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Dieses Thema hat 19 Antworten
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Lexx Offline



Beiträge: 3.730

07.04.2010 15:10
"Schlechte" Mediziner gegen Ärztemangel? Antworten

Ich denke den neuesten Vorschlag Röslers gegen Ärztemangel haben wir inzwischen alle mitbekommen.

Um dem Ärztemangel insbesondere auf dem Land zu begegnen soll im Wesentlichen der Numerus Clausus abgeschafft werden (stattdessen Auswahlverfahren der Uni stärker greifen) und Willige, die sich verpflichten, für ein paar Jahre auf dem Land zu arbeiten, bevorzugt einen Studienplatz bekommen.

Während der Vorschlag auf der einen Seite aufgrund seiner Einfachheit gut ankommt (auch bei mir übrigens. Nen NC bei nem Mangelfach nicht mindestens hochzusetzen hat mir noch nie eingeleuchtet), warnen Kritiker vor "schlechten" Ärzten wenn man auch durchschnittliche und schlechte Abiturienten zum Medizinstudium zulässt.

Ist der Vorschlag geeignet, das Problem angemessen zu lösen?

dewo Offline



Beiträge: 544

07.04.2010 15:23
#2 RE: "Schlechte" Mediziner gegen Ärztemangel? Antworten

Zitat von Lexx
...warnen Kritiker vor "schlechten" Ärzten wenn man auch durchschnittliche und schlechte Abiturienten zum Medizinstudium zulässt.

Was ist das wieder für ein dummes Geschwätz? - Immerhin läßt man ja auch "durchschnittliche und schlechte Abiturienten" zum Jurastudium zu oder zu dem der Physik oder zu dem der Ingenieurwissenschaften. Von den Laberfächern und Exotenwissenschaften will ich gar nicht erst reden. Bislang war ich immer der Meinung, mit dem Abitur erwirbt man die allgemeine Hochschulreife, was bedeutet, daß man damit alle an den Hochschulen angebotenen Fächer studieren können sollte; inclusive der Medizin. Und der NC war das gewählte Auswahlkriterium in Fächern, in denen ein Überangebot an Studierwilligen einem Unterangebot an Studienplätzen gegenüberstand, nicht aber ein weiterer, nachabiturieller Eignungstest für angehende Mediziner.

Die Frage, die sich hier vielmehr stellt, ist die, warum heute partout jeder Depp durchs Abitur geprügelt werden muß? - Aber diese Frage ist wohl politisch äußerst unkorrekt, widerspricht sie doch der landläufigen Auffassung der Bildungspolitiker, daß möglichst viele und immer mehr, egal wie doof sie auch sein mögen, da durchmüssen, nur damit die Zahlen stimmen.

Spock Offline



Beiträge: 2.377

07.04.2010 15:51
#3 RE: "Schlechte" Mediziner gegen Ärztemangel? Antworten

Jaja, die warnenden Kritiker. Wer warnt eigentlich mal vor sogenannten Journalisten, die immer wieder Texte mit dieser hohlen Phrase verfassen?

Auf dem flachen Land ist in jeglicher Hinsicht nur eine Grundversorgung möglich. So wie der kleine Dorf-Edeka um 17 Uhr schließt und keine Auswahl an Antipasti und Frischfisch bereithält, wird man für die OP am offenen Herzen wohl immer noch ins Klinikum der Großstadt fahren müssen.

Eine medizinische Grundversorgung kann auch (oder vielleicht noch besser) ein Arzt leisten, den der Ehrgeiz gerade nicht in die marmornen Privatpraxen in Frankfurt und München oder auf die Forschungsstationen der renommierten Uni-Kliniken treibt.

Insofern, ihr weiterhin dummen warnenden aber schön anonymen Kritiker, erzählt ihr ein weiteres Mal Blödsinn.

WRL Offline



Beiträge: 1.124

07.04.2010 16:51
#4 RE: "Schlechte" Mediziner gegen Ärztemangel? Antworten

Ich halte die Kritik an den Rösler-Ideen auch für sehr weit hergeholt.

Das gibt der NC mit Sicherheit nicht her - entscheidend ist doch, mit welcher Motivation jemand an die Sache "Studium" herangeht.

Dewo: Zu meinerZeit gabs noch einen NC für Physik, gelle! (und noch kein DSDS)

Schönen Abend
WRL

"Glückliche Sklaven sind die größten Feinde der Freiheit!" Marie von Ebner-Eschenbach
“Politiker sind wie Windeln. Man muss sie oft wechseln und das aus denselben Gründen.”
(Mark Twain)

dewo Offline



Beiträge: 544

07.04.2010 17:54
#5 RE: "Schlechte" Mediziner gegen Ärztemangel? Antworten

Wie gesagt, der NC war dazu da, auf eine möglichst (un-)gerechte Weise in einigen Fächern zu viele Studenten auf zu wenige Studienplätze zu verteilen. Wenn nun derzeit, so wie man sagt, auch ohne NC jeder medizinstudierwillige Abiturient einen Studienplatz haben könnte, wozu braucht man dann noch diesen Mangelbewältigungsmechanismus namens NC?

Und, Werner, bei den Physikern mag es wohl in grauer Vorzeit mal einen NC gegeben haben, bei den Ingenieurwissenschaften war das nie nötig. Da haben die gepfefferten Abschußraten schon für die richtige Vorauswahl gesorgt (von den 240 E-Technik Studenten, die '72 mit mir angefangen haben, kamen am Ende etwa 60 beim Diplom an, der Rest: +r+i+p+). So haben sich die Pfeifen erst gar nicht für ein solches Fach eingeschrieben, weil sie von vorneherein wußten, daß sie das Studium nicht überstehen würden. Und DSDS gab's damals noch lange nicht. Noch nicht mal Tutti-Frutti gab's (allenfalls als Fruchtzwerg, aber das ist ein anderes Thema).

WRL Offline



Beiträge: 1.124

07.04.2010 19:10
#6 RE: "Schlechte" Mediziner gegen Ärztemangel? Antworten

"Noch nicht mal Tutti-Frutti gab's (allenfalls als Fruchtzwerg..."

Na Dewo,

jetzt werd mal nicht persönlich! :-))

Der NC ist möglicherweise der am wenigsten ungerechte Weg zu viele Studenten auf zu wenige Studienplätze zu verteilen. Das sinnvollste fand ich zu meiner Zeit Psychologie, da musste man in München (zmindest, weiß nicht wie es anderswo war) eine Aufnahmeprüfung machen,

Schönen Abend
WRL

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(Mark Twain)

Kater Offline



Beiträge: 1.208

07.04.2010 22:30
#7 RE: "Schlechte" Mediziner gegen Ärztemangel? Antworten

So eine Änderung der Aufnahmeverfahren würde ja nur Sinn machen, wenn man auch mehr Studienplätze hätte. Wo die herkommen sollen, erschliesst sich mir aber nicht. Oder wenn man tatsächlich mehr Studienplätze hat, stellt sich die Frage, ob man nicht andere Verfahren zur Auswahl findet.

So wie ich das verstanden habe, ist das Kernproblem aber wohl, dass die Ärzte lieber im Ausland arbeiten. Man würde bei einer Erhöhung der Studienzahlen also allenfalls mehr Ärzte fürs Ausland produzieren. Da sollte man dann vielleicht lieber dafür sorgen, dass die hier bleiben. Eine Möglichkeit wäre ja, dass in dem Fall die nicht unerheblichen Kosten der Ausbildung zurückgezahlt werden müssten. Oder dass die Verhältnisse für die Ärzte in den Krankenhäusern sich verbessern.

Gruss
Kater

Lexx Offline



Beiträge: 3.730

07.04.2010 22:53
#8 RE: "Schlechte" Mediziner gegen Ärztemangel? Antworten

Ich halte diese Kritik auch für weit hergeholt.

Ich frage mich sowieso seit geraumer Zeit, warum es einen so hohen NC auf Medizin gibt (1,4) wenn gleichzeitig alle Zeichen auf Ärztemangel stehen. Genug Studierwillige sind ja wohl da, bildet man die doch einfach aus...

Und die Landarztquote finde ich auch so unpassend nicht. Allerdings täte es m. E. auch eine entsprechende Hochsetzung des NC. Warum gleich abschaffen?

Wirkliche Kritik ist, dass Rösler über Dinge redet, für die er garkeine Kompetenz hat (Bildung = Ländersache).


dewo:
Die hohen Abschussraten treiben teilweise aber schon merkwürdige Blüten. So gibt es KEINEN NC für BWL, obwohl eigentlich viel zu viele Studienanfänger vorhanden sind. Die werden dann mit 90% Durchfallquote ausgesiebt.

Spock Offline



Beiträge: 2.377

07.04.2010 23:24
#9 RE: "Schlechte" Mediziner gegen Ärztemangel? Antworten

Zitat
Allerdings täte es m. E. auch eine entsprechende Hochsetzung des NC. Warum gleich abschaffen?

Das ist wohl wahr.

Stimmt, Rösler redet den Bundesländern in ihre heilige Bildungskompetenz rein (die uns die weltweit führenden Schulen und Unis beschert, aber das ist ein anderes Thema). Rösler könnte ja auch - in Bundeskompetenz - eine Ärzte-Greencard vorschlagen, wenn die Länder da nicht mitziehen. DAS Geschrei möchte ich dann aber mal hören. :)

DP Offline



Beiträge: 5.248

08.04.2010 07:30
#10 RE: "Schlechte" Mediziner gegen Ärztemangel? Antworten

Zitat von Kater

So wie ich das verstanden habe, ist das Kernproblem aber wohl, dass die Ärzte lieber im Ausland arbeiten. Man würde bei einer Erhöhung der Studienzahlen also allenfalls mehr Ärzte fürs Ausland produzieren. Da sollte man dann vielleicht lieber dafür sorgen, dass die hier bleiben. Eine Möglichkeit wäre ja, dass in dem Fall die nicht unerheblichen Kosten der Ausbildung zurückgezahlt werden müssten. Oder dass die Verhältnisse für die Ärzte in den Krankenhäusern sich verbessern.
Gruss
Kater



Oder man verpflichtet junge Ärzte für eine gewisse Zeit aufs Land zu gehen,pro Ausbildungsjahr ein Jahr Arztpraxis in der Prärie. Es muss ja nicht ausgerechnet Alaska sein

Spock Offline



Beiträge: 2.377

08.04.2010 10:03
#11 RE: "Schlechte" Mediziner gegen Ärztemangel? Antworten

Zitat
ist das Kernproblem aber wohl, dass die Ärzte lieber im Ausland arbeiten. Man würde bei einer Erhöhung der Studienzahlen also allenfalls mehr Ärzte fürs Ausland produzieren

Nun könnte man das Problem lösen wie Walter Ulbricht 1961 oder sich mal überlegen, was die Gründe dafür sind.

Gegen eine gewisse Pflichtzeit als Gegenleistung für die Ausbildung spricht natürlich auch nichts.

Ausgerechnet Alaska, eine meiner inzwischen alten Lieblingsserien! Habe mir aus USA DVDs mitgebracht, aber keiner meiner Freunde hier kann das witzig finden.

dewo Offline



Beiträge: 544

08.04.2010 11:56
#12 RE: "Schlechte" Mediziner gegen Ärztemangel? Antworten

Zitat von Spock
Nun könnte man das Problem lösen wie Walter Ulbricht 1961 oder sich mal überlegen, was die Gründe dafür sind.

Niemand hat die Absicht eine Mauer zu bauen.








Noch nicht...

WRL Offline



Beiträge: 1.124

08.04.2010 12:30
#13 RE: "Schlechte" Mediziner gegen Ärztemangel? Antworten

"Noch nicht..."

Dewo,

der Unterschied ist dass heute in D so etwas erstmal in die Haushaltsplanung eingestellt und dann per europaweiter Ausschreibung in die Wege geleitet werden müsste. Wir haben also noch deutlich länger Zeit als es damals bei Gen. Walter Ulbricht (der war das doch noch, oder?) der Fall war.

Schönen Tag
WRL

"Glückliche Sklaven sind die größten Feinde der Freiheit!" Marie von Ebner-Eschenbach
“Politiker sind wie Windeln. Man muss sie oft wechseln und das aus denselben Gründen.”
(Mark Twain)

Lexx Offline



Beiträge: 3.730

08.04.2010 13:30
#14 RE: "Schlechte" Mediziner gegen Ärztemangel? Antworten

Mal kurz zusammengetragene Statistiken zum Thema Ärzte:
2008 in Deutschland tätige Ärzte: 320.000
2007 im Ausland tätige deutsche Ärzte: 19.000 + unregistrierte
2008 in Deutschland tätige ausländische Ärzte: 17.000 (Gesamt: 22.000)

2007 abgewanderte Mediziner: 2.400
2007 zugewanderte Mediziner: 1.700
Absolventen eines Medizinstudiums 2007: 9.600
2007 verrentete/zur Ruhe gesetzt Ärzte: ?

(Quellen: Deutsches Ärzteblatt, Kassenärztliche Bundesvereinigung)

Ng ( Gast )
Beiträge:

08.04.2010 14:11
#15 RE: "Schlechte" Mediziner gegen Ärztemangel? Antworten

Zitat
soll im Wesentlichen der Numerus Clausus abgeschafft werden (stattdessen Auswahlverfahren der Uni stärker greifen)



Das wäre generell zu begrüßen.
Jeder Depp darf sich bewerben - die Institute wählen sich die besten aus - was spricht eigentlich dagegen?

Zitat
und Willige, die sich verpflichten, für ein paar Jahre auf dem Land zu arbeiten, bevorzugt einen Studienplatz bekommen.



Temporär sehr zu begrüßen.

Zitat
warnen Kritiker vor "schlechten" Ärzten wenn man auch durchschnittliche und schlechte Abiturienten zum Medizinstudium zulässt



Und wer als Grundschüler kein Seepferdchen gemacht hat, wird als Erwachsener kein guter Fischfachverkäufer, oder wie!? *kopfschüttel*



Zitat
Die Frage, die sich hier vielmehr stellt, ist die, warum heute partout jeder Depp durchs Abitur geprügelt werden muß? - (...) daß möglichst viele und immer mehr, egal wie doof sie auch sein mögen, da durchmüssen, nur damit die Zahlen stimmen.



Das auch. Aber auch Vorurteile spielen eine Rolle - mit Abi rechnen sich die Kids eben mehr Chancen aus, überhaupt bei Bewerbungen wahrgenommen zu werden.



Zitat
Ausgerechnet Alaska, eine meiner inzwischen alten Lieblingsserien! Habe mir aus USA DVDs mitgebracht, aber keiner meiner Freunde hier kann das witzig finden.



Geht mir ähnlich ;)
Wobei es noch nicht mal so schlimm ist, dass mein Umfeld das nicht auch witzig findet, sondern, dass man überhaupt nicht versteht, dass ich gern dort leben würde und das Völkchen liebenswert finde ;)
Aber ok, OT ;)

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