FW:
Bei den ersten drei Abschnitten stimme ich dir voll zu.
Es sei aber angemerkt, dass durch die reine Käuferrolle sich der wirtschaftliche Nutzen für das Produktionsland verringert (siehe Antwort an DP), da dadurch idR kaum noch Kapital in da Land fließt. Mit Zahlungen an Milizen wird sich Chiquita natürlich auch nicht mehr unrühmlich hervortun und es verliert seinen lobbyistischen Einfluss im Land, das ist die andere Seite.
Ich dachte immer, Chiquita sei so böse. Warum sinkt dann auf einmal der wirtschaftliche Nutzen für das Land, wenn Chiquita seine Plantagen an einheimische Investoren abgibt?
Kapital fliesst nur einmal ab, nämlich bei der Überweisung des Kaufpreises an Chiquita. Das kann man als den Rückfluss des einst investierten Kapitals betrachten. Die Höhe des Kaufpreises dürfte sich allerings eher an den Gewinnerwartungen des neuen Eigentümers orientieren als an den alten Investitionen. Das ist natürlich viel Theorie. Wer weiss, ob mit dem Kauf der Plantagen nicht Drogengeld gewaschen wird? Dann ist die Kalkulation eine ganz andere.
Die Verkaufspreise für die Bananen sinken per se nicht (zumal du doch weiter vorne behauptet hast, Chiquita enthalte dem Land wesentliche Teile des Gewinns vor und überweise nur das unbedingt nötigste nach Kolumbien).
Die Preise verändern sich nach dem Weltmarkt. Das war so, als Chiquita Eigentümer der Plantagen war und bleibt auch mit den neuen Besitzern so. So wie Chiquita die Freiheit hat, sich seine Lieferanten auszusuchen, kann sich nun der einheimische Produzent seine Abnehmer aussuchen.
Wenn sich Chiquita nicht aus individuellen Gründen aus Kolumbien zurückgezogen hat, sondern grundsätzlich aus der Plantagenbewirtschaftung, dann wird es keine Investitionen nach Equador umleiten, sondern überhaupt nicht mehr in Anbauländern investieren. Die Investitionen gehen dann in die Logistik, den Vertrieb, das Marketing und die Produktentwicklung. Die nötigen Investitionen in die Plantagen müssen nun die neuen Besitzer erwirtschaften.
FW: "Warum sinkt dann auf einmal der wirtschaftliche Nutzen für das Land, wenn Chiquita seine Plantagen an einheimische Investoren abgibt?"
Der wirtschaftliche Nutzen CHIQUITAS sinkt für das Land, wenn C. nicht mehr als Investor auftritt. (Das ist selbsterständlich nur ein Teil der Gesamtrechnung)
"Kapital fliesst nur einmal ab, nämlich bei der Überweisung des Kaufpreises an Chiquita."
Nein. Mit jeder Banane macht Chiquita Gewinn. Und dieser Gewinn ist, da C. multinational ist an kein bestimmtes Land gebunden. Wenn also C. seinen Gewinn nicht wieder in das Land investiert, so hat das Land Kapital verloren, verglichen mit dem Szenario, dass ein einheimischer Unternehmer den Gewinn einstreicht und im Land behält.
(An dieser Stelle verbitte ich mir die Frage, warum ausländische Investitionen dann überhaupt erwünscht sein können und verweise auf vergangene Beiträge).
"So wie Chiquita die Freiheit hat, sich seine Lieferanten auszusuchen, kann sich nun der einheimische Produzent seine Abnehmer aussuchen."
Korrekt und sofern ds Anbieter-Abnehmer-Verhältnis gesund ist ist das gegenüber dem "alles-in-einer-Hand"-Prinzip die bessere Möglichkeit. Das habe ich m.W. übrigens schon vorher erwähnt.
"Wenn sich Chiquita nicht aus individuellen Gründen aus Kolumbien zurückgezogen hat, sondern grundsätzlich aus der Plantagenbewirtschaftung"
Ich habe heute leider keine Zeit, das zu recherchieren, wie ich es gestern gemacht habe. Aber selbst wenn Chiquita garnicht mehr in Bananen investiert, ist das Kapital verloren (s.o.).
Lexx schrieb am 27.09.2007 18:47
Nein. Mit jeder Banane macht Chiquita Gewinn. Und dieser Gewinn ist, da C. multinational ist an kein bestimmtes Land gebunden. Wenn also C. seinen Gewinn nicht wieder in das Land investiert, so hat das Land Kapital verloren,
Der Schluss ist völlig unlogisch und eigentlich totaler Quatsch. Die produzierte Banane ist erstmal nur eine Banane; ein Produkt, das gekostet hat. Gewinn macht es erst wenn man es verkauft. Verkauf und Produktion sind zwei paar Schuhe, die man nicht mixen sollte, sonst kommt nur betriebswirtschaftlicher Unsinn heraus. Der Verkauf kann bedeuten wegschmeissen, unter Markt Verkauf im Inland bis zu exquisit Preis im Feinkost in Frankreich. Das ist aber völlig abgekoppelt von der Produktion. Mit der Fertigstellung der Banane ist die Kette Investition - Herstellung beendet.
Edit: Im Grunde hat FW das auch schon mal geschrieben.
DP:
Worauf ich von Anfang an hinaus wollte und was ich (Achtung, persönlicher Seitenhieb) m.E. auch deutlich ersichtlich herausgestellt habe ist der von DIR angestrengte Vergleich "Chiquita vs. Alternativen".
Gehen wir mal davon aus, dass die produzierte Menge X für Weltmarktpreis verkauft wird.
Nun gibt es die 2 Möglichkeiten:
1. Chiquita produziert diese Menge X und verkauft sie. Der Gewinn (G = X·VK-X·Produktionskosten) wandert in das Vermögen des ausländischen Konzerns.
2. Ein heimischer Produzent produziert die Menge X und verkauft sie. Der Gewinn (G = X·VK-X·Produktionskosten) wandert in das Vermögen des heimischen Unternehmens.
Da im 1. Fall der Gewinn in das Vermögen eines ausländischen Unternehmens fließt und im 2. Fall in inländisches Vermögen muss man davon ausgehen, dass letztendlich der Gewinn G außerhalb des Landes verbleibt, im 2. Fall innerhalb (Es zählt hier das Ende der Besitzkette; ein inländisches Unternehmen in ausländischem Besitz zähle ich zu 1.)
Sorry Lexx, aber deine letzten beiden Beiträge verstehe ich nicht.
Es ist vollkommen egal, ob Unternehmer Marques oder Chiquita Kolumbien die Bananen für 20 Cent das Kilo an Chiquita International verkauft. Der Gewinn, so welcher gemacht wird, wandert in das Vermögen des kolumbianischen Unternehmens (egal wer der Besitzer ist).
Auf der nächsten Stufe, also zwischen dem Aufkauf in Kolumbien und dem Verkauf an den deutschen Grosshändler macht Chiquita International seinen Gewinn, dann der deutsche Grosshändler und zum Schluss Edeka.
Früher, solange die Plantage Ch. Kolumbien gehörte, bestand vielmehr die grössere Gefahr der Manipulation durch konzerninterne Verrechnungspreise, die nicht den Weltmarktpreisen entsprachen und somit der manipulierten Gewinnverschiebung zwischen Kolumbien und dem Sitzland von Ch. International. Die Gewinne werden dann i.d.R. dahin verschoben, wo die Steuerlast am niedrigsten ist. Je stärker die Lieferkette in einer Hand konzentriert ist, desto intransparenter wird die Kalkulation und desto grösser die Gefahr von Manipulationen.
FW: "Sorry Lexx, aber deine letzten beiden Beiträge verstehe ich nicht. "
ja, das merkt man.
Ich werde versuchen, es dir zu erklären:
Ich habe mich zum einen mit der Frage beschäftigt: Ist Kolumbiens wirtschaftliches Wohl derzeit von Chiquita abhängig (Partei: "Ohne Firmen wie die UFC gäbe es genauso weniger Korruption wie es weniger Wohlstand, Arbeit und Investition gäbe.")?
Diese Frage ist klar mit "nein" zu beantworten, allein schon weil Chiquita (CBI) inzwischen kaum mehr ist, als ein Bananenkäufer von vielen. Es wird nichts mehr investiert seitens CBIs.
Insgesamt gesehen ist der Rückzug Chiquitas für Kolumbien sogar von Vorteil, weil Chiquita nicht als Investor wegfällt, sondern durch heimische Unternehmen (Banacol) ersetzt wird (deren Gewinne und Vermögen im Land bleiben).
Einschränkung: Es darf kein Nachfrageoligopol bzw. Monopol oder Quasi-Monopol bestehen.
Zum anderen habe ich mich mit der Frage beschäftigt, welchen Nutzen ein Land generell aus ausländischen Investitionen hat und welche Gefahren damit verbunden sein können bzw. unter welchen Bedingungen ausländische Investition sinnvoll und wünschenswert ist und unter welchen nicht.
So wie es aussiehst, hast du diese beiden Fragen irgendwie durcheinander geworfen und meine Beiträge deswegen nicht verstanden. Dazu muss ich allerdings auch sagen, dass ich selbst diese nicht klar getrennt habe. In meiner letzten Antwort an DP habe ich ganz konkret mit den Erkenntnissen aus der 2. Frage argumentiert, warum meine Antwort auf die 1. Frage "nein" lautet. In meiner Antwort an dich ist es ähnlich.
Lexx schrieb am 28.09.2007 15:50
Ich habe mich zum einen mit der Frage beschäftigt: Ist Kolumbiens wirtschaftliches Wohl derzeit von Chiquita abhängig
Und warum beschäftigst Du Dich mit solch sinnfreien Fragen?
Zitat:
Zum anderen habe ich mich mit der Frage beschäftigt, welchen Nutzen ein Land generell aus ausländischen Investitionen hat und welche Gefahren damit verbunden sein können bzw. unter welchen Bedingungen ausländische Investition sinnvoll und wünschenswert ist und unter welchen nicht.
Spannende Frage. Zu welchem Urteil bist du gekommen?