Als Musharraf letztes Jahr den Ausnahmezustand ausgerufen und die Parlamentswahlen verschoben hat fürchtete man schlimmes - einen autoritären Herrscher, der seine Macht verteidigt.
Doch nun scheint alles anders zu kommen. Gestern war die Wahl - und heute weiß man, dass die Opposition gewonnen hat und zwar haushoch. 60-70% gegenüber Musharrafs Regierungspartei, die voraussichtlich auf unter 15% abstürzt.
Hat Pakistan damit den islamistischen Anschlägen und der Gewalt getrotzt und sich die Demokratie bewahrt?
Vielleicht. Alles glatt gelaufen ist bei der Wahl jedenfalls nicht. Zwar lief sie größtenteils gewaltfrei und störungsfrei ab. Das bedeutet aber auch, dass in "mindestens 4%" der Wahllokale die Wahl nicht sauber abgelaufen ist und in "mehr als 8%" die Auszählung möglicherweise manipuliert wurde, wie Wahlboebachter berichten (letzter Abschnitt der Quelle). Der Regierungspartei wird das nichts bringen, wohl aber könnte es darüber entscheiden, welche der Oppositionsparteien die Wahl gewinnt.
Die nächsten Prüfsteine sind dann die Regierungsbildung und die Präsidentschaftswahl.
Ich würde mal sagen, dass sich Pakistan vor anderen "Demokratie-Schwellenländern" mit dieser Wahl nicht verstecken braucht. Siehe Kenia oder Russland.
Natürlich kann man Schlampereien und örtliche Manipulationen nicht ausschliessen. Aber dass bspw. der Parteichef und andere Grosskopfeten von Musharrafs Partei ihre Wahlkreise verloren und nicht mehr im Parlament und somit auch nicht in der Regierung vertreten sein werden zeigt mir, dass unterm Strich das ganze ziemlich korrekt verlaufen ist. Ich würde die Wahl nach ISO mit kleinen Einschränkungen zertifiziern.
Ich sehe das nicht ganz so positiv. Ich denke der grösste Schwachpunkt bei der Wahl war die geringe Beteiligung. Wenn die Leute aus Angst vor Anschlägen der Wahl fern bleiben kann man wohl kaum von einer fairen Wahl sprechen. Dann würde mich interessieren, wieweit frei Frauen waren zu wählen und gewählt zu werden.
Für mich sind das immer noch weitgehend Scheinwahlen. Aber so ist das ja immer in problematischen Gesellschaften. Ein erster guter Schritt ist das allemal.
Nunja, die geringe Wahlbeteiligung scheint ein tieferes gesellschaftliches Problem zu sein - Frauen werden teilweise daran gehindert zu wählen.
Aber dieses Demokratiedefizit wiegt für mich weniger schwer als ein Defizit an der Spitze, da das an der Basis von den Machthabern beseitigt werden könnte. Und an der Spitze sieht die Wahl mehr in Ordnung aus, als ich gedacht habe, insbesondere von Musharrafs Seite aus.
Die Wahlbeteiligung war übrigens etwa so hoch wie bei der letzten Wahl.