Gemeint ist natürlich Birma, Burma, oder auch Myanmar. Die Militärregierung beschlagnahmt Hilfsgüter und lässt die Hilfsorganisationen von Johanniter über DRK bis zur UNO nicht ins Land.
Man vermutet dahinter Machterhalt, nicht mehr und nicht weniger. Schon vor dem Taifun (oder heißt der da Zyklon? Naja egal) wurde die Regierung gewarnt, hat sich aber nicht weiter gekümmert, weil das politische Geschäft ihr wichtiger erschien. Nun sind Zehntausende tot, Millionen obdachlos und jeden Tag werden tausende mehr sterben, weil sie nicht versorgt werden.
Die internationale Hilfe rennt Burma die Türen ein, die ihr aber vor der Nase zugeschlagen werden. Die USA überlegen sogar, Hilfsgüter gegen den Willen der Regierung abzuwerfen.
Das ganze ist so absurd, dass man es kaum für wahr hält...
Mir steht es fern, die Junta zu verteidigen, aber man sollte es auch nicht übertreiben.
In Rangoon waren Strom, Trinkwasser und andere Infratsrukturen nach ein paar Tagen wieder hergestellt (auf den miserabelen Zustand vor dem Zyklon), auch ohne ausländische Hilfe.
Von anderen Katastrophen wissen wir doch, dass nach dem Ereignis erst mal das grosse Chaos kommt. Die internationalen Organisationen treten sich in den Einfallstoren gegeseitig auf die Füsse, streiten sich um die besten Einsatzgebiete (mit möglichst hohem PR-Nutzen) und stauen sich vor den Flaschenhälsen der zerstörten Infrakstruktur. Dazu kommt der Mangel an Transportmitteln. Die Organisationen können nur sehr begrenzt LKWs und Hubschrauber mitbringen. Auch wenn die Junta die Türen sofort aufgemacht hätten, wäre die Hilfe längst noch nicht im Hinterland angekommen. Es sähe heute dort exakt genauso aus wie es jetzt aussieht.
Die internationalen Organisationen sind auf jeden Fall auf die staatlichen Ressourcen angewiesen, vor allem die Armee und sollten nicht so tun, als ob sie alleine und unter Umgehung der lokalen Behörden alles besser könnten. Aber die unbegreifliche Haltung der Regierung macht es natürlich leicht, ihr den schwarzen Peter zuzuschieben.
Die internationale Hilfe einzustellen, nur weil die eigenen Leute sie nicht verteilen dürfen ist jedenfalls fragwürdig und wirft Fragen danach auf, ob die Hilfe für die Betroffenen wirklich im Vordergrund steht. Die Junta kann sich in ihrem Verdacht, die Katastrophe würde als Vehikel genutzt um ihre Macht zu untergraben jedenfalls bestätigt sehen.
"Ich unterstütze ausdrücklich die französische Initiative, den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen mit der Krise zu befassen", sagte Merkel der Nachrichtenagentur AFP in Berlin.
Sie kündigte an, sie werde die Frage einer Birma-Debatte telefonisch mit UN-Generalsekretär Ban Ki Moon erörtern.
Merkel appellierte an Birmas Regierung, die internationale Hilfe schnell in das Katastrophengebiet zu lassen.
Die Militärs verteilen weder die gelieferten Hilfsmittel, noch helfen sie ihren Leuten.
"Die internationale Hilfe einzustellen, nur weil die eigenen Leute sie nicht verteilen dürfen ist jedenfalls fragwürdig und wirft Fragen danach auf, ob die Hilfe für die Betroffenen wirklich im Vordergrund steht"
Nun, wenn es stimmt, dass die Ladung von zwei UN Flugzeugen immer noch in den Lagerhäusern liegt, wo sie abgeladen wurde, scheint das eher die Hilfsorganisationen zu bestätigen.
Und ein paar Suchhunde brauchen auch keine grossen Transportmittel, können aber noch Leben retten.
Wie wohl Honni reagiert hätte, wenn bei einer Elbüberflutung der ganze Westen mit Hilfstruppen über die Mauer geklettert wäre? Oder was die USA gesagt hätten, wenn der rote Halbmond seine Helfer aus dem Irak und so ohne Geehmigung nach New Orleans geschickt hätte?
Myanmar ist ein souveräner Staat.
Wer unbedingt helfen will, kann sich an die Verbesserung der Wasserqualität in ärmsten Ländern heranmachen. Das kostet gar nicht allzuviel und rettet Millionen.
"Ich unterstütze ausdrücklich die französische Initiative, ...
Nun, die frz. Initiative besagt nichts anderes als gegen den Willen der burm. Regierung dort mit den Hilfsorganisationen einzudringen und die Hilfeleistung zu starten. Als die Geissel nicht Zyklon Negris, sondern Saddam hiess, haben sich gerade Frankreich und D vehement dagegen gestellt. Man kann das diskutieren, sollte sich jedoch im klaren sein, worüber man spricht.
Zitat:
Kodo schrieb am 09.05.2008 18:20
Die Militärs verteilen weder die gelieferten Hilfsmittel, noch helfen sie ihren Leuten.
Du solltest die Berichterstattung aufmerksamer verfolgen. Die Beobachter machen durchaus einen Unterschied zwischen den Militärs vor Ort und der Junta. Egal ob das Korrespondenten sind oder Leute von Hilfsorganisationen vor Ort, wie z.B. die Repräsentantin der Welthungerhilfe. Das Militär stellt im Rahmen seiner Möglichkeiten auch die Zufahrtswege in das Hinterland wieder her. Diese Aufgabe könnten die ausl. Organisationen mangels entspr. Ausrüstung überhaupt nicht leisten.
Natürlich ist das Verhalten der Regierung hochgradig kriminell. Aber die Hilfsorganisationen hyperventilieren. So wie sie sich aufführen, ist garantiert, dass es zu keiner vernünftigen Zusammenarbeit mit den lokalen Behörden, vor allem dem Militär, auf die sie dringend angewiesen wären, kommen kann.
Das gleiche Problem hat es im Ansatz nach dem Tsunami in Indonesien gegeben. Erst als sich die NGOs den Vorgaben des Militärs untergeordnet hatten, kam die Hilfe einigermassen in die Gänge. Später haben sie sich durchaus positiv über die Rolle des Militärs geäussert.
Der Wunsch, bei den Hilfsaktionen die Oberaufsicht und Kontrolle zu behalten ist kein absurdes Verlangen durchgeknallter Diktatoren, sondern eigentlich eine Selbstverständlichkeit und sollte von den helfenden Gästen respektiert werden.
Dem guten Kouchner merkt man mit seinem Aktionismus nicht nur seine médécins-sans-frontières Vergangenheit an. Er ist bisher als Aussenminister absolut erfolglos und braucht dringend positive Schlagzeilen. So wie sein Cheffe. Die Sturmopfer kommen da gerade recht.
kater_5 schrieb am 09.05.2008 23:03
"Wie wohl Honni reagiert hätte, wenn bei einer Elbüberflutung der ganze Westen mit Hilfstruppen über die Mauer geklettert wäre? "
Ein krankeres Beispiel fiel Dir wohl nicht ein ?
Gruss
Kater
Wieso, die Parallellen sind doch offenkundig. Eine paranoide Diktatur in einem kaputten Land.
FW:
Du kannst der Meldung ruhig glauben. Der Militärregierung ist im Moment alles andere als Hilfe für die Betroffenen lieber. Dem Augenschein nach hat sie wegen dem Verfassungsreferendum schon sämtliche Warnungen vor dem Sturm ignoriert. Und anstatt sich jetzt um Hilfe zu kümmern wird in weiten Teilen des Landes das Referendum durchgeführt - wer dagegen stimmt, wird mit 3 Jahren Gefängnis bestraft.
F-W schrieb am 10.05.2008 00:44
Nun, die frz. Initiative besagt nichts anderes als gegen den Willen der burm. Regierung dort mit den Hilfsorganisationen einzudringen und die Hilfeleistung zu starten. Als die Geissel nicht Zyklon Negris, sondern Saddam hiess, haben sich gerade Frankreich und D vehement dagegen gestellt. Man kann das diskutieren, sollte sich jedoch im klaren sein, worüber man spricht.
FW
Ja, eben.
Ich sehe durchaus hier einen Unterschied zur Situation 2003 vor der Invasion des Irak.
Zitat:
F-W schrieb am 10.05.2008 00:44
Das Militär stellt im Rahmen seiner Möglichkeiten auch die Zufahrtswege in das Hinterland wieder her.
Nach Einschätzung von Experten ist die Armee des Landes zu schlecht gerüstet für einen Einsatz diesen Ausmaßes. In den betroffenen Gebieten ist Augenzeugen zufolge zudem noch fast keine Hilfe angekommen. Leichen und Kadaver verrotten unter freiem Himmel. Die meisten Gebäude liegen in Trümmern, ohne dass Notunterkünfte aufgebaut worden wären. Reuter
[I]
Das Völkerrecht (auch internationales Recht) ist eine überstaatliche Rechtsordnung, durch die die Beziehungen zwischen den Völkerrechtssubjekten (meist Staaten) auf der Grundlage der Gleichrangigkeit geregelt wird.
Wichtigste Rechtsquelle des Völkerrechts ist die Charta der Vereinten Nationen und das in ihr niedergelegte Allgemeine Gewaltverbot, das als Völkergewohnheitsrecht auch über die Mitgliedschaft in den Vereinten Nationen hinaus verbindlich ist und jedem Staat einen Angriffskrieg verbietet.
FW:
kater schrieb: "Ein krankeres Beispiel fiel Dir wohl nicht ein ? "
Da muss ich ihm mal Recht geben. Es geht in Birma nicht darum, das Regime zu stürzen und Nation Building zu betreiben. Vielmehr will alle Welt den sterbenden Menschen helfen, die vom Militär im Stich gelassen werden - das konzentriert sich darauf, die Verfassung durchzubringen.
F-W schrieb am 09.05.2008 16:44
Du solltest die Berichterstattung aufmerksamer verfolgen. Die Beobachter machen durchaus einen Unterschied zwischen den Militärs vor Ort und der Junta.....
FW
Wie kann die Junta die Macht halten, wenn sie nicht den unbedingten Gehorsam des Militaers vor Ort hat?