Wenige Tage vor ihrer Vereidigung zur niedersächsischen Sozialministerin gehen die Ansichten über Aygül Özkan vor allem in der eigenen Partei auseinsender. Die Deutsch-Türkin hatte sich am Wochenende für ein Verbot von allen religiösen Symbolen in Schulen ausgesprochen – sowohl von Schleiern als auch von Kruzifixen. Damit verärgerte sie viele in der Union.
Die Empörung mancher Unions-Politiker dauert noch an. Als "völlig indiskutabel" bezeichnete der bayerische Innenminister Joachim Herrmann den Vorstoß Özkans nach einem Kruzifix-Verbot an öffentlichen Schulen. "Ich erwarte den nötigen Respekt vor unserer christlichen Tradition", sagte Herrmann der Passauer Neuen Presse. Vom niedersächsischen Ministerpräsidenten Christian Wulff erwarte er, dass er Özkan "die Grundsätze von CDU und CSU" beibringe. In Bayern halte die überwältigende Mehrheit Kreuze in Klassenzimmern für richtig.
Ich fand es ja total geil. Kurz vor der NRW Wahl noch mal die Offenheit der Christsozialen präsentieren um in NRW die ganzen Immigranten rüberzuziehen und dann dieser Reinfall.
Da kann sich die SPD ja richtig herzlich für bedanken.
Kommt drauf an was schwerer wiegt; die Migranten PR Initiative der Union oder deren Torpedierung durch die CSU. Frau Aygül Özkan ist schon ein Coup mit dem man langfristig punkten kann. Und wenn es ganz gut läuft können sich beide, CDU und CSU an und mit ihr profilieren.
Dass die SPD nennenswert im Migrantenpool fischen kann glaube ich nicht (Umfragen oder Erhebungen würden mich mal interessieren). Der Anteil Wähler ist ohnehin sehr gering. Von denen wählen viele Konservative CDU, der Rest, also die übergrosse Masse, Grün. Kommt es zu schwarz-grün werden die sich alle gut aufgehoben fühlen.
Zitat Die Deutsch-Türkin hatte sich am Wochenende für ein Verbot von allen religiösen Symbolen in Schulen ausgesprochen – sowohl von Schleiern als auch von Kruzifixen.
Ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Trennung von Staat und Religion.
Zitat Damit verärgerte sie viele in der Union.
Wenn die Verärgerten und Empörten scharf auf einen Gottesstaat sind, sollen sie halt auswandern nach Persien, Israel, Afghanistan & Co! Ich will hier sowas jedenfalls nicht!
Ganz formal stimmt das ja schon mit der Trennung von Kirche und Staat. Als angehende Ministerin sollte man aber die Traditionen und Befindlichkeiten in Deutschland schon kennen und dieses Thema nicht so instinktlos angehen.
Zitat von SpockAls angehende Ministerin sollte man aber die Traditionen und Befindlichkeiten in Deutschland schon kennen und dieses Thema nicht so instinktlos angehen.
Und genau auf die Nicht-Kenntnis von Traditionen und Befindlichkeiten beruft sich die Frau ja auch in ihrem lächerlichen Entschuldigungsversuch.
Für mich hat die Frau ein Glaubwürdigkeitsproblem. Die Frage stellt sich, warum eine türkischstämmige Frau und bekennende Mohammedanerin ausgerechnet in die Christlich Demokratische Union eintritt? - Die Antwort könnte lauten, daß sie - von Ausnahmen, die zum Beispiel den Komplex der Religion betreffen, abgesehen - in dieser Partei ihre politischen Ideen am ehesten verwirklicht sieht, beziehungsweise an deren Verwirklichung mitwirken kann. So weit, so gut. Dann erwarte ich allerdings, daß sie sich zum einen mit den Grundlagen dieser Partei in toto vertraut gemacht hat und zum anderen zu den Artikeln aus dem Grundsatzprogramm der Partei, die ihrem persönlichen Standpunkt zwangsläufig zuwiderlaufen müssen, den Mund hält und nicht ausgerechnet dazu anfängt, herumzustänkern. Für mich hat diese Person mit ihrem saublöden Geschwätz jegliche Glaubwürdigkeit verloren; ich halte sie als Parteimitglied der CDU und schon sowieso als Ministerin einer CDU-geführten Landesregierung schlicht für untragbar.
Den Gipfel der Unverschämtheit hat allerdings ihr zukünftiger Chef erreicht, wenn er die ganze Angelegenheit als ein "Mißverständnis" abtun will. Für wie bescheuert hält dieser Wulff die Leute eigentlich, daß er ihnen allen Ernstes solch einen gequirlten Scheißdreck anzudrehen versucht. Der hat sie doch nicht alle, der Typ!
"Dann erwarte ich allerdings, daß sie sich zum einen mit den Grundlagen dieser Partei in toto vertraut gemacht hat und zum anderen zu den Artikeln aus dem Grundsatzprogramm der Partei, die ihrem persönlichen Standpunkt zwangsläufig zuwiderlaufen müssen, den Mund hält und nicht ausgerechnet dazu anfängt, herumzustänkern."
Welche Artikel meinst Du jetzt genau ?
Ich habe mir jetzt die Kurzfassung der CDU Programms durchgelesenund in der Langfassung nach "Kruzifix" gesucht, aber von Kruzifixen in Schulen steht da nix. Stattdessen stehen da Sätze wie: "Die CDU ist für jeden offen, der Würde, Freiheit und Gleichheit aller Menschen anerkennt und die hieraus folgenden Grundüberzeugungen unserer Politik bejaht."
Wahrscheinlich hat Sie diesen Teil gelesen und geglaubt, dass den irgendwer in der CDU teilt.
Ok, dass sie das geglaubt hat, qualifiziert sie auch nicht gerade für einen Ministerposten.
Das ist dann wahrscheinlich das, was mit "Traditionen" gemeint ist. Zu wissen, was hinter dem Begriff "Christlich" und "weltoffen" in der CDU wirklich steht.
Als jemand, der in verschiedenen Regionen Niedersachsens aufgewachsen ist, habe ich mich allerdings über die Heftigkeit der Reaktionen gewundert. Kruzifixe habe ich nie in den Schulen erlebt, auch diese Extremreligiosität, wie ich sie gerade in NRW erlebe, ist mir aus Niedersachen komplett unbekannt. Ich kann mir diese Reaktionen nur mit einer gewissen Dünnhäutigkeit nach den ganzen Skandalen der letzten Monate erklären.
Zitat von KaterIch kann mir diese Reaktionen nur mit einer gewissen Dünnhäutigkeit nach den ganzen Skandalen der letzten Monate erklären. Gruss Kater
Ich verstehe den Aufschrei eher als Aufbäumen der rheinisch Katholiken und traditionellen Konservativen, deren Union Stück für Stück weiter modernisiert und liberalisiert wird. Für sie ist Merkel sowas wie Honeckers letzte Rache.
Zitat Nur weil man eine über Jahrhunderte gewachsene Tradition hat muss man ja nun nicht in einem Gottesstaat leben.
Es ging dabei nicht um die ollen Kamellen der letzten Jahrhunderte, sondern um die gegenwärtigen Reaktionen auf einen Vorschlag, der einen Schritt zur Trennung von Religion und Staat darstellt, wie sie in einem heutigen, modernen Rechtsstaat realisiert sein sollte.
Diese Reaktionen sind tw. so hysterisch und extrem, dass die Reagierenden doch bitteschön ihr Heil in einem Gottesstaat suchen sollen, wenn sie den wollen - aber dann gefälligst ausserhalb der bundesdeutschen Grenzen!
In Bayern ist es bereits Vorschrift, dass Kruzifixe abgehängt werden müssen, wenn es ernsthafte Beschwerden dagegen gibt. Entweder werden die Beschwerden bisher nicht ernst genommen, oder es scheint außerhalb der Politik niemanden wirklich zu stören, dass dort Kreuze hängen.
Mir kam auch schon der eigentlich sehr naheliegende Gedanke, warum man nicht die Betroffenen, also die Schüler in der Klasse, selber entscheiden lässt, ob sie das Kruzifix haben wollen oder nicht. Es mag ja in Bayern oder auch NRW Klassen mit hohem Anteil an katholischen Schülern geben, die damit gar kein Problem haben. Warum muss man alles regeln und verbieten?
Eine Trennung von Kirche und Staat ist in Deutschland ohnehin illusorisch, solange z.B. die Kirchensteuer durch den Fiskus beigetrieben und in den Schulen Religionsunterricht erteilt wird.
"oder es scheint außerhalb der Politik niemanden wirklich zu stören, dass dort Kreuze hängen."
Es gehört schon viel Mut dazu, dass zu verlangen. Gar nicht mal, weil die Mehrheit der anderen Eltern dafür wären, sondern weil eine militante christliche Minderheit dann dafür sorgt, dass man das nicht wieder macht. Da wird dann z. B. das Geschwisterkind nicht mehr zum einzigen Kindergarten zugelassen, die Baugenehmigung für den Anbau bleibt liegen oder ähnliches. Diese selbsternannten Christen und Weltverbesserer setzen sich ja in allen möglichen Gremien und Ausschüssen fest.
Zitat von Kater...weil eine militante christliche Minderheit dann dafür sorgt, dass man das nicht wieder macht. Da wird dann z. B. das Geschwisterkind nicht mehr zum einzigen Kindergarten zugelassen, die Baugenehmigung für den Anbau bleibt liegen oder ähnliches. Diese selbsternannten Christen und Weltverbesserer setzen sich ja in allen möglichen Gremien und Ausschüssen fest. Gruss Kater
Och Gottchen, mir kommen ja die Tränen, wie sehr doch die Bevölkerung in Deutschland unter dem Joch der bösen, bösen Christenmenschen zu leiden hat.
Wissen Sie was, Kater, ich werde am Sonntag eine Messe für Sie lesen lassen, damit Sie Ihr schweres Los, unter dem Joch dieser christlichen (Un-)Menschen leben zu müssen, etwas leichter ertragen können.