Die Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts Prognos hat es in sich: Deregulierungen am Arbeitsmarkt zeigen im internationalen Vergleich von 20 OECD-Ländern keinen Effekt hinsichtlich der Beschäftigung. Ein hoher gewerkschaftlicher Organisationsgrad dagegen schon. Und eine antizyklische Fiskalpolitik haben Großbritannien und den USA geholfen, ihre Wirtschaftsprobleme zu meistern. Kurz: Diese Ergebnisse der Studie widersprechen massiv der Wirtschaftspolitik der deutschen Bundesregierungen in den vergangenen zehn Jahren. Vielleicht mit ein Grund, warum das Bundeswirtschaftsministerium als Auftraggeber der Studie diese bislang nicht an die Öffentlichkeit gebracht hat. Dort heißt es, eine Veröffentlichung durch das Ministerium hänge von der politischen Aktualität der Studie ab. Was aber könnte aktueller sein, als Hinweise, dass Hartz IV und die Agenda 2010 beschäftigungspolitisch nur Humbug sind?
Volkswirtschaftler und Arbeitsmarktexperten haben das schon prophezeit, bevor die Hartz-Reformen und die Agenda 2010 umgesetzt wurden. Nur bezahlte Pseudo-Wissenschaftler wie Herr Professor (Un-)Sinn aus München behaupteten gegenteiliges, aber für die gilt schließlich: "Wess' Brot ich ess', dess' Lied ich sing."
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„Manchen Völkern genügt eine Katastrophe, sie zur Besinnung zu bringen. Deutschen, so scheint es, bedarf es des Untergangs.” --Arthur Moeller van den Bruck
„Wenn man so darüber nachdenkt ist es eigentlich erschreckend, wie wenig Politiker aufgeknüpft werden.” --G. K. Chesterton
„Manchmal frage ich mich, ob die Welt von klugen Menschen regiert wird, die uns zum Narren halten, oder von Schwachköpfen, die es ernst meinen.” --Mark Twain
Ich befürchte, Mirki hat mal wieder keinen blassen von dem was er hier postet.
Sonst wäre ihm sicher aufgefallen, dass die Arbeitsmarkt- und Strukturreformen langfristig angelegt wurden. Das sagt übrigens schon der Name. Wo liegt denn da die Korrelation zu einer Studie, die sich allein mit kurzfristigen Auswirkungen beschäftigt?
Sicher ist ein großer Teil des Effektes nicht den Reformen der Agenda 2010, sondern der gutlaufenden Weltkonjunktur zu verdanken. Ich finde es schon sehr unehrlich bis dreist, wenn die GK-Politiker den positiven AL-Trend ausschließlich für sich und ihre Politik vereinnahmen und die Konjunktur verschweigen.
Aber: Wir sehen derzeit Effekte bei den AL-Zahlen, die es bisher nicht gab. Das ist speziell der Rückgang bei den Langzeit- und den älteren Arbeitslosen. Dieser Trend kommt mit Sicherheit NICHT aus der Konjunktur (wie auch?), sondern aus den getroffenen sozialpolitischen Maßnahmen, sprich Hartz IV.
Es ist daher sehr einseitig von den heise-Journalisten, die Studie so auf Deutschland zu interpretieren, von DPs Einwand mal ganz abgesehen.
Bei heise sollte das aber nicht wundern, der Verlag steht generell ziemlich weit links. Aber die ct ist trotzdem Deutschlands bestes Computermagazin.
Die von Prognos gelobte antizyklische Fiskalpolitik von USA und GB setzt voraus, dass Geld in den öffentlichen Kassen ist, das einen Spielraum für derartige Politik eröffnet. Der Grund für Schröders Agenda war ja u.a., dass die Finanzierung unserer Sozialsysteme völlig aus dem Ruder lief und die EU schon mehrfach das Defizit-Verfahren gegen Deutschland einleitete. Unter solchen Umständen kann man keine Steuergeschenke mehr machen, um die Konjunktur anzukurbeln. Davon abgesehen reagierte die deutsche Binnennachfrage bisher immer selten, schwach und träge auf solche Impulse, im Gegensatz zum volkswirtschaftlichen Konsummotor USA.
Aber das sind nur weitere Aspekte... Sach mal Mirki, denkst du auch mal für fünf Cent selber, bevor du einen Artikel postest, der in dein Weltbild passt?
Spock schrieb am 04.12.2007 10:41
Es ist daher sehr einseitig von den heise-Journalisten, die Studie so auf Deutschland zu interpretieren, von DPs Einwand mal ganz abgesehen.
Bei heise sollte das aber nicht wundern, der Verlag steht generell ziemlich weit links. Aber die ct ist trotzdem Deutschlands bestes Computermagazin.
heise steht politisch eigentlich nirgends mit den "echten" Publikationen von c't über iX bis Technology Review. Oder mit seinen Online-Publikationen wie heise Autos.
Telepolis ist ein linksradikaler Sonderfall - warum die das am Leben halten verstehe ich nicht. Aber seit die Autoren nur noch sehr mäßig für Artikel bezahlt werden (nachdem man gemerkt hat, dass das ursprüngliche "Online-Magazin für Netzkultur"-Konzept nicht die Kosten decken konnte), schreiben dort immer dieselben Verdächtigen. Das Niveau der Berichterstattung ist damit weit unter das ÖR-Niveau gestürzt, was schon etwas heissen muss.
Mirkalf zitiert am 04.12.2007 09:16
Und eine antizyklische Fiskalpolitik haben Großbritannien und den USA geholfen, ihre Wirtschaftsprobleme zu meistern. Kurz: Diese Ergebnisse der Studie widersprechen massiv der Wirtschaftspolitik der deutschen Bundesregierungen in den vergangenen zehn Jahren.
Wo ist da der Widerspruch zur Politik der letzten 10 Jahre? Ungeachtet aller Deklamationen haben die Bundesregierungen (vor allem Eichel) in Zeiten schwacher Konjunktur die Verschuldung in die Höhe getrieben und nun, wo es besser läuft, wird die Neuverschuldung zurückgenommen. Was ist das anderes als antizyklische Wirtschaftspolitik?
Nur, ob damit wirklich Wirtschaftsprobleme gemeistert wurden bleibt die Frage. Welche hatten denn die USA, die so gemeistert wurden? Im Gegenteil, die extreme Niedrigzinspolitik der vergangenen Jahre hat doch erst den Grundstein für die aktuelle Hypothekenkrise gelegt, die sich zu einer ausgewachsenen Konjunkturkrise auszuwachsen droht.
Ich weß nicht, ob das Posting richtig getitelt ist. Wenn man den Aufsatz liest, dann steht am Ende das:
Zitat:
Fragt man den Prognos-Chefökonomen aber nun, was denn aus den Ergebnissen der Studie für Deutschland ableitbar ist, zum Beispiel hinsichtlich Hartz IV, dann gerät man rasch in eine Zone, in der die Wirtschaftswissenschaft schnell ihren Glanz verliert. Obwohl man in einem internationalen Ländervergleich den fehlenden Zusammenhang zwischen Deregulierung am Arbeitsmarkt und Beschäftigungseffekten nachgewiesen hat, sei dies nicht auf Hartz IV übertragbar, denn dies habe man nicht untersucht. Manche Maßnahmen hätten eben unterschiedliche Effekte in unterschiedlichen Ländern. Frankreich weist zum Beispiel in den vergangenen Jahren ein ähnliches Regulierungsniveau und eine ähnliche Zinspolitik wie Deutschland auf, hat aber ein höheres Wirtschaftswachstum. "Ein Stück weit", so Chefökonom Schlesinger, handelt es sich bei der Beurteilung von ökonomischen Studien "leider um eine Glaubensfrage".
Mirkalf schrieb am 04.12.2007 09:16 Reformen am Arbeitsmarkt bringen keine Arbeitsplätze
Für diese Erkenntnis benötigt man weder Ministerien noch Studien - da reichen offene Augen und halbwegs gesunder Menschenverstand oder wenigstens etwas "Unternehmerdenke".
Ich brauche nur eine halbe Stunde durch Frankfurt zu laufen und sehe dabei 100 potenzielle Arbeitsplätze, die alle nicht existieren wegen Überregulierung des Arbeitsmarktes.
Spock schrieb am 04.12.2007 15:13
Ich brauche nur eine halbe Stunde durch Frankfurt zu laufen und sehe dabei 100 potenzielle Arbeitsplätze, die alle nicht existieren wegen Überregulierung des Arbeitsmarktes.
Huch, ein Seher!
Gebenedeit unter den Flaneuren.
Scherz bei Seite, welche potenziellen Arbeitsplätze hast Du denn gesehen, die nicht existieren, weil Merkel überreguliert?
Spock schrieb am 04.12.2007 15:13
Ich brauche nur eine halbe Stunde durch Frankfurt zu laufen und sehe dabei 100 potenzielle Arbeitsplätze, die alle nicht existieren wegen Überregulierung des Arbeitsmarktes.
Huch, ein Seher!
Gebenedeit unter den Flaneuren.
Scherz bei Seite, welche potenziellen Arbeitsplätze hast Du denn gesehen, die nicht existieren, weil Merkel überreguliert?
Du glaubst doch nicht, dass ich Bock habe, dir darauf noch zu antworten.
Wenn du die Arbeit nicht siehst, die überall zu machen wäre, dann leben wir ohnehin in verschiedenen Welten.
Die Frage ist natürlich, was man unter "Deregulierung" versteht. Wenn damit das simple Abschaffen des Kündigungsschutzes gemeint ist, sehe ich das ähnlich. Das Heraufsetzen der Mitarbeiterzahl, ab der Kündigungsschutz greift hat jedenfalls niochts gebracht.
Hartz4 würde ich nicht zur Deregulierung zählen, allerdings dürfte das erhebliche Auswirkungen gehabt haben. Ebenso die Abschaffung so mancher Vorruhestandsregelung, die aber ja jetzt wieder zurückgenommen wird.
"Ich brauche nur eine halbe Stunde durch Frankfurt zu laufen und sehe dabei 100 potenzielle Arbeitsplätze, die alle nicht existieren wegen Überregulierung des Arbeitsmarktes."
Nein, die esistieren nicht, weil keiner dafür bezahlen will. Man kann eben nicht niedrige Steuern UND saubere Strassen haben.
Man muss doch nichtmal neue Arbeitsplätze schaffen.
Schon wenn man nur offene Stellen besetzt kann man die Arbeitslosigkeit um eine sechs- bis siebenstellige Zahl senken (nur sind die Arbeitsagenturen die meiste Zeit mit Berichteschreiben beschäftigt, und kaum mit Vermittlung).
Mit Umschulungen sollte das ja wohl erreicht werden, vermutlich aber mit sehr mäßigem Erfolg.
Lexx schrieb am 04.12.2007 23:00
Man muss doch nichtmal neue Arbeitsplätze schaffen.
Schon wenn man nur offene Stellen besetzt kann man die Arbeitslosigkeit um eine sechs- bis siebenstellige Zahl senken (nur sind die Arbeitsagenturen die meiste Zeit mit Berichteschreiben beschäftigt, und kaum mit Vermittlung).
Mit Umschulungen sollte das ja wohl erreicht werden, vermutlich aber mit sehr mäßigem Erfolg.
Gegenüber den offenen Stellen gibt es ein Mehrfaches an Arbeitslosen. Selbst wenn man jede offene Stelle sofort mit einem Arbeitslosen besetzen könnte (was bei einem so großen Arbeitsmarkt nicht möglich ist), blieben immer noch Millionen übrig (plus einiger Millionen, die seit der "Reformen" nicht mehr mitgezählt werden).