Der Medaillenspiegel war schon jeher Gegenstand der Diskussion. Im IOC, und damit beim Gastgeber und in den meisten Ländern hat sich das System Gold durchgesetzt, sprich, wer die meisten Goldmedaillen holt ist Gewinner, erst bei Gleichstand zählen die Silbermedaillen etc. Nachteil: Die Plätze unterhalb von Gold werden praktisch bedeutungslos. Ein Land wie Weissrussland belegt da den 43. Platz mit 10 Medaillen ohne Gold, den 25. Platz belegt Georgien mit 2 Medaillen; beide Gold.
In den US wird von jeher anders gezählt; alle Medaillen erhalten einen Punkt und am Ende werden alle Punkte zusammengezählt. So führt in den USA im Medaillenspiegel ... die USA mit 65 Punkten vor China mit 61, während in China China führt mit 35 Gold vor den USA mit 19.
In der DDR gab es übrigens eine ganz andere zählweise. Weil die DDR stets sehr viele und sehr gute Sportler hatten, die aber unter Umständen nur den 4. Platz belegten, lobte man die ersten 6 Plätze aus; Platz 1 6 Punkte, Platz 6 1 Punkt und Sieger ist wer das Total der Punkte gewinnt. Meist war dann die DDR vorne.
Die von Gerd erwähnte Zählweise Medaille/capita gibt es übrigens auch in den verschiedenen Subvarianten; Medaillen/Einwohnerzahl oder Medaillen/Förderungsgelder. In der Schweiz wird zu jeden olympischen Winterspielen der Vergleich der Medaillen/Einwohnerzahl herausgekramt. Ein Vergleich bei dem überraschenderweise die Schweiz den Länderspiegel haushoch gewinnt.
Da hat ein Australier, Simon Forsyth, eine interessante Tabelle aufgestellt: per capita Goldmedaillen.
Da ist die Nummer 1 Slovakia mit 0.557.
Ich nehme mal an, gemeint sind Einwohner (in Mio.) je Goldmedaillen Das hieße, daß die Slovakei (ca. 5,5 Mio. Einwohner) schon 10 Goldmedaillen gewonnen hätte. Hat sie aber nicht.
Oder wie ist die Rechnung von Herrn Forsyth zu verstehen?
Gerd schrieb am 16.08.2008 19:56
Ich weiss nicht, ob Dir bekannt ist, dass ein Unterschied in der Koerpergroesse zwischen Nord- und Suedkoreanern im Scnitt von beinahe einem Fuss herrschen.
Ernaherung, insbesondere im Wachstumsalter, hat einen grossen Einfluss.
Ja, Ernährung ist wichtig. Und ja, Südkoreaner sind u.a. deshalb signifikant größer als Nordkoreaner. Aber daß dieser Größenunterschied knapp 30 cm betragen soll, ist natürlich Schwachsinn - das sagt einem schon der gesunde Menschenverstand.
Da hat ein Australier, Simon Forsyth, eine interessante Tabelle aufgestellt: per capita Goldmedaillen.
Da ist die Nummer 1 Slovakia mit 0.557.
Ich nehme mal an, gemeint sind Einwohner (in Mio.) je Goldmedaillen Das hieße, daß die Slovakei (ca. 5,5 Mio. Einwohner) schon 10 Goldmedaillen gewonnen hätte. Hat sie aber nicht.
Oder wie ist die Rechnung von Herrn Forsyth zu verstehen?
rw
Per capita verstehe ich mit Medaille/ pro Kopf Verdienst. Man errechnet die wirtschaftliche Potenz des Landes und anhand dessen, wieviel Medaillen sie theoretisch holen sollten und vergleicht das mit dem realen Spiegel.
Anonymer User schrieb am 18.08.2008 10:45
Der Medaillenspiegel war schon jeher Gegenstand der Diskussion. Im IOC, und damit beim Gastgeber und in den meisten Ländern hat sich das System Gold durchgesetzt, sprich, wer die meisten Goldmedaillen holt ist Gewinner, erst bei Gleichstand zählen die Silbermedaillen etc. Nachteil: Die Plätze unterhalb von Gold werden praktisch bedeutungslos. Ein Land wie Weissrussland belegt da den 43. Platz mit 10 Medaillen ohne Gold, den 25. Platz belegt Georgien mit 2 Medaillen; beide Gold.
Das möchte ich nochmal unterstreichen. Hab mich ja schon beschwert, dass eine VAE mit einmal Gold vor anderen mit 10 oder mehr Medaillen steht.
"Aber es ist leider die von der IOC vorgeschriebene Wertung."
Keine Ahnung ob und was das IOC vorschreibt, aber ich fand (als "Wessi"!!) die Wertung der DDR sehr einleuchtend und verständlich.
Wie gesagt, auch die Amerikaner zählen i.d.R. anders und nach meinem Gefühl fairer.
Ich bin mir eh nicht ganz schlüssig ob man die 100stel bzw 1000stel Sekunden tatsächlich noch als Basis nehmen kann (bei uns hat es sich ausgeglichen - einmal 1/100 s vorne im Schwimmen und einmal 1/100 zurück im Rudern) - die Entscheidung beim 100 m Lauf der Frauen, 2 x Silber zu geben fand ich sehr weise und gerecht.
Aber - hier off topic - am besten finde ich, dass die Doping-Proben jetzt 8 Jahre lang aufgehoben werden. Frei nach Asterix: das gibt (noch) ein Gemetzel!
WRL007 schrieb am 18.08.2008 14:36
"Aber es ist leider die von der IOC vorgeschriebene Wertung."
Keine Ahnung ob und was das IOC vorschreibt, aber ich fand (als "Wessi"!!) die Wertung der DDR sehr einleuchtend und verständlich.
Diese Fixierung auf Gold ist auch in Westdeutschland relativ neu. Nach meiner Erinnerung wurden früher beim Medaillenspiegel in den meisten Zeitungen 5 Punkte für Gold, 3 für Silber und 1 für Bronze gegeben. Hat zur Folge, daß eine Goldmedaille mehr zählt als eine Bronze und eine Silbermedaille, aber weniger als 2 Silbermedaillen. Finde ich gut.
Am besten hat mir aber mal ein Medaillenspiegel gefallen, der auch noch die Disziplinen gewichtet hat. Da zählte dann eine Goldmedaille im 100m-Lauf deutlich mehr als eine goldene im "Kleinkaliberschießen mit dem Gewehr aus der Hüfte auf leicht rotierende von rechts oben nach links unten laufenden Scheiben in Wildschweinform". Naja, mir ist schon klar, daß es da durchaus sehr unterschiedliche Wahrnehmungen über die Wichtigkeit einer Disziplin gibt.
Ja gut, ich mein vorsgeschrieben... es ist halt die offizielle Wertung. Offiziell sind die USA bei Olympia derzeit zweite, auch wenn sie das anders zählen.
Ich würde auch eine Punktewertung bevorzugen, wenigstens 3:2:1 für die Medaillen, oder 4:2:1 (2 Bronze = 1 Silber, 2 Silber = 1 Gold). Die DDR-Wertung gibt natürlich eine viel zuverlässigere Information über das Gesamtabschneiden der Länder. Derzeit zählt das Abschneiden Hambüchens genauso viel wie das Nepals im Turnen.
"Ich bin mir eh nicht ganz schlüssig ob man die 100stel bzw 1000stel Sekunden tatsächlich noch als Basis nehmen kann (bei uns hat es sich ausgeglichen - einmal 1/100 s vorne im Schwimmen und einmal 1/100 zurück im Rudern)"
Ich bin dafür, dass Zeitunterschiede in einer bestimmten Größenordnung einfach ignoriert werden. Beim Fechten zählt es als Doppeltreffer, wenn einer der beiden Fechter nicht mindestens 1/4-Sekunde(?) schneller ist.
Die Tausendsdel-Sekunden bei einem 10km-Lauf entscheiden zu lassen fand ich ebenso daneben wie ich das Doppel-Silber im Sprint gut fand.
Und dann gibt es da noch die Methode der Zeitnahme:
Während beim Schwimmen Sensoren beim Anschlag auslösen gibt es bei den Läufen nur das Hochgeschwindigkeits-Zielfoto (das wie die Kommentatoren bislang nie erwähnt haben garkein echtes Foto ist, sondern auf der X-Achse eine Zeitauflösung besitzt.
Eine Hunderstel-Entscheidung ist damit beim Schwimmen noch _eher_ zu rechtfertigen als beim 2 km-Rudern oder gar 1/1000 beim 10km-Lauf.
"am besten finde ich, dass die Doping-Proben jetzt 8 Jahre lang aufgehoben werden."
Ist schonmal ein Fortschritt. Mal sehen, wie sauber der Phelps wirklich ist
Es bringt nur nicht, wenn man nicht auch gleich eine B-Probe nimmt.
Lance Armstrong war zunächst auch sauber und als man dann Jahre später Dopingmittel gefunden hat war keine B-Probe vorhanden, mit der man ihm die TdF-Siege hätte aberkennen können.
Anonymer User schrieb am 18.08.2008 15:45
Am besten hat mir aber mal ein Medaillenspiegel gefallen, der auch noch die Disziplinen gewichtet hat. Da zählte dann eine Goldmedaille im 100m-Lauf deutlich mehr als eine goldene im "Kleinkaliberschießen mit dem Gewehr aus der Hüfte auf leicht rotierende von rechts oben nach links unten laufenden Scheiben in Wildschweinform". Naja, mir ist schon klar, daß es da durchaus sehr unterschiedliche Wahrnehmungen über die Wichtigkeit einer Disziplin gibt.
rw
Diese Gewichtung gibt es ja, sie erscheint nur nicht in einem offiziellen Medaillenspiegel. Aber wenn ich mir das Medienecho zur chinesischen Reaktion zum Ausfall ihres Hürdensprinters ansehe dann denke ich, sind die Chinesen schon stolz auf ihre Medaillen, aber sie würden sicher gern 10 Goldene in irgendwelchen Schnullisportarten wie Badminton Mixed oder Zwergenwerfen im Kinderturnen hergeben für das Erreichen des Finals im Basketball.
Das ist auch wieder so eine Sache - Die Goldmedaille im Mannschaftsturnier ist deutlich schwieriger zu erreichen und m.E. auch deutlich mehr wert als eine in Disziplinen, wo es direkt ins Finale geht.
Lexx schrieb am 18.08.2008 16:30
Das ist auch wieder so eine Sache - Die Goldmedaille im Mannschaftsturnier ist deutlich schwieriger zu erreichen und m.E. auch deutlich mehr wert als eine in Disziplinen, wo es direkt ins Finale geht.
In welcher Disziplin geht es denn gleich ins Finale? (Marathon, Triathlon, Radrennen - was noch?)
Und was ist eine Goldmedaille für die Dresur-Mannschaft wert - ein Sport der weltweit ernsthaft im wesentlichen nur von 2 Nationen betrieben wird? Baseball und Softball haben eine größere und gleichmäßigere Verbreitung als Dressur ...
Das ist sicher ein Überbleibsel von München 72. Bis zuletzt konnte der Gastgeber ja noch die eine oder andere Sportart ins Programm hieven. Deshalb gibt es dann seit 88 Bogenschiessen und Teakwondo, in der nur Südkorea die Medaillen holt, seit Atlanta haben wir Baseball etc. Das ist jetzt aber passe. Demnächst werden sogar einige Sportarten gestrichen (Baseball und Softball). Andere müssen zittern, wie moderner Fünfkampf, ein Sport, der niemanden interessiert ausser einer Handvoll Trainer und Athleten oder Vielseitigkeitsspringen, ein Sport für 5-6 Länder mit Kohle genug sich das leisten zu können.
Darüberhinaus gibt es eine ganze Reihe von Sportarten, die entweder komplett Doping verseucht sind (Rad, Gewichtheben) oder nur noch am Tropf der Olympischen Spiele hängen wie Fechten, Kanu oder Sportschiessen, Synchronspringen oder Segeln.
Die einzig sinnvolle Neuerung seit Sydney: Beachvolleyball.
"In welcher Disziplin geht es denn gleich ins Finale?"
Disziplinen, in denen noch ein einzelner Wettbewerb entscheidet:
Gewichtheben, Wasserspringen, 10km Laufen, Bahnrad Madison, Bahnrad-Punktefahren, Gehen, Mountainbike)
Dazu gibt es eine ganze Reihe Disziplinen, wo es nur Quali + Finale gibt.
"Und was ist eine Goldmedaille für die Dresur-Mannschaft wert - ein Sport der weltweit ernsthaft im wesentlichen nur von 2 Nationen betrieben wird?"
Wäre das so, dann müsste Dressurreiten aus Olympia ausgeschlossen werden. Internationalität ist eine wesentliche Vorraussetzung dafür, dass ein Sport olympisch ist. Deswegen ist Snooker z.b. nicht dabei, obwohl es auch sehr edel anzusehen ist.