Da waren also gekaperte Tanklastzüge, die offenbar für ein schweres Attentat verwendet werden sollten. Die wurden präventiv durch die Bundeswehr bombardiert, wobei eine unbekannte Anzahl von Terroristen und möglicherweise Zivilisten ums Leben kamen.
Hierzulande überschlagen sich die Statements von NATO, ISAF und unserem Verteidigungsminister, der in einer sehr unglücklichen Salamitaktik den konkreter werdenden Meldungen hinterherrennt.
Was für Konsequenzen sind möglicherweise zu erwarten?
1. Angeblich ist das deutsche Engagement den Amis schon lange lästig und sie nutzen diese Vorlage, um die ihrer Meinung nach unfähigen Europäer auf die Ersatzbank abzuschieben.
2. Der Konflikt wird sich, inlusive erstarkender Taliban, durch Racheakte weiter zuspitzen
3. Verteidigungsminister Jung ist nicht zu halten, wird zurücktreten und das Thema wird in der Endphase des Wahlkampfes hochgekocht.
An 1. glaube ich nicht. Obama hat selbst mächtig Gegenwind, was den ISAF-Einsatz angeht und ist froh um jedes Kontingent, dass er nicht übernehmen muss. Würde man die Deutschen auf die "Ersatzbank" abschieben, hätte dies mit Sicherheit eine Truppenreduzierung zur Folge.
Außerdem steht in Frage, ob die Tanklasterbombardierung wirklich ein Fehler war. Die Logik, den Taliban nicht große Mengen Treib- und möglicherweise Sprengstoff zu überlassen ist aus militärischer Sicht plausibel. Dass die Taliban Zivilisten zu den Tanklastwagen locken bzw. sogar zwingen, wie einige Meldungen berichten, ist die gleiche miese Schutzschildtaktik, wie sie auch anderswo von Guerillas und Terroristen verwendet wird. Und die Bundeswehr steht nun nicht im Verdacht, fahrlässig zivile Opfer in Kauf zu nehmen.
2. ist leider anzunehmen. Die "Besatzer" haben mal wieder "welche von uns getötet", werden die Taliban sagen und damit bestimmt Zustimmung ernten.
3. Das wird sich noch zeigen. Ich vermute, die SPD hält sich dazu eher bedeckt, denn sie steht genauso wie die CDU und die FDP hinter dem Einsatz. Grüne und Linke allein werden nicht reichen, um Jung zu stürzen. Eher wird er nach der Wahl durch jemand anderen abgelöst.
Stimme Lexx hier überall zu. Vielleicht ausser den Grünen, die ja das Engegement unter Aussenminister Fischer lancierten und vorantrieben und jetzt also mitunterstützen.
Dass das Ganze Wahlkampf relevant wird glaube ich eher nicht. Aber rein politisch betrachtet muss man Jung Unfähigkeit attestieren und Merkel wieder einmal kommunikative Brillanz. Während Jung ständig Mist erzählt stellt sich Merkel vor die Truppe und deklariert, dass alles lückenlos aufgeklärt wird. So bleibt man vage und gewinnt Zeit. Kurz darauf ist sie mit Sarkozy und Brown zu sehen und beruft eine neue Afghanistan Konferenz. Die Frau ist ein Genie. Wo wäre die Union wohl ohne sie?
Für Afghanistan selbst erwarte ich eigentlich eher ein bessere Ansehen der Bundeswehr - die wurde ja schon lange kritisiert, nicht aktiv genug gegen die Taliban vorzugehen. Und nur weil ein paar Taliban und ihre Statthalter in aller Welt nun ein bisserl PR machen und sich wie üblich als Opfer inszenieren, bedeutet noch lange nicht, dass die Afghanen denen das abkaufen.
Für die Wahl hingegen könnte das noch interessant werden, denn "Frieden" ist ein mächtiges Mobilisierungsthema. Der jüngste Sprung der Linken in den Umfragen ist sicher teilweise darauf zurückzuführen. Es entbehrt nicht einer gewissen Komik, dass ausgerechnet die Partei, deren berühmtestes Bauwerk die Berliner Mauer war, sich jetzt als Hort des Pazifismus inszeniert. Und ein paar unentwegte Friedensbewegte auch noch davon überzeugt. Legendär das Plakat "Raus aus Afghanistan" - das hätten die mal vor 25 Jahren plakatieren sollen...
2002 hat Schröder instinktsicher große Teile der "gegen-Krieg-Fraktion" zur SPD geholt, 2009 wird das weder der SPD noch den Grünen gelingen.
Zitat von Steffen HuberEs entbehrt nicht einer gewissen Komik, dass ausgerechnet die Partei, deren berühmtestes Bauwerk die Berliner Mauer war, sich jetzt als Hort des Pazifismus inszeniert. Und ein paar unentwegte Friedensbewegte auch noch davon überzeugt. Legendär das Plakat "Raus aus Afghanistan" - das hätten die mal vor 25 Jahren plakatieren sollen...
Eben. Die Linke hat 1980 noch ernsthaft die Notwendigkeit des Einmarsches sowjetischer Panzer in Kabul verkündet, nebst deren heilsbringerischer Segnung. Gerade an dem Thema sieht man wieder, wie verlogen diese Bande ist.
Zitat von DP Eben. Die Linke hat 1980 noch ernsthaft die Notwendigkeit des Einmarsches sowjetischer Panzer in Kabul verkündet, nebst deren heilsbringerischer Segnung. Gerade an dem Thema sieht man wieder, wie verlogen diese Bande ist.
Diese Partei ist einfach unwählbar und unfassbar, dass sie ausgerechnet "im Osten" so eine Popularität bekommt. Aber mit den alten DDR-Geldern im Rücken lässt es sich halt gut Politik machen. Die stellen sich hin, entfernt von jedweder Verantwortung und rattern ihr Programm runter. Fordern kann man immer viel - für mich: Ohne Substanz.
..um mal zum Thema zurück zu kommen: Während deutsche Botschafter die Verbündeten gebeten haben, sich mit ihrer Kritik zurück zu halten bis ein Untersuchungsbericht feststeht, hagelt es NATO-intern weiter Kritik.
Allerdings geht es dabei nicht um die militärische Bewertung des Angriffes, wie sie momentan in der Öffentlichkeit häufig diskutiert wird, sondern um Einsatzregeln. Diese wurden erst vor einigen Tagen vom Oberbefehlshaber McChrystal erlassen.
"'Oberst Klein hätte sich grünes Licht holen müssen beim Regionalkommandeur für Nord-Afghanistan, und bei der nächst höheren Stelle, bei ISAF-Oberbefehlshaber McChrystal selbst', sagt ein NATO-Offizier. Die Befehlskette dürfe nur unterbrochen werden, wenn jede Minute zähle, um das Leben der eigenen Soldaten zu retten, sonst nicht. 'Diese Bedingungen waren in der konkreten Situation beim besten Willen nicht erfüllt', so die Einschätzung im militärischen Hauptquartier der NATO. Das Leben der NATO-Soldaten sei von zwei im Schlamm feststeckenden Tanklastzügen mit Sicherheit nicht unmittelbar bedroht gewesen, heißt es."
Das wird aller Einschätzung nach auch der Untersuchungsbericht in einigen Wochen feststellen. Offenbar hat also der deutsche Oberst tatsächlich Mist gebaut. Warum jetzt alle Verbündeten plötzlich so auf der Bundeswehr rumhacken, erklärt das jedoch nicht. Gerade die Franzosen scheinen sich ja mit Wonne auf die Angelegenheit zu stürzen...
"In Paris stieß dies auf Unverständnis. 'Was soll ein Minister denn sagen, wenn er von einem solchen Schlag mit 80 Toten und darunter Zivilisten unterrichtet wird? Nichts?', sagte ein französischer Diplomat der Zeitung."