Brot ist seit Jahrtausenden Sinnbild von Nahrung, von körperlicher und seelischer Kraft. "Unser täglich Brot gib uns heute", heißt es in einem Gebet nach Matthäus 6.11, das Millionen Christen beten. In "Unser täglich Brot" lässt Regisseur Nikolaus Geyrhalter den Zuschauer Zeuge einer ganz eigenen, anderen Schöpfungsgeschichte werden: "Die Lebensmittelproduktion ist ein geschlossenes System, von dem man ganz unklare Vorstellungen hat. Die Bilder der Werbung, in denen Butter gerührt wird und ein kleiner Bauernhof mit verschiedenen Tieren gezeigt wird, haben nichts mehr damit zu tun, wo unser Essen tatsächlich herkommt. Es herrscht eine Entfremdung in Bezug auf die Entstehung unserer Nahrung und auf diese Arbeitswelten, die es lohnt, aufzubrechen."
Zum Rhythmus von Fließbändern und riesigen Maschinen gibt der Film kommentarlos Einsicht in die Orte, an denen Nahrungsmittel in Europa produziert werden: Monumentale Räume, surreale Landschaften und bizarre Klänge - eine kühle industrielle Umgebung, die wenig Raum für Individualität lässt. Menschen, Tiere, Pflanzen und Maschinen erfüllen die Funktion, die ihnen die Logistik dieses Systems zuschreibt. In geschlossenen Räumen, aseptisch wie eine Prozessoren-Fabrik, schlüpfen Küken, computerüberwacht. Ein riesiger Schlauch saugt Lachse aus einem Fjord. Metallene Zähne fressen sich durch chemisch termingerecht zum Verblühen gebrachte Sonnenblumenfelder. Im Sekundentakt und vollautomatisch werden Hühner zerteilt, Schweine von ihren Gedärmen befreit, nur für Rinder braucht sie etwas länger: die industrielle Nahrungsmittelerzeugung und High-Tech-Landwirtschaft. Für Menschen ist in diesen futuristisch anmutenden Räumen wenig Platz, sie wirken wie Fehler in diesem System, falsch dimensioniert, klein, verletzlich, auch wenn sie sich bestmöglich anpassen: hygienische Kleidung, Kopfhörer, Schutzhelme. Man findet sie an den Stellen im Produktionsablauf, für die noch nicht die richtigen Maschinen erfunden wurden. Genau geplante Kameraeinstellungen reflektierendie Effizienz des Systems, machen sie deutlich, stellen sie aus, nähern sich ihr mit einer Mischung aus Faszination und Schaudern. Der Film zeigt die industrielle Nahrungsmittelproduktion als Spiegelbild unseres gesellschaftlichen Wertekanons: viel, einfach, schnell.
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„Manchen Völkern genügt eine Katastrophe, sie zur Besinnung zu bringen. Deutschen, so scheint es, bedarf es des Untergangs.” --Arthur Moeller van den Bruck
„Wenn man so darüber nachdenkt ist es eigentlich erschreckend, wie wenig Politiker aufgeknüpft werden.” --G. K. Chesterton
„Manchmal frage ich mich, ob die Welt von klugen Menschen regiert wird, die uns zum Narren halten, oder von Schwachköpfen, die es ernst meinen.” --Mark Twain
Eine starke cinematografische Erfahrung, eine Serie von schockierenden und unvergesslichen Bildern. Eine unaufhörlich gnadenlose und albtraumhafte Szenerie. Eine Vision der Hölle. Nicht die Hölle der Theologen, sondern eine konstruiert von unserer Politik, unseren Märkten und unserer Nahrungsmitteltechnologie.
Ja, wieder mal die böse Industrie..... Darauf läuft es doch hinaus.
Dass die industrialisierte Lebensmittelerzeugung hunderte Millionen Menschen verlässlich und kostengünstig mit qualitativ hochwertiger Nahrung versorgt, übersieht man wahrscheinlich nur, weil man Teil einer saturierten Gesellschaft ist, in der Hunger (zum Glück!) nicht mehr vorkommt.
Wenn man den Sermon so liest - es scheint eine Menge Menschen zu geben, die ein gestörtes Verhältnis zu Maschinen haben, und auch Hygiene scheint nicht jedermanns Sache zu sein.
Mir persönlich ist es am Liebsten, wenn bei der Nahrungsmittelproduktion so wenig Menschen wie möglich beteiligt sind. Und wer auf "handgemachtes" steht, kann es heute ja auch noch problemlos kaufen - zu einem höheren Preis und mit höherem Risiko.
Letztlich scheint es ein unstillbares menschliches Bedürfnis zu sein, dieses "zurück zur Natur" - vom Bio-Hype bis zu den Naturheilkundlern. Ich kanns nicht nachvollziehen.