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Dieses Thema hat 7 Antworten
und wurde 396 mal aufgerufen
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Lexx Offline



Beiträge: 3.730

12.07.2009 19:23
Alle gegen die Banken. Antworten

Es gab und gibt in der Wirtschaftskrise

Politik gegen die Banken - in Form von Regulierungsmaßnahmen und öffentlicher Schelte und Kritik.
Bürger gegen die Banken - öffentlichen Aufruhr über hohe Bonuszahlungen selbst bei Verlusten und Abfindungen.
Unternehmen gegen die Banken - Beschwerden, dass keine Kredite mehr vergeben werden.

Letzter Konflikt geht jetzt in die zweite Runde:
"Arbeitgeber kritisieren Kreditvergabe
"Banken haben nichts aus der Krise gelernt""

Die Arbeitgeber haben die deutschen Banken wegen ihrer Kreditpolitik kritisiert. Die günstigen Zinsen der Notenbanken würden nicht an die Firmen weitergegeben, bemängelte der Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), Dieter Hundt, im "Tagesspiegel".

"Das Thema Kreditklemme wird mit Sicherheit in den kommenden Monaten an Bedeutung gewinnen - deshalb muss etwas geschehen", erläuterte er und nannte konkret die direkte Kreditvergabe von der Bundesbank an die Unternehmen unter Umgehung der Geschäftsbanken. Es müsse deshalb "über neue Möglichkeiten unter Einschaltung der Bundesbank und anderer staatlicher Einrichtungen diskutiert werden".


und anscheinend scheint es da eine gemeinsame Front zu geben:
"Steinbrück hatte mit "noch nie dagewesenen Maßnahmen" gedroht, sollte es in der zweiten Jahreshälfte deshalb zu einer Kreditklemme kommen. Auch SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier hatte sich empört gezeigt. Selbst Bundespräsident Horst Köhler hatte sich in die Debatte eingeschaltet und an die Banken appelliert, großzügiger Kredite zu vergeben."

http://www.tagesschau.de/wirtschaft/bankenkrise140.html

Wird es eine neue Regulierungsrunde geben? Werden die Banken einlenken? Und wie sehr schaden die fehlenden Kredite der Wirtschaft?

WRL Offline



Beiträge: 1.124

12.07.2009 22:41
#2 RE: Alle gegen die Banken. Antworten

"Und wie sehr schaden die fehlenden Kredite der Wirtschaft?"

Das Dilemma ist doch, dass viele Firmen jetzt deutlich schlechter dastehen als z.B. vor einem Jahr, weil der Auftragseingang zwischen deutlich und drastisch zurückgegangen ist. Damit sinkt natürlich auch die Bonität und die Banken weisen Kreditanträge dann mit Hinweis auf die schlechtere Bonität schlicht ab.

Die strengen Regeln zeigen, dass sich damit eine Rezession selber ganz gut nähren kann.

Wir z.B. versuchen, eine Mietkauffinanzierung für einen Kunden hinzukriegen - relativ neu auf dem Markt (knapp 3 Jahre alt) und es interessiert niemanden, dass seine Mutter ein weltweit operierender Konzern ist...

Vor einem Jahr wäre die Sache schon längst schmerzlos über die Bühne.

Schöne Woche
WRL

"Glückliche Sklaven sind die größten Feinde der Freiheit!" Marie von Ebner-Eschenbach
“Politiker sind wie Windeln. Man muss sie oft wechseln und das aus denselben Gründen.”
(Mark Twain)

FunTa Offline



Beiträge: 187

13.07.2009 00:02
#3 RE: Alle gegen die Banken. Antworten

Zitat von WRL

Die strengen Regeln zeigen, dass sich damit eine Rezession selber ganz gut nähren kann.



@ WRL: Ich oute mich mal, dass ich den o.g. Satz jetzt nicht verstehe.

Ich weiss nur unabhängig davon, dass die Banken sich schon wieder wie in früheren Zeiten die Taschen vollmachen und alles geht scheinbar weiter wie bisher. Eine Bankenkontrolle kann ich bisher nicht erkennen bzw. wird nicht genügend von aussen darauf eingewirkt, bis auf derzeit ja sehr populäre öffentliche Empörung. Einige Politiker sind ja weiterhin durchaus involviert in der Finanzwelt. Wenn ich die Fernseh-Werbung manchmal sehe, weil ich nicht rechtzeitig weggezappt habe, frage ich mich wirklich, ob die Banken mit der nötigen Demut und Dankbarkeit vorgehen, so wie es vonnöten wäre. Und intern geht es schon wieder fröhlich weiter mit der Zockerei mithilfe fremder Gelder.

Krise? Welche Krise? Bei den Banken haben die monatelange Schieflage und der Beinahe-Bankrott vieler Geldhäuser anscheinend kaum Spuren hinterlassen. Anstelle ihre Lehren zu ziehen, marschieren sie wieder im Alltags-Trott: verlockende Boni-Zahlungen, waghalsige Spekulationen!

„Das Kasino öffnet schon wieder“, so brachte BDI-Chef Hans-Peter Keitel im „Handelsblatt“-Interview die Lage am Finanzmarkt auf den Punkt. „Das kurzfristige Denken und Risikobereitschaft nehmen wieder zu.“ Commerzbank-Chef Martin Blessing warnt im selben Bericht: „In meinen Augen müssen Gesetzgeber und Aufsichtsbehörden schnell handeln.“
http://www.bild.de/BILD/politik/wirtscha...-eroeffnet.html

F-W Offline




Beiträge: 1.679

13.07.2009 01:29
#4 RE: Alle gegen die Banken. Antworten

Einerseits schreit die Politik nach neuen Regulierungen, die ja das Eingehen von nicht kalkulierbaren Risiken erschweren soll. Andererseits beschimpft sie die Banken die schon bestehenden Regeln einzuhalten. Die Politik weiss, dass ihre Forderungen an die Banken unseriös sind. Merkel ist mit Steinbrück sogar schon in Brüssel vorstellig geworden um die Basel II Regeln temporär aufzuweichen. Glücklicherweise hat Brüssel ihnen eine Abfuhr erteilt.

Erstens gibt es noch keine allgemeine Kreditklemme, die auch bonitätsmässig gute Firmen trifft, das bestätigen sogar der BDI und andere Industrie-Verbände.

Zweitens ist der Regenschirm-Effekt (dass die Banken den Schirm zumachen wenn es regnet) ein alter Hut, der in jeder Rezession auftritt. Und die Erklärung hat WRL schon geliefert. In der Rezession werden viele Firmen bonitätsmässig schlechter und fallen bei den Banken durch den Rost.

Zu FunTas Frage. WRL will sagen, dass die Bonitätsregeln für die Banken prozyklisch wirken. In der Krise drehen die Banken den Kredithahn zu und verschärfen vermeintlich die Krise so noch weiter.

FW



Lexx Offline



Beiträge: 3.730

13.07.2009 09:02
#5 RE: Alle gegen die Banken. Antworten

FW:
"Zweitens ist der Regenschirm-Effekt (dass die Banken den Schirm zumachen wenn es regnet) ein alter Hut"

Mit dem Unterschied, dass in dieser Krise dank Millardenschweren Rettungen und Garantien sowie historisch niedrigen Leitzinsen von den Banken gerade erwartet wird, den Kredithahn NICHT zuzudrehen.

MartiS2 Offline



Beiträge: 7.094

13.07.2009 13:10
#6 RE: Alle gegen die Banken. Antworten

FW,

Bonität sollte doch den Preis bestimmen, aber nicht die Verfügbarkeit per se. Der Risikoausgleich bei den Banken findet dann eben über Margen und über Diversifizierung der Kreditnehmer statt.

Ich habe aber auch gelegentlich gelesen, dass Banken keinen Kredit vergeben, weil es ihre Eigenkapitaldecke nicht erlaubt. Seit beispielsweise Verbriefungen nicht mehr laufen ist der darüber gehebelte Kreditfluss weg.

Ist der Anteil Eigenkapital auch über Basel II geregelt, oder sind das nationale Regelungen?

Gruß, Martin

Kater Offline



Beiträge: 1.208

13.07.2009 14:41
#7 RE: Alle gegen die Banken. Antworten

Wenn ich mir die Erlebnisse von Kollegen und Bekannten so ansehe, scheint auch schlicht jeder Kredit jetzt mindestens zwei Hierarchiestufen höher abgesegnet zu werden. Anders kann man nicht erklären, wie lange selbst simple Kredite bis zur Freigabe brauchen.

Gruss
Kater

F-W Offline




Beiträge: 1.679

13.07.2009 23:28
#8 RE: Alle gegen die Banken. Antworten

Zitat von MartiS2
FW,
Bonität sollte doch den Preis bestimmen, aber nicht die Verfügbarkeit per se. Der Risikoausgleich bei den Banken findet dann eben über Margen und über Diversifizierung der Kreditnehmer statt.
Ich habe aber auch gelegentlich gelesen, dass Banken keinen Kredit vergeben, weil es ihre Eigenkapitaldecke nicht erlaubt. Seit beispielsweise Verbriefungen nicht mehr laufen ist der darüber gehebelte Kreditfluss weg.
Ist der Anteil Eigenkapital auch über Basel II geregelt, oder sind das nationale Regelungen?
Gruß, Martin
Natürlich bestimmt das Kreditrisiko auch die Verfügbarkeit per se. Einen Kredit für ein schlechtes Risiko gibt es einfach nicht, auch nicht zu hohen Zinsen.

Das Kernstück von Basel I und II ist die Kapitalunterlegung der Kredite. Die nationale Gesetzgebung setzt die Basler Vereinbarungen in Gesetze um, bei uns das Kreditwesengesetz (KWG) und ergänzende Verordnungen und Erlasse der Bundesbank. Die Grundregeln sind aber in allen OECD-Staaten gleich. Generell müssen die Kredite einer Bank mit 8% Eigenkapital unterlegt sein (Basel I). Nach Basel II ist eine stärkere Differenzierung nach Kreditrisiko vorgesehen, die bei höheren Risiken eine höhere Kapitalunterlegung vorsieht. Die Mindestaustattung bleibt aber bei 8%. Ausnahmen nach unten gibt es nur im Interbankenhandel und bei bestimmten Kreditsicherheiten. Im Kreditgeschäft mit Firmen- und Privatkunden spielen diese Ausnahmen aber keine Rolle.

Das heisst das anrechenbare Eigenkapital einer Bank bestimmt auch das Maximalvolumen das diese Bank als Kredit vergeben kann. Wenn eine Bank durch Verluste aus Schrottpapieren einen Teil ihres Kapitals verloren hat, schränkt das ihre Kreditvergabemöglichkeiten natürlich ein. In der Masse dieser Krise kann das zu einer Kreditklemme führen. Um das zu verhindern wurden die Bad-Banks beschlossen mit denen die Banken indirekt wieder rekapitalisiert werden.

Kater: Ja, jeder in einschlägigen Bereichen tätige Bankmitarbeiter/Manager hat eine bestimmte Kreditkompetenz (Euro-Betrag) über die er alleine entscheiden kann, alles andere muss in der Hierarchie vorgetragen werden und wird auf dem Niveau entschieden, das die ausreichende Kreditkompetenz hat. Das geht je nach Betrag bis in den Vorstand order gar Aufsichtsrat. Ein Kunde ist nie gut beraten mit Zeitdruck in Kreditverhandlungen zu gehen. Bei mir haben sich immer die Nackenhaare gesträubt, wenn mich ein Kunde unter Zeitdruck setzen wollte. Mein erster Verdacht war, dass Finanzberichtswesen und -Planung suboptimal waren und der Kunde selbst erst seinen Kreditbedarf erkannt hat, als es schon (fast) zu spät war. Nur zu oft hat sich der Verdacht bestätigt. Das wiedrum bringt im Risikoscoring-Prozess Minuspunkte.

FW

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