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Dieses Thema hat 8 Antworten
und wurde 372 mal aufgerufen
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Lexx Offline



Beiträge: 3.730

13.11.2010 14:50
Globaler Handel - wer sind die Bösen? Antworten

Auf dem kürzlich stattgefundenen G20-Gipfel hat Obama die Haltung der USA unterstrichen, die Ländern wie China und Deutschland vorwirft, einen zu großen Außenhandelsüberschuss zu haben, unter dem Länder wie die USA leiden würden.
Mit der Forderung nach Grenzen für Außenhandelsüberschüsse konnten sich die USA wie erwartet nicht durchsetzen. Die Forderung nach einer Ankurbelung der Binnennachfrage bleibt.
Daneben wird gerade China vorgeworfen, die eigene Währung künstlich niedrig zu halten, um noch günstiger exportieren zu können - China bestimmt den Wechselkurs zum Dollar selbst.

Was aber machen die USA? Gerade erst hat die FED einen Anleihenkauf angekündigt und will so, bei weiterhin praktisch zinsloser Geldvergabe, weitere 600 Mrd. $ in den Markt pumpen.
Von der Gegenseite - auch aus Deutschland - kommt dementsprechend der Vorwurf, die USA hielten ihre Währung selbst niedrig, um die Außenhandelsbilanz zu entlasten. Darüber hinaus würde diese Geldpolitik Unsicherheit auf den globalen Märkten schaffen. Siehe hier ein Artikel der FAZ.

Dem deutschen Mittelstand gefällt die Geldpolitik der FED auf jeden Fall nicht, wie die Tagesschau berichtet.


Da drängt sich doch die Frage auf:
Wer ist hier der Böse im globalen Handel?
Und gibt es überhaupt so etwas wie einen "Bösen", oder verfolgen nicht vielmehr alle Staaten in erster Linie ihre eigenen Interessen?

ng Offline



Beiträge: 2.614

13.11.2010 15:33
#2 RE: Globaler Handel - wer sind die Bösen? Antworten

Zitat
hat Obama die Haltung der USA unterstrichen, die Ländern wie China und Deutschland vorwirft, einen zu großen Außenhandelsüberschuss zu haben, unter dem Länder wie die USA leiden würden.



Ja, so wie der Eismann Silvio dem Eismann Luigi vorwirft, mehr Eis zu verkaufen, als er selbst ;)

Zitat
Und gibt es überhaupt so etwas wie einen "Bösen"



Ja, alle.

Zitat
oder verfolgen nicht vielmehr alle Staaten in erster Linie ihre eigenen Interessen?



Ja, alle.

Spock Offline



Beiträge: 2.377

16.11.2010 16:38
#3 RE: Globaler Handel - wer sind die Bösen? Antworten

Die sollen mit ihren Währungen doch machen, was sie wollen, Qualität der Produkte setzt sich am Ende durch. Wenn die Europäer und speziell die Deutschen in der Lage sind, qualitativ hochwertige Produkte zu verkaufen, die am Weltmarkt konkurrenzfähig sind, dann finden sich auch Käufer und sei es in Asien.

Bis auf ein paar Bereiche in Software und Pharma scheint die US-Industrie auf dem Weltmarkt in der Defensive zu sein. Ich weiß nicht, ob sie sich das weiter leisten können und ob sie nicht dringend auf Know-How aus Europa angewiesen sind. Abgesehen von den Investitionsgütern weiß ich nicht, wie die US-Regierung ihren Bürgern und immer noch großteils solventen Konsumenten erklären will, warum sie sich den BMW oder italienische Mode nicht mehr leisten sollen. Der Gedanke des möglichst bedingunglos freien Marktes kommt ja von jenseits des Atlantik. Oder ist das nur eine Floskel, die bemüht wird, solange man selber davon profitiert?

ng Offline



Beiträge: 2.614

17.11.2010 14:13
#4 RE: Globaler Handel - wer sind die Bösen? Antworten

Zitat
Oder ist das nur eine Floskel, die bemüht wird, solange man selber davon profitiert?


Anzunehmen!

Lexx Offline



Beiträge: 3.730

18.11.2010 15:39
#5 RE: Globaler Handel - wer sind die Bösen? Antworten

Spock:
Das Problem haben nicht so sehr diejenigen Produzenten, deren Ware alternativlos ist.
Das Problem haben vielmehr diejenigen Produzenten, deren qualitativ hochwertige Waren mit qualitativ minderwertigeren, aber billigeren, US-heimischen Herstellern konkurrieren.

Beispiele dafür finden sich in dem von mir verlinkten Artikel.

DP Offline



Beiträge: 5.248

22.11.2010 13:31
#6 RE: Globaler Handel - wer sind die Bösen? Antworten

Klar vertritt da jeder seine Interessen. Aber trotzdem wundert man sich doch über solche Vorschläge wie die von der Obama Admin, dass die Ausfuhr exportstarker Nationen künstlich auf 4% Überschuss begrenzt werden soll. Ich meine, das kommt nicht von den Russen sondern von den Erfindern des Gabbidalismus selbst. Ich stelle mir das vor allem sehr praktisch vor; Onkel Sam steht im Hamburger Hafen und zählt die verkauften Autos ab und ab einer bestummten Grenze heisst es Stopp; jetzt müsst ihr erst wieder eine Fuhre Kalifornische Pflaumen einkaufen.
Diesen Mist predigt derselbe Mensch, der noch vor 2 Jahren an der Siegessäule was von Freiheit und Machbarkeit schwafelte.

ng Offline



Beiträge: 2.614

22.11.2010 15:00
#7 RE: Globaler Handel - wer sind die Bösen? Antworten

Zitat
Aber trotzdem wundert man sich doch über solche Vorschläge wie die von der Obama



Zweck heiligt Mittel.

Lexx Offline



Beiträge: 3.730

22.11.2010 19:18
#8 RE: Globaler Handel - wer sind die Bösen? Antworten

Zunächst einmal sollten wir feststellen, dass der Obama-Vorschlag letzendlich beim G20-Gipfel keine Chance hatte.
Es stellt sich also die Frage, wie ernsthaft er diese Forderung überhaupt verfolgt hat. Wer einmal den Blick über den Teich wirft, der stellt fest, dass die Republikaner so etwas wie eine Fundamentalopposition gegen Obama zu beginnen scheinen. Es war sogar von einem "Vorführen" im Senat die Rede, für eine Reform, die die Republikaner eigentlich auch wollen.
Da ist der Gedanke doch garnicht so abwegig, dass diese Forderung möglicherweise mehr ein nach innen gerichtetes Signal war als ein wirklich ernsthaft verfolgtes Ziel. Am US-Außenhandelsbilanzdefizit (was für ein herrliches Wort, nicht?) sind dann eben die Chinesen mit ihrer Dumping-Währung und die Deutschen mit ihren enormen Überschüssen schuld und nicht etwa die kaufsüchten Amis selbst.

Da Deutschland von den Pleiteländern Griechenlands bis Spanien ähnliche Kritik zu hören bekam, ist es im Moment sowieso opportun, in dieses Horn zu stoßen.

F-W Offline




Beiträge: 1.679

26.11.2010 16:59
#9 RE: Globaler Handel - wer sind die Bösen? Antworten

Den Amis ist das protektionistische Hemd schon immer näher gewesen als die Freihandels-Jacke.

Abwertungswettläufe kennen wir zur Genüge aus Europa aus den Vor-Euro Zeiten. Sie haben den Abwertungsländern unterm Strich und über die Zeit gesehen nichts gebracht und die Starkwährungsländer wie Deutschland nicht nachhaltig geschädigt. Im Gegenteil, die Abwertungsnachteile haben uns zu Strukturanpassungen gezwungen, die unsere Wettbewerbsfähigkeit gestärkt haben und uns die Krise haben glimpflich überstehen lassen.

FW

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