Die EU-Kommission schlägt Alarm: Die deutschen Lehrer sind zu alt! Sie halten den Rekord an den Grundschulen und stehen an zweiter Stelle hinter Italien an den weiterführenden Schulen.
Die Folge sei nicht nur ein Lehrermangel in naher Zukunft - über 100.000 Lehrer weniger wird es 2020 geben, wenn die Absolventenzahlen konstant bleiben - sondern auch der Qualität, da neue Lehrmethoden oft nicht angewandt würden.
Einen mir bekannten Doktor der Physik werden auf seinem Weg zur Lehrerstelle (mit dem Schuldirektor ist er sich seit Monaten einig) seit Monaten Steine in den Weg gelegt. Jetzt, ein paar Wochen vor dem neuen Schuljahr wurde er endlich als Quereinsteiger akzeptiert - das zweite Staatsexamen oder eine Verbeamtung verweigert man ihm aber. So wird er nur Lehrer zweiter Klasse werden können. Eine andere Bewerbung auf die offene Stelle gab es übrigens nicht.
Komisch, ich höre immer von ausgebrannten frühpensionierten Lehrern. Nicht auszudenken, wenn die alle ihre 60 oder 6 im Dienst erreichten. Dann wäre die Statistik ja noch schlechter.
Ein schönes Beispiel, wie sinnlos und irreführend Statistiken sein können. Nicht das Durchschnittsalter der Lehrer ist das Problem, sondern ein Schulsystem, in dem unter Anderem Engagement und Motivation - auch für die Älteren - nicht belohnt werden.
Spock: "Nicht das Durchschnittsalter der Lehrer ist das Problem, sondern ein Schulsystem, in dem unter Anderem Engagement und Motivation - auch für die Älteren - nicht belohnt werden."
Jein. Einerseits beklagt die EU-Kommission ja, dass für ältere Lehrer mehr Weiterbildungsmaßnahmen geschaffen werden müssen. Andererseits kaschiert die Überalterung, dass eigentlich viel zu wenige neue Lehrer ausgebildet werden. Das geht zuerst auf den Altersschnitt, und dann irgendwann auf die Gesamtzahl. 100.000 Lehrer weniger wären, wenn jeder 20 Stunden Unterricht pro Woche macht, 80 Millionen Unterrichtsstunden, die von den übrigen Lehrern oder (und hier steht ein großes Fragezeichen) gemacht werden müssen.
Und ich behaupte einfach mal, dass das mehr sind, als man durch niedrigere Schülerzahlen einspart.
In Antwort auf:Einerseits beklagt die EU-Kommission ja, dass für ältere Lehrer mehr Weiterbildungsmaßnahmen geschaffen werden müssen.
Das ist natürlich auch der dirigistische Ansatz. Ich behaupte mal, es gibt genügend Angebote an Weiterbildungsmaßnahmen, eine ganze Branche lebt davon, Seminare anzubieten. Damit meine ich externe Angebote und die Lehrer täten gut daran, mal aus ihrem Elfenbeinturm herauszukommen und neben Facharbeiter und Sekretärin etwa ein Internet-Seminar zu besuchen. Davon abgesehen bieten die Kultusministerien einen Haufen interner Weiterbildungsseminare u.a.zu pädagogischen Themen an.
Hier bleibe ich dabei, dass die Motivation die Wurzel allen Übels ist und deren Mangel liegt im System.
In Antwort auf:Andererseits kaschiert die Überalterung, dass eigentlich viel zu wenige neue Lehrer ausgebildet werden. Das geht zuerst auf den Altersschnitt, und dann irgendwann auf die Gesamtzahl.
Da gebe ich dir Recht. Nur auch dabei sollte man sich fragen, warum wohl so wenige junge Menschen sich für den Lehrerberuf entscheiden. Da kommt man auch schnell wieder auf das System.
"Hier bleibe ich dabei, dass die Motivation die Wurzel allen Übels ist und deren Mangel liegt im System."
Ok, das ist zustimmungsfähig. Wenn ich schon höre, dass man alle x Jahre automatisch befördert wird, wenn man nur keine Dienstaufsichtsbeschwerde hatte (sich also mit rigorosen Eltern angelegt hat), wird mir schlecht.
"warum wohl so wenige junge Menschen sich für den Lehrerberuf entscheiden."
Das liegt vermutlich am Image. Die Verbeamtung dürfte für viele ein Anreiz sein....wenn man sie noch bekommt.
Lexx, wenn die Verbeamtung der offenbar wichtigste Anreiz ist, um den Lehrerberuf zu ergreifen, dann darf man sich nicht wundern, was man sich da für einen Berufsstand heranzüchtet.
In der Tat finde ich unser Beamtensystem absolut anachronistisch, inklusive der 'automatischen Beförderung' (wobei das so nicht ganz stimmt, die Bezüge steigen automatisch, aber nicht unbedingt der Dienstgrad). Trotzdem ein gutes Stichwort. Lehrer haben in dem System relativ wenig Chancen aufzusteigen. Wozu auch? Allenfalls Schulleiter und stellvertretende Schulleiter oder ein Job auf dem Schulamt, mehr ist nicht drin. Hier müsste was für gewisse Karrierechancen getan werden.