FunTa schrieb am 08.01.2008 00:06
Tendenziell neige ich aber dazu, zukünftig nichtzuwählen.
Das würde ja bedeuten, implizit den Sozialisten und Kommunisten genausoviel Gewicht einräumen zu wollen wie den liberalen und martwirtschaftlich orientierten Kräften. Diesen Fehler sollte man niemals begehen.
Steffen
Das würde ich gerne ausserhalb des FDP-Threads diskutieren. Was wäre jetzt genau ein Fehler daran, allen o.g. Parteien die gleichen Chancen einzuräumen und die Entscheidung der übrigen Mehrheit zu überlassen ? Wenn sich denn die Gesamtheit der Deutschen aus eigener Überzeugung heraus in der Lage sieht, die richtige Entscheidung zu treffen, warum sollte man sich dann der Gefahr hingeben, zu etwas aus eigener Sicht Falschem hinzugeben ? Bekommen die Parteien nicht auch Geld für jede Stimme ? Machen sie nicht auch aus diesem Grunde in erster Linie den Wahlkampf und wenden ihrerseits entsprechend große und unnötige Mittel auf ? Ich jedenfalls bin im Augenblick das verlogene Geseier leid und möchte nicht, dass Politiker nur wegen eines Wahlkampfes zu etwas Stellung beziehen, sie sollen es auch ausserhalb dessen tun, um mehr Glaubwürdigkeit zu bekommen. Und wer letztendlich wirklich davon profitiert, kann ich nicht sagen, lass es halt auch die kleineren Parteien sein. Zu Zeiten auch als ich gewählt habe, wurde die SPD immer stärker und sogar eine DieLinke wurde gewählt, ich konnte nichts daran ändern. Also steht ganz nüchtern betrachtet der Aufwand nicht im Verhältnis zum Ergebnis und da das auf beide Seiten zutrifft, habe ich schlichtweg keine Lust mehr dazu, zu überlegen, wem ich noch weniger glauben soll.
Zunächst mal ist nicht zu wählen auch Teil des Wahlrechts und ist eine zu respektierende Entscheidung. Dabei ist es wurscht, ob diese Entscheidung aus totalem Desinteresse oder der viel beschworenen Politikverdrossenheit resultiert. Wie Rocky an anderer Stelle schrieb: Nichtwählen ist auch eine Wahl.
Ich für meinen Teil habe mein Wahlrecht immer wahrgenommen. Bis auf eine Ausnahme, da war ich im Ausland und der ganze Aufwand für die Registrierung usw. war mir die Sache dann doch nicht wert.
Das Gefühl, mit seiner einen Stimme im Meer der Millionen anderen unterzugehen und letztlich doch nichts zu bewirken kam zwar gelegentlich auf, aber als guter Bürger bin ich dann doch immer zum Wahllokal getrottet und habe mein Kreuzchen gemalt.
Spannend finde ich immer Kommunalwahlen, vor allem wenn wie seit einiger Zeit in Hessen panachiert und kumuliert werden kann. Gibt’s leider an meinem jetztigen Wohnsitz nicht. Wenn man dann in der Auszählung sieht, dass es für einige Kandidaten sehr knapp war und die eigenen 5 Stimmen doch etwas gebracht haben, macht das richtig Spass. Gerade wenn dann viele nicht wählen, erhöht das die Durchschlagskraft der eigenen Stimm(en) enorm. Und wenn man dann noch in einem kleinen Kaff wohnt...
FunTa schrieb am 08.01.2008 00:06
Ich jedenfalls bin im Augenblick das verlogene Geseier leid und möchte nicht, dass Politiker nur wegen eines Wahlkampfes zu etwas Stellung beziehen
...
habe ich schlichtweg keine Lust mehr dazu, zu überlegen, wem ich noch weniger glauben soll.
Geht mir inzwischen aehnlich, obwohl ich eigentlich grundsaetzlich gegen Nichtwahl bin.
Aber wenn man nicht mal mehr von Protestwahl ueberzeugt ist, dann... *armeausbreit*
Auf die Idee des Nichtwählens kam ich gestern auf dem Heimweg beim Betrachten der Wahlplakate ALLER Parteien. Auch wenn man zugibt, dass Wahlslogans immer etwas populistisch sind, halten mich Wähler alle Parteien offenbar für einen kompletten Idioten. Von den Gelben habe ich noch nix gesehen... es gibt also noch Hoffnung...
FunTa schrieb am 08.01.2008 01:31
Was wäre jetzt genau ein Fehler daran, allen o.g. Parteien die gleichen Chancen einzuräumen und die Entscheidung der übrigen Mehrheit zu überlassen ? Wenn sich denn die Gesamtheit der Deutschen aus eigener Überzeugung heraus in der Lage sieht, die richtige Entscheidung zu treffen, warum sollte man sich dann der Gefahr hingeben, zu etwas aus eigener Sicht Falschem hinzugeben ? Bekommen die Parteien nicht auch Geld für jede Stimme ? Machen sie nicht auch aus diesem Grunde in erster Linie den Wahlkampf und wenden ihrerseits entsprechend große und unnötige Mittel auf ? Ich jedenfalls bin im Augenblick das verlogene Geseier leid und möchte nicht, dass Politiker nur wegen eines Wahlkampfes zu etwas Stellung beziehen, sie sollen es auch ausserhalb dessen tun, um mehr Glaubwürdigkeit zu bekommen. Und wer letztendlich wirklich davon profitiert, kann ich nicht sagen, lass es halt auch die kleineren Parteien sein. Zu Zeiten auch als ich gewählt habe, wurde die SPD immer stärker und sogar eine DieLinke wurde gewählt, ich konnte nichts daran ändern. Also steht ganz nüchtern betrachtet der Aufwand nicht im Verhältnis zum Ergebnis und da das auf beide Seiten zutrifft, habe ich schlichtweg keine Lust mehr dazu, zu überlegen, wem ich noch weniger glauben soll.
bye, FunTa
Eine gute Frage.
Das Geld (Wahlkampfrückerstattung) sollte erstmal keine Rolle spielen. Es stimmt, die Parteien sind darauf angewiesen, aber ein Antrieb für den Wahlkampf ist es nicht, das ist viel zu abstrakt für das Engagement des wahlkämpfenden Parteimitgliedes.
Ergo, auch mit einer Wahlbeteiligung von 30% wird derselbe Aufwand betrieben.
Grundsätzlich ist nichts Falsches daran, sich am Wahlprozess nicht zu beteiligen. Dein Aufruf erinnert mich an einen Kandidaten bei Wer wird Millionär ans Saalpublikum, dass bitte doch nur die abstimmen sollen, die die Antwort auch genau wissen.
Je weniger abstimmen desto grösser wird der Einfluss der Abstimmenden. Liegen sie richtig ist alles gut und der Kandidat muss nur die 95% Antwort nehmen. Liegen sie falsch hat der Kandidat ein Problem, er wird irre geleitet und verliert sein ganzes Vermögen, so wie 1933.
Ja was denn nun?
Man könnte eine Elite abstimmen lassen. Das Prinzip gibt es bereits und zwar in einigen patriarchalen islamischen Gesellschaften, z.B. in Saudi Arabien. Aber es ist ein Unterschied, ob jemand freiwillig nicht abstimmt oder nicht zugangsberechtigt ist zur Wahl.
Aber nehmen wir mal für einen Moment an, es gäbe eine Möglichkeit, eine Elite zu bestimmen, die moralisch und intellektuell integer ist, um alle gesellschaftlich relevanten Faktoren zu erfassen um dann abzustimmen, würde das ein besseres Resultat zeitigen als das was wir jetzt haben?
Nein. Denn Politik ist viel mehr als die Umsetzung rationaler Grössen. Politik ist auch irrational, Reaktion auf Ängste, Gefühle, die bedient werden wollen. Demokratie ist nicht etwas isoliertes, das intellektuell funtioniert sondern Spiegel der Gesellschaft und findet sich in Kultur, Sport oder in den Kriminalstatistiken wieder. Und diese Dinge können nicht von einer Elite bestimmt werden, das können nur alle. Und deshalb sollten auch möglichst viele wählen gehen. Denn eine freie und geheime Wahl ist schliesslich nicht nur irgendeine Pflicht und nervige Angelegenheit im sonntäglichen Fernsehen ab 18.00 Uhr, es ist die grösste Errungenschaft, die die westliche Welt hervorgebracht hat und ein Privileg, das bis zum heutigen Tag nur eine Minderheit auf dieser Erde vergönnt ist.
Ich halte das Gegenüberstellen einer 'moralisch und intellektuell integren Elite' und der irrationalen Masse für verfehlt.
'moralisch und intellektuell integer' schützt weder vor Irrationalität, noch ist diese schlecht. Die Komplexität einer Wahlentscheidung kann nur in einer irrationalen Wahl enden, auch wenn der eine oder andere Aspekt am eigenen Wahlverhalten rational argumentiert wird.
Die Alternative ist auch nicht die Elite, sondern die stärkere Abhängigkeit des Gewählten vom Wähler (Personenwahl statt Listen, oder die Entmachtung der Gewählten durch Volksabstimmungen zu konkreten Themen.
F-W: Ich habe diesen Ausdruck: Nichtwaehlen ist auch waehlen, so viel ich mich erinnere im Zusammenhang mit der Praesidentschaftswahl alle vier Jahre gebracht, die uebrigens die einzige Bundeswahl ist. Senatorenwahlen sind Staatswahlen, Kongressabgeordneten Wahlen sind Distrikt Wahlen, die jeweils nach Staatsgesetzen ablaufen. (Da lag auch das Florida Theater und der Krach zwischen dem Florida Supreme Court und dem US Supreme Court)
Da in der amerikanischen Praxis zwei relevante Kandidaten letzten Endes zur Auswahl da sind, kann man das so sehen: Ich waehle fuer den, fuer den anderen, oder mir ist egal. Beide sind entweder gleich OK, oder sind gleichen Mist.
Man muss dabei erwaehnen, dass die Ideologie der Parteien, die weitgehend nicht vorhanden ist, in Deutschland als das A und O und als das Ausschlaggebende betrachtet wird, und dadurch diese Wahlen, wie zum Beispiel in den Zeit und Spiegel Foren, total missverstanden werden.
Zum Beispiel kommen die Foristen nicht von der Bush Phobia weg, obwohl dieser sagen wir mal Clan aussteigt, ohne irgendeine Person zu hinterlassen.
Das heisst, dass da neue Clans sich streiten, aber eindeutig nicht irgendwelche politischen Richtungen, sondern "Werte". Value hoert man immer wieder. Liberale oder konservative, starke nationle Sicherheit, schwache nationale Sicherheit, und auch darin wechseln die Parteien die Richtung oefters.
Auch wird immer Aussenpolitik genannt. All Politics is local, hat Tipp O'Neill gesagt, und er hat recht.
Die Hillary, habe ich ja schon mal gesagt, wird eine wesentlich aggressivere und
unerbittlichere Aussenpolitik treiben als der Bush, der, vom Iraq Krieg desaster mal abgesehen, eine sehr weiche und diplomatische Politik betreibt. Keiner schaut hin, aber der Kim ist doch schon ganz schoen demontiert. Die einzige Lebensversicherung, die der Kim noch hat, ist die Tatsache, dass nur er unter den Lebenden weiss, wo die schon vorhandenen Atombomben versteckt sind. Alle, die ihm beim Verstecken geholfen haben, haben irgendwelche Unfaelle gehabt.
Und in Pakistan hat er das Auge auf den Atombomben, dass die nicht in falsche Haende kommen, ansonsten draengt er doch auf Demokratie.
Und sein Versuch das Palaestina Problem zu loesen, obwohl aussichtslos, muss man doch wenigstens anerkennen.
Bush hat viel mehr Staatsoberhaupter empfangen als jede andere Praesident in seiner Amtszeit.
Und auch nach 6000 congressional investigations, die nichts an die Oberfaleche gebracht haben, kann man annehmen, dass seine Administration squeeky clean ist, obwohl jetzt der Kodo einen Lachkrampf bekommt.
Die Hillary, ich sag's nochmal, ist ein Flintenweib, und laesst nur eine Meinung gelten, Ihre.
Das ist egal, ob da Putin was zu sagen hat oder die Merkel, oder ihr Ehemann, oder ihr Staff. Die Selbstdemontage, die man zur Zeit sieht, ist genau darauf zurueckzufuehren.
Uebrigens gibt es mehr als zwei Kandidaten auf der Liste. In 2004 waren's 14. Aber das sind irgendwelche Leute, die keiner kennt.
Es ist recht leicht, auf die Praesdientschats-Kandidatenliste zu kommen, eine Registration genuegt, aber dann ist natuerlich das Problem der Name Recognition und der Fundraising. Jeder der herumrennenden Kandidaten spendet ein paar hundert Millionen Dollar. "Matching public Funds", die alle moeglichen Strings attached haben, werden weniger und weniger in Anspruch genommen. Und die sind "matching". Wer es von vorneherein nicht schaftt, Geld anzuschaffen , hat auch nix zum "match"en.
Nun, mit der "I don't care" Einstellung.
Diesesmal, vielleicht zumersten mal seit 1824, kann es anders sein.
Die Hillary bekommt vermutlich nicht die Kandidatur. Die ist einfach nicht pluralistisch genug. Sie kann nur die Ostkueste sehen, und nimmt an dass alle wie die New Yorker ticken, aber Amerika hat vieles anders folks, die anders, manche ganz grundsaetzlich anders , ticken Und dafuer hat sie kein Gefuehl. Hillary hat's versucht, dass sie zum Beispiel im Sueden gelernt hat, wie Schwarze zu reden, und in Iowa wie ein Farmer. Aber das ist phoney. Das Folks merkt das schnell. Obama ist da besser. Den kann keiner so richtig einsortieren.
Und Hillary gibt nicht auf. Dann haben wir Hillary als Independent, den Bloomberg, und zwei Parteien, die als Struktur so nieder in der approval Rating sind, wie es noch nie in der Geschichte der US war. Den Waehlern haengt der Parteien Zank zum Hals raus, der durch die ganz Bushadministration vom Kongress warm gehalten worden ist. Man vergisst ja, dass die South Dakotans den groessten un obstinentesten Zanker, den Tom Daschle, der Majority Leader war, 2004 abgewaehlt hat, nach einert sehr langen Senator Laufbahn. Sowas ist schlicht noch nicht passiert in der Geschichte des Senats.
Bush, der nicht mehr im game ist, wird viel besser am Ende abschneiden als man zumindest in Deutschland sieht. Das haengt auch damit zusammen, dass er irrelevant wird. Und dass er praktisch sich abgenabelt hat von den Republikanern im Kongress. Die Administration agiert mehr und mehr als eine unabhaengige Administration.
Das hatte er schon am Anfang gemacht. Die Education Bill wurde von Ted Kennedy geschrieben, bei dem Immmigratiosnkrach hat er sich gegen den Trancedo Law and order Clan gestellt, die die 20 Millionen Illegalen rausschmeissen wollten, und Harry Reid's Version unterstuetzt, die den Illegalen irgendwann zu Green Cards verholfen haette und sie dagelassen haette. Die Immigrations bill ist dann vom Trancedo (Rush, Shean, ) Clan gesenkt worden.
Dieser Wahlkampf hat noch nicht mal angefangen. Das kann der interesssanteste Wahlkampf werden, den wenigstens ich als Amerikaner erlebt habe. Man hoert, dass der schmutzigste der 1948 Wahlkampf ware, indem sich Truman, Dewey,Thurmond und Wallace gegenuberstanden., und Thurmond mit seiner Apartheid Message es immerhin zu 39 Wahlmaennern gebracht hat von dmals 531 (Falls ich richtig zusammengezaehlt habe).
Na, ich habe keine Ahnung, wen ich waehlen werde. Ich schaue mir erst mal bis Laborday die Auswahlkaempfe an, die einen enormen Unterhaltungswert haben, dann, nach Laborday weiss man, was im Angebot ist.
Nichtwählen hat für mich so ein bißchen den Geruch des "ohne-mich", und das ist etwas, das eine Demokratie nicht lange verträgt.
Ja. Und die Hauptgruppen duerften desinteressierte Egozentriker sein und die Frustrierten (entweder, weil sie sich allein ohnmaechtig fuehlen... oder weil ihnen die Auswahl (die ueblichen fuenf, sechs Parteien, die es ueber die Huerde schaffen koennen) zu klein ist... oder weil sie meinen, dass eh alle nur vorher versprechen, was sie hinterher brechen).
ich stimme Dir in fast allem zu - ich hätte das "auch" vor irrational ein paar Punkte kleiner geschrieben....
Nichtwählen hat für mich so ein bißchen den Geruch des "ohne-mich", und das ist etwas, das eine Demokratie nicht lange verträgt.
Gruß
WRL
Nur die Möglichkeit an sich, an einer Wahl teilzunehmen, auch wenn sie sie geheim ist, usw., ist nicht unbedingt ein Nachweis für Demokratie.
Wahlen in repräsentativen Systemen haben ganz starke aristokratische und oligarchische Elemente; natürlich auch demokratische.
Besonders die Wahlen in Deutschland haben starke oligarchische Elemente.
Es sind grundsätzlich nur Mitglieder der Parteienoligarchien wählbar.
Ausnahmen betätigen die Regel.
Auf die Auswahl der Personen, die zur Wahl stehen, hat das Volk keinen Einfluss.
Auch nicht auf das Handeln.