Dieser Tage haben so einige Banken mit rekordverdächtigen Gewinnen überrascht - JP Morgan, Goldman Sachs und auch die deutsche Bank. Größter Gewinnbringer: Das Investmentbanking.
Jenes Investmentbanking, das für die größte Wirtschaftskrise in Friedenszeiten seit über 70 Jahren verantwortlich gemacht wird, verdient jetzt jede Menge Geld - vor allem mit Rohstoffhandel und Anleihen. Auch die Bonuszahlungen schießen wieder in die Höhe und es werden jede Menge Risiken eingegangen.
Hat die Bankenwelt wirklich nichts aus der Krise gelernt? Oder sagen sich die großen Spieler angesichts der ausgedünnten Konkurrenz gar "jetzt erst Recht"?
Man sollte sich nicht durch den schwammigen Begriff "Investmentbanking" den Blick vernebeln lassen. Da gibt es alles mögliche: Wertpapierhandel, Devisenhandel, Emissionen von Wertpapieren, ganz stinknormale wie auch die berüchtigten Verbriefungen von Immo-Schulden, Unternehmensübernahmen (M&A), Private Equity usw.
Wenn heute im Investmentbanking Geld verdient wird, dann heisst das noch lange nicht in den gleichen Sparten wie vor der Krise.
FW
Gast
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29.07.2009 17:58
#3 RE: Investmentbanker - nichts gelernt aus der Krise?
"Dies ist das Ergebnis einer vom New Yorker Generalstaatsanwalt Andrew Cuomo präsentierten Untersuchung. Unter anderem hätten Goldman Sachs, Morgan Stanley und J.P. Morgan Chase mehr Prämien an ihre Manager gezahlt, als sie Gewinn gemacht hätten." http://www.n24.de/news/newsitem_5286208.html
In Antwort auf:Doch, sie hat gelernt dass der Steuerzahler im Fall der Fälle für entstandene Verluste aufkommt.
Das ist zwar auf den ersten Blick eine Mirksche Plattitüde, aber gerade heute steht in FAZ online ein geradezu ernüchternder Artikel, durch welche Steuererhöhungen die Schuldenlast dieser Krise abgebaut werden kann.
Das können nach des Autors berechtigter Meinung ja nur Steuern sein, die auch richtig Geld in die Kasse spülen, also breit wirken, wie die Mehrwertsteuer z.B. Unterm Strich bleibt für mich tatsächlich, dass der kleine Mann überproportional für die Folgen der Krise zur Verantwortung gezogen wird, jedenfalls weit mehr, als er etwa durch eigene Zockerei mit Zertifikaten in seinem Sandkastendepot mitschuldig sein könnte.
Aber der Deutsche wird es wie immer mit Gelassenheit und seinen liebsten Kompensatoren Meckerei und Neid ertragen.
Gespannt bin ich mal, wie die Amis mit dem Problem umgehen. Hohe Steuern sind dort ja historisch nicht hoffähig. Im Moment sieht es ja danach aus, als würden sie eher ihre Währung ruinieren.
Das tu ich normalerweise auch - wenn ich Zeit und Motivation habe.
Was das Investmentbanking angeht, da hat FW vermutlich Recht, wobei auch jetzt noch fleißig neue Zertifikate aufgelegt werden...
Aber gerüchteweise bzw. nach ersten Meldungen sollen die Boni, neben den undurchsichtigen Zertifikaten als ein Verursacher der Krise ausgemacht, bereits jetzt schon wieder fleißig fließen. Das wäre dann wirklich schon reichlich ignorant - und ein weiterer Grund, bei der Sparkasse zu bleiben.
In Antwort auf:Das wäre dann wirklich schon reichlich ignorant - und ein weiterer Grund, bei der Sparkasse zu bleiben.
Ähm, du weißt aber schon, dass gerade die Sparkassen in Verruf sind, weil sie Rentnern Lehman-Zertifikate angedreht haben?
Aber es stimmt schon, dass der Kunde eine maßgebliche Rolle spielt. Wenn alle Anleger, große wie kleine, die sich letztes Jahr eine blutige Nase geholt haben, daraus lernen, sollten die Banker doch auf ihren wahnsinnigen Phantasieprodukten sitzenbleiben?
Spock: Ich meinte nicht deren Umgang mit Kunden, sondern deren Unternehmensphilosophie - von riskantem Investmentbanking und völlig überzogenen Boni bei Sparkassen habe ich jedenfalls noch nie was gehört. Das überlassen die (zwangsweise) den Landesbanken, aber das vermutlich in Zukunft auch nicht mehr.
Zitat von F-WMan sollte sich nicht durch den schwammigen Begriff "Investmentbanking" den Blick vernebeln lassen. Da gibt es alles mögliche: Wertpapierhandel, Devisenhandel, Emissionen von Wertpapieren, ganz stinknormale wie auch die berüchtigten Verbriefungen von Immo-Schulden, Unternehmensübernahmen (M&A), Private Equity usw. Wenn heute im Investmentbanking Geld verdient wird, dann heisst das noch lange nicht in den gleichen Sparten wie vor der Krise. FW
Wird denn im IB wieder echtes Geld verdient oder waren diese teils explodierenden Q Gewinnmeldungen lediglich buchalterischer Natur, sprich die auf Null gerateten Papiere haben sich in den Büchern erholt?
Zitat von DP Wird denn im IB wieder echtes Geld verdient oder waren diese teils explodierenden Q Gewinnmeldungen lediglich buchalterischer Natur, sprich die auf Null gerateten Papiere haben sich in den Büchern erholt?
So genau habe ich das nicht verfolgt. Wo die Amis (GS und JP Morgan) ihr Geld verdient haben weiss ich nicht. Bei der Deutschen Bank scheint es der traditionelle Wertpapierhandel, vor allem mit Anleihen gewesen zu sein. Jedenfalls nicht mit anrüchigen Geschäften wie den Junk-Hypotheken.
Eine Neubewertung der Schrott-Bonds kann es nicht gewesen sein, denn die Bad-Banks existieren noch gar nicht. In den Berichtszeiträumen waren die toxischen Papiere alle noch tief im Keller.
Wollte die westliche Welt nicht eigentlich den ausufernden Vergütungen der Investmentbanker und der damit einhergehenden Spekulationsgeilheit einen Riegel vorschieben?
Zumindest in den USA scheint das kläglich gescheitert zu sein: 140 Mrd. € betragen die Gehälter heuer an der Wall-Street - Rekord!
"140 Mrd. € betragen die Gehälter heuer an der Wall-Street"
Hallo Lexx,
das siehst Du doch gaaanz falsch - schließlich fällt doch der $ und damit ist so ein kleiner Zuschuß äh Bonus von einer Mrd doch nur noch 80 % wert!
Die Banker werden nur das lernen was ihnen die Politik aufgibt zu lernen. Gier ist doch ein so starker Trieb, da kann man doch garnicht dagegen an...
Außerdem, so etwas ähnliches haben die Banken doch schon angekündigt: Man muss hohe Boni zahlen dürfen, damit die selben Leute, die mit ihrer Gier die Krise hauptsächlich verursacht haben, weitermachen können und den Schaden wieder beheben können.
Es wird im großen und ganzen auch bei uns scheitern.
Trotzdem wünsche ich einen schönen Tag WRL
"Glückliche Sklaven sind die größten Feinde der Freiheit!" Marie von Ebner-Eschenbach “Politiker sind wie Windeln. Man muss sie oft wechseln und das aus denselben Gründen.” (Mark Twain)
In Antwort auf:Wollte die westliche Welt nicht eigentlich den ausufernden Vergütungen der Investmentbanker und der damit einhergehenden Spekulationsgeilheit einen Riegel vorschieben?
nein, wie kommst du darauf?
"Die einfachste surrealistische Tat besteht darin, mit Revolvern in den Fäusten auf die Straße zu gehen und blindlings, solange man kann, in die Menge zu schießen. Wer nicht einmal im Leben Lust gehabt hat, auf diese Weise mit dem derzeit bestehenden elenden Prinzip der Erniedrigung und Verdummung aufzuräumen - der gehört eindeutig selbst in diese Menge und hat den Wanst ständig in Schusshöhe." ~André Breton