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Dieses Thema hat 62 Antworten
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WRL007 Offline

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Beiträge: 412

09.04.2009 15:04
Brauchen wir einen Obama? Antworten
"dass zb die Leistungen, saugut in der Schule gewesen zu sein, saugut seine Lehre gemacht zu haben und saugut in seinem Beruf zu arbeiten, einfach mal so eben als wertlos definiert vom Tisch gewischt werden. "

Ich weiß ja nicht ob da jetzt ich nicht lesen kann oder Ihr.

Das ist ja wohl der inkriminierte Absatz von DP:

"Und dass einem Hauptabschlussschüler Jahrgang 1950 ein Erwerbsleben lang an der Supermarktkasse ohne jede Weiterbildung nicht viel mehr als ein Existenzminimum bleibt, trotz langem Erwerbsleben, wird jeder verstehen ausser wahrscheinlich der Hauptschüler selbst."

Für mich liegt der Schwerpunkt auf "..Supermarktkasse ohne jede Weiterbildung..", denn der Hauptschulabschlußschüler des Jahrgangs 1950 ist seit geraumer Zeit in Rente und lebt von eben dieser. Abgesehen davon, dass der durchschnittliche Hauptschüler des Jahrgangs 1950 wesentlich höhere Grundfertigkeiten im Lesen, Schreiben und Kopfrechnen hatte als sein durchschnittliches Pendant heute sagt der Satz nichts, aber auch garnichts aus über den Stand des Hauptschülers früher.

Und jemand, der seinen Hauptschulabschluss heute sehr gut macht, noch dazu eine "saugute" Lehre und obendrein noch in seinem Beruf "saugut" ist - dem steht auch heute noch die Welt weitgehend offen (und das ist auch gut und richtig so).

Gruß
WRL
Spock Offline



Beiträge: 2.377

09.04.2009 17:57
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So wie Hamster und Mirk schwurbeln nur Leute rum, die selber noch nie Verantwortung für was übernehmen oder gar sich beruflich weiterentwickeln wollten. Wem es halt reicht, jahrelang Päckchen über den Scanner zu schieben, darf sich nicht wundern, dass es am Ende des Tages nicht so üppig aussieht.

Die Missstände in Branchen wie dem Einzelhandel haben witzigerweise genau die Leute zu verantworten, die sich wahrscheinlich am meisten darüber aufregen. Wenn Lidl die Butter 5 cent billiger macht als Aldi oder Rewe, rennen alle zu Lidl, egal ob das Personal dort durch die Hölle geht oder nicht. Für die Medien und die Leute am Stammtisch ein schöner Aufreger über die Zustände und dieses miese System, aber fast keinem ist es das Wert, mit dem Portemonnaie abzustimmen.

An der Stelle sind wir auch wieder schön beim Eingangsthema. Solche simplen Zusammenhänge sollten doch auch unserem Prekariat einleuchten. Ich habe aber noch nichts vom Umsatzeinbußen bei Lidl gehört geschweige denn von Demonstrationen vor Filialen. Man ist bequem und sich doch selbst der nächste - genau das, was man 'denen da oben' so gerne vorwirft.
DP Offline



Beiträge: 5.248

09.04.2009 22:36
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Naja nicht nur, dass Mirk und Co nicht begreifen, dass jeder für sein Leben selbst verantwortlich ist und nicht irgendeine Partei, Ideologie oder Glaube, sie wollen das Leistungsprinzip abschaffen und mit Dogmen ersetzen. Ich wünsche all jenen Nordkorea ohne Rückfahrticket.

Apropos Retailer; bei der Migros gibts immer so aufgedruckte Sprüche auf den Tüten; diesmal: "Wer mehr arbeitet kann sich auch mehr leisten". Manchmal kann die Wahrheit so einfach sein.
Spock Offline



Beiträge: 2.377

09.04.2009 23:25
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Zitat:

bei der Migros gibts immer so aufgedruckte Sprüche auf den Tüten; diesmal: "Wer mehr arbeitet kann sich auch mehr leisten".




Das sollte aber mal ein Discounter in Deutschland auf seine Tüten drucken. DANN würden vielleicht sogar Schaufenster eingeschmissen, zumindest würde sich die versammelte Journaille wochenlang dran abarbeiten.

Gelöschtes Mitglied
Beiträge:

10.04.2009 16:57
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WRL007 schrieb am 09.04.2009 15:04

"dass zb die Leistungen, saugut in der Schule gewesen zu sein, saugut seine Lehre gemacht zu haben und saugut in seinem Beruf zu arbeiten, einfach mal so eben als wertlos definiert vom Tisch gewischt werden. "

Ich weiß ja nicht ob da jetzt ich nicht lesen kann oder Ihr.

Das ist ja wohl der inkriminierte Absatz von DP:

"Und dass einem Hauptabschlussschüler Jahrgang 1950 ein Erwerbsleben lang an der Supermarktkasse ohne jede Weiterbildung nicht viel mehr als ein Existenzminimum bleibt, trotz langem Erwerbsleben, wird jeder verstehen ausser wahrscheinlich der Hauptschüler selbst."

> Für mich liegt der Schwerpunkt auf "..Supermarktkasse ohne jede Weiterbildung.."

Bitte nicht das hier vergessen: "...nicht viel mehr als ein Existenzminimum bleibt, trotz langem Erwerbsleben..."

Es geht um die von mir erwaehnten Leistungen (Schule bestanden, Lehre gemacht, gut im Job), die damit ueberhaupt nicht mehr honoriert werden. Zumindest nicht mehr so wie frueher, wo man damit halbwegs gut leben konnte (zumal auch noch die Einkommenssicherheit viel groeszer war).

> Und jemand, der seinen Hauptschulabschluss heute sehr gut macht, noch dazu eine "saugute" Lehre und obendrein noch in seinem Beruf "saugut" ist - dem steht auch heute noch die Welt weitgehend offen (und das ist auch gut und richtig so).

Wenn er nur am Existenzminimum herumkrebst oder der Staat sogar noch Vollzeitler bezuschussen muss, die darunter liegen, dann steht einem da gar nichts mehr offen.

Gelöschtes Mitglied
Beiträge:

10.04.2009 16:57
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ich wars

wh

Gelöschtes Mitglied
Beiträge:

10.04.2009 17:07
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Spock schrieb am 09.04.2009 17:57

> So wie Hamster und Mirk schwurbeln nur Leute rum, die selber noch nie Verantwortung für was übernehmen oder gar sich beruflich weiterentwickeln wollten.

Du laberst da aehnlichen Stuss, wie DP. Abgesehen davon, dass allein schon statistisch betrachtet nicht jeder eine Karriere ablaufen kann, selbst wenn er wollte, gibt es noch jene, die einfach nur ihren Job fuer ein halbwegs gutes Auskommen machen wollen.

Aber solche Leistungsideologen, wie ihr zwei, die anscheinend von einer Karriere-DDR traeumen, in der jeder eingesperrt oder weggehungert wird, der nicht sein Leben irgendwelchen Karrieren opfern will, koennen mit Freiheit halt nix anfangen.

> Wem es halt reicht, jahrelang Päckchen über den Scanner zu schieben, darf sich nicht wundern, dass es am Ende des Tages nicht so üppig aussieht.

Es ging nicht um "nicht so ueppig", sondern ums Krebsen am Existenzminimum, obwohl genug Leistung erbracht wurde - plus dem negativen Bewerten der Entscheidung, keine nennenswerte Jagd nach Status mitzumachen.

> Die Missstände in Branchen wie dem Einzelhandel haben witzigerweise genau die Leute zu verantworten, die sich wahrscheinlich am meisten darüber aufregen. Wenn Lidl die Butter 5 cent billiger macht als Aldi oder Rewe, rennen alle zu Lidl, egal ob das Personal dort durch die Hölle geht oder nicht. Für die Medien und die Leute am Stammtisch ein schöner Aufreger über die Zustände und dieses miese System, aber fast keinem ist es das Wert, mit dem Portemonnaie abzustimmen.

Dem stimme ich zu. Allerdings ist es oft auch so, dass die Leute einfach resigniert haben, weil die Zustaende sich in den verschiedenen Laeden nicht sonderlich unterscheiden und ein Abstimmen mit dem Konsum so voellig nutzlos waere.

wh
Gelöschtes Mitglied
Beiträge:

10.04.2009 17:18
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DP schrieb am 09.04.2009 22:36

> sie wollen das Leistungsprinzip abschaffen und mit Dogmen ersetzen.

Das machst doch eher du, indem du den Leuten ihre Leistungen absprichst, nur weil sie dabei viel malochen und nicht irgendwelche Karrieretreppchen hochhecheln wollen.

Und wer sich dem verweigert, weil er nicht machtgeil, gierig oder eitel genug ist oder ihm Leben und Familie wichtiger erscheint als ein Titel, der kommt dann wohl am besten wieder nach Bautzen, wo ideologisch Abweichler ja hingehoeren, was?! };-)

wh
Mirkalf Offline




Beiträge: 11.628

10.04.2009 18:25
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Zitat:

Anonymer User schrieb am 10.04.2009 17:18
DP schrieb am 09.04.2009 22:36

> sie wollen das Leistungsprinzip abschaffen und mit Dogmen ersetzen.

Das machst doch eher du, indem du den Leuten ihre Leistungen absprichst, nur weil sie dabei viel malochen und nicht irgendwelche Karrieretreppchen hochhecheln wollen.



Wobei das Leistungsprinzip heutzutage sowieso nicht mehr zählt. Was zählt sind Fähigkeiten im Selbstmarketing (gut im Dampfplaudern, Blenden, überzeugend lügen) und im Networking (also sich in irgendwelche Seilschaften einbinden und sich dann gegenseitig die Posten zuschachern). Ich habe einen überdurchschnittlich guten Hochschulabschluss hingelegt und bin trotzdem am Rudern. Wäre ich als Jugendlicher oder als Student in die Junge Union eingetreten, hätte ich heute hundertprozentig einen sicheren, gutbezahlten Sesselpupser-Posten, in dem ich eine ruhige Kugel schieben könnte. Leider sind mir sowohl die politischen Ziele der Union als auch das Prinzip der Vetterleswirtschaft zutiefst zuwider, so dass ich wohl weiter strampeln werden muß.

Und wie wh schon ganz richtig sagt: es gibt eben Leute, die wollen keine Karriere machen, weil ihnen andere Dinge im Leben wichtiger sind. Leute, die arbeiten, um zu leben, und nicht umgekehrt. Die einfach nur ihre 40-Stunden-Woche wollen und von dem Lohn ein bescheidenes Leben führen möchten. Und ich finde, so jemand sollte auch eine Rente bekommen, mit der er nicht am Existenzminimum rumkrebst.

---

„Manchen Völkern genügt eine Katastrophe, sie zur Besinnung zu bringen. Deutschen, so scheint es, bedarf es des Untergangs.”
--Arthur Moeller van den Bruck

„Wenn man so darüber nachdenkt ist es eigentlich erschreckend, wie wenig Politiker aufgeknüpft werden.”
--G. K. Chesterton

„Manchmal frage ich mich, ob die Welt von klugen Menschen regiert wird, die uns zum Narren halten, oder von Schwachköpfen, die es ernst meinen.”
--Mark Twain

Spock Offline



Beiträge: 2.377

10.04.2009 18:46
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Na Mirk, wenn ich dich anhand deiner Absonderungen im Forum beurteile, wundere ich mich nicht, dass es jobmäßig bei dir nicht läuft. Wobei ich nicht weiß, auf welchem Niveau du da jammerst.

Ein paar passable Noten an der Uni reichen eben nicht und ja: Etwas Eigenmarketing gehört auch dazu. Das hat auch nix mit Lügen und sich verbiegen zu tun, das ist nur wieder deine verschrobene Vorstellung. Den wenigsten ist das in die Wiege gelegt, nicht nur ich habe da schon einiges an Lehrgeld gezahlt. Und karrieregeil bin ich auch nicht.

Es gehört aber dazu, dass man permanent sich, seine Umwelt, seine Ziele und wie sie in Welt passen, kritisch überprüft und dann - wichtig - handelt. Wenn ich sehe, wie du hier versuchst, uns notorisch deinen abgekupferten Textmüll vorzuwerfen, scheint es mit diesem Fähigkeiten bei nicht weit her zu sein.

Wenn du dich dann noch geistig mit Hamster verbündest, ist eh alles zu spät. Der hat noch nie ne 40-Stunden-Woche geschafft, weil ihn sein Boss immer lieber vorher gefeuert hat, eher er ihn womöglich im Affekt erschlägt. Oder er sortiert Akten in irgend 'ner Behörde. Da darf man den ganzen Tag dummschwatzen und der Chef kann nix dagegen machen. Dort sitzen auch besonders viele Leute, die diesen tollen Satz sagen, dass ihnen anderes wichtiger ist als die Karriere. Trotzdem sind die sowas von gefrustet und oft unterfordert, dass sie einem nur leid tun können.

Nochwas zum angeblich nicht funktionierenden Leistungsprinzip:
Ich habe durch meinen Job als Externen schon zig verschiedene Läden und Angestellte gesehen: Die Cleveren haben letztlich immer ihren Platz gefunden. Überall gab es aber auch nixkönnende Schwätzer, die sich über ihr Schicksal beklagt haben. Seilschaften etc. mag es geben - that's life. Aber deine ewige Nörgelei deswegen ist nix als Entschuldigung fürs eigene Unvermögen. Wer nicht in Seilschaften hochkommen will, hat meinen vollen Respekt. Ich finde das auch unappetitlich. Aber dann muss man eben seinen Allerwertesten mitnehmen.
DP Offline



Beiträge: 5.248

10.04.2009 20:07
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Zitat:

Mirkalf schrieb am 10.04.2009 18:25
Wobei das Leistungsprinzip heutzutage sowieso nicht mehr zählt. Was zählt sind Fähigkeiten im Selbstmarketing (gut im Dampfplaudern, Blenden, überzeugend lügen) und im Networking (also sich in irgendwelche Seilschaften einbinden und sich dann gegenseitig die Posten zuschachern). Ich habe einen überdurchschnittlich guten Hochschulabschluss hingelegt und bin trotzdem am Rudern. Wäre ich als Jugendlicher oder als Student in die Junge Union eingetreten, hätte ich heute hundertprozentig einen sicheren, gutbezahlten Sesselpupser-Posten, in dem ich eine ruhige Kugel schieben könnte. Leider sind mir sowohl die politischen Ziele der Union als auch das Prinzip der Vetterleswirtschaft zutiefst zuwider, so dass ich wohl weiter strampeln werden muß.

Und wie wh schon ganz richtig sagt: es gibt eben Leute, die wollen keine Karriere machen, weil ihnen andere Dinge im Leben wichtiger sind. Leute, die arbeiten, um zu leben, und nicht umgekehrt. Die einfach nur ihre 40-Stunden-Woche wollen und von dem Lohn ein bescheidenes Leben führen möchten. Und ich finde, so jemand sollte auch eine Rente bekommen, mit der er nicht am Existenzminimum rumkrebst.




Der Vorteil des Systems ist und bleibt, dass jeder die Wahl hat, Sesselpupser, Arschkriecher, Kassierer, Physiker oder meinetwegen Unternehmer zu werden. Ich habe Respekt vor jedem normalen 40 Stunden arbeitenden Menschen, das bin ich ja selber (ich habe also Respekt vor mir), nur wer eben Kohle machen will und später nicht von einer kärglichen Rente allein, der muss das Leben vorher anders organisieren als "nur ihre 40-Stunden-Woche" abzureissen. Da ist ein bisschen mehr Engagement gefragt und wer das nicht zu bringen bereit ist muss den Gürtel enger schnallen. Die Spielregeln sind allen bekannt. Oder wie Kurt Beck sagen würde: Man kann nicht den Teig essen und dann noch Kuchen haben wollen.

Spock Offline



Beiträge: 2.377

10.04.2009 21:23
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Dazu möchte ich noch anmerken, dass sich 40-Stunden-Woche und berufliches Vorankommen in gewissen Grenzen nicht ausschließen müssen. Wer sich und seine Arbeit so gut organisiert, dass er sie im Rahmen der Regelarbeitszeit schafft, macht ja auch irgendetwas richtig. Das sehen wohl inzwischen auch viele Führungskräfte so. Ausgebrannte, überlastete und gereizte Mitarbeiter nützen keinem was. Wichtig ist nicht, wie lange man da ist, sondern, dass man im richtigen Moment da ist.

Ausnahme mögen die Finanztürme hier in Frankfurt sein. Da gehört es wohl zum guten Ton, nach 19 Uhr noch über den Gang zu schlurfen und möglichst vom Chef gesehen zu werden. Dafür fangen die auch erst nach 9:30 Uhr an zu arbeiten, also ist auch das letztlich eine Nullnummer.

Wer mir in meinem IT-Job erzählen will, er kann nach 9 Stunden konzentrierter Arbeit immer noch gute Leistung bringen, ist entweder ein Genie (Warum macht er es dann?) oder ein charmanter Lügner.
Lexx Offline



Beiträge: 3.730

11.04.2009 11:16
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DP:
Vergiss Obama! Nennen wir die Person einfach "ein charismatischer Hoffnungsträger".


"Die Unterschicht ist keine Erfindung des Spiegels, die gibt es seit Menschengedenken."

Es gibt immer Menschen am unteren Ende der Einkommensskala, richtig. Ob die aber immer so abgeschnitten und so ausgeschlossen waren, wie die Studie es zeigt, bezweifle ich. Letztlich ist das auch eine Frage des sozialen Friedens. Momentan sind diese Leute offenbar in Fatalismus verfallen. Das kann sich aber auch ändern, und dann haben wir eine Menge sozialen Sprengstoff, der durchaus gefährlich werden kann. Ich verweise da mal auf die frühen 1930er Jahre.

Und deswegen bin ich der Meinung, dass Deutschland sich um ihr Prekariat zu kümmern hat. Und damit meine ich NICHT, es durchzufüttern! Sondern es geht um die Einbindung in die Vorgänge im Land. Da hilft Ignoranz á la "die sollen mal ihre Einstellung ändern" nicht weiter.

Ich bin da mehr oder weniger auf einer Linie mit Steingart. Die Erkenntnis, dass ein schlechter Führungsstil auch die Geführten schlecht macht, ist schon über 2500 Jahre alt, wurde da bereits von Kung Tse (Konfuzius) umfangreich formuliert.



Spock:
"Ich habe aber noch nichts vom Umsatzeinbußen bei Lidl gehört geschweige denn von Demonstrationen vor Filialen. Man ist bequem und sich doch selbst der nächste - genau das, was man 'denen da oben' so gerne vorwirft."

Genau das ist eins der Probleme in diesem Land. Die da oben verhalten sich doppelmoralisch - warum sollte ich es anders machen? (Damit meine ich nicht mich persönlich - ich boykottiere Lidl schon seit Jahren). Die Politik ist kein Vorbild (mehr) für die Bevölkerung. Die einen nehmen die schlechten Verhaltensweisen an, die anderen wenden sich von der Politik ab - und die sogenannten Volksparteien wundern sich dann über "Politikverdrossenheit".


"Man ist bequem und sich doch selbst der nächste"

Die Klientel, die das wohl noch am wenigsten macht, ist die der Grünen. Man erinnere sich an die Umsatzeinbußen bei Shell während der Brent Spar-Affäre.
Das wirft natürlich die Frage auf: Warum funktioniert das da und nicht anderswo?


"Nochwas zum angeblich nicht funktionierenden Leistungsprinzip: "

Mir fällt gerade auf: Viele von "unten" kritisieren, dass das Leistungsprinzip nicht funktionieren, während viele von "oben" es den unteren vorwerfen, dass sie sich nicht daran halten. Dabei sehe ich das Problem hierbei eher weniger in der privaten Wirtschaft, als vielmehr in der Politik. Denn da, das ist wohl für jeden leicht ersichtlich zählt Vitamin B und "gut Schwätzen" weitaus mehr als echte Leistung.
Womöglich ist es garnicht das Prinzip an sich, das in Frage gestellt wird, sondern seine Umgehung durch die medienpräsenten(!) Eliten in Politik und Wirtschaft (Manager großer Aktiengesellschaften).
Spock Offline



Beiträge: 2.377

11.04.2009 11:28
Brauchen wir einen Obama? Antworten

Zitat:

Mir fällt gerade auf: Viele von "unten" kritisieren, dass das Leistungsprinzip nicht funktionieren, während viele von "oben" es den unteren vorwerfen, dass sie sich nicht daran halten. Dabei sehe ich das Problem hierbei eher weniger in der privaten Wirtschaft, als vielmehr in der Politik. Denn da, das ist wohl für jeden leicht ersichtlich zählt Vitamin B und "gut Schwätzen" weitaus mehr als echte Leistung.




Das mag sein, andererseits sind die Aussagen Politikschwätzer fast alle von demoskopischer Forschung untermauert. Die reden dem Volk nach dem Mund. Und Politik besteht nunmal zum Großteil aus Schwatzen, das unterscheidet einen Helmut nicht von einer Ulla Schmidt.

Außerdem funktioniert Demokratie ja immer von unten. Unser aller Gleichgültigkeit wäre es letztlich zu verdanken, dass das Land in die Fänge der Parteien geraten ist (mal als These..).

DP Offline



Beiträge: 5.248

11.04.2009 13:31
Brauchen wir einen Obama? Antworten

Zitat:

Lexx schrieb am 11.04.2009 11:16
Es gibt immer Menschen am unteren Ende der Einkommensskala, richtig. Ob die aber immer so abgeschnitten und so ausgeschlossen waren, wie die Studie es zeigt, bezweifle ich.




Wieso, was weisst du denn schon vom Prekariat vor 20, 50, 100, 500 Jahren? Gar nichts. Sachlich wird man sicher feststellen können, dass es der deutschen Unterschicht noch nie so gut ging wie heute. Der Vergleich mit den 30er Jahren ist schon werhamstermässig (also bekloppt). Wer in Mitteleuropa arm ist oder nicht arbeiten kann oder will lebt mit Versicherungsrundumvorsorge, Kleider- und Essensgeld und mietfrei. Wer arm ist lebt hier trotzdem sorgenfrei, zumindest was die elementaren Bedürfnisse angeht. Dass sich die meisten Leute trotzdem scheisse finden weil sie nicht gleich Ministerpräsident oder Vorstandsvorsitzender werden kann ich nachvollziehen, aber ob diese Komplexe langfristig ein Sülzkopp an der Staatsspitze abbauen kann halte ich für unwahrscheinlich, schon weil sich früher oder später substanziell ohnehin nichts an der Situation der Leute ändert. Wenn sie das dann feststellen, also dass eben doch kein umfassender Wandel stattfand sondern immernoch dieselben Leute an den Fresströgen mampfen ist die Enttäuschung nur umso grösser. Dieses Szenario passiert ja hin und wieder. Zuletzt in Polen, wo eine Partei mit dem Namen "Recht und Gerechtigkeit" aus dem Stand die Parlamentswahl und das Staatspräsidentenamt gewann, allein mit dem Ziel alles gerechter zu machen. Die SED PDS hatte mal so was ähnliches vor mit Kommittees für Gerechtigkeit. DieseExperimente sind alle gescheitert und haben nur ein paar reichere profilierungssüchtige Möchtegernpolitiker hinterlassen. Dass diese Experimente auch nur einem einzigen Unterschichtler was gebracht haben ist mir nicht bekannt.

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