Der Warwicker Soziologe Colin Crouch erläutert in einem Interview mit der Jungen Freiheit seine These von der Postdemokratie:
Zitat:
JF: Was also verstehen Sie unter Postdemokratie?
Crouch: Postdemokratie meint einen Zustand, in dem die Institutionen der Demokratie noch funktionieren, aber die Demokratie keine Vitalität mehr hat. Ich benutze den Begriff so wie den der postindustriellen Gesellschaft. Postindustrielle Gesellschaft bedeutet auch nicht, daß es dort keine Industrie mehr gibt, sondern daß das Herz der Wirtschaft, ihr Leistungszentrum, anderswo als bei der Industrie liegt.
JF: Ist die Postdemokratie also noch Demokratie?
Crouch: Ja, denn Postdemokratie bedeutet nicht „Nichtdemokratie“. Sondern beschreibt eine Periode des Verfalls, einen Zustand, in dem die Lebensenergie der Demokratie schwindet. Zwar werden noch Wahlen abgehalten, die auch dazu führen, daß Regierungen ihren Abschied nehmen müssen, doch wird die öffentliche Debatte während der Wahlkämpfe so stark von konkurrierenden Teams professioneller PR-Berater kontrolliert, daß sie zu einem reinen Spektakel verkommt, bei dem man nur über eine Reihe von Problemen diskutiert, die die Experten zuvor ausgewählt haben.
Die Mehrheit der Bürger spielt dabei eine passive, ja sogar apathische Rolle, sie reagieren nur auf Signale, die man ihnen gibt. Im Schatten dieser Inszenierung wird die reale Politik hinter verschlossenen Türen gemacht: von gewählten Regierungen und Eliten, die vor allem die Interessen der Wirtschaft vertreten.
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„Manchen Völkern genügt eine Katastrophe, sie zur Besinnung zu bringen. Deutschen, so scheint es, bedarf es des Untergangs.” --Arthur Moeller van den Bruck
„Wenn man so darüber nachdenkt ist es eigentlich erschreckend, wie wenig Politiker aufgeknüpft werden.” --G. K. Chesterton
„Manchmal frage ich mich, ob die Welt von klugen Menschen regiert wird, die uns zum Narren halten, oder von Schwachköpfen, die es ernst meinen.” --Mark Twain
In der DDR sprach man immer (Spock, korrigiere mich) vom faulenden, demnächst absterbenden Gabbidalismus. Jetzt hat er sich also noch 20 Jahre dahingeschleift, um nun vor Mirkis Gnaden zu verrotten. Aber vielleicht irren sich ja beide?
DP schrieb am 09.01.2009 13:17
In der DDR sprach man immer (Spock, korrigiere mich) vom faulenden, demnächst absterbenden Gabbidalismus. Jetzt hat er sich also noch 20 Jahre dahingeschleift, um nun vor Mirkis Gnaden zu verrotten. Aber vielleicht irren sich ja beide?
Dem Prinzip der Unbeständigkeit und des Wandels entgeht nix.
Auch nicht der Kapitalismus.
DP schrieb am 09.01.2009 13:17
In der DDR sprach man immer (Spock, korrigiere mich) vom faulenden, demnächst absterbenden Gabbidalismus. Jetzt hat er sich also noch 20 Jahre dahingeschleift, um nun vor Mirkis Gnaden zu verrotten. Aber vielleicht irren sich ja beide?
Ja, so war der Wortlaut der Propaganda. Der wichtigste Satz war aber der immer folgende, der besagte, dass darauf der Sozialismus die Menschen beglücken würde. Wir wissen ja heute, dass das nicht so war. Unterdrückung, Verelendung der Massen und moralischer Verfall, das was die kommunistischen Ideologen immer dem Kapitalismus vorwarfen, war und ist ironischerweise Hauptkennzeichen des Sozialismus.
Wer von Steuerung durch Eliten faselt, gleichzeitig aber jubelt, wenn ein Großteil der Politik, von eigenen Interessen getrieben, mehr Kontrolle über Finanzen und Wirtschaft fordert, tut mir irgendwie leid.
Es wird das von der Geschichte getilgt, was überflüssig ist. Das könnten durchaus Teile unseres heutigen Systems sein. Über ein Ende des Kapitalismus generell zu jubeln, ist sicher verfrüht und auch naiv. Was wäre denn ein Nachfolgemodell am Horizont? Lenin und Castro sind tot. Also etwas wie China, das die Nachteile beider Systeme vereint? Da kann dann Mirk Wandzeitungen für das neue Regime gestalten oder er wird von der Polizei abgeholt, wenn die falschen Beiträge in Diskussionsforen schreibt.
Lexx schrieb am 12.01.2009 00:57
Spock:
►"Was wäre denn ein Nachfolgemodell am Horizont?"
Der dritte Weg.
Den haben wir doch schon längst. Einen reinen ungehinderten Manchesterkapitalismus zu Marx' Zeiten gibt es in Europa ebensowenig (mehr) wie die verschiedenen Sozialismusmodelle (und man muss wohl kein Prophet sein um vorauszusagen, das die wenigen anderen sozialistischen Paradiese mit dem Ableben ihrer Apparate mit siechen). Der Staat kontrolliert die Wirtschaft, setzt die Regeln fürs Business und interveniert sogar. Weite Teile der Infrastruktur gehören ihm gar selbst. In der Bundesrepublik hat es rein e Marktwirtschaft noch nie gegeben. Soziale Marktwirtschaft trägt doch den dritten Weg schon im Namen. Andere relevante Wege kenne ich nicht.
"Wer von Steuerung durch Eliten faselt, gleichzeitig aber jubelt, wenn ein Großteil der Politik, von eigenen Interessen getrieben, mehr Kontrolle über Finanzen und Wirtschaft fordert, tut mir irgendwie leid. "
Nun, das Interessante (und Neue) ist aber, dass das relevante Teile der Wirtschaft selbst fordern.
Aber nur weils ihnen selbst an den Kragen geht, entweder selbstverschuldet oder wegen der Finanzkrise. Klar dass die jetzt nach der Mama rufen. Gibts denn sonst noch "relevante Teile der Wirtschaft", die "mehr Kontrolle über Finanzen und Wirtschaft" fordern? Das wäre dann wirklich neu.
kater_5 schrieb am 12.01.2009 16:39
"Wer von Steuerung durch Eliten faselt, gleichzeitig aber jubelt, wenn ein Großteil der Politik, von eigenen Interessen getrieben, mehr Kontrolle über Finanzen und Wirtschaft fordert, tut mir irgendwie leid. "
Nun, das Interessante (und Neue) ist aber, dass das relevante Teile der Wirtschaft selbst fordern.
Gruss
Kater
Gerade das sollte einen doch stutzig machen. Wenn (Teil-) Verstaatlichungen oder zumindest immer stärker überbordender Staatseinfluss nicht Ergebnis revolutionärer Umwälzungen oder der Machtübernahme von extrem linken Parteien ist, dann stimmt da was nicht.
Der Ruf nach dem Staat erklingt weil man in der gegenwärtigen Konstellation (Wahlen, Umfragen usw.) auf besonders freigiebige Politiker trifft und nicht, weil sich Unternehmer plötzlich nach dem Sozialismus sehnen.