Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet soll es nun bald eine Hall of Fame des deutschen Sportes geben.
Modus; erstmal alle wichtigsten Verblichenen plus die 9 letzten Träger der "goldenen Pyramide", wie der olympische Orden eine Art Funktionärsorden für bekannte Persönlichkeiten.
Auf die Art sind nun 40 Sportler in der HoF. Es gibt jede Menge Funktionäre und Organisatoren, eine Reihe NSDAP Mitglieder und sonst die üblichen Verdächtigen; Franz Beckenbauer, Heiner Brand, Uwe Seeler, Sepp Herberger, Helmut Schön, Reiner Klimke etc und sogar 1 (in Worten einen) Sportler aus der DDR, in der ja wohl auch irgendwie Sport getrieben wurde.
Wie ich die Deutschen kenne wird das Ganze für eher Knatsch sorgen als Ehrung und Andenken.
Die Politik der Sportler wird genauso wenig eine Rolle spielen wie die Tibet-Politik Chinas bei den olympischen Spielen....
Soll heißen, wenn die HoF an die Öffentlichkeit gerät, dann wird sie entsprechend angegriffen, auch wenn die Organisatoren darauf bestehen, Sport und Politik zu trennen. Was die DDR-Sportler angeht, da zweifle ich einfach mal die Objektivität der Jury an....Gut mir fällt im Moment auch nur Sparwasser ein, aber ich habe die DDR auch nie bewusst erlebt.
An Sparwasser hätte ich jetzt zuletzt gedacht, der hat nur durch ein Tor geglänzt. Aber wie wäre es mit Täve Schur, Katarina Witt, Jens Weissflog, Kristin Otto, Waldemar Cierpinski oder Heike Drechsler?
"An Sparwasser hätte ich jetzt zuletzt gedacht, der hat nur durch ein Tor geglänzt. Aber wie wäre es mit Täve Schur, Katarina Witt, Jens Weissflog, Kristin Otto, Waldemar Cierpinski oder Heike Drechsler?"
Täve Schur ist mir auch gleich eingefallen, wenn ich mich recht erinnere, hat er sich aber hauptsächlich in den Rennen innerhalb des Warschauer Pakts gemessen (hat er nicht die "Friedensfahrt" ein paar mal gewonnen?), Jens Weissflog - ganz klar (aber vielleicht ist er noch zu jung?), Kristin Otto war (wenn ich mich erinnere) schon im Gespräch und ist dann rausgenommen worden, gegen Heike Drechsler hätte ich auch nichts einzuwenden, aber wer ist Waldemar Cierpinski?
(Ganz persönlich: Die K. Witt war für mich immer so etwas wie ein rotes Tuch, lag evtl. auch mit an ihrer Trainerin; bei Eiskunstlauf habe ich sowieso meine Probleme, weil die Ergebnisse doch im wesentlichen vorher abgesprochen sind...)
Es spielt da sicherlich auch das "Staatsdoping" bei der internen Diskussion eine große Rolle - ich vermute stark, dass dies den meisten DDR-Athleten schlich unterstellt werden wird.
Ansonsten teile ich Deine Vermutung - es wird auf die typische deutsche Art ausgetragen werden, politisch korrekt und allein schon deswegen sehr angreifbar.
DP:
Sparwassers Trikot hängt immerhin im Haus der Geschichte. Ansonsten habe ich ja nur gesagt, er wäre der einzige, der mir (spontan) einfällt. Witt und Weißflog kenne ich allerdings auch.
WRL; Waldemar Cierpinski ist der erste und bisher einzige zweifache Olympiasieger im Marathon (1976 und 1980. 1984 durfte er ja nicht).
Täve Schur war natürlich durch die Friedensfahrt bekannt. Zum Liebling avancierte er allerdings, als er bei der Rad Weltmeisterschaft 1960 in der DDR. Der Titelverteidiger von 1958 und 1959 lag kurz vor dem Ziel zusammen mit Bernhard Eckstein und Willy Vandenberghen aus Belgien in Führung. Aus taktischen Gründen hielt er sich zurück und überliess so seinem Mannschaftskameraden Eckstein den Sieg. Dieser zweite Platz und dem damit einhergehenden Mannschaftsgeist machte ihn zum mit Abstand populärsten DDR Sportler.
Ich weiß, dass Täve Schur in der DDR ungeheuer beliebt war, ein echtes Vorbild für die Jugend. Sein Sohn fährt ja doch auch Rad, nur nicht so gut wie sein Vater, oder?
Die Verwendung des Begriffs "Hall of Fame" soll suggerieren, man ahme amerikanische Vorbilder nach.
Dabei haben wir so etwas schon lange, seit 1842 genau, und es nennt sich Wallhalla. Dort d hat Ludwig I von Bayern einen Ehrentempel der »rühmlich ausgezeichneten Teutschen« geschaffen, mit dem Ziel der »Erstarkung und der Vermehrung deutschen Sinnes«.
Warum bezieht man sich so verschämt auf die HoF Amerikas, statt die Walhalla um eine Abteilung Sport erweitern?
Und ausserdem finde ich, sollte die Aufnahme in die HoF-Walhalla nur nach dem Ableben des Geehrten möglich sein. So, wie in der richtigen Walhalla: "Walhalla bedeutet übersetzt »Totenhalle«. Ein Platz in der Ruhmeshalle kann für eine bedeutende Persönlichkeit aus der »germanisch-deutschen« Sprachfamilie frühestens 20 Jahre nach dem Tod beantragt werden." (Von der Walhalla-HP)
FW:
"Hall Of Fame" klingt hipp, cool, sexy, modern (je nach persönlichem Gusto). "Walhalla" ist dagegen irgendwas Altbackenes, was sich irgendwelche Altvorderen ausgedacht haben - das will keiner. Vielleicht sollten wir "Bundesverdienstkreuz" in "Honor Cross" umbenennen, dann sind deren Träger auch cool
Die Walhalla, zwar ursprünglich Totenhalle aber letzt war aber ursprünglich nur für die 'verdienten Toten', sprich die im Krieg gefallenen. Wir kennen das heute noch im Islam mit den 72 Jungfrauen. Analog dazu gab es die Walhalla und wer das Recht hatte dort einzutreten bestimmte die Walküre.
Schon diese direkten Bezüge zu Krieg und martialischen Germanenbräuchen würde jeden politisch korrekten Linken in die Knie gehen lassen. Dann lieber Amikopie.
Selbstverständlich werden früher oder später auch Täve Schur, Jens Weissflog und Katharina Witt in die Hall of Fame aufgenommen. Und mit Sicherheit wird auch Marita Koch oder Kornelia Ender berücksichtigt werden. Das wird irgendwann in den nächsten Jahren passieren, wenn die HoF als Wanderausstellung durch Deutschland zieht. Da werden dann in einem Festakt sicher immer ein bis zwei Sportler neu aufgenommen.
Daß die jetzige Liste der Geehrten keine Anspruch auf Vollständigkeit erhebt, sondern höchstens eine repräsentative Auswahl als Startpunkt, sieht man auch daran, daß die erfolgreichste deutsche Sportlerin aller Zeiten (noch) nicht vertreten ist: Steffi Graf.