Es ist eigentlich nur eine kleine Meldung, aber sie hat mich etwas nachdenklich gemacht. Dem Bericht zu Folge gibt Deutschland ca. 39 Mio (!!!) aus an Entwicklungshilfe für Vietnam. Der Haushaltsausschuß hat schon zugestimmt. Was ich nicht verstehe: Warum fließt derart unverhältnismäßig viel Geld in so ein Projekt? Aus welcher Kasse kommt das, wenn man mal zu Grunde legt, dass "unser Land" eigentlich nicht wirklich etwas zu verschenken hat? Wie funktioniert so etwas, aus welcher Kasse bzw. Topf bewegt sich das Geld in Richtung Ho-Chi-Minh-Stadt und warum? Siemens könnte den Zuschlag bekommen, es wäre also eine Quer-Subventionierung an Siemens über Vietnam? Oder verstehe ich da etwas falsch? Von meinem Gefühl her ist da eh etwas faul, wenn so viel Geld vom Bund gegeben wird, was man anders hätte besser verwenden können. Vielleicht mal im eigenen Land, für die eigenen Bürger.. nur mal so als Anregung......
Nun, D hat sich wie eine große Anzahl weiterer Staaten verpflichtet, einen gewissen Prozentsatz seines Bruttosozialprodukts als Entwicklungshilfe zu geben. Damit werden weltweit diverse Projekte gefördert.
So erhält z.B der Exportweltmeister China immer noch ca. 61 Mio € als Entwicklungshilfe...
Im Gegensatz zu China handelt es sich bei Vietnam nicht um ein Land, das über extrem hohe Devisenreserven verfügt, daher sind Hilfestellungen bei Projekten dort durchaus sinnvoll. Und wenn das Geld teilweise wieder ins eigene Land zurückfließt kann zumindest ich nicht das Geringste Unrecht daran finden. Darauf achten die meisten anderen Staaten mindestens so wie wir, mindestens.
Und nachdem in D nicht so fürchterlich viele Firman U-Bahnen zu bauen in der Lage sind ist Siemens halt am Drücker.
Hm, man verteilt also die Entwicklungshilfe mit der Gieskanne, damit man hinterher behaupten kann, die Erfolglosigkeit der Entwicklungshile habe daran gelegen, dass man für jedes einzelne Land zu wenig gehabt habe?
Weil, die Alternative wäre ja, die Abermilliarden, die da insgesamt zusammenkommen, mal konzentriert in einer Region auszugeben und danach zu prüfen, ob´s überhaupt was bringt.
Ob in Vietnam eine U-Bahn existiert oder nicht, dürfte an den dortigen Lebensumständen der Menschen ja wohl rein gar nichts ändern. Und die 61 Mio für China sind ja geradezu frech. Ich gebe zu, dass ich Entwicklungshilfe im großen und ganzen für rausgeschmissenes Geld halte und es sich meiner Meinung nach um ein weiteres Tummelfeld unterbeschäftigter Gutmenschen handelt. Noch nie hat Entwicklungshilfe irgendwo etwas zum besseren bewegt, wenn die Zielgesellschaft nicht sowieso von selbst bereit zur Weiterentwicklung war. Afrika wird seid 40 Jahren mit Geld vollgepumpt und geholfen hat es rein gar nichts. Noch nicht mal das menschliche Leid konte damit in Summe gelindert werden. Für jedes Leben, dass man gerett hat, sind im nächsten Bürgerkrieg oder in der nächsten Hungerkatastrophe zwei andere gestorben.
WRL007 schrieb am 18.02.2008 23:46
Im Gegensatz zu China handelt es sich bei Vietnam nicht um ein Land, das über extrem hohe Devisenreserven verfügt, daher sind Hilfestellungen bei Projekten dort durchaus sinnvoll.
„Ich bin der persönlichen Überzeugung und so steht es auch in der päpstlichen Enzyklika, dass der Lohn eines Arbeiters seiner Familie ein vernünftiges Einkommen ermöglichen muss. Also ist der Papst auf meiner Seite.“
Klaus Zumwinkel
*************
Das hat Zumwinkel von einem Amerikaner geklaut. Der hat sinngemäß gesagt: "Ich bin der Meinung, dass Unternehmen, deren Existenz auf der Einstellung von Arbeitnehmern beruht, deren Lohn weniger ist als zum Erhalt der Familie nötig wäre, in den USA keinen Platz haben dürfen."
@F-W: Wo kann man die Entwicklungen dieser Zahlungen z.B. von 2006 einsehen? Und - wenn ich da sehe 15 Mrd USD, war das denn jetzt auch aus den div. Ländern für gezielte Projekte (wie in o.g. Beispiel) oder ist das so wie von Frank beschrieben, "abgefallen" aus der Gießkanne?
Anonymus-Frank: Im vorigen Posting bist Du wohl im falschen Thread gelandet oder erschliesst sich mir nur der Zusammenhang nicht?
@WRL007: Das mit den Zahlungen an China (die hier nur am Rande eine Rolle spielen sollten) war mir bereits bekannt, glaube mich aber daran zu erinnern, dass es hier in irgendeiner Form auch eine Gegenleistung VON China gibt. Allerdings gibt es auch hier scheinbar diverse "Töpfe", aus denen die Zahlungen kommen, so dass die Gefahr besteht, es nicht 1:1 nachvollziehen zu können.
Prinzipiell bin ich der Meinung, dass E-Hilfe etwas sehr positives ist, solange
- sichergestellt ist, dass das Geld in Projekte fließt, die den notleidenden Menschen zu Gute kommt (wobei ich der Meinung bin, dass die herrschende Schicht i.d.R. NICHT notleidend ist)
- es sich klar um "Hilfe zur Selbsthilfe" handelt
- ein Überprüfungsverfahren installiert ist, das die Wirksamkeit der Hilfe misst (das mag ja mitunter schwierig sein, gebe ich zu).
Allerdings meine ich zu sehen, dass ein erheblicher Teil unserer E-hilfe wohl keinem der 3 Kriterien entspricht.
Das Problem liegt darin, das die EH einfach gewährt wird, um es sich einfach zu machen und sich darauf berufen zu können, EH geleistet zu haben. Wollte man wirklich etwas ändern, dann müsste man sich eingehend mit dem Land beschäftigen um zu sehen, wo man wirksam helfen kann.
Das bedeutet zumindest auch ein Stück weit eine politische Bindung zu dem Land. Da scheinen viele Politiker den Aufwand zu scheuen und einfach aus der Ferne das Geld - wir hams ja - zu verteilen. "Sollen die selbst sehen, wie sie es am besten verwenden."
FunTa schrieb am 19.02.2008 06:31
@F-W: Wo kann man die Entwicklungen dieser Zahlungen z.B. von 2006 einsehen? Und - wenn ich da sehe 15 Mrd USD, war das denn jetzt auch aus den div. Ländern für gezielte Projekte (wie in o.g. Beispiel) oder ist das so wie von Frank beschrieben, "abgefallen" aus der Gießkanne?
Die Devisenreserven sind die Guthaben, die die vietnam. Zentralbank bei ausländischen Instituten unterhält.
Buchalterisch sind sie der Saldo der Einnahmen und Ausgaben in Devisen. Diese Zu- und Abflüsse kommen auf vielfältige Weise zustande. Die Zuflüsse aus Entwicklungshilfe dürften in diesem Land allerdings nur eine kleinere Position sein. Die grössten Bewegungen dürften aus Tauschoperationen inländischer Privater (Firmen und Einzelpersonen) von Devisen in Landeswährung und umgekehrt stammen. Hauptquelle dürfte der Aussenhandel (Import/Export) sein.
Generell kann man sagen, dass die Devisenreserven und vor allem ihre Veränderung über die Zeit den aussenwirtschaftlichen Erfolg und noch indirekter die gesamte wirtschaftliche Entwicklung wiederspiegeln.
Ob die geschilderten 39 Mio € überhaupt in die Devisenreserven des Landes eingehen, kann man im Einzelfall nicht sagen. Wenn es sich um den Kauf von U-Bahn Wagen und technischen Ausrüstungen bei Siemens handelt, dann wird der Betrag möglicherweise direkt von Berlin nach München überwiesen und berührt Vietnam nicht einmal.
Sie sind vermutlich noch nicht im Forum angemeldet - Klicken Sie hier um sich kostenlos anzumelden
Offline