser Absturz in der Wählergunst, bedingt durch die danach real betriebene Politik. Heute, acht Monate später hat die Partei sage und schreibe 80% der Zustimmung verloren und liegt bei 3(!) Prozent, käme nichtmal in den Bundestag, nachdem sie schon bei der NRW-Wahl ein Debakel erlebt hat.
Schon mehren sich kritische Stimmen, wie die von Gerhardt. Geht die Ära Westerwelle damit zuende? Muss jemand anderes gehen? Oder wird lediglich die Politik geändert?
Welche Politik? Die Gelben konnten schon immer viel versprechen, sich dann aber mindestens damit rausreden, der Koalitionspartner ließe ihre tolle Politik leider nicht zu. Geändert haben sich bei denen nur die Namen der Personen, die die Brosamenpöstchen besetzen und die Richtung, in die sie ihr Fähnchen hängen ;)
Ausserdem sind das nur Umfragen, wo der enttäuschte Gelbwähler seinen Frust ablassen kann - spätestens bei einer Wahl finden sich meistens wieder genug BWL-Abbrecher und andere Gläubige, die ihr Kreuzchen bei denen machen, beten und hoffen ;)
Da wird nichts passieren. Personal tauscht man nur aus weil man Angst hat die nächste Wahl zu vergeigen. Wahlen stehen aber nicht mehr an, deshalb stellt sich die Frage nicht. Und Umfragen, zumal die nach der sog. politischen Stimmung, sind in wahllosen Zeiten so relevant wie umgekippte Reissäcke in China.
Nein, die Wahlen sind nun zuende und damit der politische Imagespielplatz. Jetzt geht es darum langfristige Visionen zu entwickeln und umzusetzen. Dazu kann die FDP nicht ihr neues Personal wieder abfackeln, die müssen jetzt erstmal zeigen was sie drauf haben. Das nächste Politbarometer ist dann März 2011 mit drei LTW (Rheinland Pfalz, Sachsen Anhalt, Baden Württemberg). Stehen wir dann immer noch bei 5-6% dann können Köpfe rollen. Ob es bereits der von Westerwelle ist wird sich danach richten, ob eine Alternative bis dahin aufgebaut ist.
DP: Das hieße dann aber, dass man zumindest einen möglichen Nachfolger Westerwelles aufbaut. Ergo wäre die Umfrage nach der politischen Stimmung nicht so interessant wie der Sack Reis in China, sondern hätte durchaus Relevanz.
Ich denke das passiert ohnehin. Gerhard, der von Westerwelle in die Wüste geschickt wurde, stänkert ja seit Jahren gegen den Vorsitzenden. Da gibt es sicher auch noch andere Kreise, die da fleissig am säbeln sind. Dazu kommt die Eitelkeit der potenziellen Nachfolger, die sich gegen den Rest der Meute durchsetzen will. Aber wie gesagt, da stehen wir ganz am Beginn eines Prozesses, der jetzt noch mindestens bis Ende März 2011 läuft, sicher aber wohl bis zur nächsten BTW 2014. Bis dahin muss die Alternative klar sein und sich das jetzige Management der Partei beweisen.
Im Gegensatz zum gegenwärtigen Mainstream habe ich da übrigens wenig Bedenken für die Liberalen. Im Gegenteil, ihre Aussichten sind gut; sie decken alles Bürgerliche rechts von der Mitte ab, ein riesiges Reservoir. Dazu kommen die bürgerlichen Stimmen, die momentan bei der linksgrünen Alternative geparkt sind. Um diese beiden zu erreichen braucht es aber etwas mehr als steuerpolitische Sturheit und Klientelpolitik.
Westerwelli ist spätestestens im Jänner 2011 weg vom Fenster. Konservative mögen keine hysterisierten Tucken. Er hat ein schlechteres Image als Gysi und das will was heißen. Unter ihm ist die Partei zum Gegenstück zur Linkspartei verkommen. Null Inhalte, aber Rumgekreische und Rumgefuchtel. Brüderle hätte Weinbauminister oder Weinkönig in Rheindingsbums bleiben sollen. Der General ist die Zukunft.
DP: ►"habe ich da übrigens wenig Bedenken für die Liberalen. Im Gegenteil"◄
Ja, der Wähler vergisst leider sehr schnell.... Allerdings gibt es Ausnahmen. Schröders Hartz-Gesetze hängen der SPD noch heute nach. Vielleicht bleibt die Klientelpolitik der FDP ebenso bei den Wählern haften. Viele Stammwähler scheint sie jedenfalls nicht zu haben.
Zitat von Lexx Schröders Hartz-Gesetze hängen der SPD noch heute nach.
Es gibt ja nichts besseres als eine Marke, sollen sie stolz drauf sein und damit werben. Der linke Proll Mob wählt schon lange nicht mehr SPD. Mit der Reform der Sozialgesetze kann die SPD jetzt auf Stimmenfang in der Mitte wildern. Mit Steinbrück als KK hätte die SPD vielleicht sogar die Chance der Union massiv Wähler zu stehlen. Da wäre sicher weit mehr zu erben als die vergebliche Mühe die 3 Ultralinken zurückzuholen.
Zitat Mit der Reform der Sozialgesetze kann die SPD jetzt auf Stimmenfang in der Mitte wildern.
Haha, dann müsste sich der Laden erstmal dazu bekennen, aber nicht nur die Linkspartei, sondern auch die gefühlte Hälfte der Sozen unter Führung von Nahles und Co. verleugnet ja Schröders Agenda.
Ich sehe so schnell keine in die Mitte gerückte SPD.
Zitat Schröders Hartz-Gesetze hängen der SPD noch heute nach.
Es gibt ja nichts besseres als eine Marke, sollen sie stolz drauf sein und damit werben. Mit der Reform der Sozialgesetze kann die SPD jetzt auf Stimmenfang in der Mitte wildern.
Haha, dann müsste sich der Laden erstmal dazu bekennen, aber nicht nur die Linkspartei, sondern auch die gefühlte Hälfte der Sozen unter Führung von Nahles und Co. verleugnet ja Schröders Agenda.
Der Hartzer Käse ist keine Reform, sondern ein Augen wischendes Desaster. Dazu würde sich nicht mal ein ultraneoliberaler Arsch bekennen.
Der Laden wurde umbenannt... ein zweifarbiges Logo wechselte millionenteuer seine zwei Farben... das Bürokratiemonster wurde aufgebläht... die kohlschen Statistiktricksereien wurden verschrödert, um noch mehr Arbeitslose verstecken zu können... "Bildungs"maßnahmenanbieter - einschließlich der heuchelnden Gewerkschaftsindustrie - verdienen sich noch dickere Nasen an den zwangsrekrutierten "Kunden"... usw.
Das war keine Reform - das war einfach nur Scheiße!
Zitat Der Laden wurde umbenannt... ein zweifarbiges Logo wechselte millionenteuer seine zwei Farben... das Bürokratiemonster wurde aufgebläht... die kohlschen Statistiktricksereien wurden verschrödert, um noch mehr Arbeitslose verstecken zu können... "Bildungs"maßnahmenanbieter - einschließlich der heuchelnden Gewerkschaftsindustrie - verdienen sich noch dickere Nasen an den zwangsrekrutierten "Kunden"... usw.
Da mag ja was dran sein, aber das sind ausgerechnet nicht die Dinge, die SPD-Linke und Linkspartei an den Hartz-Gesetzen kritisieren.
Es gibt einen neuen Deutschlandtrend mit die FDP betreffenden doch recht interessanten Ergebnissen.
- Mit Röslers und Westerwelles Arbeit sind nur 31 bzw. 24% der Deutschen zufrieden. - Eine überwältigende Mehrheit der Deutschen (58% wünscht sich die GK zurück, nur 22% meinen, schwarz-gelb sollte fortgesetzt werden. Für letzteres gibt es einzig bei den FDP-Anhängern eine Mehrheit (liegt auf der Hand). - Drei Viertel der FDP-Anhänger sagen, die FDP habe monatelang nicht zu finanzierende Steuersenkungen gefordert. - Eine Mehrheit der FDP-Anhänger hält Steuererhöhungen für notwendig.
Lexx, das ist interessant, aber man sollte sich auch mal fragen, wo uns diese penetrante Stimmungsbild-Demokratie hinführen soll. Wir haben eine Regierung gewählt und die soll ihre Arbeit machen. Abgerechnet werden sollte zur nächsten Wahl. Problematisch ist da sicher das deutsche System, in dem alle Monate irgendwelche Wahlen anstehen. Das fördert u.U. das ständige Hinterfragen der aktuellen Meinung des Wählers.
Im Grunde sind diese Umfragen genauso blödsinnig wie die Mitte der 90er, als rauskam, dass x% im Westen und y% im Osten die Mauer wiederhaben wollten. Welchen praktischen Nährwert hat das?
In einer Zeit, in der es noch nicht diese Umfragenpenetranz gab, wurde meines Wissens keine schlechtere Politik gemacht als heute, vielleicht sogar eher bessere.