SZ: Inzwischen steht auch Russlands WTO-Beitritt zur Debatte. Der Präsident spricht von höheren Rüstungsausgaben, dabei ist er als Modernisierer angetreten und hat der Korruption den Kampf angesagt.
Lebedew: Wer hat daran denn in Russland geglaubt?
Die Skepsis gegenüber der WTO war immer da, aber das ist nicht das Problem.
Das wirtschaftspolitische Modell funktioniert nicht.
Unsere Regierungsbeamten können nicht mal eine Straße bauen.
Die Banken sind Geldwäscheanlagen; wenn morgen von 500 Banken 400 eingehen würden, wäre das ein Gewinn.
Eine Justizreform? Können Sie vergessen.
Das Parlament? Gibt es nicht.
Wahlen? Verschwunden.
Es gab zwei wirtschaftspolitische Errungenschaften der Putin-Zeit:
Das eine ist die Börse. Die löst sich gerade auf.
Das andere der Staatsfonds, den Sergej Stortschak, der damalige Vize-Finanzminister, gegründet hat.
Stortschak sitzt seit Monaten ohne juristische Grundlage im Gefängnis. Die größten russischen Unternehmen, auch die staatlichen, werden vom Westen mit Krediten in Milliardenhöhe finanziert.
Davon werden demnächst viele fällig.
Und da heißt es, Russland hänge von niemandem ab. Wer so redet, hat keine Ahnung, was auf dem Spiel steht.
Damit könnte Lebedev der Kasparow Partei beitreten, der meines Wissens einzigen öffentlichen Institution in Russland, die das oben gesagte seit langem predigt.
DP schrieb am 21.09.2008 02:33
Damit könnte Lebedev der Kasparow Partei beitreten, der meines Wissens einzigen öffentlichen Institution in Russland, die das oben gesagte seit langem predigt.
Die Opposition hat in Russland praktisch keine Möglichkeit die Öffentlichkeit zu erreichen.
Die Medien sind gleichgeschaltet und/oder trauen sich nicht, irgendwas Kritische über Putin und Co. zu berichten.