In dem FAZ-Artikel spekuliert der Autor über einen angeblich absehbaren Zerfall Belgiens in seine Einzelteile Flamen, Wallonien und Brüssel. Bemerkenswert dabei auch seine Verweise auf ähnliche, aber noch nicht so weit gediehene Bestrebungen in anderen eurpäischen Staaten und die erfolgreiche Neubildung von Kleinstaaten nach der Wende.
Dewo wird uns mit seiner Landeskenntnis sicher aufklären, wie realitätsnah oder spekulativ der Artikel ist.
Weiter könnte man diskutieren ob der grosse Rahmen EU einer solchen Entwicklung Vorschub leistet oder zumindest einen halbwegs geregelten und friedlichen Rahmen gibt.
Und wie sähe das in Deutschland aus? Der Autor spricht die neuen Länder an. Was würde geschehen, wenn die Zwangsalimentierung beendet würde bevor die immer wieder bemühte Einheitlichkeit der Lebensbedingungen erreicht ist?
Jetzt warte erst mal ab, wie es mit dem Kosovo weitergeht. Falls sich die Albaner für autonom erklären und damit durchkommen, dürfte das auch die Basken und Schotten auf Ideen bringen. Dass Deutschland in seine Einzelteile zerfällt halte ich allerdings für äußerst unwahrscheinlich.
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„Manchen Völkern genügt eine Katastrophe, sie zur Besinnung zu bringen. Deutschen, so scheint es, bedarf es des Untergangs.” --Arthur Moeller van den Bruck
„Wenn man so darüber nachdenkt ist es eigentlich erschreckend, wie wenig Politiker aufgeknüpft werden.” --G. K. Chesterton
„Manchmal frage ich mich, ob die Welt von klugen Menschen regiert wird, die uns zum Narren halten, oder von Schwachköpfen, die es ernst meinen.” --Mark Twain
Die Möglichkeit besteht m.E. durchaus, dass Belgien sich spaltet. Das Vorbild dafür ist die ehemalige Tschechoslowakei. Das wird vermutlich davon abhängig, wie grün sich Flandern und Wallonen noch sind. Ich meine einen Tag nach bekanntwerden der Krise Demonstrationen für ein vereintes Belgien gesehen zu haben.
Wenn sich in Deutschland etwas abspalten sollte, dann ist das Bayern!
Wenn sich in Deutschland etwas abspalten sollte, dann ist das Bayern!
Wenn sich in Deutschland jemand abspaltet, dann die Franken von den Bayern.
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„Manchen Völkern genügt eine Katastrophe, sie zur Besinnung zu bringen. Deutschen, so scheint es, bedarf es des Untergangs.” --Arthur Moeller van den Bruck
„Wenn man so darüber nachdenkt ist es eigentlich erschreckend, wie wenig Politiker aufgeknüpft werden.” --G. K. Chesterton
„Manchmal frage ich mich, ob die Welt von klugen Menschen regiert wird, die uns zum Narren halten, oder von Schwachköpfen, die es ernst meinen.” --Mark Twain
[QUOTE][b][i]F-W schrieb am 14.12.2007 16:52[/b][/i]
Dewo wird uns mit seiner Landeskenntnis sicher aufklären, wie realitätsnah oder spekulativ der Artikel ist.[/QUOTE]Nun, zunächst mal, ich habe zwar in Belgien viele Jahre lang gelebt, aber mit der Landeskenntnis ist das so eine Sache, zumindest was die wirklichen Befindlichkeiten "der Belgier", wenn man diese mal als solche bezeichnen will, angeht, ist das so eine Sache.
Ich habe diesen Artikel auch gelesen (heute Morgen auf'm Flughafen) und zwar mit einigem Schmunzeln.
Totgesagte leben länger, wie man so schön sagt, und ich würde dem Autor widersprechen, insoweit als er den immanenten Zusammenbruch des "Belgischen Königreiches" voraussagt. Wie er sehr richtig bemerkt, kann die Wallonie als Staatsgebilde nicht überleben, damit geht das erst mal los. Wohin also damit? - Dir Franzosen wollen sie nicht (was ich ihnen nicht verdenken kann, die haben sowieso genug Dreck am Stiefel kleben), also bleiben sie den Vlaamen erhalten. Im Moment zicken sie noch rum, reiten auf ihrer (mehr oder weniger) glazvollen Historie herum und spielen Primadonna. Darum kommt es zu keiner Regierungsbildung. Nichts desto weniger funktioniert das Staatsgebilde noch einigermaßen, erstens haben sie ihre "Provinzregierungen" (wenn wir sie mal so nennen wollen) und zweitens ist Guy Verhofstadt noch immer als kommissarischer Premierminister im Amt. Das ist ein vernünftiger, pragmatischer Geselle, dem ich zutraue, die Sache, nachdem sich die Wallonen - so schätzungsweise Mitte des nächsten Jahres - wieder eingekriegt haben, zu einem ordentlichen Ende zu führen.
Man muß das ja auch irgendwie verstehen. Viele Jahre lang haben die Wallonen mit ihrer Schwerindustrie um Lüttich herum den Ton angegeben, hatten das Geld und waren die Superstars. Das ist nun schon eine ganze Weile vorbei. Wenn ich heute durch Lüttich fahre (und ich muß das - leider - sehr oft tun), dann sieht man, wo die Wallonie geblieben ist: Essen Katernberg at it's best; oder Oberhausen Sterkrade; oder Bochum Werne: Scheiße! Kaputt! Run Down! Fahr' mal einer nach Charlesroi: Eine Katastrophe! Da möcht'stde nich dot über'm Zaun hängen! - Und das waren alles mal blühende Landschaften, wohlhabend, mächtig. Nix mehr von übrig. Sowas ist hart zu verdauen. Und mit diesen Digestitionsproblemen kämpfen die Wallonen gerade. Auf der anderen Seite hast Du Vlanderen: die alten, tumben Bauern. - He??? - Vorbei, mein Lieber! Da gibt's jetzt High-Tech, da gibt's jetzt jede Menge aufstrebender Unternehmen, da gibt's Geld, den neuen Reichtum. Die stellen nicht nur die Mehrheit der Bevölkerung, die haben auch die Mehrheit (ach was, die überwältigende Mehrheit) der Knete. Außerdem sind sie (nolens volens, mit ihrer komischen Sprache) weltoffen, können jedes Idiom unter der Sonne - im Gegensatz zu den Wallonen, die können französisch und sonst garnix. Also die belgischen Nordländer stecken sie sowas von in den Sack (da können sich sogar die Niederländer noch'n Stück davon abschneiden, und die sind schon nicht gerade vor'n Puffer gelaufen), das muß man erst mal kleinkriegen.
Aber, wie gesagt, eher oder später wird ihnen nix anderes übrigbleiben. Es wird noch dauern, aber: Man hat ja Zeit.
Gut, es kommen keine neuen Gesetze mehr raus, und das Geld wird knapp, aber das macht nix. Die Belgier sind Meister im Improvisieren und außerdem zutiefst pragmatisch. Die kriegen das schon gebacken. Eher oder später. Und alle zusammen. Sie haben ja keine Wahl. Die einen, weil sie niemand will, und die anderen, weil sie die einen darum nicht loswerden können.
Mirkalf schrieb am 14.12.2007 17:20
Jetzt warte erst mal ab, wie es mit dem Kosovo weitergeht. Falls sich die Albaner für autonom erklären und damit durchkommen, dürfte das auch die Basken und Schotten auf Ideen bringen. Dass Deutschland in seine Einzelteile zerfällt halte ich allerdings für äußerst unwahrscheinlich.
Ich war erstaunt in einem TV-Korrespondentenbericht zu hören, dass nach der in Kürze zu erwartenden einseitigen Ausrufung der Unabhängigkeit des Kosovo "ein EU-Land nach dem anderen wie an einer Perlenschnur" das Land anerkennen würden. Schaun mer mal.
Auf jeden Fall hat die EU die Formulierung einer einheitlichen Haltung zu der Unabhängigkeitserklärung auf einen Termin nach den Wahlen in Spanien verschoben, mit Rücksicht auf die Madrider Zentralregierung und deren Probleme mit den Autonomie- bzw Unabhängigkeitsbestrebungen von Katalanen und Basken.
Eigentlich ein Paradoxon. Ländergrenzen werden immer unwichtiger, ja verschwinden praktisch. Die Lebensbedingungen gleichen sich an. Es gibt dieselbe Währung etc. Und dann doch das Bestreben nach Kleinstaaterei, nach Unabhängigkeit, die doch nur eine Illusion bleibt, weil mindestens die wirtschaftliche Abhängigkeit zum Nachbarn unverändert bestehen bleiben wird. Vielleicht begünstigt ja die EU mit ihrer Auflösung der Staaten im EU Verbund diese Entwicklung. Grundsätzlich sehe ich darin aber kein Problem. Es gibt ein paar Sterne mehr im Wappen, das ist alles. Das Mehrheitswahlrecht ist ja nun eingeführt, da macht es keinen Unterschied, ob Belgien als Ganzes dabei ist oder zersplittert in x Teile. Nur die UEFA hat langsam Mühe, die vielen Staaten in die EM Quali zu schicken. Ab 100 Ländern wirds dann langsam nervig.
DP schrieb am 15.12.2007 03:39
Es gibt ein paar Sterne mehr im Wappen, das ist alles.
Unnützes Wissen: Die Anzahl der Sterne auf der eruopäischen Flagge (gibt es auch ein Wappen?) haben mit der Anzahl der Mitgliedstaaten nichts zu tun. Oder war das gar nicht gemeint?
DP schrieb am 15.12.2007 03:39
Es gibt ein paar Sterne mehr im Wappen, das ist alles.
Unnützes Wissen: Die Anzahl der Sterne auf der eruopäischen Flagge (gibt es auch ein Wappen?) haben mit der Anzahl der Mitgliedstaaten nichts zu tun. Oder war das gar nicht gemeint?
Ist das so?
Ich erinnere mich, am Anfang war's so.
Wikipedia: "Die Zahl der Sterne, zwölf, ist traditionell das Symbol der Vollkommenheit, Vollständigkeit und Einheit. Nur rein zufällig stimmte sie zwischen der Adoption der Flagge durch die EG 1986 bis zur Erweiterung 1995 mit der Zahl der Mitgliedstaaten der EG überein und blieb daher auch danach unverändert."
Das hatte ich anders in Erinnerung. Wieder was gelernt!
Um nochmals auf das eigentliche Thema zurückzukommen: Totgesagte leben länger.
Zitat:
dewo schrieb am 14.12.2007 20:34
Die Belgier sind Meister im Improvisieren und außerdem zutiefst pragmatisch. Die kriegen das schon gebacken. Eher oder später. Und alle zusammen. Sie haben ja keine Wahl. Die einen, weil sie niemand will, und die anderen, weil sie die einen darum nicht loswerden können.
Hab' ich's nicht gesagt?
Verhofstadt hat sich'n paar Kumpels aus allen Parteien zusammengesucht und macht das jetzt. Vorläufig bis Ende März. Vorläufig - aber, wer weiß schon, was vorläufig heißt? Wie auch immer. Heute sind sie beim König und lassen sich den ganzen Kram absegnen, und dann ist die Sache erledigt.
Lexx schrieb am 21.12.2007 00:38
Wikipedia: "Die Zahl der Sterne, zwölf, ist traditionell das Symbol der Vollkommenheit, Vollständigkeit und Einheit. Nur rein zufällig stimmte sie zwischen der Adoption der Flagge durch die EG 1986 bis zur Erweiterung 1995 mit der Zahl der Mitgliedstaaten der EG überein und blieb daher auch danach unverändert."
Das hatte ich anders in Erinnerung. Wieder was gelernt!
"Dann erschien ein großes Zeichen am Himmel: eine Frau mit der Sonne bekleidet; der Mond war unter ihren Füßen und ein Kranz von zwölf Sternen auf ihrem Haupt."
~Offenbarung des Johannes 12,1
Zitat:
Die zwölf Sterne auf dem Himmelblau seiner Flagge verdankt Europa keinem smarten Designer, sondern der Apokalypse des Johannes, wo von einer "Frau" die Rede ist, die einen "Kranz von zwölf Sternen auf ihrem Haupt" hat. Wie die Sterne der Madonna auf die Flagge kamen, ist im Detail etwas unklar. War es Paul Lévi, ein konvertierter Jude, der von 1949 an die Kulturabteilung des Europarats leitete, oder Ida Friederike Görres, die das biblische Wahrzeichen auf die Stirn der Union schmuggelte?
„Manchen Völkern genügt eine Katastrophe, sie zur Besinnung zu bringen. Deutschen, so scheint es, bedarf es des Untergangs.” --Arthur Moeller van den Bruck
„Wenn man so darüber nachdenkt ist es eigentlich erschreckend, wie wenig Politiker aufgeknüpft werden.” --G. K. Chesterton
„Manchmal frage ich mich, ob die Welt von klugen Menschen regiert wird, die uns zum Narren halten, oder von Schwachköpfen, die es ernst meinen.” --Mark Twain