Interessantes habe ich heute in meiner Tageszeitung entdeckt.
Von Streitigkeiten zwischen VRR und der Bahn habe ich ja schon öfters berichtet. Jetzt eskaliert das ganze aber offenbar:
Der VRR hat 2007 von den vertraglich festgelegten Zahlungen in Höhe von 300 mio. € satte 54 mio. € einbehalten. Als Grund wird zum einen ein "nicht marktgerechter Preis" bei Vertragsabschluss genannt (2004, Laufzeit bis 2018(!) ), aber auch Qualitätsmängel - "Verspätungen, Zugausfälle, klemmende Türen, schadhafte Toiletten". Daraufhin hat die Bahn angekündigt, Sonderzüge zu Fußballspielen zu streichen und den Fahrplan auszudünnen - die Sonderzüge wurden allerdings gerichtlich vorgeschrieben. Jetzt will die Bahn ab Frühjahr wieder Sonderzüge und S-Bahnen streichen und dem VRR wirds zu bunt: "Der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) droht der Bahn im Millionenstreit um angeblich überhöhte Preise und schlechte Qualität mit einem bundesweit noch nie genutzten Zwangsmittel: Sollte die Bahn an ihrer Ankündigung festhalten (...) werde der VRR "hoheitliche Fahrauflagen" machen (...). Dann müsse die Bahn kraft Gesetzes die VRR-Vorgaben erfüllen."
Entschieden wird vermutlich letztlich vor Gericht.
Während die Bahn gegen die Kürzungen klagt - aus ihrer Sicht müssen die 300 mio. € gezahlt werden, für Qualitätsmängel gibt es Vertragsstragen - hält der VRR den Vertrag insgesamt für nichtig und stützt sich dabei auf ein Vertragsverletzungsverfahren der EU-Kommission (den Vertrag in Berlin-Brandenburg betreffend).
Ich bin mal gespannt wie das ausgeht. mal davona bgesehen, dass ich es für reichlich naiv halte, einen Vertrag über 14 Jahre abzuschließen, wenn der Konzern im Umbau Richtung Privatisierung begriffen ist kann es bei Vertragsauflösung eigentlich nur besser werden. Verschmutzte S-Bahnen, Verspätungen und Ausfälle sind Fakt - die privat betriebene Linie Kaarst-Mettman ist zuverlässiger und sauberer (Ok, die fährt wohl nicht die ganze Nacht durch).
Die Regionalexpresse sind im Vergleich zu den S-Bahnen übrigens top, jedenfalls die neuen Doppelstock-Züge.
Wie die S-Bahnen aussehen?
Teilweise ist jeder Sitz und jede Wand mit 1cm dicken Eddings beschmiert......JEDER Sitz und JEDE Wand! Die Fenster sind zerkratzt, auf dem Boden liegt Müll herum. Zugegeben, das sind die Abgründe, die ich aber trotzdem immer mal wieder sehe.
Beschmierte Sitze und Wände und weniger drastischem Ausmaß sind dagegen häufiger anzutreffen, zerkratzte Fenster sind leider auch keine Seltenheit. Eine gute S-Bahn ist frei von diesen Dingen, aber sieht auch eigentlich nie so aus, als sei da mal gewischt worden.
Beschmierte Sitze und zerkratzte Fenster sind in einem Regionalexpress (Doppelstockwagen) dagegen die absolute Ausnahme. Der häufigste Mangel sind da nicht funktionierende Toiletten (Da Fahrradabteil und Toiletten direkt nebeneinander im Steuerwagen sind, kriege ich das direkt mit) und defekte Türen.
Die älteren Ex-Silberlinge dagegen warten ab und zu mal mit verkratzten Fenstern auf oder einem ratternden Drehgestell, am häufigsten sind jedoch klappernde oder nicht richtig schließende Türen.
Als Ursache sehe ich den unterschiedlichen Einsatz: Die Doppelstockwagen werden hauptsächlich im Linienverkehr auf stark frequentierten Linien eingesetzt, während die Ex-Silberlinge auf weniger besuchten Strecken und bei Sonderzügen zum Zug kommen.
Die S-Bahnen haben das größte Handicap: Die Nachtfahrten.
Die Linie, wo meine Eltern wohnen, wurde von der DB gestrichen. Da fuhr früher eine Rumpelbahn, verdreckt, verkeimt, 1 mal in 2 Stunden. Jetzt fährt dort ein privater Regioexpress, alles nagelneu, sauber und 2x die Stunde. Und: Seit der Privatisierung ist das Teil immer voll.
Was ich am obigen Text nicht verstehe; ist die VRR eine 100% Tochter der Bahn? Welche Leistungen kaufen die dort ein? Und was haben die Fussball Sonderzüge damit zu tun?
WRL007 schrieb am 23.01.2008 10:58
Düsseldorf-Flughafen nach Koblenz Hbf: Ich bin nur einmal im Leben in einem noch dreckigeren Zug gefahren als da.
Aus solchen Bemerkungen schliesse ich allerdings auf eine für meinen Geschmack reichlich daneben liegende Einstellung "der Leute" schlechthin. Natürlich wollen sie alle in einem pickobello-sauberen und bequemen Zug fahren; letztenendes sind sie es aber selber, die die Züge verdrecken. Schon die Blagen lassen ihr Bonbonpapier einfach auf den Boden fallen, und die mitreisenden Erziehungsberechtigen lassen das einfach zu. Lernen tun sie das von den Erwachsenen, die ihre ausgelesenen Zeitungen gleichfalls dorthin expedieren und liegenlassen, nebst den leeren Kaffeebechern und dem Butterbrotpapier. Wer braucht sich angesichts solcher Einstellung eigentlich noch über verdreckte Züge aufzuregen?
ich habe eine Marotte (langsam nenne ich sie so) - ich trage gerne helle Hosen.
Stieg also in D'dorf in den Regionalexpress nach Koblenz ein, übersah leider auch noch den winzigen Hinweis auf die erste Klasse und taperte durch den Zug auf der Suche nach eben dieser 1. Klasse. Fand sie nicht und setzte mich erstmal in die 2.
Die Lexx'schen Edding-Spuren waren natürlich auf da, auch auf den Sitzen. Ansonsten waren die Sitze verdreckt - schmutzige Schuhe scheinen da einen Teil beigetragen zu haben, alles mögliche an Papier lag auf dem Boden etc.
Glücklicherweise kam dann der Kontrolleur und erzählte mir, dass ich den ganzen Zug wieder zurück musste - die erste Klasse war zwar nicht vereddingt, aber auch schon ganz (un)schön abgewetzt und halt - heruntergekommen.
Natürlich ist es die Gattung "Fahrgast", junge wie alte, die solche Zustände hervorruft, klar. Allerdings könnte die DB AG auch mal so einen Zug durch eine Waschanlage fahren, dann wäre er wenigstens äußerlich ansehnlicher. Zumindest in München gibt es sowas, da werden nicht nur ICE's gewaschen.
Die Weiterfahrt nach München geschah zwar in sauberen Zügen (allzuhohe Ansprüche stellt man ja da garnicht mehr) aber in punkto Pünktlichkeit und Organisation so unerfreulich dass ich sehr große Lust hatte, dem Herrn Mehdorn meine Bahncard zurückzugeben.
Eigentlich könnte Bahnfahren ja sooo schön sein...
WRL:
Wie gesagt, einen solchen Zustand, wie du ihn beschreibst kenne ich von den Wuppertaler Linien nicht. Aber unplausibel ist es auch nicht, da der Koblenzer RE auch in der Nacht fährt - die Wuppertaler nicht!
DP:
Kurzversion: IM VRR-Raum, der das gesamte Ruhrgebiet und die umliegenden Gebiete umfasst, ist der ÖPNV einheitlich vom VRR organisiert. Das heißt in erster Linie, dass das Tarifsystem einheitlich ist und einige Dinge vorgegeben sind (so fahren mW alle Buslinien im VRR im 20- Minutentakt, oder entsprechend alle 10, 30 oder 60 Minuten, sodass man sich nur eine einzige Zeit merken muss).
Für die Bahn bedeutet das: der S-ÖPNV im VRR ist der Verkehr des VRR. Der Verkehrsverbund bezahlt die Bahn lediglich dafür, dass sie den S-ÖPNV für ihn betreibt. Dementsprechend gibt es in den Zügen auch keine Tickets der Bahn, sondern man fährt mit denen des VRR. Ebenso organisiert der VRR die Sonderzüge, etwa für Bundesligaspiele. Die Bahn ist lediglich diejenige, die die Züge betreibt - und verdient daran nichts. Das ist wie bei einer Flatrate: Je weniger der Kunde surft, desto besser für den Provider - je weniger Zugfahrten stattfinden, desto besser für die Bahn.