EU-Plan Apfelwein darf nicht mehr Apfelwein heißen
02. November 2007 Die Europäische Kommission will offenbar die Verwendung des Begriffs „Apfelwein“ und anderer Fruchtweinnamen verbieten. „Wein ist das Erzeugnis, das ausschließlich durch Gärung der frischen oder eingemaischten Weintrauben und des Traubenmostes gewonnen wird“, heißt es in dem Vorschlag der EU-Kommission für die Reform des Weinmarkts.
In der bisherigen Regelung, die dadurch ersetzt werden soll, findet sich darüber hinaus ein Passus, der den EU-Staaten erlaubt, das Wort „Wein“ in Verbindung mit den Namen einer Frucht und andere zusammengesetzte Ausdrücke zuzulassen. Dieser Passus wurde in dem Vorschlag für die Neufassung gestrichen.
Apfelwein dürfte „Ebbler“ bleiben
Damit müssten in Hessen Apfelwein und Kirschwein unter anderen Namen vertrieben werden. Die Begriffe „Äppler“ oder auch „Ebbler“ für Apfelwein wären weiter erlaubt. Betroffen von der Regelung wäre auch der brandenburgische Erdbeerwein. Ähnliche Fruchtweine sind zudem in den nord- und osteuropäischen EU-Staaten, etwa in Polen, Schweden oder Finnland, verbreitet. Warum die Kommission die Ausnahmen aus der Weinmarktordnung streichen will, wurde am Donnerstag nicht bekannt.
Der hessische Ministerpräsident Roland Koch (CDU) und die SPD-Landesvorsitzende Andrea Ypsilanti reagierten empört auf die Pläne der EU-Kommission. „Die geplante Regelung ist vollkommen unnötig, inakzeptabel und außerordentlich schädlich. Sie ist eine Missachtung deutscher und hessischer Tradition“, sagte Koch am Donnerstag. Die Kelterung von Äpfeln zum hessischen Nationalgetränk Apfelwein (auch als Ebbelwoi, Ebbelwei, Äppelwoi oder Äbbelwoi bekannt) werde in Hessen seit Jahrhunderten betrieben.
Koch lässt verbal die Muskeln spielen
„Wir werden es nicht zulassen, dass unsere traditionelle Bezeichnung der Regelungswut in Brüssel geopfert wird“, sagte Koch. Er habe sich schon an die zuständige EU-Agrarkommissarin Mariann Fischer Boel gewandt und sie aufgefordert, ihre Vorlage entsprechend zu ändern.
Koch schaltete auch Bundeslandwirtschaftsminister Horst Seehofer (CSU) ein und bat ihn, sich bei den Verhandlungen im EU-Ministerrat „mit Nachdruck“ dafür einzusetzen, dass die derzeit gültige Regelung in der etc müssen auffahrenuen Verordnung bestehen bleibt. „Hier darf es keinen Kompromiss geben“, heißt es in einem Schreiben Kochs an Seehofer.
CDU, Grüne und SPD wollen mit Protestaktionen beim Wähler punkten
Koch rief die hessischen Bürger zu Aktionen zur „Rettung des Apfelweins“ auf. Kochs SPD-Herausforderin bei der Landtagswahl am 27. Januar, Andrea Ypsilanti, forderte: „Ebbelwei muss Ebbelwei bleiben.“ Bei aller Gemeinsamkeit in Europa dürfe „regionales Brauchtum nicht untergehen“. Die Frankfurter Oberbürgermeisterin Petra Roth (CDU) bezeichnete den Entwurf für die neue EU-Weinmarktordnung als „bürokratischen Unsinn“.
^^ da weiss man garnicht, ob man lachen oder weinen soll. So viel kann man garnicht saufen, wie *******
Mir leuchtet das durchaus ein, dass ein Produkt mit dem Namen Wein nur aus Wein bestehen soll. Ich frage mich, warum man in Hessen nicht ein Produkt namens Äppelwoi kreieren kann. Dass das etymologisch vom Wein abstammt wird doch für Brüssel nur schwer nachzuvollziehen sein.
Wer die Wahl zwischen Lufthansa und Aeroflot hat, überlegt wohl nicht lange.
Ja, der Sinn der Aktion erschließt sich trotzdem nicht. Jeder Verbraucher weiß, was Apfelfwein ist, es gibt keine Wettbewerbsnachteile etc.
Durch solche Aktionen verscherzt sich die EU nur noch weiter ihre Repuation beim normalen Bürger, der nicht ganz zu Unrecht den Eindruck hat, einem bürokratischen Monster ausgeliefert zu sein, dass nichts als sinnlose Regularien schafft. Wie war das noch gleich mit den Kondomgrößen nach EU-Norm?
Gelöschtes Mitglied
Beiträge:
03.11.2007 17:23
#5Apfelwein darf nicht mehr Ebbelwei...äh Äppel...
"der nicht ganz zu Unrecht den Eindruck hat, einem bürokratischen Monster ausgeliefert zu sein, dass nichts als sinnlose Regularien schafft. "
Ziemlich gut getroffen. Die Aktion ist schwachsinnig. Man sollte die EU-Bürokraten ein Jahr lang in die Bergwerke schicken, damit die mal ehrliche Arbeit kennenlernen. MfG Frank
[QUOTE][b][i]Spock schrieb am 03.11.2007 14:12[/b][/i]
Ja, der Sinn der Aktion erschließt sich trotzdem nicht. Jeder Verbraucher weiß, was Apfelfwein ist, [/QUOTE]
In D vielleicht, in einem anderen Land ist das vielleicht weniger klar und das Unwissen nutzt man dann aus, um mit dem Namen 'Wein' gepantschtes irgendwas herzustellen. Oder morgen kommt jemand mit "Frischewein", aus Gülle gegorener Mist mit Aromastoffen aufgepeppt ohne Alkohol. Da versucht die EU einen Riegel vorzuschieben, in dem sie die Marke Wein schützt als aus Traubem gegorenes Alkoholisches Getränk.
"Ja, der Sinn der Aktion erschließt sich trotzdem nicht."
Dasheisst aber nicht, dass sie unsinnig ist. Oder nicht sogar von deutschen Bürokraten lanciert wurde, die es jetzt nicht mehr gewesen sein wollen.
Für mich war das Paradebeispiel die Bestimmungen zur EU zur Festlegung der Maße von Traktorsitzen, die mal ein CDU Minister als völlig überzogen durch die Talkshows getragen hat. Bis sich herausstellte, dass ein deutscher Bauer auf einem italienischen Trecker verunglückt war und daraufhin auf deutschen Wunsch eine Traktorsitzverordnung erlassen wurde, um italienische Treckersitze den breiten deutschen Bauernärschen anzupassen.
Seitdem bin ich mit Äusserungen zu EU Verordnungen sehr zurückhaltend.
Man sollte die EU-Bürokraten ein Jahr lang in die Bergwerke schicken, damit die mal ehrliche Arbeit kennenlernen.
Wenn man die nette Polemik mal von dieser Aussage runterschält, bleibt der Kern, dass die EU-Kommissionler und Parlamentarier, mehr noch als unsere Landes- und Bundespolitiker, im Elfenbeinturm sitzen und von Realitäten wenig mitbekommen.
Neigt man sich eher Katers und Parteis Meinung zu, bleibt, dass die EU einen extrem schlechten Job in Punkto Eigenvermarktung betreibt. Ich habe noch nicht eine Kampagne in den relevanten Medien erlebt, in der die EU mal versucht, Verständnis zu wecken für das, was sie da treibt. In der Hinsicht haben unsere Metzger und Kartoffelbauern ja mehr drauf.
Es stimmt schon, dass diese Maßnahme für sich gesehen sinnvoll ist. Schlechte Reputation dürfte der EU vor allem aus der Berichterstattung erwachsen. Hinweis in der Meldung die ich gelesen habe: Die Spanier und Franzosen haben kein Problem damit. Sie nennen ihren Apfelwein "Cidre" bzw. "Sidra".
Rocky
(
gelöscht
)
Beiträge:
03.11.2007 18:45
#10Apfelwein darf nicht mehr Ebbelwei...äh Äppel...
Das erinnert mich an die oesterreichische EU Diskussion.
Die Gegner haben gesagt: Wenn wir in die EU gehen, dann muessen wir zu Ribiselmarmelade Johannisbeerenkonfituere sagen.
Hat nix genuetzt. Jetzt haben die Wiener halt ihre Johannisbeerkonfiture, nehme ich wenigstens an.
Neigt man sich eher Katers und Parteis Meinung zu, bleibt, dass die EU einen extrem schlechten Job in Punkto Eigenvermarktung betreibt. Ich habe noch nicht eine Kampagne in den relevanten Medien erlebt, in der die EU mal versucht, Verständnis zu wecken für das, was sie da treibt. In der Hinsicht haben unsere Metzger und Kartoffelbauern ja mehr drauf.
Zumal die Kommission da einiges vorzuzeigen hat. Schliesslich verdanken wir ihr das Aufbrechen einer ganzen Reihe von Staatsmonopolen oder wirklich wirksame Kartellentscheidungen die sich unter anderem in Rekordbussgeldern wie für die Zementindustrie manifestierten. Oder den langen, zähen und letztlich erfolgreichen Kampf gegen Microsoft.
Eigentlich schade, dass sie sich ihre Bilanz mit so einem Affenkram verdirbt.
FW
Gelöschtes Mitglied
Beiträge:
04.11.2007 10:44
#12Apfelwein darf nicht mehr Ebbelwei...äh Äppel...
In D vielleicht, in einem anderen Land ist das vielleicht weniger klar und das Unwissen nutzt man dann aus, um mit dem Namen 'Wein' gepantschtes irgendwas herzustellen.
In dem Fall ist die Lösung eine scharfe Deklarationspflicht (Inhaltsangabe). Das ist zwar besser geworden, aber wirklich gut ist das noch immer nicht. Wie man ein Produkt nennt (insbesondere bei traditionsreichen Bezeichnungen) sollte meiner Meinung nach nicht Aufgabe einer EU-Behörde sein. Aber ich möchte in der Tat wissen, was drin ist.
Ich kontrolliere fast jedes Mal, was ich da kaufe. Und da hilft mir der Produktname gerade _nicht_. Denn selbst saure Gurken oder rote Beete sind heutzutage aus allem möglichen gemacht - wenn man wissen will, was drin ist, muss man schon die Deklarationsliste lesen. Oder Fruchtjoghurt... Mein persönliches Negativbeispiel zum Thema fehlende Deklaration stammt aber nicht aus dem Bereich der Nahrungsmittel - sondern sind die Battarien. Noch immer ist es nicht Pflicht, auf Battarien eine Leistungsangabe anzugeben. Da könnte die EU mal tätig werden - als Nicht-Elektriker habe ich absolut keine Chance herauszubekommen, was ich da eigentlich kaufe.
Anonymer User schrieb am 04.11.2007 10:44
Ich kontrolliere fast jedes Mal, was ich da kaufe. Und da hilft mir der Produktname gerade _nicht_.
Gerade da wollen die EU Fritzen tätig werden. Ich hab da ein positives Beispiel: Saft. wer Saft kauft weiss, dass das eben nur reiner Fruchsaft sein darf. Wenn dann auch noch auf der Packung 100% Saft oder Fruchtsaft draufsteht ist die Sache noch klarer, ansonsten immer das Verhältnis beachten (z.B. 50%).
"Saft" = 100% Saft, kein Zuckerzusatz. Alles andere muss sich "Fruchtsaft" "Nektar" oder "...Saftgetränk" nennen.
Aber auch das muss man erstmal wissen und bei komplizierteren Produkten verliert eine Regelung über den Namen ihren Sinn.
Frank:
Ich frage mich gerade, warum das bei Batterien so ist. Bei Akkus steht es ja immer drauf. Vielleicht haben Batterien zu große Leistungsschwankungen?