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Dieses Thema hat 42 Antworten
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MartiS2 Offline



Beiträge: 7.148

17.06.2009 12:30
#16 RE: Projekt Desertec Antworten

Zitat von Kater
Aber politisch ist der Gedanke sowas von unkorrekt.
Gruss
Kater


Nun ja, wenn das Ganze privat hochgezogen wir, dann ist der Staat außen vor. Und mein Gedanke liegt zu nah, um nicht gedacht zu werden. Afrika ist ja in, filmisch nun seit einiger Zeit von den öffentlich Rechtlichen vorbereitet - fast jeder deutsche Schauspieler durfte dort in den letzten Jahren drehen. Die Hemmschwelle, dort ein paar Arbeitsplätze für Deutsche zu schaffen ist also gesenkt. Und die Bundeswehr übt schon mal in Afghanistan Objektschutz :).

Gruß, Martin

Kater Offline



Beiträge: 1.208

17.06.2009 12:36
#17 RE: Projekt Desertec Antworten

"Und mein Gedanke liegt zu nah, um nicht gedacht zu werden. "

Ist ja auch nichts neues. Wie bereits geschrieben ist das für "moderne" Grossenergieverbraucher wie z. B. Google ja schon ein Kriterium. Problematisch sind eigentlich nur die eingesessenen Grossverbraucher wie Stahlwerke oder Aluminiumhütten, die vor 50 Jahren in Gegenden gebaut wurden, wo es billige Kohle gab. Die kann man nun mal nicht auf die Schnelle umsiedeln, wobei die jetzige Wirtschaftskrise da schon einiges bereinigt. Die Aluminiumhütte hier beim Braunkohleloch in Garzweiler wird jedenfalls geschlossen, u. a. auch, weil absehbar ist, dass die Braunkohle mittelfristig auch wegen Umweltauflagen zu teuer wird.

Gruss
Kater

Lexx Offline



Beiträge: 3.730

18.06.2009 19:09
#18 RE: Projekt Desertec Antworten

"Bisher zu wenig gefördert wird die Erzeugung von Solarstrom in Regionen mit
hoher Sonneneinstrahlung wie im äquatornahen Sonnengürtel. Um Tag-Nacht-
Schwankungen der Solarenergie auszugleichen, werden kostengünstige
thermische Speicher entwickelt. Man ist optimistisch, die Kosten für
Solarstrom in den nächsten zehn bis 15 Jahren auf einen konkurrenzfähigen
Wert von etwa 6 Cent/kWh senken zu können."

http://www.dpg-physik.de/gliederung/ak/a...lkeilhacker.pdf

Das steckt hinter dem ganzen Projekt. Die beteiligten Wissenschaftler haben also durchaus wirtschaftlich gerechnet.
Das Szenario könnte dann so aussehen, dass etwa von Marokko und Algerien aus über Gibraltar bis nach Spanien und Frankreich eine Leitung liegt, von Tunesien aus über Sardinien und Italien bis nach Deutschland, und von Lybien(?) aus über Malta nach Italien.

Übrigens liegen auf diesen Routen bereits heute Telekommunikations- und Stromkabel.

Prototypen für Kraftwerke werden z.Zt. in Jülich, solche für Energiespeicher in Spanien entwickelt.

Steffen Huber Offline



Beiträge: 194

18.06.2009 22:04
#19 RE: Projekt Desertec Antworten

Zitat von Lexx
Das Szenario könnte dann so aussehen, dass etwa von Marokko und Algerien aus über Gibraltar bis nach Spanien und Frankreich eine Leitung liegt, von Tunesien aus über Sardinien und Italien bis nach Deutschland, und von Lybien(?) aus über Malta nach Italien.
Übrigens liegen auf diesen Routen bereits heute Telekommunikations- und Stromkabel.



Und, wieviel haben die gekostet, wieviel Leistung können die transportieren und wie sind die Leitungsverluste so?

Selbst mit HGÜ wird man bei 2000km Leitungslänge mit Minimum 15% Verlusten rechnen müssen. Selbst bei den hypothetischen 6 ct/kWh (wo soll diese Kostenreduktion herkommen?) für die Erzeugung bleiben die Leitungskosten und die Verluste. Oder ist gar 6 ct/kWh der finale Preis? Dann würde ich eher herzhaft lachen wollen.

Steffen

Lexx Offline



Beiträge: 3.730

19.06.2009 13:19
#20 RE: Projekt Desertec Antworten

Steffen:
"wo soll diese Kostenreduktion herkommen?"

Von der intensiven Forschungstätigkeit der klügsten Köpfe unseres Landes und Europas, genannt Wissenschaftler.


"Während in Äquatornähe bekanntlich fast Sonnengarantie besteht, gehört in Deutschland ein bedeckter Himmel zur Normalität. Laut Angaben der "Kölnischen Rundschau" könnten die Anlagen beim aktuellen Stand der Ölpreise frühestens ab dem Jahr 2020 wirtschaftlich lohnend arbeiten. Für diesen Zeitpunkt erwarten Experten Preise von sechs bis acht Cent je Kilowattstunde für Energie aus einem Solarkraftwerk."

Wie das geht?
"Mit der direkten Verdampfung des Wassers ohne den Umweg über Pumpen lassen sich zum Beispiel die Kosten schon spürbar senken", erläuterte Professor Bernhard Hoffschmidt, Leiter des Solar-Institutes, gegenüber pressetext."
http://www.wdr.de/themen/wissen/umwelt/k...ie/090126.jhtml

"Das Solarturmkraftwerk Jülich wird nach Fertigstellung Ende 2008 eine Nennleistung von 1,5 MW haben. Als eines der ersten Solarkraftwerke der Welt kann es mit Hilfe spezieller Wärmespeicher Wolkendurchgänge abfangen und sogar nachts die am Tag gewonnene Energie zeitversetzt abgeben."

Mit dem Testbetrieb in Jülich sind dann weitere Erkenntnisse verbunden, mit denen sich die Effizienz verbessern und die Kosten für die Stromproduktion weiter senken lassen. Dazu sind schon weitere Testanlagen, etwa in Spanien zur Wärmespeicherung in Soletanks, im Bau oder schon im Betrieb.

Hier gibt es Infos über die Testanlage in Jülich.
http://www.stadtwerke-juelich.de/swj-t/h...rkraftwerk.html


Und als besonderes Schmankerl habe ich den Vortrag des AKE auf der DPG-Frühjahrstagung mal rausgesucht, damit ihr euch nicht auf mein Gedächtnis verlassen müsst:
http://www.uni-saarland.de/fak7/fze/AKE_...rmkraftwerk.pdf

p.s. Nicht zu verachten sind auch die Projekte in den USA mit ihren geplanten Riesenanlagen bis zu knapp 1 GW Leistung.

DP Offline



Beiträge: 5.248

19.06.2009 13:47
#21 RE: Projekt Desertec Antworten

In Antwort auf:
Steffen Huber
Selbst bei den hypothetischen 6 ct/kWh (wo soll diese Kostenreduktion herkommen?) für die Erzeugung bleiben die Leitungskosten und die Verluste. Oder ist gar 6 ct/kWh der finale Preis?


Oben im Text steht doch schon, wie sich das Projekt trägt: "Es braucht natürlich am Anfang eine gewisse Investitionssicherheit, zum Beispiel eine Abnahmegarantie zu einem bestimmten Preis."

Spock Offline



Beiträge: 2.377

19.06.2009 16:36
#22 RE: Projekt Desertec Antworten

Also die Kernkraft, gut dass wir sie haben, wäre ohne massive staatliche Interventionen und Subventionen auch nicht das, was sie heute ist.

Ich finde es daher etwas lustig, die einzelnen Cents bei 'neuen' Formen der Energieerzeugung zu zählen und die Milliarden bei anderen zu ignorieren.

Apropos neu: So neu sind Solarthermie und HGÜ ja nicht, im Gegenteil. Alles robuste Technologien. Ich habe aber kein Gefühl dafür, was man da noch verbessern kann, um die Wirtschaftlichkeit weiter zu erhöhen.

Steffen Huber Offline



Beiträge: 194

19.06.2009 17:38
#23 RE: Projekt Desertec Antworten

Zitat von Spock
Also die Kernkraft, gut dass wir sie haben, wäre ohne massive staatliche Interventionen und Subventionen auch nicht das, was sie heute ist.


Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Ohne massive staatliche Behinderung wäre sie heute auch nicht das, was sie ist. Es gibt eigentlich kaum ein besseres Beispiel für staatliche Totregulierung.

Zitat von Spock

Ich finde es daher etwas lustig, die einzelnen Cents bei 'neuen' Formen der Energieerzeugung zu zählen und die Milliarden bei anderen zu ignorieren.



Das ist ja auch was völlig anderes. Staatlich finanzierte (Grundlagen-)Forschung ist für jede Energieerzeugungs/umwandlungsmöglichkeit, die auch nur die Chance hat, mal relevant zu werden, IMHO OK. Kernspaltung, Kernfusion, Photovoltaik, Erdwärme, BtL, CtL, Brennstoffzellen, HGÜ, Supraleitung...kann man alles vertreten.

Hier geht es aber um staatliche Zuschüsse bzw. Zwangsfinanzierungsmittel für den breiten Einsatz in der Praxis. Also gerade eben keine Forschung. Also genau derselbe Sündenfall, der schon bei Wind und Photovoltaik sowie Biomasse begangen wurde.

Übrigens, aufgewendete Forschungsmittel für Leichtwasserreaktorforschung in Deutschland: 19 Mrd. DM. Vermutlich die beste Investition einer Bundesregierung, die es jemals gab. Und die einzige Subvention, die Kernenergie in Deutschland jemals bekommen hat.

Zitat von Spock

Apropos neu: So neu sind Solarthermie und HGÜ ja nicht, im Gegenteil. Alles robuste Technologien. Ich habe aber kein Gefühl dafür, was man da noch verbessern kann, um die Wirtschaftlichkeit weiter zu erhöhen.


Mein Gefühl ist: da geht noch was, aber sicher nicht in der notwendigen Größenordnung, denn da setzt uns die Physik Grenzen. Ist ein bisserl wie Photovoltaik: wenn ein Gutteil der Preise durch Arbeitszeit, Mechanik und Elektrotechnik verursacht werden, ist durch preiswertere Module allein eben nix zu holen.

Steffen

Lexx Offline



Beiträge: 3.730

20.06.2009 10:33
#24 RE: Projekt Desertec Antworten

Hat sich einer von euch mal den verlinkten Vortrag des Arbeitskreis Energie angeschaut?

Da steht alles detailliert drin.

Steffen:
Gehen wir mal weg von dem abenteuerlichen 400 Mrd.€-Vorschlag und gucken uns das auf der Basis der von mir gebrachten Quellen an.
Der Stand der Technik ist, dass man mit hunderten von Spiegeln (simple Metall- bzw. Keramikplatten) das Sonnenlicht in einem Turm bündelt und dort die Hitze in elektrische Energie umwandelt. Der theoretische maximale Wirkungsgrad liegt bei 65%.

Der Hauptfokus der zukünftigen angewandten Forschung liegt jetzt darauf, den Umwandlungsprozess im Turm zu verbessern, sowie in einer effektiven Zwischenspeicherung der Energie. Ersteres wird u.a. in Jülich gemacht, letzteres in Spanien.

Momentan liegen die Kosten bei 23,5 ¢/kWh, wovon allein 20 ¢ auf Kapitalkosten zurückgehen. Konkurrenzfähige Preise liegen laut Schätzungen bei 6-8 ¢, also zwischen Steinkohle und Gasturbinen. Eine Verringerung auf etwa 1/3 ist also das Ziel - wie?

Nun die Jülicher Anlage arbeitet bei 680°C mit einem Wirkungsgrad von 55%. Durch eine höhere Temperatur lässt sich das noch auf 65% steigern. Beim Wirkungsgrad ist man dann an der physikalischen Grenze. Allerdings ist das noch nicht die Grenze für die Umwandlungseffizienz im Turm selbst, also der Verwendung der Wärme. Dazu werden sich natürlich Kostensenkungen bei den Herstellungsprozessen gesellen, insbesondere wenn industrielle Massenproduktion für eine größere Anzahl an Kraftwerken möglich wird.
Zudem weiß ich nicht, ob die 24 ¢-Rechnung das Optimum darstellt, also auch für den Sonnengürtel gilt, oder die Kosten bisheriger Kraftwerke - dann würde allein der Standort die Kosten senken.

Da steckt also noch viel Zukunftsmusik in der ganzen Angelegenheit - deswegen geben sich die Entwickler auch zeit bis 2020 bzw. 2024.

dewo Offline



Beiträge: 544

20.06.2009 13:13
#25 RE: Projekt Desertec Antworten

Zitat von Lexx
Der theoretische maximale Wirkungsgrad liegt bei 65%.
Wenn die Spiegel saubergehalten werden. Sonst ist die Sache mit dem "maximalen Wirkungsgrad" genauso zweifelhaft wie bei den Photozellen und den Windmühlen. Es sei denn, in den Erzeugeungskosten sind bereits die Kosten für die drei bis fuffzehn Batallione Putzfrauen samt dem nötigen Putzwasser und den Lastwagenladungen voll Spüli und Geschirrtüchern eingerechnet. Ebenso die Infrastruktur um Putzfrauen, Putzwasser, Spüli und Geschirrtücher zu den Spiegeln zu kriegen.

Glaub' ich aber eher nicht...

Steffen Huber Offline



Beiträge: 194

20.06.2009 23:54
#26 RE: Projekt Desertec Antworten

Zitat von Lexx
Hat sich einer von euch mal den verlinkten Vortrag des Arbeitskreis Energie angeschaut?
Da steht alles detailliert drin.



Ich hab' ihn durchgelesen. Sowas kann man vielleicht vor einer Schulklasse in der Mittelstufe bringen. Harte Zahlen sucht man vergeblich. Auch zu zukünftigen Verbesserungspotenzialen nur windige qualitative Ansagen.

Wenn jemand was besseres hat - immer her damit. Meine letzten belastbaren Unterlagen stammen noch aus der Studienzeit Ende der 90er, seither verfolge ich Solarthermie nicht mehr in allen Details.

Zitat von Lexx

Steffen:
Gehen wir mal weg von dem abenteuerlichen 400 Mrd.€-Vorschlag und gucken uns das auf der Basis der von mir gebrachten Quellen an.
Der Stand der Technik ist, dass man mit hunderten von Spiegeln (simple Metall- bzw. Keramikplatten) das Sonnenlicht in einem Turm bündelt und dort die Hitze in elektrische Energie umwandelt. Der theoretische maximale Wirkungsgrad liegt bei 65%.



Ja, das ist die bekannte Technik von Solarturmkraftwerken. Bekannt seit 1980(?), als Solar One in Betrieb ging. Damals hatte man schon ausgefuchste Wärmeprozesse mit flüssigem Natrium als Wärmeübetrager am Start, um anständige Wirkungsgrade zu erreichen.

Zitat von Lexx

Der Hauptfokus der zukünftigen angewandten Forschung liegt jetzt darauf, den Umwandlungsprozess im Turm zu verbessern, sowie in einer effektiven Zwischenspeicherung der Energie. Ersteres wird u.a. in Jülich gemacht, letzteres in Spanien.



Der Umwandlungsprozess im Turm ist zu 98% ein Problem, das man im klassischen Dampfkraftwerk genauso hat. Die effektive Wärmezwischenspeicherung ist notwendige Voraussetzung für Netzkompatibilität jenseits der üblichen Problemchen unstetiger Stromerzeugung (aka Photovltaik und Windkraft), also eigentlich nur eine technische Krücke, die einen Haufen Geld kosten wird und damit die Solarthermie noch unvorteilhafter erscheinen lassen wird.

Zitat von Lexx

Momentan liegen die Kosten bei 23,5 ¢/kWh, wovon allein 20 ¢ auf Kapitalkosten zurückgehen.



Und, wird das Kapital in Zukunft billiger?

KKWs haben übrigens auch fast nur Kapitalkosten. Genau wie WKAs. Und Photovoltaikanlagen natürlich. Und Wasserkraft sowieso.

Was ich damit sagen will: es ist eine Nullaussage. Dass keine Brennstoffkosten anfallen, liegt ja in der Natur der Sache.

Zitat von Lexx

Konkurrenzfähige Preise liegen laut Schätzungen bei 6-8 ¢, also zwischen Steinkohle und Gasturbinen.



Braunkohle und Steinkohle liegen im Moment unter 4 ct/kWh. Auf 6 kommt man nur, wenn man hohe Preise fürs erzeugte CO2 zugrundelegt. KKWs liegen etwa bei 4 ct/kWh. GuD bei etwa 6 ct/kWh, allerdings mit starken Schwankungen je nach Gaspreis. Schlussfolgerung: 8 ct/kWh für eine nichtregelbare, nicht grundlastfähige Stromerzeugungsmethode ist auf gar keinen Fall konkurrenzfähig und bestenfalls Wunschdenken.

Zitat von Lexx

Eine Verringerung auf etwa 1/3 ist also das Ziel - wie?
Nun die Jülicher Anlage arbeitet bei 680°C mit einem Wirkungsgrad von 55%. Durch eine höhere Temperatur lässt sich das noch auf 65% steigern. Beim Wirkungsgrad ist man dann an der physikalischen Grenze. Allerdings ist das noch nicht die Grenze für die Umwandlungseffizienz im Turm selbst, also der Verwendung der Wärme. Dazu werden sich natürlich Kostensenkungen bei den Herstellungsprozessen gesellen, insbesondere wenn industrielle Massenproduktion für eine größere Anzahl an Kraftwerken möglich wird.
Zudem weiß ich nicht, ob die 24 ¢-Rechnung das Optimum darstellt, also auch für den Sonnengürtel gilt, oder die Kosten bisheriger Kraftwerke - dann würde allein der Standort die Kosten senken.
Da steckt also noch viel Zukunftsmusik in der ganzen Angelegenheit - deswegen geben sich die Entwickler auch zeit bis 2020 bzw. 2024.


Die rund 24 ct/kWh gelten meines Wissens für heutige Anlagen an sehr guten Standorten. Die Anlagen sind schon ziemlich ausgefuchst, wo also das große Potenzial liegen soll für eine notwendige Kostenreduktion von fast einer Größenordnung erschließt sich mir immer noch nicht, denn ein Großteil der teuren Technologie, nämlich die Dampferzeugung mit der fetten Turbine am Ende des Prozesses ist Technologie, die seit Jahrzehnten immer weiter verfeinert wurde. Große Sprünge sind da naturgemäß nicht mehr drin, und falls sie drin ist, wird gleichzeitig die Konkurrenz ebenso preiswerter.

Und dann haben wir uns immer noch nicht damit beschäftigt, wie der Strom dann aus dem Sonnengürtel zu uns kommen soll (oder ob sie überhaupt zu uns kommen soll - vor Ort findet ja auch Stromverbrauch statt) - dort steht immer noch ein Kostenfaktor in Höhe dessen, was heute komplette konventionelle Kraftwerke kosten.

Viel interessanter bei der Solarthermie sind IMHO übrigens die SolarDish-Konzepte, die durchaus im Sonnengürtel für eine dezentrale Stromversorgung interessant sein könnte. Für Insellösungen sicher brauchbarer als Photovoltaik, und dort vor Ort aufgrund der fehlenden Infrastruktur zu Betrieb und Wartung eines klassischen Kraftwerks auch eventuell konkurrenzfähig.

Steffen

Lexx Offline



Beiträge: 3.730

21.06.2009 20:33
#27 RE: Projekt Desertec Antworten

Steffen:
"also eigentlich nur eine technische Krücke, die einen Haufen Geld kosten wird und damit die Solarthermie noch unvorteilhafter erscheinen lassen wird."[i]◄

Aber unabdingbare Voraussetzung, sonst kann man Sonnenstrom gleich vergessen. Dafür hat man keine Zwischenlagerung von Brennstoff, wie bei Kohle- oder Gaskraftwerken.


►[i]"Und, wird das Kapital in Zukunft billiger?"


Das ist die falsche Frage.
Während die Kapitalkosten beim AKW nur etwa die Hälfte (50%) des Strompreises ausmachen, bei Steinkohle sogar weniger als 1/3, bestimmen sie bei der Solarthermie den Strompreis zu 85%.
Geringere Bau- und Herstellungskosten senken also die Erzeugungskosten für Strom aus Solarkraftwerken wesentlich deutlicher als die weniger kapitalintensiver Kraftwerke. Und wo das größere Einsparpotential besteht, steht wohl außer Frage.

Einen ähnlichen Effekt hat im übrigen die Kombination von Solarthermie etwa mit Wasserentsalzung.


"8 ct/kWh für eine nichtregelbare, nicht grundlastfähige Stromerzeugungsmethode ist auf gar keinen Fall konkurrenzfähig"

Darum geht es hier ja auch nicht.
Zumindest das AKE-Szenario beinhaltet eine regelbare Grundlastversorgung.
Wie stark das Ganze durch die HGÜ-Verluste beeinflusst wird, steht leider nicht in dem Vortrag und es hat auch keiner gefragt.

Aber ich halte das für eine aussichtsreichere Vision, als 100.000 Solarzellen auf deutschen Dächern oder mit WKA zugepflasterte Landschaften und Meere.

Kater Offline



Beiträge: 1.208

21.06.2009 21:48
#28 RE: Projekt Desertec Antworten

Die Diskussion vor allem von Steffen läuft doch am eigentlichen Thema völlig vorbei. Dass die konventionellen Energieträger ohne Berücksichtigung der Folgekosten billiger sind als Solarstrom ist ja nun nichts Neues und wird auch durch Sonnenkraftwerke in der Wüste nicht anders.

Gegen das stumpfe Abfackeln von im Boden liegenden Rohstoffen kann man nun mal nur schwer konkurrieren.

Und ob man nun nicht weiß, wohin mit dem Atommüll oder dem CO2, was die Kohlekraftwerke ausstossen, macht ja nun keinen Unterschied. Weder das eine noch das andere Problem sind gelöst, sicher ist nur, dass niemand auch nur eines der beiden Endlagervarianten unter seinem Haus haben will, und sei es nur, weil die Grundstückspreise sinken. Was wiederum eine ganz normale marktwirtschaftliche Reaktion auf die Einschätzungen zu den Risiken sind.

Unter diesen Randbedingungen sieht die Kalkulation gerade in einer Demokratie aber nun mal ganz anders aus.

Mal am Rande weil es mir gerade mal wieder auffällt: Ich finde die Argumentationsweise von Steffen hier bezeichnend für die Art, wie die Kernkraftwerksbefürworter allgemein auftreten. Die durchaus berechtigten Sorgen und Wünsche der Menschen werden als Nonsense abgetan und in einem recht arroganten und besserwisserischen Ton mit Zahlen abgewehrt. Selbst ich, der als Ingenieur die Zahlen teilweise durchaus nachvollziehen kann, fühle mich von solchem Auftreten eher abgeschreckt und möchte solchen Menschen nicht die Verantwortung über eine solche Entscheidung überlassen.

Das ist jetzt nicht speziell gegen Steffen gerichtet, sondern fällt mir in allen Diskussionen hier zu dem Thema auf, wobei Steffen für mich nur ein typischer Fall ist. Typischer Ing. halt. Aber ich denke, es hat viel damit zu tun, warum die Kernenergie in Deutschland so einen schlechten Ruf hat.

Gruss
Kater

Steffen Huber Offline



Beiträge: 194

22.06.2009 00:43
#29 RE: Projekt Desertec Antworten

Zitat von Lexx

Während die Kapitalkosten beim AKW nur etwa die Hälfte (50%) des Strompreises ausmachen,


Quelle?

Gruß,
Steffen

Steffen Huber Offline



Beiträge: 194

22.06.2009 00:58
#30 RE: Projekt Desertec Antworten

Zitat von Kater
Die Diskussion vor allem von Steffen läuft doch am eigentlichen Thema völlig vorbei. Dass die konventionellen Energieträger ohne Berücksichtigung der Folgekosten billiger sind als Solarstrom ist ja nun nichts Neues und wird auch durch Sonnenkraftwerke in der Wüste nicht anders.



Nun, eine ehrliche Folgekostendiskussion wäre ja schonmal ein Fortschritt. Die Folgekosten der Kernkraft sind beispielsweise im Strompreis bereits enthalten.

Zitat von Kater

Gegen das stumpfe Abfackeln von im Boden liegenden Rohstoffen kann man nun mal nur schwer konkurrieren.



Das Desertec-Konzept kann ja nicht mal gegen Wasser- und Windkraft konkurrieren, und auch nicht gegen Biomasse.

Zitat von Kater

Und ob man nun nicht weiß, wohin mit dem Atommüll oder dem CO2, was die Kohlekraftwerke ausstossen, macht ja nun keinen Unterschied. Weder das eine noch das andere Problem sind gelöst, sicher ist nur, dass niemand auch nur eines der beiden Endlagervarianten unter seinem Haus haben will, und sei es nur, weil die Grundstückspreise sinken. Was wiederum eine ganz normale marktwirtschaftliche Reaktion auf die Einschätzungen zu den Risiken sind.

Unter diesen Randbedingungen sieht die Kalkulation gerade in einer Demokratie aber nun mal ganz anders aus.



Ob CO2-Ausstoß ein echtes Problem darstellt, wäre noch zu klären. Die Frage der Endlagerung von radioaktivem Abfall hingegen ist lange gelöst, und man hat sogar die Wahl zwischen verschiedenen Lösungsansätzen. Dass diese Erkenntnis bei manchem Ökohypochonder nicht gut ankommt, ist mir klar, und so hält man seine persönliche Angst vor dem pöhsen Atom aufrecht, weil man sonst eine große Lebenslüge eingestehen müsste. Verständlich, aber sicher keine Basis für unsere Zukunft.

Zitat von Kater

Mal am Rande weil es mir gerade mal wieder auffällt: Ich finde die Argumentationsweise von Steffen hier bezeichnend für die Art, wie die Kernkraftwerksbefürworter allgemein auftreten. Die durchaus berechtigten Sorgen und Wünsche der Menschen werden als Nonsense abgetan und in einem recht arroganten und besserwisserischen Ton mit Zahlen abgewehrt. Selbst ich, der als Ingenieur die Zahlen teilweise durchaus nachvollziehen kann, fühle mich von solchem Auftreten eher abgeschreckt und möchte solchen Menschen nicht die Verantwortung über eine solche Entscheidung überlassen.



Ja, wenn man die Fakten nicht auf seiner Seite hat, fühlt man sich unwohl. Faktenkenntnis allerdings mit Arroganz und Besserwisserei zu verwechseln, zeugt schon von ziemlicher geistiger Armut. Es ist ja auch nicht das erste Mal, das solche Dinge in unserem Kreis diskutiert werden. Bei einigen Diskussionsteilnehmern stelle ich da eine gewisse Lernresistenz fest. Mehr als die Fakten darlegen und zu erklären kann und mag ich nicht tun.

Zitat von Kater

Das ist jetzt nicht speziell gegen Steffen gerichtet, sondern fällt mir in allen Diskussionen hier zu dem Thema auf, wobei Steffen für mich nur ein typischer Fall ist. Typischer Ing. halt. Aber ich denke, es hat viel damit zu tun, warum die Kernenergie in Deutschland so einen schlechten Ruf hat.



Ja, das mag so sein, in einer Gesellschaft, wo "irgendwas soziales" höher angesehen ist als harte Arbeit. Wo das Geseiere von irgendwelchen fachfremden Heinis in Diskussionen dasselbe Gewicht hat wie die sachliche Argumentation der Fachleute.

Weltweit treten Fachleute wie Fachleute auf. Nur in Deutschland ist das ein Problem. Hauptsächlich, weil die naturwissenschaftliche Bildung systematisch vernachlässigt wird. Deshalb werden wir auch in Zukunft teure Sonderlösungen bauen, während der Rest der Welt sich totlacht.

Steffen

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