"So sehen Sieger aus: Der Klassenprimus - was haben die Sachsen bloß, was die anderen Länder nicht haben?
Zudem spielt der Anteil von Schülern aus Einwandererfamilien eine Rolle: Lediglich 3,7 Prozent der Schüler an allgemeinbildenden Schulen in Sachsen kommen aus Familien mit Migrationshintergrund. In Nordrhein-Westfalen liegt die Quote laut Klemm bei 30 Prozent.
Na, das mit dem (fehlenden) Migrationshintergrund ist in Sachsen doch schon länger so - was haben die also in den letzten Jahren gemacht, das sie jetzt vorne stehen?
"die Naturwissenschaft haben im Unterricht einen höheren Stellenwert als in einigen anderen Bundesländern."
Bei uns zahle ich für eine Nachmittagsgruppe für meinen Sohn 15 Euro pro Stunde, wo die naturwissenschaftliche Versuche machen. Dafür fahren wir dann auch 15km, weil es nichts verglöeichbares in der näheren Umgebung gibt.
Blockflöte, Chorsingen und Basteln mit Stroh wird in der Schule angeboten für 8 € für das ganze Halbjahr.
Gestern gab es eine neue Studie, welche Fächer bei deutschen Studenten beliebt sind und wo wir dauerhaft offene Stellen haben. Das Ergebnis überrascht nicht, denn es ist seid 20 Jahren gleich: die deutschen Studenten meiden Naturwissenschaften, Ingenieurswissenschaften, Informatik, Vermessungswesen. Und das Gegenstück sind dann die offenen Stellen: allein in diesen Arbeitsgebieten sind etwa 200.000 offene Stellen gemeldet.
Unsere Firma umfasst etwa 210 Mitarbeiter. Und wir haben 60 offene Stellen, davon etwa die Hälfte seid über einem Jahr unbesetzt. Nun mag es ja sein, dass wir mehr Bewerber bekämen, wenn wir bereit wären, 6-stellige Gehälter zu zahlen. Allerdings hätte dann bald keiner mehr hier einen Job, weil uns die Kosten auffressen würden. Wenn man über Monate und Jahre hinweg nicht in der Lage ist, Akademikerpositionen zu normalen Gehältern zu besetzen, dann läuft was schief.
Alle "harten" Berufszweige werden in Deutschland mit spitzen Fingern angefasst und zwar quer über alle Bereiche hinweg. Im Kindergarten wird Englischunterricht auf der Basis von Kinderliedern eingeführt, in der Grundschule gibt es Antiagressionstraining und Kochkurse und in der weiterführenden Schule wird mit der Theater-AG und dem Fußballteam geworben.
Deutschlands Bildungsausgaben sind international betrachtet unter "ferner liefen", die Lehrerschaft rekrutiert sich aus dem links-antiautoritären Milieu. In Hessen hätten wir um ein Haar eine Bildungspolitik bekommen, die offen mit der Abschaffung der Noten und der Abschaffung der Eliteförderung warb - und niemanden hat´s interessiert. Statt dessen konzentrierten sich die Wähler allein aus Gründen der Antipathie auf den Slogan "XY muss weg"; in den letzten Monaten wurde nicht EINMAL in den Medien über Sachfragen der rot-grünen Koalitionsverhandlungen in Hessen berichtet.
In Hamburg hat "Nena´s neue Schule" Furore gemacht während Eliteinternate inzwischen hohe Mauern und Zäune ziehen müssen - nicht, um die Kinder drin zu behalten, sondern um sich gegen "Verschönerungsaktionen" der intiimperialistischen autonomen Sturmtruppen zu schützen, für die jede Eliteeinrichtung als repressive Kaderschmiede verstanden wird.
Unsere Firma umfasst etwa 210 Mitarbeiter. Und wir haben 60 offene Stellen, davon etwa die Hälfte seid über einem Jahr unbesetzt. Nun mag es ja sein, dass wir mehr Bewerber bekämen, wenn wir bereit wären, 6-stellige Gehälter zu zahlen. Allerdings hätte dann bald keiner mehr hier einen Job, weil uns die Kosten auffressen würden. Wenn man über Monate und Jahre hinweg nicht in der Lage ist, Akademikerpositionen zu normalen Gehältern zu besetzen, dann läuft was schief.
Wieviel bekommen denn eure Marketingleute und die Controller? Und wie sieht es mit den Karrierechancen aus? Technische Karrieren sind anscheinend oft schwieriger als betriebswirtschaftliche. Ich will da nicht grundsätzlich werden, aber Verdienst- und Karrieremöglichkeiten sind sicher ein Motivationsgrund.
Andererseits: Gute Ingenieure haben schon als Kind technisch gespielt und dabei sicher noch nicht an Karriere und Verdienst gedacht. Da läuft offenbar schon in der Orientierungsphase aus den Elternhäusern und den Schulen was schief.
Spock: "Gute Ingenieure haben schon als Kind technisch gespielt und dabei sicher noch nicht an Karriere und Verdienst gedacht. Da läuft offenbar schon in der Orientierungsphase aus den Elternhäusern und den Schulen was schief."
Ja kein Wunder!
Überleg dir mal, wie Physik, Chemie und verwandte Fächer im Fernsehen präsentiert werden, etwa der Knoff-Hoff-Show oder Clever!. Da werden zunächst mal interessante bis beeindruckende Effekte gezeigt, vorgeführt und dann erklärt, was es damit auf sich hat. Das weckt die Aufmerksamkeit der Zuschauer. NW-Unterricht in der Schule läuft dagegen meist komplett anders ab - trocken, theoretisch, langweilig. Wenn das Thema theoretisch erarbeitet ist und man den Stoff durchgekaut hat, DANN gibt es meist erst quasi zum krönenden Abschluss einen Versuch.
Das ganze erscheint mir wie ein Teufelskreis: Da es wenige NW-Studenten gibt, gibt es auch wenige NW-Lehrer. Daher müssen die Schulen jeden nehmen, der sich anbietet. AUswahl nach didaktischer Kompetenz ist nicht möglich und dadurch hat man Unterricht, der nicht dazu geeignet ist, die Zahl der NW-Studenten zu erhöhen....
Allerdings liegt das nicht nur an den Lehrern, sondern meist auch an den unzureichenden Mitteln. Um etwas vorzuführen muss man auch etwas zum vorführen HABEN.
Zum Thema Sachsen und Pisa habe ich noch eine andere Studie gesehen:
Die Bundeswehr hat die Intelligenz gemusterter Männer der letzten Jahre in einen Atlas eingetragen. Ergebnis: Im Süden sind die 18-22 Jährigen am intelligentesten, im Norden eher weniger. UND: Die durchschnittliche Intelligenz stimmt laut dem zitierenden Artikel sehr genau mit den Arbeitsmarktdaten überein.
Ich erinnere mich, dass meine guten Naturwissenschaftslehrer ein Thema oft mit einem Experiment begannen, um Interesse zu wecken und dann in der Theorie das 'Warum' zu ergründen.
Die von Dir beschriebene Methode lässt darauf schließen, dass die Lehrer schlicht den üblichen (und dort auch sinnvollen) Ablauf an der Uni repetieren.
Die These, dass es zu wenige exzellente naturwissenschaftliche Lehrer gibt, hat was. Auch da komme ich schnell wieder zum Geld. Wie ist das am freien Markt? Wenn ich ein Sprachseminar buche, kostet mich das weniger als die Hälfte eines vergleichbaren IT-Seminars. Offenbar gibt es für Soft-Fächer mehr Referenten am Markt als für Technik, was sich in deren Marktpreis niederschlägt. Warum sollte das im schulischen Bereich anders sein? Schon ein mittelmäßig begabter Naturwissenschaftler wird sich mit einem Job in der Industrie deutlich besser stellen als als Lehrer, wo die Musiklehrerin per BAT dasselbe bekommt wie der Physik-Kollege. Kein Wunder, dass solche Leute selten im Klassenzimmer zu finden sind.
Wieviel bekommen denn eure Marketingleute und die Controller?
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Keine Ahnung, Spock. Ich kenne nur die Gehälter der Redakteure. MfG Frank
Frank, meine lästerliche und sicher polemische Behauptung ist, die Finanzleute werden überbezahlt. Es waren hundertfach deutsche Controller und ihresgleichen, die exzellente Ingenieurs- und Forschungsleistungen auf den Müll warfen woraufhin das Know-How dann außerhalb unseres Landes vergoldet wurde. Prominentes Beispiel ist das Telefaxgerät, das bei Siemens verworfen wurde, weil man mit Fernschreibern doch recht passabel verdiente.
"Schon ein mittelmäßig begabter Naturwissenschaftler wird sich mit einem Job in der Industrie deutlich besser stellen als als Lehrer, wo die Musiklehrerin per BAT dasselbe bekommt wie der Physik-Kollege. Kein Wunder, dass solche Leute selten im Klassenzimmer zu finden sind."
Davon abgesehen sind die ja auch noch mit allem möglichen sonstigen Kram beschäftigt.
Ein Bekannter von mir ist Diplom Biologe und unterrichtet an der Hauptschule Chemie, Physik und Biologie. Durchaus eher von der robusten Sorte und engagierter Lehrer.
Der ist die Hälfte des Unterrichts damit beschäftigt, für Ruhe zu sorgen und den Jungs erstmal beizubringen, dass man sitzenbleibt (auf dem eignenen Stuhl). Und ausserhalb des Unterrichts ist er damit beschäftigt, die schlimmsten Auswüchse in den Familien etc. in den Griff zu bekommen, denen zu zeigen, wie sie Geld für Klassenfahrten bekommen usw usf.
Dafür sollten eigentlich Sozialarbeiter in den Schulen sein. Die sind dafür ausgebildet. Sind aber nicht, also müssen das die Lehrer mit machen.
Übrigends sagte er kürzlich, er würde ALLES tun, damit seine Kinder nicht auf die Hauptschule kommen.
das deckt sich auffallend mit den Storys, die ich von 'meinem' Lehrer täglich höre.
Aber du warst doch letztens noch gegen Disziplin und Indivdualität eher begünstigende kleinere Klassen und Gruppieren (nicht Abschieben!) nach Leistung. Da tut sich m.E. ein Widerspruch auf.
> Zudem spielt der Anteil von Schülern aus Einwandererfamilien eine Rolle: Lediglich 3,7 Prozent der Schüler an allgemeinbildenden Schulen in Sachsen kommen aus Familien mit Migrationshintergrund. In Nordrhein-Westfalen liegt die Quote laut Klemm bei 30 Prozent.
Und nicht vergessen: "...Als beispielhaft gilt das zweigliedrige Schulsystem aus Gymnasium und Mittelschule in Sachsen; dort profitieren die Schüler zugleich von vergleichsweise kleinen Klassen..."
Wobei ich nicht verstehe, wieso man von einem zweigliedrigem Schulsystem spricht, obwohl es immer noch drei Schulformen gibt. Diese zwei Jahre "Mittelschule" sind doch "nur" sowas wie die gute, alte aber irgendwann ideologisch verteufelte Orientierungsstufe.
> Der ist die Hälfte des Unterrichts damit beschäftigt, für Ruhe zu sorgen und den Jungs erstmal beizubringen, dass man sitzenbleibt (auf dem eignenen Stuhl). Und ausserhalb des Unterrichts ist er damit beschäftigt, die schlimmsten Auswüchse in den Familien etc. in den Griff zu bekommen, denen zu zeigen, wie sie Geld für Klassenfahrten bekommen usw usf.
> Dafür sollten eigentlich Sozialarbeiter in den Schulen sein. Die sind dafür ausgebildet. Sind aber nicht, also müssen das die Lehrer mit machen.
> Übrigends sagte er kürzlich, er würde ALLES tun, damit seine Kinder nicht auf die Hauptschule kommen.
Wohl wahr. Aber solche Geschichten hoert man seit Jahren auch aus den anderen Schulformen. Nur das Klassenfahrtengeldbesorgen faellt im Gymnasium mit Schuelern aus eher hoeherschichtigen Familien seltener an.
"Aber du warst doch letztens noch gegen Disziplin und Indivdualität eher begünstigende kleinere Klassen und Gruppieren (nicht Abschieben!) nach Leistung. Da tut sich m.E. ein Widerspruch auf."
Nun, deswegen bin ich vor allem für eher gemischt Klassen (also mindestens Haupt und Realschule zusammen).
Da ist der Anteil solcher Störer relativ niedriger und somit leichter zu kontrollieren.
Aber wenn ich bei 30 Hauptschulkindern 10 Störer habe, ist das nicht zu handhaben. Bei 30 Haupt/Realschulkindern 5 Störer ist schon wesentlich einfacher, vor allem, wenn von den anderen 25 Kindern immer noch 15 motiviert sind, im Gegensatz zu 5 auf einer reinen Hauptschule.
Ich erinnere mich, dass im letzten grossen boardy Faden zum Thema herausgearbeitet wurde (ich glaube von Frank), dass die Pisa Ergebnisse massgeblich beeinflusst werden von der Migranten Kinder Quote. Da macht drängte sich mir bei der Schlagzeile mit den Sachsen Kindern auch gleich der Vergleich mit der niedrigen Migranten Quote auf. Im Stern heisst es: "Der geringe Anteil an Migrantenkindern hat zum Pisa-Erfolg der Sachsen beigetragen. Lediglich 3,7 Prozent der Schüler an allgemeinbildenden Schulen des Freistaats kommen aus Familien mit Nicht-Deutschen Wurzeln, in anderen Bundesländern sind es bis zu zehnmal mehr. Wie alle anderen einschlägigen Studien auch, belegt die Pisa-Studie, dass Kinder aus Einwandererfamilien im Bildungssystem vergleichsweise schlecht integriert sind. "Im Hinblick auf die Kompetenzen", so die Studie, "erreichen Jugendliche mit Migrationshintergrund ein deutlich geringeres Niveau als Jugendliche ohne diesen Hintergrund." Dies gelte besonders für Schüler, deren Eltern beide im Ausland geboren wurden."