Nachdem sich zuletzt unsere Merkel international etablieren konnte beim G8-Gipfel in Heiligendamm, hat man heute erkannt, dass "die größten Acht" nicht so leicht irgendwas zustande bringen können. Man möchte ja die großen Fragen der Menschheit regeln, und dazu sollten die größten Wirtschaftsnationen der Welt als "G8" gelten.
Wer sind diese G8?
Ich sehe USA, China, Russland, Indien, Australien, Japan, plus zwei Vertreter aus Europa (derzeit UK und D). Damit fielen einfach nur Italien und Frankreich raus, von früheren Kandidaten für eine solche Runde fielen Brasilien, Mexiko, Südafrika raus.
Der Vorteil bei G8 ist, das man mit acht Teilnehmern sehr gut zu klaren Entscheidungen kommen kann, während bei G13 die Runde schon zu groß ist, um klare Entscheidungsprozesse zu gewährleisten.
Wie seht ihr das? Kann die herkömmliche G8-Runde noch effektiv ihre eigenen Entscheidungen umsetzen, oder wird durch die Blockade von China oder auch Indien ohnehin alles zur Makulatur erklärt?
Da möchte ich erst mal die letzte Frage mit einem zusätzlichen dicken Fragezeichen versehen. Konnten die alten G8 jemals Entscheidungen umsetzen, und dazu noch effektiv? Haben sie überhaupt jemals umsetzbare Entscheidungen getroffen? Oder ist das ganze eine Gedenkveranstaltung an "Macher"-Politiker wie Helmut Schmidt und Giscard, die in den fernen Siebzigern diesen Club (damals noch G6) ins Leben riefen und so eine Aura von hemdsärmeliger Entscheidungs- und Durchsetzungsfähigkeit um sich verbreiteten. Die Weltwirtschaft quasi als Dauerflutkatastrophe, die nur eines zupackenden Innensenators bedarf um die Probleme zu lösen?
Als G6 gegründet wurde, repräsentierten sie die "alten" Industrieländer. Sie funktionierten alle mehr oder weniger nach den gleichen Regeln, hatten auch ähnliche Probleme und repräsentierten einen viel höheren Anteil am Welt-BIP als die heutigen G8. Da die Problem- und Interessenlagen doch einigermassen ähnlich waren, war es auch einfacher, gemeinsame Standpunkte zu finden und die zu Hause umzusetzen. Das vermittelte den Eindruck von Entscheidungsfähigkeit.
Es reichte zudem aus, dass die gefundenen Lösungen innerhalb der Clubmitglieder und ihrer westeuropäischen Anhängsel umgesetzt wurden. Auf die BRIC-Nationen (Brasilien, Russland, Indien, China) brauchte keine Rücksicht genommen werden. Sie darbten entweder als kommunistische Hungerleider oder waren Kunden von Caritas und Welthungerhilfe. Die G6 waren die Weltwirtschaft, was sie für sich beschlossen, war für die ganze Welt richtig.
Heute ist das anders. Die G8 repräsentieren nicht mehr die gesamte Weltwirtschaft. Es reicht nicht mehr, ihre Beschlüsse nur bei sich umzusetzten um Wirkung zu entfalten. Dass 8 entscheiden und die 4 BRIC-Länder am Katzentisch sitzen, ist gelinde gesagt eine Anmassung. Die sind Top-Player in allen Fragen, die heute auf der Agenda stehen: Handel, Energie, Klima, Nahrungsmittel. Ohne sie geht in diesen Bereichen gar nichts.
Dazu kommt, dass die Interessenlagen innerhalb der G8 weit auseinandergedriftet sind. Sie bringen nicht einmal mehr eine gemeinsame Haltung zustande, die sie gegen die 4 BRIC durchsetzen oder mit ihnen abstimmen könnten. Das Weltwährungsregime unter amerikanischer Federführung (Bretton Woods) existiert nicht mehr, der Energiekonsens pro AKW ist zerbrochen, die Klimafrage gab es noch gar nicht und bei den Nahrungsmitteln brechen gerade neue Gegensätze in punkto Energiepflanzen auf.
Ich denke deshalb, der Gedanke des exclusiven Weltretterclubs hat sich überlebt und ist auch durch eine Erweiterung um die 4 BRIC-Länder nicht zu retten.
Flecki5 schrieb am 06.07.2008 03:07
Nachdem sich zuletzt unsere Merkel international etablieren konnte beim G8-Gipfel in Heiligendamm, hat man heute erkannt, dass "die größten Acht" nicht so leicht irgendwas zustande bringen können. Man möchte ja die großen Fragen der Menschheit regeln, und dazu sollten die größten Wirtschaftsnationen der Welt als "G8" gelten.
Wer sind diese G8?
Ich sehe USA, China, Russland, Indien, Australien, Japan, plus zwei Vertreter aus Europa (derzeit UK und D). Damit fielen einfach nur Italien und Frankreich raus, von früheren Kandidaten für eine solche Runde fielen Brasilien, Mexiko, Südafrika raus.
Der Vorteil bei G8 ist, das man mit acht Teilnehmern sehr gut zu klaren Entscheidungen kommen kann, während bei G13 die Runde schon zu groß ist, um klare Entscheidungsprozesse zu gewährleisten.
Wie seht ihr das? Kann die herkömmliche G8-Runde noch effektiv ihre eigenen Entscheidungen umsetzen, oder wird durch die Blockade von China oder auch Indien ohnehin alles zur Makulatur erklärt?
MfG, Flecki
Eigentlich bestehen die G 8 aus:
USA, Kanada, Japan, Gro0britannien, Frankreich, Italien, Russland (teils) und Deutschland.
Vorher G 7; ohne Russland.
Klar müssten China, Indien und Brasilien rein.
Und Italien als failed State raus.
Dass die Runde völlig nutzlos war/ist, kann ich mir nicht vorstellen.
@FW
Es ist nun einmal so.
Hinter Schmidt verschwindet Kohl; auch mit der Wiedervereinigung.
Kodo schrieb am 06.07.2008 04:00
Eigentlich bestehen die G 8 aus:
USA, Kanada, Japan, Gro0britannien, Frankreich, Italien, Russland (teils) und Deutschland.
Vorher G 7; ohne Russland.
Klar müssten China, Indien und Brasilien rein.
Und Italien als failed State raus.
Kodo:
Wir haben doch eine Europaeische Union, die fast (nach der Meinung einiger Forumsteilnehmer) so zusammengewachsen ist wie die USA (siehe NY,NJ Bemrkung im entsprechenden thread im Forum).
Also ist die neue G8:
USA, Kanada, Japan, Europaeische Union, Russland, und drei Paletze fuer China, Indien, Brasilien.
Also wieder G8.
Wo sehe ich das falsch, Kodo? Ich nehme an, das Du nicht auf meiner Linie bist in dieser Diskussion.
Gerd:
meine Frage bezieht sich eher darauf, wer die EU-Staaten völkerrechtlich vertreten dürfte und in welchem Umfang. Die EU ist eine politische Union, das stimmt. Aber deswegen sind ihre Mitglieder trotzdem noch Nationalstaaten und keine Bundesstaaten wie NY, NJ oder Colorado.
Kodo:
Wir haben doch eine Europaeische Union, die fast (nach der Meinung einiger Forumsteilnehmer) so zusammengewachsen ist wie die USA (siehe NY,NJ Bemrkung im entsprechenden thread im Forum).
Also ist die neue G8:
USA, Kanada, Japan, Europaeische Union, Russland, und drei Paletze fuer China, Indien, Brasilien.
Also wieder G8.
Wo sehe ich das falsch, Kodo? Ich nehme an, das Du nicht auf meiner Linie bist in dieser Diskussion.
Gerd
Eigentlich hat Russland bei der G8 auch heute noch nichts zu suchen.
Es ist nach wie vor ein Entgegenkommen der anderen Mitglieder.
Genauso könnte man Saudi-Arabien in die G8 als Rohstoffland aufnehmen.
Mehr als Gas hat Russland nicht zu bieten.
Lieber Gerd, die EU ist kein Bundesstaat wie Deutschland oder die USA, sondern ein Staatenverbund
Aber das weißt Du ja.
Italien müsste als Failed State raus und Spanien müsste rein.
[QUOTE][b][i]Flecki5 schrieb am 05.07.2008 18:07[/b][/i]
Wer sind diese G8?
(...)
Wie seht ihr das? Kann die herkömmliche G8-Runde noch effektiv ihre eigenen Entscheidungen umsetzen, oder wird durch die Blockade von China oder auch Indien ohnehin alles zur Makulatur erklärt?
MfG, Flecki[/QUOTE]
Nun, man sollte nicht wie FW in selige Zeiten schweifen oder dem medialen Hype erliegen, die die Gipfel gern als Machtzentrum erheben, in dem die zentralen Fragen geklaert und die relevanten Hebel gedrueckt werden. Der G8 Gipfel ist ein Debattierclub und als dieser bei weitem nicht exkluisiv; da waere die UN Vollversammlung, dem UNSC, das WEF oder meinetwegen auch die Bilderberger oder andere nicht oeffentliche Besprechungen, an denen die Grosskopferten palavern duerfen.
So beantworten sich auch obige Frage; Nein, die Runde kann ihre Entscheidungen nicht umsetzen, ganz einfach aus dem Grunde weil sie gar keine faellt. Und je groesser die Runde (mit dem rein politisch motivierten Eintritt Russlands konnte man sich nicht einmal auf eine so simple Sache wie der Verurteilung des Terrorregimes von Simbabwe einigen) desto klarer wird das.
danke für die historische Betrachtung. Es klingt für mich durch, als hätten die G x nie etwas Konkretes zustande gebracht, und dem möchte ich mit einem reinen Erfahrungsargument widersprechen: Je kleiner die Runde, desto konkreter wird etwas getan, solange man nur größer ist als ein Einzelner. Deshalb können die Bilderberger immer nur eine Null sein ebenso wie die Celebrities in Davos, und für ein weltweites konzertiertes Handeln sind auch die UN schwächer als die G8. Unter all diesen Gruppen, die alle möglichen Einflüsse haben auf dieser Welt halte ich die G8 also für die schlagkräftigste.
Nehmt es rein sportlich, dann könnt ihr auch Butter bei die Fische geben: Wer sind eure aktuellen G8?