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Dieses Thema hat 80 Antworten
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Gelöschtes Mitglied
Beiträge:

03.11.2007 10:47
Sicko Antworten

Und dann stellt er einem die freiwilligen Katastrophenhelfer vor, die sich nach den Anschlägen auf das World Trade Center schwere Lungen- und Atemwegsleiden zugezogen haben, für die nun keiner bezahlen will.
Die Regierung nicht, die Versicherungen nicht, und weil sie an ihren Krankheiten pleite gingen, können sie sich weder Behandlungen noch Medikamente leisten. So bleibt ihnen nichts anderes übrig als zu leiden.

Es gibt dann noch einen jener szenischen Kalauer, für die Moore berühmt ist. Er fährt die Kranken mit Booten vor das Gefangenenlager von Guantanamo Bay und fordert per Megaphon, den Helden von Ground Zero doch die gleiche Gratispflege zu gewähren wie den Terrorverdächtigen.
Dann aber führt er seine Schützlinge in eine kubanische Apotheke. Da kosten die Medikamente einen Bruchteil dessen, was man in den USA dafür bezahlen muss. Da gibt es die ersten Tränen.

In einem kubanischen Krankenhaus kümmern sich die Ärzte fürsorglich um die Kranken. Und siehe da - es braucht nur wenig Aufwand, um ihre Leiden zu lindern.
Als sie dann eine kubanische Feuerwache besuchen und von den karibischen Feuerwehrlern endlich als Helden des Zivilschutzes gefeiert werden, fließen nicht nur auf der Leinwand Tränen der Rührung und des Zorns.

http://www.sueddeutsche.de/kultur/artikel/366/137092/




Michael Moore hat wieder zugeschlagen.
Sein neuestes Werk heitß "Sicko".

50 Millionen Menschen in den USA sind nicht krankenversichert, so Moores Zahl zu Beginn des Films.
Sie müssen jegliche medizinische Versorgung selbst zahlen, ob neue Zähne oder eine abgerissene Hand. Ein Mann muss nach einem Sägeunfall nicht entscheiden, welchen Finger er retten will, sondern welchen er sich leisten kann.

http://www.netzeitung.de/entertainment/movie/filmderwoche/774530.html

Moore polemisiert wie gewohnt und macht sich wie die Süddeutsche schreibt, "als vollfetter Quatschkopf zum Furzwitz der politischen Debatte".

Aber, auf diesem Wege bringt er seine Botschaft rüber, die leider keine grundlegenden Fehler aufweist.
Das Krankenversicherungssystem in den USA ist abartig.
Ist aber vieleicht die Zukunft für Deutschland.


F-W Offline




Beiträge: 1.679

03.11.2007 10:52
Sicko Antworten
Hat ja ne Weile gedauert bis der Moore-Müll hier zum Thema wurde.

Wenn jemand wie Moore das englische Gesundheitswesen als leuchtendes Vorbild hinstellt, dann kann man den Rest seines Machwerks getrost in die Tonne treten.

FW
DP Offline



Beiträge: 5.248

03.11.2007 11:26
Sicko Antworten

Zitat:

Kodo schrieb am 03.11.2007 10:47
Ist aber vieleicht die Zukunft für Deutschland.





Da würde ich mir keine Sorgen machen. Bis der Kassensozialismus in Deutschlasnd abgeschafft wird fliesst noch sehr viel Wasser den Rhein hinunter.

Spock Offline



Beiträge: 2.377

03.11.2007 15:32
Sicko Antworten

Zitat:

Wenn jemand wie Moore das englische Gesundheitswesen als leuchtendes Vorbild hinstellt...




Wobei gegen eine steuerfinanzierte absolute Grundversorgung (=britischer NHS) m.E. nichts zu sagen ist. Das erschlägt zumindest das Problem der Nichtversicherten und das ganze in Deutschland übliche Gezerre ist damit auch nicht möglich.

Lexx Offline



Beiträge: 3.730

03.11.2007 17:17
Sicko Antworten
Kulturzeit hat auch schon lange drüber berichtet (08.10.)

http://www.3sat.de/3sat.php?http://www.3sat.de/kulturzeit/tips/114016/index.html

Es wurde m.E. zurecht angemerkt, dass der Film für Amerikaner gemacht ist, nicht für uns Europäer (im Gegensatz zu Bowling for Columbine), denn die Europäer sehen ihre Gesundheitssysteme nicht so positiv wie Moore, auch wenn sie offenbar doch ne ganze Ecke besser* sind als das amerikanische.

"Wenn Moore zum Beispiel Großbritannien, Kanada und Frankreich mit Hilfe eloquenter Interviewpartner und starker Bilder als Paradebeispiele für "kostenlose" Krankenversorgung anpreist, vergisst er zu erwähnen, dass diese Vorzüge vornehmlich durch höhere Steuern ermöglicht werden."


*besser im Sinne der Versorgung.
Spock Offline



Beiträge: 2.377

03.11.2007 18:53
Sicko Antworten

Zitat:

denn die Europäer sehen ihre Gesundheitssysteme nicht so positiv wie Moore, auch wenn sie offenbar doch ne ganze Ecke besser* sind als das amerikanische. besser im Sinne der Versorgung.




Das ist Quatsch, denn gerade im Sinne der Versorgung ist das US-System das beste der Welt. Nur eben auch das teuerste.

DP Offline



Beiträge: 5.248

03.11.2007 19:38
Sicko Antworten
Naja, auch in den Staaten gibt es KV von billig bis teuer. Es gibt eben nicht den Zwang zur Versicherung ung wer dann meint sparen zu müssen kann dann auf die Nase fallen.
Lexx Offline



Beiträge: 3.730

03.11.2007 23:59
Sicko Antworten
Spock:
Die die versorgt werden, werden gut versorgt, das weiß ich selbst. Das habe ich zuletzt bei Quarks & Co. gesehen, wo die USA z.b. mit höheren Impfquoten gepunktet haben als etwa Deutschland.

Aber die Durchschnittsversorgung ist schlechter, weil eben nur versorgt wird, wer auch zahlen kann.

DP:
". Es gibt eben nicht den Zwang zur Versicherung ung wer dann meint sparen zu müssen"

...oder es sich schlicht nicht leisten kann. Ich denke darum geht es durchaus auch. Wo die armen hierzulande durch das Solidarsystem mitfinanziert werden, werden sie anderswo ausgeschlossen. Dadurch haben wir "hier in Europa" ja die "kostenlose Versorgung für alle", während anderswo erstmal die Hand aufgehalten wird.
Spock Offline



Beiträge: 2.377

04.11.2007 00:49
Sicko Antworten
Lexx:

Wie kann denn die Durchschnittsversorgung schlechter sein, wenn allein schon die Impfquoten höher sind?

Zitat:

Dadurch haben wir "hier in Europa" ja die "kostenlose Versorgung für alle", während anderswo erstmal die Hand aufgehalten wird.




Es gibt auch in Deutschland 300.000 Bürger ohne Krankenversicherung. Für die gibt es keine 'kostenlose Versorgung'. Von den Systemen der anderen europäischen Länder gar nicht zu reden.

Ich habe gar kein Interesse daran, das US-System gut zu reden, aber das automatisch einsetzende arrogante und unzutreffende Geschwafel 'Jaaa, bei uns in Europa....' kritisiere ich.

DP Offline



Beiträge: 5.248

04.11.2007 08:24
Sicko Antworten
Lexx, Wenn ich das Wort Solidarsystem lese muss ich schon kotzen. Der Kassensozialismus Deutschlands hat mit Solidarität Armen gegenüber wenig zu tun. Bedürftige könnten bequem über Hartz IV und damit über die Steuern eine Grundversicherung erhalten. Dieses Bedürftigensystem gibt es übrigens in ähnlicher Form auch in den Staaten. Dass der normale Krankenversicherer ein riesen System bezahlt, damit jeder, egal wie er es nutzt und wie er dran finanziell beteiligt ist, Gesundheitsleistungen erhält, ist nicht solidar sondern pervers.
In der Schweiz konnte ich erst mal wieder lernen, was es heisst, eine Wahl zu haben.
Gelöschtes Mitglied
Beiträge:

04.11.2007 12:34
Sicko Antworten

Zitat:

Spock schrieb am 03.11.2007 18:53

Zitat:

denn die Europäer sehen ihre Gesundheitssysteme nicht so positiv wie Moore, auch wenn sie offenbar doch ne ganze Ecke besser* sind als das amerikanische. besser im Sinne der Versorgung.




Das ist Quatsch, denn gerade im Sinne der Versorgung ist das US-System das beste der Welt. Nur eben auch das teuerste.




Es ist das teuerste und das uneffektivste der Welt.

Es trifft die "working poor"
So wie 47 Millionen Menschen in den USA keine haben, letztlich aus einem einzigen Grund: Sie können es sich nicht leisten. Es trifft die working poor, so bettelarme Leute wie Lowe, die arbeiten oder gearbeitet haben, aber trotzdem keinen Versicherungsschutz bezahlen können.

Und es trifft immer mehr Menschen der Mittelklasse, die abwägen müssen und sich entscheiden, ob sie eher die Ratenzahlungen fürs eigene Haus oder die Krankenversicherung aufgeben - und dann die Wahl treffen, die wohl jeder treffen würde in der Hoffnung, gesund zu bleiben.

Dazu kommen Millionen Unterversicherter, 20, vielleicht sogar 30 Millionen, die sich auf eine hohe Selbstbeteiligung eingelassen haben und bei einer langen Erkrankung durch exorbitante Arzneimittelpreise und Arztrechnungen schnell in den Ruin getrieben werden können. Zusammengerechnet hat also ein Viertel aller Amerikaner keinen ausreichenden Schutz im Krankheitsfall.

Mit fatalen Folgen. "Allein im vergangenen Jahr", sagt Ross Isaacs, ein Nierenspezialist der Uni-Klinik in Charlottesville in Virginia, "starben in den USA mehr Menschen an vermeidbaren chronischen Erkrankungen als Soldaten in allen unseren Kriegen seit 1775."
http://www.sueddeutsche.de/panorama/artikel/327/141025/2/

F-W Offline




Beiträge: 1.679

04.11.2007 18:01
Sicko Antworten
Deutsches Krebsforschungszentrum: "Überleben nach Krebs: US-Patienten haben bei häufigen Krebsarten noch immer günstigere Prognose."

Die haben sich wohl noch nicht Sicko/Moby zu Gemüte geführt.

FW
Gelöschtes Mitglied
Beiträge:

04.11.2007 18:57
Sicko Antworten

Zitat:

F-W schrieb am 04.11.2007 18:01
Deutsches Krebsforschungszentrum: "Überleben nach Krebs: US-Patienten haben bei häufigen Krebsarten noch immer günstigere Prognose."

Die haben sich wohl noch nicht Sicko/Moby zu Gemüte geführt.

FW




Die Qualität der amerikanischen Ärzte ist hoch und oft höher als die der deutschen Ärzte; auch zum Beispiel bei Diabetis-Patienten.

Aber....aber, man muss sie bezahlen können!
Auch und gerade als Amerikaner!
Das ist der kleine Unterschied.

In der Beschreibung des amerikanischen Krankenversicherungssystems hat Moore keine Fehler gemacht.

Gelöschtes Mitglied
Beiträge:

04.11.2007 19:00
Sicko Antworten
SteffenHuber Offline

Besucher

Beiträge: 459

04.11.2007 19:39
Sicko Antworten

Zitat:

Kodo schrieb am 04.11.2007 12:34
http://www.sueddeutsche.de/panorama/artikel/327/141025/2/




Naja, das gewohnte Niveau der SZ halt...meinungsstark und faktenschwach. Manipulation durch weglassen.

Hier ein interessanter Beitrag aus der NYT vom von mir sehr geschätzten Greg Mankiw:

Beyond those Health Care Numbers

Schon interessant: knapp die Hälfte der nicht Versicherten könnte sich die Versicherung locker leisten, will aber nicht. Daran stört sich natürlich der typische deutsche Sozialismusverfechter. Da will jemand selbst entscheiden? Auf ihn!

Steffen

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