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Dieses Thema hat 17 Antworten
und wurde 396 mal aufgerufen
 Themen des Tages
Seiten 1 | 2
Gelöschtes Mitglied
Beiträge:

27.10.2008 07:27
"Beispiellose Geschmacklosigkeit" Antworten
Hans-Werner Sinn, der Hohepriester des Sozialabbaus, ist seit Jahren für seine beispiellosen Geschmacklosigkeiten bekannt. Allerdings bezogen sich diese bislang immer auf Wirtschafts- und Sozialpolitik. Jetzt versuchte sich der Kapitän Ahab des Neoliberalismus in der historischen Analyse. In einem Interview mit dem Tagesspiegel sagte Sinn auf Bezug zur Finanzkrise: "In jeder Krise wird nach Schuldigen gesucht, nach Sündenböcken", sagte Sinn. In der Weltwirtschaftskrise 1929 habe niemand an einen "anonymen Systemfehler" glauben wollen, der die Krise ausgelöst habe. In der Weltwirtschaftskrise von 1929 habe es "in Deutschland die Juden getroffen, heute sind es die Manager".
DP Offline



Beiträge: 5.248

27.10.2008 08:24
"Beispiellose Geschmacklosigkeit" Antworten
Sinn ist von den vielen Fernsehonkels, Experten und Ratgebern noch der einzig vernünftige, sprich kompetente. Dass Denken in Zusammenhängen für Leute wie Mirk schwer zu ertragen ist wird hier niemanden überraschen.
Gelöschtes Mitglied
Beiträge:

27.10.2008 08:32
"Beispiellose Geschmacklosigkeit" Antworten
"Sinn ist von den vielen Fernsehonkels, Experten und Ratgebern noch der einzig vernünftige, sprich kompetente."

Weil seine Meinung mit deiner übereinstimmt?

Dass Sinn eben nicht kompetent ist, beweist die derzeitige Krise.
Spock Offline



Beiträge: 2.377

27.10.2008 08:34
"Beispiellose Geschmacklosigkeit" Antworten

Zitat:

Dass Sinn eben nicht kompetent ist, beweist die derzeitige Krise.




Stimmt, sonst hätte er die Krise ja verhindern können.

Lexx Offline



Beiträge: 3.730

27.10.2008 09:26
"Beispiellose Geschmacklosigkeit" Antworten
Diese Aussage ist zweischneidig. Zum einen kann man Sinn natürlich Recht geben, dass der Fehler im System liegt und die Akteure nur so agieren, wie es ihnen die Systemlogik vorschreibt. Die konsequenz daraus wäre aber, das System abzuschaffen und dann sind diese Leute - Manager - wenigstens insoweit "schuldig" alsdass sie weiterhin den Erhalt dieses fehlerhaften Systems propagieren.
Frank2000 Offline

Besucher

Beiträge: 242

27.10.2008 09:46
"Beispiellose Geschmacklosigkeit" Antworten

Zitat:

Lexx schrieb am 27.10.2008 09:26
...Zum einen kann man Sinn natürlich Recht geben, dass der Fehler im System liegt und die Akteure nur so agieren, wie es ihnen die Systemlogik vorschreibt.
...




1. Mit diesem Argument kann man sogar den Kommunismus und die Inquisistion verteidigen.

2. Da Deutschland eigentlich in der Tradition der christlichen Wirtschaftsethik steht, kann man persönliche Charakterschwäche nicht mit "allgemeiner Sitte" entschuldigen. Die Argumentation von Sinn heisst doch übersetzt nicht anderes als: "Die Leute wollen beschissen und abgezockt werden - die haben gerade zu darum gebettelt, abgezockt zu werden - also ist es besser, man gehört zu denen, die abzocken, als zu denen, die abgezockt werden".

3. Der Vergleich von Sinn ist schon deswegen peinlich, weil ich noch nichts davon gehört habe, dass Manager ein Schandmal tragen sollen oder in Konzentrationslager abgefahren werden. Ich habe eher das Gefühl, dass die bisherige ökonomische Elite auf einem derart hohen Ross sitzt und derart arrogant sind, dass die die derzeitige Kritik als Majestätsbeleidigung empfinden.

Von echter Selbstkritik habe ich jedenfalls nicht bei den oberen 10.000 der Banken- und Investmentwelt gemerkt. Im Moment betreiben die nur Schadensbegrenzung und dazu gehört halt auch, mal nicht ganz so auf die Kacke zu hauen. Aber das auch nur einer von denen ethische Selbstzweifel hat, habe ich jedenfalls noch nicht gemerkt.

MfG Frank

Lexx Offline



Beiträge: 3.730

27.10.2008 09:54
"Beispiellose Geschmacklosigkeit" Antworten
Jetzt wo ich eine Nachrichtenmeldung gelesen habe verstehe ich erst, worum die Aufregung eigentlich geht....
"Zentralrat fordert Entschuldigung

Der Zentralrat der Juden in Deutschland zeigte sich empört. Sein Generalsekretär Stephan Kramer forderte Sinn auf, seine Aussagen "so schnell wie möglich ohne Wenn und Aber zurückzunehmen und sich zu entschuldigen". Der Vergleich sei "empörend, absurd und absolut deplatziert, eine Beleidigung der Opfer"


....und ich dachte es geht darum, dass Schuldige benannt werden (Sündenböcke) statt der Ursache auf den Grund zu gehen.

Frank:
Siehe oben.

"weil ich noch nichts davon gehört habe, dass Manager ein Schandmal tragen sollen oder in Konzentrationslager abgefahren werden"

Das habe ich von Juden 1929 aber auch nicht gehört.
Spock Offline



Beiträge: 2.377

27.10.2008 10:00
"Beispiellose Geschmacklosigkeit" Antworten
Bin ich der einzige, der merkt, dass Sinn gar keinen Vergleich mit dem Holocaust, sondern mit der Schuldzuweisung gegen die Juden gemacht hat? Diese Schuldzuweisungen waren nicht auf Nazi-Deutschland beschränkt und begannen bereits Jahre vor Hitlers Machtergreifung.

Oder sind solche feinen Unterschiede irrelevant?
Frank2000 Offline

Besucher

Beiträge: 242

27.10.2008 10:12
"Beispiellose Geschmacklosigkeit" Antworten
Spock, wenn schon feine Unterschiede, dann richtig.

Während die Juden bereits auf Grund ihrer Religionszugehörigkeit verunglimpft wurden, wird die ökonomische Elite auf Grund ihrer freien Berufswahl angegriffen. Und letzteres noch nicht mal allgemein, wie Sinn unterstellt. Ich habe noch nichts davon gehört, dass allgemein alle Manager verunglimpft werden, eher im Gegenteil. Die Manager der Realwirtschaft werden selbst als Opfer dargestellt.

Es geht um die Top-Entscheidungsetagen in der Bank- und Investmentwelt.

Jetzt kann man zwar immer die Frage stellen, in wie weit eine Vorverurteilung auf Grund der Zugehörigkeit zu einer Gruppe dem einzelnen Individuum gerecht wird. Selbst unter den Inquisitoren des Mittelalters wird man möglicherweise (für damalige Verhältnisse) gerechte und feinsinnige Menschen gefunden haben.

Aber in dem Sinne werden die Manager der Investment- und Bankenwelt nicht anders behandelt als Politiker, Juristen, Handwerker, Zahnärzte, Lehrer, Hausfrauen, Mercedesfahrer oder Jugendliche mit Irokesenschnitt.

MfG Frank
F-W Offline




Beiträge: 1.679

27.10.2008 11:11
"Beispiellose Geschmacklosigkeit" Antworten
Ohne die wissenschaftliche Qualifikation Sinns hier zur Debatte zu stellen, bleibt erst mal festzuhalten, dass er einer der viel gefragten „Experten“-Selbstdarsteller ist. So ein Image gilt es zu festigen. Da greift man gerne mal zur grossen Keule.

Ich stimme Spock zwar zu, dass er bei genauem Hinschauen den Drang zum Sündenbock-Suchen geisselte und nicht Juden mit Managern gleichsetzte. Aber dass solche semantische Feinheiten wahrgenommen werden, darauf durfte er nicht zählen – und wollte es wohl auch nicht. Dazu ist er zu erfahren im Geschäft der Schlagzeilenjäger.

Deswegen hätte er diesen Einwurf besser unterlassen, ein sinnvoller Beitrag zur Debatte war es jedenfalls nicht.

FW
DP Offline



Beiträge: 5.248

27.10.2008 16:21
"Beispiellose Geschmacklosigkeit" Antworten

Zitat:

F-W schrieb am 27.10.2008 11:11
ein sinnvoller Beitrag zur Debatte war es jedenfalls nicht.




Lexx Offline



Beiträge: 3.730

27.10.2008 19:35
"Beispiellose Geschmacklosigkeit" Antworten
Wortwitz-Alarm!
Gelöschtes Mitglied
Beiträge:

28.10.2008 01:01
"Beispiellose Geschmacklosigkeit" Antworten
Danke für den Hinweis.

rw
ErichF Offline




Beiträge: 3.111

28.10.2008 10:16
"Beispiellose Geschmacklosigkeit" Antworten
Sinn ist, wie Miegel und andere, auch Buchautor. Als solcher lebt er von Schlagzeilen, ganz wie die Girliepornoschreiberin Roche auch, allen dienen die Schlagzeilen zur Popularitätserhöhung und zur Umsatzsteigerung. Curd Jürgens hat das sehr schön in seinem alten Schlager "60 Jahre und kein bißchen weise..." besungen.

Aber Sinn hätte wissen können, daß die Vergleichsverbotspolizei solche Formulierungen nicht durchgehen läßt. Auch ist der Vergleich sachlich falsch, da z.B. in den USA damals nicht nur die Juden für 1929 verantwortlich gemacht wurden und derzeit die Manager selbst von Lehman noch dicke Provisiobnen kassieren.

[uV]Ephraim Kishon:
"Für mich ist Rassismus eine unverzeihliche Sünde, und dazu gehört auch der Haß auf die eigene Rasse."

Imam von Izmir 1999 (von wegen 'der Islam gehört zu Deutschland'):
"Dank eurer demokratischen Gesetze werden wir euch überwältigen, dank eurer religiösen Gesetze werden wir euch beherrschen."

Dr. Gottfried Curio, AfD 2017:
„Wenn der Ausreisepflichtige nicht ausreist, braucht der Steuerpflichtige auch keine Steuern zu zahlen“

[/u]





Gruß
Erich

Gelöschtes Mitglied
Beiträge:

01.11.2008 17:40
"Beispiellose Geschmacklosigkeit" Antworten

Zitat:

Spock schrieb am 27.10.2008 10:00
Bin ich der einzige, der merkt, dass Sinn gar keinen Vergleich mit dem Holocaust, sondern mit der Schuldzuweisung gegen die Juden gemacht hat? Diese Schuldzuweisungen waren nicht auf Nazi-Deutschland beschränkt und begannen bereits Jahre vor Hitlers Machtergreifung.

Oder sind solche feinen Unterschiede irrelevant?




Wer auf Rabulistik steht, würde wahrscheinlich sagen, dass es tatsächlich "feine Unterschiede" gibt.

Von Holocaust war eh keine Rede.

"In jeder Krise wird nach Schuldigen gesucht, nach Sündenböcken", sagte Sinn dem Tagesspiegel.
"Auch in der Weltwirtschaftskrise von 1929 wollte niemand an einen anonymen Systemfehler glauben.
Damals hat es in Deutschland die Juden getroffen, heute sind es die Manager", sagte Sinn in dem Interview, das er nach Angaben der Zeitung autorisiert hat.


Systemfehler ist auch Quatsch.

Besonders weil Sinn ständig die Eigenverantwortlichkeit der Marktteilnehmer anmahnt; aber von Verantwortlichkeiten in der Finanzkrise nichts hält.
Und deshalb zu einem hanebüchenen Vergleich gegriffen hat, der eigentlich nur ein Griff ins Klo historischer Fehlgriffe ist.

Erstaunlich ist, dass Sinn zum Thema Finanzthese nicht mehr als dieser Schmonzes und anonyme Systemfehler eingefallen ist.
Vor allem auch vor dem Hintergrund, dass er und sein Institut nach meiner Kenntnis fast zu 100 % von Staatsknete lebt.

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