Ach so, die CDU Mitglieder aus der DDR waren alles aufrechte Demokraten ?
Sorry, für mich sind das genauso Beteiligte an dem DDR Regime wie die SED Mitglieder. Von daher macht es auch keinen Unterschied, ob die einen oder die anderen an der Regierung sind. Jedenfalls nicht aus Sicht ihrer Vergangenheit.
Jau und unsere Bundeskanzlerin war FDJ-Sekretärin, also auch Beteiligte des Regimes.
Ich finde es immer witzig, wenn Leute da die Klappe aufreißen, die nicht da drin leben mussten. Sicher war es ehrenhaft, gegen das 'Regime' so konsequent einzutreten, dass man dafür in Bautzen landete. Dort konnte man aber am wenigsten verändern. Die Leute aus dem Westen, die sich über das Regime mokieren, hätten selbstverständlich alle diesen Weg gewählt, da bin ich mir sicher - auch du Kater. Opposition in der DDR funktionierte nunmal ganz anders als im besserwissenden Westen. Opposition gab es vor allem im Kleinen, auch in der SED, aber eher noch in den Blockparteien. Dort waren vor allem Intellektuelle, Selbständige, die eben nicht mit der SED-Linie einverstanden waren. Natürlich waren die offiziell an der kurzen Leine.
Wer in der DDR wirklich Karriere machen wollte, ging in die SED und nicht in eine Blockpartei. Das ist für mich ein belastbares Kriterium, wo das sog. Regime sich tatsächlich zu Hause wähnte.
das ist ja alles richtig. Und auch der Kater hätte sich dem wohl nicht entziehen können.
Nur wird das der PDS immer vorgeworfen, während man die Ost-CDU an der Stelle immer mit sehr viel Nachsicht behandelt.
Wenn man also akzeptiert, dass die Ost CDU-ler alle nur Oppositionelle waren, die im Kleinen was verbessern wollten, und jetzt durchaus koalitionsfähig sind, muss man vielen in der PDS das wohl auch zugestehen. Oder eben umgekehrt. Und wer wirklich Opposition machen wollte, wäre nach Deinen Ausführungen wohl doch in die SED eingetreten, um da wirklich was zu bewegen.
Wobei ich diese Geschichte mit den Millionen kleinen Widerstandkämpferchen, die nur mitgemacht haben, weil sie was ändern wollten, eh nicht glaube. (Ohne jetzt irgendwie ansatzweise andeuten zu wollen, dass das im Westen anders gelaufen wäre).
Letztlich mahce ich niemandem einen Vorwurf, der in der DDR unter den dortigen Verhältnissen so gehandelt hat, wie er das getan hat (mal von den Excessen abgesehen). Wenn das aber für die CDU Mitglieder gilt, muss das auch für die PDS Mitglieder gelten.
In Antwort auf:Wobei ich diese Geschichte mit den Millionen kleinen Widerstandkämpferchen, die nur mitgemacht haben, weil sie was ändern wollten, eh nicht glaube. (Ohne jetzt irgendwie ansatzweise andeuten zu wollen, dass das im Westen anders gelaufen wäre).
Brauchste auch nicht glauben, der Deutsche klüngelt nunmal gerne, egal in welchem System. Ich kenne genügend Leute, die gerne politisch mitgestalten wollten, sich aber nach Teilnahme an einigen Sitzungen ihrer FDP, CDU.... Ortsgruppe erstmal erschrocken abgewendet haben.
Was aber für mich bei der Ost-Linken bleibt, ist ein gefährlicher Hang zur Ostalgie, der nur durch unverarbeitete und konsequent verleugnete Vergangenheit erklärbar ist. Das mischt sich dann noch mit den teilweise fundamentalen versponnenen Positionen der West-Linken, die in ihrem warmen bürgerlichen Nest realen Sozialismus nie erleben mussten (Mirk lässt grüßen). Für mich ist das ein sehr sehr bedenklicher Cocktail und ich kann es keinem im Osten verübeln, mit denen NICHT zusammenarbeiten zu wollen. Eine Ost-CDU und Ost-FDP hat sich da doch sehr deutlich von den etwa ehemals vorhandenen Wurzeln des DDR-Regimes emanzipiert.
Die Ost-SPD hatte nach der Wende Zulauf von eher Linken und Arbeitern, die der SED den Rücken kehren wollten. Da sind auch sehr viele Ex-SEDler eingetreten, mehr noch als in CDU und FDP. Jetzt erfüllen sich die sozialen Verheißungen der Roten im Osten nicht, da kehrt man eben zum dunkelroten Original zurück. Die Bananen liegen täglich im Regal und die Busreise nach Paris ist abgehakt, das war's was der Westen für diese Leute zu bieten hatte.
Der wichtigste Verbündete des SED Regimes war ja übrigens das Westestablishment. Angefangen mit Brandt und dann grosszügig ausgebaut über Schmidt und Kohl wurde die DDR wirtschaftlich nur noch mit der Unterstützung des Westens über Wasser gehalten. Mit einer konsequenzen Blockadepolitik wäre die DDR zusammen mit den Polen 1980 pleite, schönen Dank noch SPD, dass ihr uns noch 10 weitere Jahre SED geschenkt habt. Gänge es nach denen, hätten wir sicher heute noch die DDR. Und im Gegensatz zu den Ostlern, egal ob Kirche, Blockpartei oder Parteilos, hatte der Westen ja die Wahl. Aber die konnten es ja gar nicht erwarten, Honecker die Kohle vorne und hinten reinzustecken.
Ein Kollaps der DDR auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges hätte sicher sehr unschöne Folgen gehabt. Insofern muss man für das Timing dankbar sein, dass der Kollaps mit Gorbatschow zusammenfiel.
Ich gehe sogar weiter und nenne die Politk der kleinen Schritte (Reiseerleichterungen gegen Kredite) seitens Brandt, etc genial. Jeder DDR-Bürger, der demoralisiert vom Verwandtenbesuch aus dem Westen zurückkam, war ein weiterer kleiner Sargnagel für die DDR.
Ich finde Spock hat hier zur DDR-Vergangenheit unserer Parteien den bisher mit Abstand differenziertesten Beitrag gebracht. Das als Klugscheißerei zu diffarmieren wäre ein unnötiger Schaden für das Diskussionsniveau. Ich begrüße jeden derartigen Beitrag!