Ich bin erstaunt über die Beschwichtigung und Distanzierung hoher Politiker. Wären Missstände der christlichen Kirchen an den Pranger gestellt worden, oder hätte ein Künstler Christen künstlerisch-legitim beleidigt, dann wäre das kaum zur Kenntnis genommen worden.
Das zeigt mehr über die Machtverschiebung in Europa, als der ansonsten so einlullende politische Alltag. Was fürchten die Politiker mehr? Gewalttätige Aktionen von Islamisten, oder den finaziell schmerzlichen Liebesentzug ölschwerer Investoren? Beleidigende Äußerungen ggenüber den USA und Bush lösen bei unseren Politikern kaum noch Sorgen aus. Sind die USA so auf dem absteigenden Ast?
Die Analysen des Wilders Films (habe ihn nicht gesehen) sind zweitrangig, viel interessanter ist, warum sie so hektisch publiziert werden.
Die veröffentlichte Meinung verlangt Appeasement extrem und Einschränkung der Meinungsfreiheit. Wirklich toll. Zu Zeiten von Rushdie war man sich noch einig, dass man in diesen Fragen nicht einknicken darf. 20 Jahre später scheint alles vergessen.
Dass nebenher auch gerne jeder Liberalkonservative als Rechtspopulist diffamiert wird, passt dann ins Bild.
Die Holländer haben kürzlich gesagt, dass der Film rechtlich einwandfrei und durch die Meinungsfreiheit gedeckt ist.
Martin:
Der Islam hat hierzulande eine starke Lobby. Sowohl durch inländische Organisationen als auch durch ausländische radikale. Mit starken Lobbys geht die Politik seit jeher anders um als mit schwachen Lobbys.
Wenn sich jetzt ein Politiker von dem Film distanziert (so ein Unsinn!), dann ist das so, als wenn jemand eine Koalition ausschließt, um die Wählerklientel nicht zu verärgern. Tatsächlich kann uns dieser Film genauso egal sein, wie die zitierte Szene aus South Park. Die "normale" westliche Welt hat die Gelassenheit, damit umzugehen, Fundamentalisten nicht. Und das gilt sowohl für christliche wie für jüdische und islamische Fundamentalisten. Nur sind letztere mit Abstand am zahlreichsten.
Deswegen gibt es diese Asymmetrie beim Umgang mit Hetze, Propaganda und Religionskritik.