Die politischen wie journalistischen Ratschläge, wie man der Konjunkturdelle begegnet, sind derzeit reichhaltig. Und widersprüchlich. Die EU Oberen empfehlen "nachdrücklich" ein Konjunkturprogramm; also staatliche Investitionen. In einigen Ländern wird das auch umgesetzt. Genau genommen folgt man damit der alten Eichel Strategie, die Staatsschulden als kleineres Übel zu definieren und in Krisenzeiten das Geld mit vollen Händen auszugeben. Ob das Sinn macht steht auf einem anderen Blatt, die Wähler freuts mehrheitlich.
Andere empfehlen Steuersenkungen, was letztlich auf dasselbe hinausläuft, ausser, dass hier Steuern im Giesskannenprinzip zurückgegeben werden, anstatt gezielt auszugeben.
Die Bundesregierung zögert vorerst mit allzugrossen Initiativen. Bisher sind Ausgaben in Höhe von 36mrd Euro geplant, Steuersenkungen wie etwa die Mehrwertsteuer wird es nicht geben. Opposition (vor allem FDP und Grüne) und die linke Presse (Süddeutsche) geisseln dies als Politik der "schlafenden Hand". Jetzt sei "handfeste Rezessionsökonomie" gefragt, doch könne dies die Bundesregierung nicht. Frau Merkel regiere das Land "in Zeitlupe", so Rainer Brüderle.
Meiner Meinung nach wäre das übermässige Anhäufen von Schulden jetzt der falsche Weg. Das hängt dann später nach und wie und wann sich die Rezession in Wachstum wandelt kann niemand sagen. Deshalb würde ich auch erstmal abwarten und noch nicht alle Trümpfe ausspielen. Aber vielleicht ist das gerade der falsche Weg?
Das Problem ist natürlich, dass man zwar in knappen Zeiten gerne Argumente für ein Investitionsprogramm findet, die Gegenargumente aber in guten Zeiten gerne vergisst.
Aber grundsätzlich hat der Staat mit seinem Handeln in den letzten Jahren solche Krisen deutlich verschärft. Denn eigentlich finde ich es schon sinnvoll, dass der Staat seine Investitionsprogramme zeitlich so plaziert, dass sie die Konjunkturzyklen eher vergleichmässigt.
Aber grundsätzlich hat der Staat mit seinem Handeln in den letzten Jahren solche Krisen deutlich verschärft.
Das finde ich eigentlich nicht. Er hat einfach zuwenig Geld in die Hand genommen um irgendetwas zu bewirken. Was blieb, war eine erhöhte Staatsverschuldung, die ihm die Handlungsspielräume eingeengt hat.
Zitat:
kater_5 schrieb am 26.11.2008 19:29
Denn eigentlich finde ich es schon sinnvoll, dass der Staat seine Investitionsprogramme zeitlich so plaziert, dass sie die Konjunkturzyklen eher vergleichmässigt.
Gruss
Kater
Er sollte seine Ausgaben verstetigen und sich so in Bezug auf die Konjunktur neutral verhalten. Der Ausgleich des Haushalts (= null Neuverschuldung) sollte oberste Priorität behalten.
Ich bin auch klar für "nichts". Auch wenn es die Regierung unbeliebt macht, so ist das doch besser als unüberlegte Geld-Gießkannen, die ihre Kosten (gemeint sind auch indirekte und Folgekosten) weit über die Krise hinaus verursachen.
> Ich bin auch klar für "nichts". Auch wenn es die Regierung unbeliebt macht, so ist das doch besser als unüberlegte Geld-Gießkannen, die ihre Kosten (gemeint sind auch indirekte und Folgekosten) weit über die Krise hinaus verursachen.
Aber wenn Regierungen die Krise herbeiquatschen und den Leuten Angst machen, muessen sie auch was tun. Tun sie nix, verstaerken sie nur die Besorgnis.
Die westlichen Wirtschaftssysteme verteilen die Kohle von unten nach oben, was dazwischen durch den Konsum und die Produktion die Raedchen drehen laesst.
Mag ja auf Dauer nicht sonderlich vernuenftig sein, aber dadurch bringt es nichts, Reichen oder Unternehmern, etc. Kohle zu geben - denn dann haben die Unteren immer noch nix zum ausgeben.
Und wenn Unternehmen eh durch eigene Bloedheit u.ae. ins Schlingern kommen, gibts erst recht keinen Grund da einzugreifen.
Keine Angst also - wenn der Konsument gegossen wird, landet der Zaster bald schon wieder bei den Oberen ;-)
...landet der Zaster bald schon wieder bei den Oberen
... und die essen den Zaster dann bis zum letzten Cent auf, weil er so gut schmeckt.
Zitat:
Und wenn Unternehmen eh durch eigene Bloedheit u.ae. ins Schlingern kommen, gibts erst recht keinen Grund da einzugreifen.
Genau. Das sollte man auch bei jedem Hartz-Anwärter prüfen, ob es nicht doch die eigene Blödheit war. Wenn ja - selber Schuld - nicht eingreifen - keinen müden Cent.
Werhamster:
Ich denke angesichts des bis auf 1929/30 beispiellosen Absturzes der Finanzmärkte gibt es da nicht viel herbeizuquatschen. Aber schenken wir uns die Diskussion um das Vergangene und konzentrieren uns auf die Zukunft - was soll die Regierung machen.
Du sagst, sie soll den Konsum stärken, durch Steuern oder Geschenke. Das bedeutet nichts anderes alsdass das Leben der Menschen jetzt verbessert wird auf Kosten ihrer Nachkommen. Das finde ich verantwortungslos, selbst in so einer Krise. Die Zinszahlungen stellen schon jetzt nach "Arbeit und Soziales" und vor der Bundeswehr den zweitgrößten Haushalstposten. Und mit jeder Millarde Neuverschuldung steigt die Last, die der Staat für die Sünden der Vergangenheit zu tragen hat - neue Sünden zu begehen ist da keine Lösung.
Deshalb finde ich es schon ganz gut, dass die Hilfe für die Finanzbranche vor allem auf Garantie und Sicherheit beruht und nich auf Finanzhilfe. Genau so sollte man es auch bei der Wirtschaft machen - indem z.b. Kredite an den Mittelstand ausgegeben werden, die die Banken aus purer Angst nicht mehr gewähren wollen. Das ist allemal sinnvoller, als leuchtturmmäßig einen Großkonzern mit Millarden zu unterstützen.
Die Insolvenz der Kieler Lindenau-Werft zeigt, wo das Problem ist:
"Die Werft, die Aufträge von mehr als 225 Millionen Euro in den Büchern hat und bis Ende 2009 ausgelastet wäre, war in den vergangenen Monaten (wie berichtet) immer weiter vom Kurs abgekommen. Hauptgrund für die vom Amtsgericht festgestellte "Zahlungsunfähigkeit" war der aktuelle Bauauftrag, ein Doppelhüllentanker. Lindenau hat in das neue Schiff schon 12 Millionen Euro investiert, erhält aber nur Abschlagszahlungen, wenn der Gesamtauftrag durchfinanziert ist. Hier klafft eine Lücke von 1,8 Millionen Euro, die keine Bank schließen wollte." www.abendblatt.de/daten/2008/09/23/941533.html
Es fehlen also lächerliche nichtmal 2 mio. € um das profitable Unternehmen weiter zu führen. Ein Kreditgeber (HSH Nordbank) hat sich aber erst nach der Insolvenzanmeldung gefunden.
Bei sowas ist unkomplizierte Staatshilfe in Form eines Kredits wirksam UND billig. 370 Arbeitsplätze für lau retten - das wird Merkel bei Opel nicht schaffen.
Lexx, du solltest solche Zeitungsmeldungen wenn schon, dann vollständig lesen.
Da steht was von Verlusten, die die Werft macht. Und von nicht eingehaltenen Lieferterminen, die sich in Konventionalstrafen übersezten und die Verluste noch grösser machen. Solche Kreditnehmer kann sich keine Bank leisten.
Schon gar nicht die HSH-Nordbank, die gerade unter den Rettungsschirm geschlüpft ist und ihren Boss gefeuert hat.
Wenn die Landesregierung in Kiel, die auch grösster Eigner der HSH-Nordbank ist, meint, für die Werft was tun zu müssen, dann soll sie in ihren eigenen Säckel greifen und nicht ihrer eh schon kaputten Bank noch mehr Risiken aufbürden.
>> ...landet der Zaster bald schon wieder bei den Oberen
> ...und die essen den Zaster dann bis zum letzten Cent auf, weil er so gut schmeckt.
??? Haste Hanfernte gehabt?!?
>> Und wenn Unternehmen eh durch eigene Bloedheit u.ae. ins Schlingern kommen, gibts erst recht keinen Grund da einzugreifen.
> Genau. Das sollte man auch bei jedem Hartz-Anwärter prüfen, ob es nicht doch die eigene Blödheit war. Wenn ja - selber Schuld - nicht eingreifen - keinen müden Cent.
Dein Hass auf Arme und Arbeitslose ist leider Zeitgeist und entspring der steigenden und immer mehr berechtigten Angst, selbst so ein Schicksal erleiden zu muessen. Mein Verstandnis hast du. Aber mit dem Thema hat dein Hass nichts zu tun.
Bleibt also die Frage, warum du Firmen, die sich selbst ins Aus steuerten, vom Staat unterstuetzen lassen willst.
Ist das so eine Art Immer-wenns-mir-in-den-Kram-passt-Temporaerkommunismus?!?
Bleibt also die Frage, warum du Firmen, die sich selbst ins Aus steuerten, vom Staat unterstuetzen lassen willst.
Will ich überhaupt nicht. Das mit den Hartz IV-Empfängern war nur eine völlig angemessene Replik auf dein allgemeines Geschwurbel von zu blöden Unternehmen.
Auf den unterirdischen Rest erwartest du sicher nicht wirklich eine Antwort, zumal du die Binsenweisheit, dass man Geld nicht essen kann, offenbar nicht begriffen hast.
> Ich denke angesichts des bis auf 1929/30 beispiellosen Absturzes der Finanzmärkte gibt es da nicht viel herbeizuquatschen. Aber schenken wir uns die Diskussion um das Vergangene und konzentrieren uns auf die Zukunft - was soll die Regierung machen.
Reale Wirtschaftseinheiten bekommen dann reale Probleme, wenn ihre realen Kunden kein Geld ausgeben koennen, weil sie es nicht haben oder kein Geld ausgeben wollen, weil sie Angst haben. Insofern finde ich nicht, dass man sich diese Diskussion schenken sollte.
> Du sagst, sie soll den Konsum stärken, durch Steuern oder Geschenke.
Oder (soziale) Sicherheiten/Garantien, wie du sie aehnlich bei den Banken, etc. favorisierst (was aber auch bei denen ggf. was kosten kann).
> Das bedeutet nichts anderes alsdass das Leben der Menschen jetzt verbessert wird auf Kosten ihrer Nachkommen. Das finde ich verantwortungslos, selbst in so einer Krise.
Mal abgesehen davon, dass diese "Auf Kosten der Nachkommen"-Propaganda meistens falsch ist, egal zu welchem Thema sie missbraucht wird: S.o. zu Garantien, Sicherheiten, etc., dass nicht immer riesige Neuschulden gemacht werden muessen, wenn etwas nicht viel kostet oder wenn man Ausgaben umschichtet.
>...indem z.b. Kredite an den Mittelstand ausgegeben werden, die die Banken aus purer Angst nicht mehr gewähren wollen.
Ja, das wurde hier schon mal diskutiert.
> Das ist allemal sinnvoller, als leuchtturmmäßig einen Großkonzern mit Millarden zu unterstützen.
Im Prinzip spricht selbst dagegen nicht sehr viel, wenn der Konzern tatsaechlich unverschuldet durch diese so genannte Krise ins Schlingern geraet und temporaer gestuetzt wird (ggf. mit Rueckzahlung). Wenn aber Dummheit, falsche Produkte, Fehlplanungen u.ae. im Spiel sind, hat die Krise nichts damit zu tun.
> Die Insolvenz der Kieler Lindenau-Werft
K.A. - laut FW sieht das etwas anders aus, als du schilderst. Klaert das erstmal ;-)
> Bei sowas ist unkomplizierte Staatshilfe in Form eines Kredits wirksam UND billig. 370 Arbeitsplätze für lau retten - das wird Merkel bei Opel nicht schaffen.
Fuer lau ist das auch nicht. Und spaetestens, wenn der Kredit nicht zurueckgezahlt wird, ist es eine teure "Rettung".
Btw, Opel kann wohl keiner retten, wenn die kranke Mutter das gesunde Kind leer saugt.
>> Bleibt also die Frage, warum du Firmen, die sich selbst ins Aus steuerten, vom Staat unterstuetzen lassen willst.
> Will ich überhaupt nicht.
Und warum motzt du dann rum, wenn man der gleichen Ansicht ist?
> Das mit den Hartz IV-Empfängern war nur eine völlig angemessene Replik auf dein allgemeines Geschwurbel von zu blöden Unternehmen.
Nee, das war einfach nur ideologischer Rotz. Ich hab auch nichts von bloeden Unternehmen gesagt, sondern sprach von Unternehmen, die nicht durch die Krise, sondern durch "eigene Bloedheit u.ae." in Schwierigkeiten geraten. Die gibt es nun mal in der gemeinen Realitaet zuhauf.
> Auf den unterirdischen Rest erwartest du sicher nicht wirklich eine Antwort, zumal du die Binsenweisheit, dass man Geld nicht essen kann, offenbar nicht begriffen hast.
Wenn man den Oberen direkt die Kohle schenkt, werden die schon irgendwo auf der Welt Futter fuer sich kaufen. Lokalen Wirtschaftseinheiten und Arbeitsplaetzen hilft das dann aber nicht. Diese Binse hast du dann wohl nicht begriffen.
Wenn man den Oberen direkt die Kohle schenkt, werden die schon irgendwo auf der Welt Futter fuer sich kaufen. Lokalen Wirtschaftseinheiten und Arbeitsplaetzen hilft das dann aber nicht.
Dann ist es nur noch ein kleiner Schritt zu Lafontaines Forderungen nach Regulierung und Isolationismus. Ach was, kleiner Schritt. Wer schon Kohle schenken sagt, der ist ja noch viel weiter als Lafo. Der fragt wenigstens noch, wieviel Geld die denn 'verdienen' können.
Übrigens habe ich absolut nichts gegen Leute, die von Sozialhilfe leben müssen. Deine unsäglichen Kommentare fordern allenfalls Statements heraus, die du dann entsprechend missinterpretierst.
"Wenn man den Oberen direkt die Kohle schenkt, werden die schon irgendwo auf der Welt Futter fuer sich kaufen. Lokalen Wirtschaftseinheiten und Arbeitsplaetzen hilft das dann aber nicht."
"Dann ist es nur noch ein kleiner Schritt zu Lafontaines Forderungen nach Regulierung und Isolationismus."
Das ist ja jetzt auch ein bischen übertrieben. Wenn Wiedekind (den ich nebenbei für jemanden halte, der jeden Cent seines Gehaltes wert ist) eine Steuersenkung bekommt, kommt das allenfalls seinem Anlageberater zugute.
Dagegen dürfte eine Familie mit Durchschnittseinkommen oder darunter das Geld relativ schnell wieder ausgeben.
Wobei natürlich die Frage ist, ob die Jeans aus China oder I-Pods aus China, die die dann kaufen, jetzt mit deutschen Steuermitteln bezuschusst werden sollten. Diese Frage muss allen isoliationistischen Unkenrufen zum Trotz erlaubt bleiben.
Aber es gibt ja durchaus noch andere Felder, wo man sinnvoll Geld reinstecken kann, und es der deutschen Wirtschaft zugute kommt. Man denke nur mal an die Bildung, wo Deutschland seit Jahren im OECD Vergleich wenig ausgibt. Oder das digitale Funksystem für die Polizei, welches seit Jahrzehnten angeschafft werden soll.
Ist ja nicht so, dass alles in Deutschland so perfekt ist, dass man nach sinnvollen Ausgabemöglichkeiten mit Konjunktureffekt mit der Lupe suchen müsste.
FW:
Ja den Teil habe ich tatsächlich überlesen. Aber dennoch sind das keine nachhaltigen Verluste weil die Werft nicht gewinnbringend arbeiten könnte. Vielmehr hat sie zu VIELE Aufträge angenommen und konnte die dann nicht alle schnell genug abwickeln. Im September ist sie dann an der Vorfinanzierung gescheitert.
Ansonsten ist das Unternehmen aber gesund - wie die geglückte Rettung bestätigt.
►"Einen Auftragsbestand von 225 Millionen Euro, praktisch keine Schulden, ein erstklassiger Ruf und dennoch kurz vor der Pleite. Übernommen habe sich das Unternehmen an der Menge der Aufträge, meint IG-Metall-Chef Mädel. Dies habe zu großem Zeitdruck geführt und die Kosten aus dem Ruder laufen lassen."◄ http://www.shz.de/home/top-thema/article//lindenau-werft-am-ende.html
Und es ging mir ja eigentlich um den generellen Fall, dass kleinere Unternehmen an der Vorfinanzierung scheitern. Das kann z.b. jeden Handwerker betreffen.
kater: "Man denke nur mal an die Bildung, wo Deutschland seit Jahren im OECD Vergleich wenig ausgibt. Oder das digitale Funksystem für die Polizei, welches seit Jahrzehnten angeschafft werden soll. "
Mehr Geld für Bildung ist aber eine langfristige Investition, die in der aktuellen Krise nicht hilft.
Und wie Geld für neuen Polizeifunk die Wirtschaft ankurbeln soll muss den Leuten auch erst erklärt werden.