Diesess Forum halte ich fuer das Intelligenteste, eine Beurteilung, die ich in meiner langen Reise durch eine unendliche Anzahl von deutschen Foren habe (aus denen ich vorwiegend herausgeflogen bin).
Da sagt erst der Enders Bedeutendes, und ich sehe gerade in der "Welt" der Gallois gibt 'ne Zugabe.
Hat niemand im Forum eine Reaktion dazu?
Das scheint mir Fundamentales fuer den Euro Raum zu sein, well, wenigstens sehe ich das so.
Die Airbus Währungskrise ist nur ein Symptom für ein Problem, das natürlich jedes exportorientiertes Land der Welt hat. Bei Airbus verschärft es sich noch dahingehend, dass in der Branche der Dollar als Zahlungsmittel üblich ist. Wenn man den Währungsverfall des Zahlungsmittel bei gleichzeitiger Stabilität der Verrechnung im Produktionsstandort auf lange Sicht gegeben sieht gibts eigentlich nur 2 Möglichkeiten da gegenzusteuern, und da es politisch derzeit unmöglich ist, im Euroland + Anrainer (auch die anderen Währungen in Europa hängen da mit drin) die Währung zu drücken, bleibt nur die Produktion im Dollargebiet - oder eben weitere Rationalisierung mit der Hoffnung auf bessere Zeiten.
Neben der Tatsache, dass Schwachmaten wie Achmedinedschad, der sich ja gerade wieder über den niedrigen Dollar lustig machte, vermutlich ohne zu wissen, was das überhaupt bedeutet, sehe ich folgende...
Positive Auswirkungen:
Firmen im Euroraum müssen noch effektiver arbeiten, noch mehr konkurrenzfähig sein etc., wenns denn mal wieder anders kommt sind sie dann gut aufgestellt. Die US verringern ihr Handelsbilanzdefizit. Die Chinesen haben weniger Erpressungspotenzial. in Dollar gehandelte Rohstoffe (Öl!) sind billiger.
Negative Auswirkungen:
Im Euroraum gehen Arbeitsplätze verloren. Tendenziell werden Euro Produktionsstätten weniger konkurrenzfähig. Touris im Dollargebiet müssen bei Auslandsreisen tiefer in die Tasche greifen. Das Handelsbilanzdefizit anderer Staaten im Vergleich zu den USA verringert sich quasi ohne Gegenwert. Die Chinesen verlieren ihr schönes Geld. Je mehr abhängig vom Export desto problematischer, am meisten betroffen: Japan, China, Deutschland.
Enders will ja anscheinend, dass die EZB die Zinsen senkt, jedenfalls habe ich das so verstanden.
Auslagerung von Produktion steht wohl auch zur Debatte. Dabei sollte doch das Beispiel Boing zeigen, das sowas auch ins Auge gehen kann.
Die Auftragsbücher von Boing sind voll, was soll die Jammerei? Der Kunde ist bereit, auch tiefer in die tasche zu greifen, wenn die Qualität stimmt und die Ware fristgerecht ausgeliefert wird. Solche Reden von Enders verunsichern die Mitarbeiter und sind kontraproduktiv.
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„Manchen Völkern genügt eine Katastrophe, sie zur Besinnung zu bringen. Deutschen, so scheint es, bedarf es des Untergangs.” --Arthur Moeller van den Bruck
„Wenn man so darüber nachdenkt ist es eigentlich erschreckend, wie wenig Politiker aufgeknüpft werden.” --G. K. Chesterton
„Manchmal frage ich mich, ob die Welt von klugen Menschen regiert wird, die uns zum Narren halten, oder von Schwachköpfen, die es ernst meinen.” --Mark Twain
Mirkalf schrieb am 25.11.2007 10:09
Der Kunde ist bereit, auch tiefer in die tasche zu greifen,
Ach so. Und woher weisst du das? Die Auftragsbücher sind voll, aber nur mit Umsatz, keine Marge. Die wird schon 1. von den grossen Sammelbestellungen aufgefressen und nun auch noch vom schwachen Dollar. Wenn Firmen keinen langen Atem haben für Produktion ohne Gewinn sind sie ganz schnell weg vom Fenster. Da nützt der Umsatz dann auch nichts.
DP schrieb am 25.11.2007 09:42
Die Airbus Währungskrise ist nur ein Symptom für ein Problem, das natürlich jedes exportorientiertes Land der Welt hat. Bei Airbus verschärft es sich noch dahingehend, dass in der Branche der Dollar als Zahlungsmittel üblich ist. Wenn man den Währungsverfall des Zahlungsmittel bei gleichzeitiger Stabilität der Verrechnung im Produktionsstandort auf lange Sicht gegeben sieht gibts eigentlich nur 2 Möglichkeiten da gegenzusteuern, und da es politisch derzeit unmöglich ist, im Euroland + Anrainer (auch die anderen Währungen in Europa hängen da mit drin) die Währung zu drücken, bleibt nur die Produktion im Dollargebiet - oder eben weitere Rationalisierung mit der Hoffnung auf bessere Zeiten.
Neben der Tatsache, dass Schwachmaten wie Achmedinedschad, der sich ja gerade wieder über den niedrigen Dollar lustig machte, vermutlich ohne zu wissen, was das überhaupt bedeutet, sehe ich folgende...
Positive Auswirkungen:
Firmen im Euroraum müssen noch effektiver arbeiten, noch mehr konkurrenzfähig sein etc., wenns denn mal wieder anders kommt sind sie dann gut aufgestellt. Die US verringern ihr Handelsbilanzdefizit. Die Chinesen haben weniger Erpressungspotenzial. in Dollar gehandelte Rohstoffe (Öl!) sind billiger.
Negative Auswirkungen:
Im Euroraum gehen Arbeitsplätze verloren. Tendenziell werden Euro Produktionsstätten weniger konkurrenzfähig. Touris im Dollargebiet müssen bei Auslandsreisen tiefer in die Tasche greifen. Das Handelsbilanzdefizit anderer Staaten im Vergleich zu den USA verringert sich quasi ohne Gegenwert. Die Chinesen verlieren ihr schönes Geld. Je mehr abhängig vom Export desto problematischer, am meisten betroffen: Japan, China, Deutschland.
Serh schöne Zusammenfassung!
"Wenn Firmen keinen langen Atem haben für Produktion ohne Gewinn sind sie ganz schnell weg vom Fenster. Da nützt der Umsatz dann auch nichts"
Genau das ist das Problem bei Airbus. Nach den dicken Verlusten durch die A380-Verzögerung haut jetzt auch noch der schwache Dollar ins Kontor und belastet den Konzern, der ja sowieso schon sparen muss.
Ich bin ueberzeugt, der Enders wird den Konzern sanieren. Von dieser Erkenntnis an kann's nur aufwaerts gehen.
Da bin ich skeptisch.
Airbus ist wie kaum ein anderer europäischer Konzern des Euro/Dollar Währungsrisiken ausgesetzt. Er produziert im teuren Euroland und verkauft zu extrem hohen Anteilen in Dollar-Länder und steht zudem in Konkurrenz zu Boeing, das von der derzeitigen Lage am Devisenmarkt profitiert.
In einem so riesigen Firmenkomplex wie Airbus gibt es zwar immer irgendwo Sparpotentiale, ob deren Hebung aber mit den rapide und vor allem sehr schnell steigenden Verlusten aus den Wechselkursen mithalten kann, wage ich zu bezweifeln.
Die klassischen Finanzmarktinstrumente zur Kurssicherung stehen Airbus nur begrenzt zur Verfügung. Dazu ist einfach die Vorlaufzeit zwischen Preisvereinbarung mit dem Kunden und dem Zahlungseingang zu lang. Das wird so teuer, dass es die Kalkulation sprengt.
Die probateste Strategie multinationaler Konzerne zum strukurellen Währungsgedging, nämlich entweder die Produktion in anderen Währungsräumen oder das Etablieren von Währungsströmen die sich gegenseitig aufheben, steht Airbus aus politischen Gründen nicht offen. Will heissen: Das europäische Unternehmen versucht ungefähr so viel Zulieferungen oder Dienstleistungen aus dem Dollarraum zu beziehen, wie es dort an Umsätzen erlöst.
In der Autoindustrie wird das schon lange erfolgreich praktiziert. Bei Standortentscheidungen wird auch immer dieser Aspekt mit einbezogen, genauso bei der Auswahl von Lieferanten. Notfalls wird ein französicher Lieferant dazu gedrängt aus seiner britischen Tochtergesellschaft zu liefern und in Pfund zu fakturieren um die Bilanz in dieser Währung auszugleichen.
Airbus steht dieser Weg kaum offen. Dazu ist der Konzern zu politisch und steht unter der verschärften Beobachtung der Politik und der Öffentlichkeit. Er hat zudem eine hohe Fertigungstiefe. Schon die Ausgliederung und "Privatisierung" einiger Airbus Teilefertigungen war ein enormer Kraftakt und musste letztlich zwischen Kanzlerin und Staatspräsident persönlich entschieden werden. Dabei war das nur ein Einstieg, denn Sinn macht die Ausgliederung nur, wenn man den ausgegliederten Firmen dann auch Aufträge wegnehmen kann um sie z.B. nach USA zu vergeben.
Ich denke, bis Enders sich diese Freiheiten erkämpft hat, ist der Dollar wieder oben und der Euro unten - oder Airbus pleite.
FW
Ich habe mal meinen Beitrag aus einem Nachbarthread heirher kopiert, nachdem dieses Thema eröffnet wurde.
Gallois' Einlassungen gehen ja in diese Richtung. Mit solchen Äusserungen wird der Druck auf die Öffentlichkeit und die Regierungen erhöht, Airbus sich endlich so aufstellen zu lassen wie es jeder andere multinationale Konzern auch macht.
F-W schrieb am 25.11.2007 05:04
Gallois' Einlassungen gehen ja in diese Richtung. Mit solchen Äusserungen wird der Druck auf die Öffentlichkeit und die Regierungen erhöht, Airbus sich endlich so aufstellen zu lassen wie es jeder andere multinationale Konzern auch macht.
FW
Ich sehe, dass Enders und Gallois' sagt, wir sind ein privater Konzern und kein politisches Arbeitsbeschaffungsinstitut.
Im Ggensazt zu Mirkalf bin ich uberzeugt, dass Enders garnix will von der EZB und den Politikern, auuser in Ruhe gelassen zu werden.
Und ich habe das gefuehl, dass er genau das erzwingen wird.
Dieser Schritt kommt spaet. Da man Waehrungskurse kaum wirklich langzeitig vroaussagen kann ist er unter Zeitdruck, um nicht eingeholt zu werden von adverser Realitaet.
Ich habe das Gefuhel dass er sich von der Sarkozy "Jetzt oder nie" Strategie motiviert fuehlt.
Es wird eiskalt bei Airbus, besonders die deutsche Komponenten, weil deutsche Politiker nie wissen, wann sie den Mund halten sollen.
Noch was, weltweit wird Airbus geholfen, aber nur wennn Enders und Gallois durchhalten, und nicht gegen Politiker wieder einknicken.. Niemand will ein Monopol im grossen Flugzeuggeschaeft. Auch Boeing nicht. Bis die Russen und die Chinesen liefern, gehen noch mindestens zwei Jahrzehnte, vermutlich mehr, in's Land. Das ist zu lang um ein Monopol zu ertragen.
Es wuerde mich nicht wundern, wenn dieses leidige Tankergeschaeft, das ja fuer Jahre mit Boeing Skandalen verseucht war, die zwei CEOs ,den Condit direkt und den Stonecipher indirect durch exzessive Sauberkeitsregeln, gekostet haben und den CFO in's Gefaengnis gebracht hat, und das zum zweiten mal ausgeschrieben ist, doch vielleicht zu Northtrop-Airbus , anstatt zu Boeing. Sowohl Northtrop als auch Boeing haben eine Bid abgegeben.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass es ein Dollar-Problem bei Airbus gibt.
Die Geschäfte, die in den Büchern stehen, müssten abgesichert sein.
Das ist Gerede, um den Konzern schlanker machen zu können.
Nach dem Motto.: Schuld war nur der Dollar.
Der Aufschwung bei uns wird in diesem Jahr durch den Konsum getragen.
Weltuntergangsfantasien sind Weltuntergangsfantasien.
Irgendwann geht der Dollar auch wieder hoch; es sei denn der US-Markt bricht doch noch als Folge der Hypo-Freak-Geschäfte zusammen.
[QUOTE][b][i]Kodo schrieb am 25.11.2007 07:22[/b][/i]
Ich kann mir nicht vorstellen, dass es ein Dollar-Problem bei Airbus gibt.
Die Geschäfte, die in den Büchern stehen, müssten abgesichert sein.
Das ist Gerede, um den Konzern schlanker machen zu können.
Nach dem Motto.: Schuld war nur der Dollar.
[/QUOTE]
Das Dollar Problem ist ein Vehikel sich von der Umarmung der Poltiiker, insbesdondere der deutschen, zu loesen.
Wenn der Enders und der Gallois das schaffen, den Konzern in Richtung Privatwirtschaft zu sanieren, dann haben sie das Dollar Problem geloest, und ungluecklicherweise ist den Politikern der Konzern als Arbeitsbeschaffungsinstitution abhanden gekommen.
Wenn sie's nicht schaffen, dann geht der Konzern pleite wegen des Dollar Problems.
Ist doch ganz einfach.
Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass der Gallois die Herstellung "in den Dollarraum" nach Indien und nach China verlegen will.
China im Dollarraum? Sind die nicht gerade dabei, auf den Euro umzustellen und sich des Dollars zu entledigen?
Die Aussagen von Airbus sind schwer in ihrer Substanz zu beurteilen. da gibt es sicher das Kalkül, Einfluss auf die EZB-Entscheidungen nehmen zu können, oder aber den Druck auf die Gewerkschaften zu erhöhen (um einige Werke zu verkaufen). Entscheidend ist auch nicht allein der Dollarkurs, sondern der Vegleich Boeing-Airbus in Bezug auf ihren Dollar-bzw. Euro Content in ihren Preisen. Währungsabsicherung muss m.E. nicht unbedingt auf das Auslieferdatum getätigt werden, Gewinne aus Währungsabsicherung können ja eigentlich jederzeit realisiert werden.
Außerdem ist die etwas globalere Fertigung schon länger Konzept von Airbus, da China und Indien in allen HighTech-Bereichen ihre Macht als Einkäufer nutzen, um Know How an Land zu ziehen.
Sollte gar nichts mehr helfen, dann kann Airbus ja auch das machen, was in anderen Weltkonzernen gang und gäbe ist: Sie etablieren eine Finanzsparte, die nicht nur die Währungsabsicherung managed, sondern auch Gewinne erwirtschaftet, die das defizitäre Restgeschäft quersubventionieren.
China löst sich nicht vom Dollar. Sie haben nur minimal aufgewertet.
Moby, Martin,
eine Währungsabsicherung auf die Laufzeit der Airbusaufträge ist nicht zu bezahlen. Absicherungskosten steigen mit der Laufzeit. Und die Kosten der Absicherung fallen auf jeden Fall an, auch wenn sich der der Dollar andersherum entwickelt. Da müsste der $ erst mal gewaltig steigen (bezogen auf das Auftragsdatum) damit die Abwertungsgewinne die Absicherungskosten decken. Bis dahin belasten sie die Ertragsrechnung und danach sind die Währungsprofite auch um die Absicherungskosten niedriger.
Kurssicherung in kommerziellen Unternehmen hat nichts mit Spekulation zu tun und soll das Unternehmen vor Verlusten schützen. Jeder CFO der das anders betreibt gehört gefeuert. (Ich kenne Fälle, bei denen spekulierende CFOs von Dax-Konzernen gefeuert wurden weil sie spekuliert hatten, und das obwohl sie mit ihren Spekulationen richtig lagen und Gewinne für das Unternehmen machten.)
Es gibt keine einheitlichen Hedgingstrategien, ausser der, die Strukturen so anzupassen, dass im Unternehmen möglichst geringe Devisenpositionen anfallen (also Standortwahl der Produktion oder Lieferanten). Alles andere hängt von den individuellen Gegebenheiten des Unternehmens ab, auf die die Kurssicherungsstrategie optimiert werden muss.
Ich kenne kein Grossunternehmen, das so extrem Kursrisiken ausgesetzt ist wie Airbus. Das wissen die selber natürlich auch und werden alles mögliche (=bezahlbare) gemacht haben um sie abzusichern. Aber eine komplette Absicherung gegen einen so starken $-Verfall in so kurzer Zeit halte ich nicht für möglich vor dem Hintergrund, dass es bei der Preisgestaltung eigentlich wie bei ALDI zugeht und wesentliche Marktanteile ausschliesslich über den Preis gewonnen wurden.
"Die Geschäfte, die in den Büchern stehen, müssten abgesichert sein."
Natürlich sind sie das, fragt sich nur zu welchem Kurs und welchen Kosten. Ich wundere mich schon seit einiger zeit, dass Airbus offensichtlich Kurssicherungen über diverse Jahre hinweg pro Projekt machen konnte. So spricht man derzeit davon, dass die laufenden Aufträge noch für etwa 2 Jahre ziemlich günstig gesichert sein sollen. Nur geht das mit neuen Aufträgen natürlich nicht so weiter.
Ich halte das tatsächlich für ein sehr großes Problem, auch für andere exportorientierte Firmen in D.