»Die Erfolge der Linken verändern bereits erkennbar die Diskussionen der anderen Parteien.« Das könnte Lafontaine selbst behaupten. Ermittelt aber hat es Renate Köcher, Meinungsforscherin am konservativen Allensbach-Institut. Köcher fand heraus, dass 55 Prozent der Deutschen nicht nur glauben, dass die Linke stark ist, sie erwarten auch, dass sie noch stärker wird.
Lafontaines Vorstellungen von sozialer Umverteilung von oben nach unten sind in Deutschland populär wie nie. Sie haben sich als Angstszenario bis in die Köpfe der Spitzenpolitiker hineingefressen. Panik spricht aus Koalitionsbeschlüssen wie der außerplanmäßigen Rentenerhöhung. Panik vor einem Wahlkampf, den Lafontaine gegen die »altersrassistische Politik« der Volksparteien führen könnte. Ein Blick auf Regierungsbeschlüsse zeigt schon heute verblüffende Analogien zu Forderungen der Linken. Längeres Arbeitslosengeld, höheres Wohngeld, Begrenzung der Privatisierung. Es scheint, als habe Lafontaine mit am Kabinettstisch gesessen. Doch für Lafontaine ist der Einfluss auf die Regierung nur eine Art Kollateralnutzen.
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Lafontaines Welt ist digital. Gut-böse, schwarz-weiß. So wird er Wahlkampf machen. Die anderen Parteien müssen, wenn sie ehrlich sein wollen, kompliziertere Antworten geben. Aber haben sie dafür noch die Kraft? Teile der Union sind anfällig für Lafontaine. Jürgen Rüttgers zum Beispiel, Ministerpräsident von NRW, forderte jetzt: Wer lange in die Rentenversicherung eingezahlt habe, müsse im Alter mehr haben als einer, der nicht eingezahlt habe. Lafontaine hätte es schöner nicht sagen können.
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Derzeit gewinnt Lafontaine Wahlen mit dämonisierender, antidemokratischer Rhetorik. Er redet von »Bekloppten«, »Rindviechern«, »Quatschköpfen« und »Terroristen«, wenn er Minister, Bundeskanzler und amerikanische Präsidenten meint. Das kommt an.
Hat Lafontaine tatsächlich schon die Meinungsführerschaft in Deutschland übernommen?
Hat er die schon anderen Parteien mit seinen "dämonischen" Kräften im Griff?
Wird er der neue Führer eines undemokratischen Deutschlands?
Warum übernehmen Union und SPD seine Forderungen?
Fragen über Fragen.
F-W schrieb am 08.05.2008 10:46
Allensbach hat in Zahlen gegossen, was jeder auch nur durchschnittlich interessierte Zeitungsleser und TV-Polittalk Konsument längst weiss.
Rocky hat Lafo das comeback zur Kanzlerschaft schon vor vielen Monaten vorhergesagt. Aber der ist ja nur ein altersstarrsinniger Deutschen-basher.
FW
Bundeskanzler wird er wohl nicht werden.
So rockt er auch wieder nicht.
Er sitzt aber offenbar wie ein Schmarotzer in den Hirnen der führenden Politiker der Union oder der SPD und lenkt seine Wirte.
Die Linken werden zulegen.
Wieviel hängt sehr von der Politik von Union und SPD ab.
Natürlich ist Wahlkampf ein Spiel mit den Ängsten. Die Union wird genauso wie Lafo 09 voll draufhalten und 'Sozialismus oder Wohlstand' propagieren. Sie wird damit auf die wohl noch weit grösseren Ängste der Wohlstandsbewahrer zielen und den Hauptkonkurrenten SPD in die Linken Ecke treiben (da können sich die Sozen dann nochmal bei Frau Ypsilanti bedanken).
Der Gag ist, das Unionspolitiker Lafontaine-Forderungen als eigene Ideen verkaufen.
Ob das der selbst ernannte Arbeiterführer Rüttgers oder Huber ist.
Und das, obwohl diese Forderungen Gift für Deutschland sind.
Das wird die Linke weiter stärken, weil es den Einfluss Lafontaines auf die jetzige Regierung beweist.
Das Schockierende ist, wozu (Unions-) Politiker fähig sind, wenn sie Angst um ihre Mandate haben.
Angst um ihre Mandate haben wohl in erster Linie die Abgeordneten der SPD.
Falls Beck es wagen sollte, sich selbst zum Kanzlerdandidaten zu küren, wird es den Aufstand geben, denn dann ist wohl mit dem Verlust eines Drittels der Mandate zu rechnen.
DP schrieb am 08.05.2008 13:08
Falls Beck es wagen sollte, sich selbst zum Kanzlerdandidaten zu küren...
Klar wagt er (es sei denn, jemand erschlägt ihn vorher mit'm nassen Lappen), denn er kann doch dabei nur gewinnen: Wird er Kanzler -> schön für ihn, wird er kein Kanzler, ist er immer noch MiniPräsi von der Pfalz. Allerdings, so wie's momentan aussieht, kann er machen was er will, er wird in jedem Falle den Pfälzern als Regierungschef erhalten und dem Rest der Deutschen als ein solcher erspart bleiben. Von der Frage ist der Bart wohl schon ab, schätze ich mal.
DP schrieb am 08.05.2008 13:08
Angst um ihre Mandate haben wohl in erster Linie die Abgeordneten der SPD.
Falls Beck es wagen sollte, sich selbst zum Kanzlerdandidaten zu küren, wird es den Aufstand geben, denn dann ist wohl mit dem Verlust eines Drittels der Mandate zu rechnen.
Warum übernehmen dann Rüttgers und Huber Lafontaine-Forderungen?
Aus Jux und Tollerei?
Das Interessante bei der Union ist, diese unsinnigen Forderungen Rüttgers und Hubers werden zuerst zurückgewiesen, um dann, in immer kürzeren Zeitabständen von Queen Mary als irgendwie richtig geadelt zu werden.
Dass damit das Rentensystem angeschossen wird (Rüttgers) oder das ALG I wieder ausgeweitet wird (Rüttgers) oder das Steuersystem wieder komplizierter gemacht wird(Huber), also alle Reformen mit üblen Folgen zurückgedreht werden, kümmert offenbar niemand in der Union.
Verantwortungsloser war Politik schon lange nicht mehr.
Niemand in der Union traut sich was dagegen zu sagen, wenn die Kanzlerin ihre Zustimmung signalisiert.
Hat die Union eigentlich noch sozialpolitische Sprecher, Wirtschaftssprecher?
DP schrieb am 08.05.2008 13:08
Falls Beck es wagen sollte, sich selbst zum Kanzlerdandidaten zu küren...
Klar wagt er (es sei denn, jemand erschlägt ihn vorher mit'm nassen Lappen), denn er kann doch dabei nur gewinnen: Wird er Kanzler -> schön für ihn, wird er kein Kanzler, ist er immer noch MiniPräsi von der Pfalz. Allerdings, so wie's momentan aussieht, kann er machen was er will, er wird in jedem Falle den Pfälzern als Regierungschef erhalten und dem Rest der Deutschen als ein solcher erspart bleiben. Von der Frage ist der Bart wohl schon ab, schätze ich mal.
Ich geh mal davon aus, dass Beck so schlau ist, Steinmeyer ran zu lassen.
Wenn er kandidiert und verliert, tritt er erstens als Parteivorsitzender zurück und kurz später als Ministerpräsident.
Das lässt sich nicht mehr trennen.
Die Pfälzer SPD kuckt dann auch nicht mehr zu.
Dann ist der Bart endgültig ab.
Kodo schrieb am 08.05.2008 14:46
Warum übernehmen dann Rüttgers und Huber Lafontaine-Forderungen?
Wie kommst Du darauf, dass die beiden Lafo-Forderungen übernehmen?
Der Rüttgers hatte seine sozialen Gerechtigkeitsanwandlungen schon, als Lafo noch um den Zusammenschluss der Linksparteien verhandelt hat, und ist wohl eher durch seinen erhofften Heiligenschein getrieben.
Der Huber ist von seinen Wählern getrieben, der Lafo spielt in Bayern keine große Rolle.
Kodo schrieb am 08.05.2008 14:46
Warum übernehmen dann Rüttgers und Huber Lafontaine-Forderungen?
Wie kommst Du darauf, dass die beiden Lafo-Forderungen übernehmen?
Der Rüttgers hatte seine sozialen Gerechtigkeitsanwandlungen schon, als Lafo noch um den Zusammenschluss der Linksparteien verhandelt hat, und ist wohl eher durch seinen erhofften Heiligenschein getrieben.
Der Huber ist von seinen Wählern getrieben, der Lafo spielt in Bayern keine große Rolle.
Gruß, Martin
Sowohl die verlängerung der ALG I - Leistungen, auch die Rentenkiste und die KM-Pauschale sind Lafontaineforderungen.
Natürlich ist der Huber getrieben.
Nur von was?
Gerade hat sich gezeigt, dass er im BayernLB-Fall glatt gelogen hat.
Ich schätze seine Halbwertzeit geringer ein, als die von Beck.
Rüttgers treibt die Kanzlerin; jedenfalls versucht er es.
Bisher jedenfalls war erfolgreich im Zurückdrehen de Reformen.
Natürlich geht es ihm auch um die Wähler.
Die Wähler werden aber lieber gleich das Original Lafontaine wählen.
Wie ich darauf komme, dass die beiden Lafontaine-Forderungen übernehmen, habe ich hinreichend dargelegt.
Schade, es scheint, mein Scanner ist gerade gestorben. Macht mechanischen Radau.
Ich haette ein Plakat von 1932 gehabt, das der Lafo fuer den Wahlkampf verwenden koennte:
Schlusss mit dem System! KPD Liste 3!!
Da steht der Typ mit geballter Faust ueber Papen, Hitler, (Stahlhelmfuehrer)Duesterberg, old fart Kronprinz Wilhelm und ein paar Anderen, die aengstlich und mit geducktem Kopf auf die Faust schauen. Irgendwie ist nur der Adolf ganz ohne Kopfbedeckung. Die anderen haben Zylinerhut oder Stahlhelm. Wieso der kopfbedeckungslose Adolf?
Muss mit vermutlich einen neuen Scanner kaufen. Vielleicht kann ich spaeter scannen.
Kodo schrieb am 08.05.2008 10:10
Hat Lafontaine tatsächlich schon die Meinungsführerschaft in Deutschland übernommen?
Noe.
Zitat:
Hat er die schon anderen Parteien mit seinen "dämonischen" Kräften im Griff?
Noe. Die wurschteln weiterhin so rum, wie sie halt rumwurschteln.
Zitat:
Wird er der neue Führer eines undemokratischen Deutschlands?
...in einer Koalition mit der Union?! Klar...
Aber bevor die Linken ueber 10% kommen, schaffens die Rechten ueber 5%...
Zitat:
Warum übernehmen Union und SPD seine Forderungen?
Tun sie das? Hoechstens werden Parolen, Schlagworte u.ae. uebernommen, wie zb "Längeres Arbeitslosengeld, höheres Wohngeld, Begrenzung der Privatisierung".
Da bleibt aber offen, wie lang welches AlG fuer wen... wie hoch und wie lang und fuer wen das Wohnungsgeld... inwiefern soll was genau nicht oder nur tw. privatisiert werden... usw.
Da weichen solche Sachen inhaltlich dann doch wieder sehr voneinander ab.
Zitat:
Fragen über Fragen.
Die wichtigste Frage: Wieso werden Lafo und seine Partei so ueberbewertet?
Rocky schrieb am 08.05.2008 15:35
Da steht der Typ mit geballter Faust ueber Papen, Hitler, (Stahlhelmfuehrer)Duesterberg, old fart Kronprinz Wilhelm und ein paar Anderen, die aengstlich und mit geducktem Kopf auf die Faust schauen.
Na, da biste aber froh, dass der "Typ mit geballter Faust" die Geduckten nicht dauerhaft verhindert hat, oder wie nu?