Wie ich sehe ist das auch in D das grosse Thema: Die SVP hat praktisch im Alleingang ein Referendum lanciert, dass selbst hierzulande keiner ernst nahm. Das Ergebnis war dann auch einigermassen überraschend, 57% der Bürger begrüssten das Verbot, 22-4 Kantone votierten dafür.
Für mich ist das ein typischer Fall von Augenblicksentscheidung, das Ausland, dass uns Schweizern Geld und Ehre und nun auch noch die höchste Kirchtumspitze weggnehmen will, steht nicht gerade hoch im Kurs. Nun ist es passiert und muss rechtlich umgesetzt werden, auch wenn das bedeutet, dass die Schweiz aus dem Europarat gedrängt wird.
Nur so nebenbei noch interessant der Kommentar von Herrn Bosbach: "Volksabstimmungen über Moscheebauten sind in Deutschland weder möglich noch nötig."
In Antwort auf:Nur so nebenbei noch interessant der Kommentar von Herrn Bosbach: "Volksabstimmungen über Moscheebauten sind in Deutschland weder möglich noch nötig."
Das erinnert mich stark an die Diskussionskultur in der DDR, etwa : "Wir brauchen keine Friedensbekundungen durch Buttons 'Schwerter zu Pflugscharen', weil der Sozialismus seinem Wesen nach Frieden schafft." :)
Wenn die Deutschen den Schweizern nun Intoleranz und schlimmeres vorwerfen, sollten sie lieber mal überlegen, wie so ein Referendum hierzulande womöglich ausgegangen wäre. Ich selber müsste mal tief in mich gehen um zu wissen, wie ich da abstimmen würde.
Das zweite Referendum war doch bezüglich der Waffenexporte - das ist, wenn ich richtig informiert bin, abgelehnt worden.
Meine eigene Reaktion auf den Ausgang des Referendums ist sehr zwiespältig - einerseits halte ich die Entscheidung schlicht für falsch*, andererseits verstehe ich sie als ein Signal einer Mehrheit, die mit der Art und Weise, wie Parallelgesellschaften gepflegt werden nicht einverstanden sind.
Die Reaktion des Herrn Bosbach spricht für sich, besser gesagt gegen ihn. Der Hochmut unserer politischen Kaste ist schon grandios.
Ach so, wie hoch war eigentlich die Wahlbeteiligung - darüber habe ich noch nichts gelesen.
Schönen Tag WRL
*= Man kann nicht Menschen ins Land holen und sie dann in der Ausübung ihrer Religion hindern, auch wenn man durchaus darüber diskutieren kann, ob man dazu nun ein Minarett benötigt...
"Glückliche Sklaven sind die größten Feinde der Freiheit!" Marie von Ebner-Eschenbach “Politiker sind wie Windeln. Man muss sie oft wechseln und das aus denselben Gründen.” (Mark Twain)
Die Wahlbeteiligung lag bei 54% und war damit aussergewöhnlich hoch, wenn man bedenkt, dass hier alle paar Wochen an die Urne gerufen wird.
Für WRL: Das waren die Entscheidungen vom Sonntag:
Schweizweit: (rechte SVP) Minarettinitiative: Angenommen 57% (linke Gruppe für eine Schweiz ohne Armee) Verbot der Kriegsmaterialexporte: Abgelehnt 68% (Bund) Spezialfinanzierung des Luftverkehrs: Angenommen 65%
Zürich: (Stadt Zürich) Geothermie-Bohrung zum Erdwärme-Projekt: Angenommen 78% (Stadt Zürich) Ersatzwahl Zürcher Regierungsrat: Ernst Stocker (SVP): 55% (Stadt Zürich) Reorganisation der Stadtzürcher Sozialhilfe: Angenommen 90% (Stadt Zürich) 13,3m Fr. für neuen Hardau Stadtpark: Angenommen 71% (rechte Schweizer Demokraten) Hochhäuser auf 40m beschränken: Abgelehnt 73%
"Glückliche Sklaven sind die größten Feinde der Freiheit!" Marie von Ebner-Eschenbach “Politiker sind wie Windeln. Man muss sie oft wechseln und das aus denselben Gründen.” (Mark Twain)
Wow, die Schweizer dürfen über städtische Vorhaben abstimmen. Das würde ich mir hierzulande auch mal wünschen.
Ansonsten finde ich das schon interessant. In Düsseldorf war ein Wahlplakat der DVU "Minarettverbot" (nur das eine Wort). Ich hab mich drüber lustig gemacht. In der Schweiz ist das nun Realität.
Dazu eine Frage: Wieviele Minarette gibt es in Deutschland? Wieviele werden aktiv benutzt?
Soviel ich weiß, ist es in D verboten, von Minaretten per Lautsprecher zu rufen.
Ich habe mal in der Türkei neben einer Moschee genächtigt - es war schon schlafraubend, wenn das Tonband mit dem Muezzin-Ruf in der Früh zum ersten Mal losrief; hier bei mir im Dorf läuten um 6 Uhr die Kirchenglocken eine kurze Zeit (jemand hat mir gesagt es seien 108 Schläge) - das hat mich noch nie gestört. Einem Moslem mag es anders gehen. Das Geläut ist aber auch sehr harmonisch - wenns die evangelische Kirche wäre würde ich durch die Decke gehen, die bei uns hat grausliche Glocken.
Schönen Abend WRL
"Glückliche Sklaven sind die größten Feinde der Freiheit!" Marie von Ebner-Eschenbach “Politiker sind wie Windeln. Man muss sie oft wechseln und das aus denselben Gründen.” (Mark Twain)
WRL: Glocken sind sicherlich Geschmackssache, aber ich denke, dass sie die große Mehrheit der Bevölkerung nicht bis wenig stören. Beim Muezzin-Ruf hätte ich auch meine Bedenken.
Das ist im übrigen ein Vorschlag, dem ich zustimmen würde, zumindest im richtigen Rahmen. In Italien z.b. sind Burkas wimre bereits verboten, weil jegliche Kleidung verboten ist, die das Gesicht komplett verhüllt.
Bei der ganzen Verbieterei darf man nur nicht vergessen, dass sie unserem Verständnis einer freiheitlichen Gesellschaft zuwider läuft und höchstwahrscheinlich die schwelenden Probleme unter Oberfläche wie schlechte Integration und religiös-fundamentalistische Einstellungen gar nicht löst.
Das junktim 'Religionsfreiheit' und 'Minarett' für den Islam leuchtet mir nicht ein. Die Moschee ohne Minarett ist auch hierzulande der Regelfall, ohne dass das der Ausübung religiöser Rituale einen Abbruch tut.
Aus der Ablehnung der Minarette zu folgern, dass die Schweizer die Ausübung der Islam einschränken wollten, halte ich für absurd. So unrealistisch sind die Schweizer auch nicht.
Also jede Menge Kakophonie. Wenn ich richtig informiert bin, dann haben ja gerade Muselmänner den Streit auf schweizer Bundesebene getragen, weil der Bau lokal abgelehnt worden war. Also wurde auch bundesweit entschieden, dass die lokale Selbstbestimmung nicht überschrieben werden kann. Wenn ich mir anschaue, unter welchen Beschränkungen ich vor 25 Jahren bauen musste, mit Rücksicht auf das Stadtbild, dann ist es für mich selbstverständlich, dass dies auch anderswo gilt, ohne dass 'Religionsausübung' für die Durchsetzung herhalten muss. Wie in meinem Fall kann man im Detail sicher darüber streiten, aber man kann sich jetzt nicht einfach über dieses Detail hinwegsetzen.
Zu bedenken geben möchte ich indes noch: Häufig werden Moscheen und die dahinter stehenden Gemeinden aus ihren Herkunftsländern finanziell unterstützt. Die islamischen Länder zahlen also, um den Islam in Europa zu unterstützen. Andersrum sollte man in vielen islamischen Ländern wie dem Iran oder Jemen nicht versuchen, eine Kirche (mit oder ohne Glockenturm) zu bauen. Da gibt es also schon eine gewisse Asymmetrie, die das Unverständnis Vieler für die Forderungen der Muslime hierzulande (also im Abendland) begründen könnte.
ja, offensichtlich gibt es diese Asymmetrie. Die sollte unsere Gesetzgebung aber nicht beeinflussen im Sinne von tit for tat. Ich würde diese Asymmetrie aber locker flockig den islamischen Ländern unter die Nase reiben, die meinen wegen der schweizer Abstimmung protestieren zu müssen, und dabei herausstreichen, dass die Schweiz nicht über Moscheen an für sich abgestimmt hat.
Wahrscheinlich deshalb ist der Protest ja bisher eher flau. Die Moslems denken; die verteidigen halt auch nur ihr Revier, genau wie wir hier. Also whats the problem?
"Ich würde diese Asymmetrie aber locker flockig den islamischen Ländern unter die Nase reiben, die meinen wegen der schweizer Abstimmung protestieren zu müssen, und dabei herausstreichen, dass die Schweiz nicht über Moscheen an für sich abgestimmt hat."
Hey! Klever! Locker flockig unter die Nase reiben! das isses es! Jow! Und dabei streichen! Ey Mann, Nobel-Preis, Mann!