Was ist nicht alles schon vorgebracht worden, um zu erklären, warum die nukleare Renaissance (aka "Comeback der Kernkraft") ins Stocken geraten wird. Reaktoren zu teuer, Technik zu komplex, Engpässe beim Bau (insbesondere nur wenige Fertigungsstätten für die riesigen Dampferzeuger und Reaktordruckbehälter), zu hohe Kosten, nicht flexibel genug, jemand könnte ein Flugzeug draufstürzen lassen, es hat schon ewig keiner mehr einen neuen Reaktor gebaut...bei den ersten zwei neuen Reaktorbaustellen in Europa zeigt sich auch, dass zumindest einige dieser Argumente nicht von der Hand zu weisen sind.
Ab sofort gibt es eine IMHO recht überzeugende Antwort auf diese (teils gefühlten) Probleme: B&W (aufgepasst, liebe HiFi-Freunde: in diesem Falle ist es Babcock & Wilcox, nicht Bowers & Wilkins) hat den mPower-Reaktor angekündigt. Gegenüber den bekannten Vertretern der Generation III+ (AP1000, ABWR, ESBWR, EPR etc.) handelt es sich hier um einen relativ kleinen Reaktor mit etwa 125 MWe Nennleistung. Ansonsten ist es ein relativ konventionell gebauter Druckwasserreaktor, allerdings mit rein passiver Kühlung, zudem ohne Notwendigkeit für Kühlturm oder Frischwasserkühlung, der normalerweise unterirdisch errichtet wird. Alle Hauptkomponenten sollen bei B&W selbst gefertigt werden und klein genug sein, um ohne besondere Vorkehrungen per Bahn oder LKW angeliefert zu werden. Eine Brennelementebeladung soll 5 Jahre reichen, das Reaktordesign soll kompatibel zu Uran- und MOX-Brennelementen sein und auch einen Thorium-Zyklus fahren können. Ein angeschlossenes Zwischenlager mit Kapazität für 60 Jahre ist inklusive. Die Kosten, bisher immer ein Grund für das "think big" im Reaktorbau, sollen schon von Anfang an (also vor Nutzung der Skaleneffekte durch Serienfertigung) konkurrenzfähig sein.
B&W fertigt seit Jahrzehnten die Reaktoren für die atombetriebene Flotte der US Navy, hat also reichlich Erfahrung im Reaktorbau und einen exzellenten Zuverlässigkeitsrecord.
Bleibt die offene Frage, wann sie das Dingens von der NRC lizenziert bekommen, um den Reaktor auch in den USA verkaufen zu können.
In Antwort auf:Was ist nicht alles schon vorgebracht worden, um zu erklären, warum die nukleare Renaissance (aka "Comeback der Kernkraft") ins Stocken geraten wird. Reaktoren zu teuer, Technik zu komplex, Engpässe beim Bau (insbesondere nur wenige Fertigungsstätten für die riesigen Dampferzeuger und Reaktordruckbehälter), zu hohe Kosten, nicht flexibel genug, jemand könnte ein Flugzeug draufstürzen lassen, es hat schon ewig keiner mehr einen neuen Reaktor gebaut...
Na auf alle diese Fragen gäbe es ja Antworten und Lösungen, einzig ungelöst bleibt m.E. immer das Entsorgungsproblem der Abfälle.
In Antwort auf:Die Kosten, bisher immer ein Grund für das "think big" im Reaktorbau, sollen schon von Anfang an (also vor Nutzung der Skaleneffekte durch Serienfertigung) konkurrenzfähig sein.
Das verstehe ich nicht ganz. Meinst du, ein effizienter Bau kleinerer Reaktoren (und deren Kopplung) wäre jetzt möglich?
In Antwort auf:Was ist nicht alles schon vorgebracht worden, um zu erklären, warum die nukleare Renaissance (aka "Comeback der Kernkraft") ins Stocken geraten wird. Reaktoren zu teuer, Technik zu komplex, Engpässe beim Bau (insbesondere nur wenige Fertigungsstätten für die riesigen Dampferzeuger und Reaktordruckbehälter), zu hohe Kosten, nicht flexibel genug, jemand könnte ein Flugzeug draufstürzen lassen, es hat schon ewig keiner mehr einen neuen Reaktor gebaut...
Na auf alle diese Fragen gäbe es ja Antworten und Lösungen, einzig ungelöst bleibt m.E. immer das Entsorgungsproblem der Abfälle.
Die Endlagerung ist - entgegen dem immer gerne wiederholten Mantra gewisser interessierter Kreise - nicht ungelöst. Aktinidenburner existieren. Isotopentrennung existiert. Wiederaufarbeitung existiert. Damit kann man die langlebigen Isotope (Uran und Plutonium) wieder in Brennstoff verwandeln, und die hochaktiven Teile bündeln, so dass sich eine Endlagerzeit von 500 Jahren ergibt. Sprich: mit einem massiven Betonbunker machbar (alternativ auch per Pyramide in ägyptischer Bauform), ganz ohne aufwändige Endlageruntersuchungen, die geologische Prozesse über die nächsten 400000 Jahre berücksichtigen müssen (wobei die Schweizer das sehr sauber gemacht haben, genau wie die Finnen und die Amerikaner - es geht also, aber ich halte es für eine technisch suboptimale Lösung).
Zitat von Spock
In Antwort auf:Die Kosten, bisher immer ein Grund für das "think big" im Reaktorbau, sollen schon von Anfang an (also vor Nutzung der Skaleneffekte durch Serienfertigung) konkurrenzfähig sein.
Das verstehe ich nicht ganz. Meinst du, ein effizienter Bau kleinerer Reaktoren (und deren Kopplung) wäre jetzt möglich?
Möglich war das vermutlich schon immer, nur hat es keiner umgesetzt - es gab ja nur wenige Anbieter, und Großkonzerne neigen zu großen (und bewährten) Lösungen. Die vielversprechenden Ansätze (THTR in Modulbauweise, Minireaktor als BHKW von BBC) sind im Zuge der Tschernobyl-Hysterie beerdigt worden. Das ungewöhnliche am B&W-Konzept ist ja "nur", dass die Jungs schon seit ein paar Jahrzehnten zuverlässige Reaktoren bauen, und eigene Fertigungskapazitäten unterhalten sowie das notwendige Fachpersonal bereits an Bord haben. Das unterscheidet den mPower von anderen (durchaus interessanten) Konzepten kleinerer Reaktoren.