"In Zeiten, in denen Erntehelfer gut ein Viertel der Gesamtkosten beim Spargelanbau ausmachen und zudem
immer seltener zur Verfügung stehen, kommt der pinkfarbene Selbstfahrer aus Niedersachsen gerade recht."
"Er ist weder witterungs- noch tageslichtabhängig und bewegt
sich mit modernster Antriebstechnik über den Spargelacker."
"Der Spargel-Panther kann auch nachts eingesetzt werden und sticht pro Minute zwischen 15 und 18 Stangen
(etwa ein Kilogramm). Auf diese Weise können vier bis sieben geübte Spargelstecher ersetzt werden. "
Endlich gibt es eine vernünftige Maschine und die unselige Diskussion jede Saison, dass es zu wenig Spargelerntehelfer gibt gehört bald der Vergangenheit an! Ich bin parallel dazu generell gegen ein SINNLOSES Wegrationalisieren von Mitarbeitern, wie z.B. auf Bahnhöfen oder generell im Bereich der Sicherheit, wo "Mensch" oft besser ist als "Maschine" - aber hier in diesem Falle sinnvoll.
Aber wenn man schon einen solch komplexen Vorgang wie das Spargelstechen automatisiert: Weshalb muss noch jemand auf der Maschine sitzen? Der sollte dringend auch wegrationalisiert werden, schließlich braucht man jeden Mann, um hinter der Maschine deren Fehler bei der Nachernte auszubügeln. Und dann würde mich noch interessieren, wie lange es dauert, bis die Mechatronik von Sand und Staub zerfressen sind.
Wen man sich die Homepage des Herstellers durchsieht, erkennt man, dass es sich um die Umsetzung eines Spleens des Chefs einer auf ihrem Stammgebiet offenkundig erfolgreichen Maschinen- und Anlagenbauers handelt. Die haben durchaus eine Menge Geld in die Hand genommen um das Projekt umzusetzen.
Das ist insofern schon mal sympathisch, als so ein Projekt in einem controllergesteuerten Grosskonzern nie eine Chance hätte. Denn dass die Maschine die Anforderungen ihrer potentiellen Kunden erfüllen wird und zum Erfolg werden kann ist keineswegs ausgemacht. Da zeigen sich durchaus die Innovations- und Risikobereitschaft, die die deutsche mittelständische Industrie gross gemacht hat.
„Und dann würde mich noch interessieren, wie lange es dauert, bis die Mechatronik von Sand und Staub zerfressen sind.“ Wo soll da das Problem sein? Die Produkte der gesamten Landmaschinenindustrie sind Sand, Staub und klimatischen Unbilden ausgesetzt ohne ständig deswegen auszufallen, warum soll das ausgerechnet bei dieser Maschine nicht funktionieren?
F-W schrieb am 27.04.2008 11:13
Die Produkte der gesamten Landmaschinenindustrie sind Sand, Staub und klimatischen Unbilden ausgesetzt ohne ständig deswegen auszufallen, warum soll das ausgerechnet bei dieser Maschine nicht funktionieren?
Nun, bei Traktoren, Pflügen und Mähdreschern handelt es sich eher um relativ grobmotorische Entwicklungen des Maschinenbaus, weshalb ja auch in dieser Ingenieurdisziplin einst neben den normalen drei Arten der Passung eine vierte, nämlich die sogenannte "Schlackerpassung" erfunden wurde, bei der man im Neuzustand die Welle durch die Passung hindurchwerfen kann und der Hohlraum zwischen beiden dann in der Regel mit "Schmiermitteln" wie Dreck und Kuhdung aufgefüllt wird. Hingegen dürfte es sich bei einer automatischen Spargelausstechmaschine um ein etwas filigraneres Objekt maschinenbaulicher Entwicklung handeln, da das automatische Ernten der zarten Steneglein ein ziemliches Gefummsel darstellen dürfte, bei dem "Schlackerpassungen" nicht so recht passen dürften. Insofern ist Fleckis Einwand durchaus nachvollziehbar.
Die heutigen Landmaschinen bestehen längst nicht mehr ausschliesslich aus Grobschlosserei. zentimetergenaues Arbeiten mittels GPS oder Lasersteuerung gehören heute zum Standard.
Aber wie dem auch sei, Fleckis Hürde muss natürlich genommen werden wenn die Maschine im Markt bestehen will.
Ich sehe das Problem woanders. Wie gross ist der Markt für solche Maschinen? Kann eine Stückzahl erreicht werden, die die Entwicklungskosten amortisiert und eine auskömmliche Gewinnmarge hergibt?
F-W schrieb am 27.04.2008 11:13
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„Und dann würde mich noch interessieren, wie lange es dauert, bis die Mechatronik von Sand und Staub zerfressen sind.“ Wo soll da das Problem sein? Die Produkte der gesamten Landmaschinenindustrie sind Sand, Staub und klimatischen Unbilden ausgesetzt ohne ständig deswegen auszufallen, warum soll das ausgerechnet bei dieser Maschine nicht funktionieren?
FW
Hi FW,
dewo hatte schon etwas dazu geschrieben. Die Produkte der gesamten Landmaschinenindustrie sind zudem einige Dekaden älter als der Erntekopf des Spargel-Panthers. Um nun von Null auf Hundert zu kommen in Sachen Sand, Staub und klimatische Unbilden, fehlt beim Spargel-Panther die Erfahrung, und so sehen die Videos auf den Hersteller-Seiten auch aus wie bei "Jugend forscht". Man muss auch nicht viel Erfahrung haben, vielmehr können Ersatzteile auch gleich im Revolver angeordnet sein oder über irgendeinen Schnappverschluss. Ist ja auch total egal, wie es geregelt sein könnte, aber es muss eben IRGENDWIE geschehen, und ich war verblüfft zu sehen, dass auf dieses in der Landwirtschaft offensichtliche Thema einfach gar kein Bezug genommen wurde.
Wie auch immer, dein Einwand dürfte der wichtigere sein: Wie groß ist der Markt für solche Maschinen? Spargel ist nur in D ein Kultgemüse, und in großen Feldern wird er nur in Norddeutschland angebaut. Die Firma verkauft also vielleicht zehn Spargel-Panther, und wenn sie Pech hat, dann funktionieren die auch drei Jahre. Dann sind keine Ersatzteile zu verkaufen, und plötzlich werden Erdbeeren zum Kultgemüse erklärt. Was machst du dann mit dem Geschäft?
Sieht mir sehr nach Harakiri aus vom Geschäftlichen her. Aber das gehört zu den Neuentwicklungen, bei denen ich selbst gerne mitmachen würde, gerade weil es nicht von den Mega-Firmen nach irgendeinem Geschäftsplan entwickelt wird, sondern weil es einfach ad hoc sinnvoll ist.
Tja so ist das beim deutschen Maschinenbau, der ja zum guten Teil davon lebt, dass er Marktnischen bearbeitet und darin dann jeweils oft Weltmarktführer ist. Nur wenn die Nischen zu klein werden...
Mir fiel beim Spargelpanther spontan die Krabbenpulmaschine ein, die ein Tüftler in Büsum entwickelt hat, weil er die ständige Kritik am Herumkarren der Krabben nach Marokko und Polen leid war. Mindestens ein Prototyp der Pulmaschine läuft, wie man hört einigermassen zufriedenstellend. Ob sie kommerziell vermarktet wird weiss ich nicht. Noch reisen die meisten Krabben vom Hafen in Büsum ins Krabbenomlett der Restaurants in Büsum (Entfernung ca. 500m) über Marokko oder Polen.
Flecki5 schrieb am 30.04.2008 04:05
[Wie auch immer, dein Einwand dürfte der wichtigere sein: Wie groß ist der Markt für solche Maschinen? Spargel ist nur in D ein Kultgemüse, und in großen Feldern wird er nur in Norddeutschland angebaut.
Eigentlich wird Spargel deutschlandweit angebaut. Zumindest was die Gesamtfläche angeht, ist zwar Niedersachsen naturgemäß führend, aber die Anbauflächen in BaWü, Bayern, Rheinland-Pfalz und Hessen liegen nahezu auf einem Niveau mit z.B. MeckPomm.
Wenn ich die riesigen Felder in Baden anschaue, kann ich mir jedenfalls einen großen Markt für ein weitgehend maschinelles Ernten vorstellen. Die Personalausgaben sind erheblich, denn die Erntehelfer arbeiten nicht zu außergewöhnlich niedrigen Stundenlöhnen.
Und unsere lieben Exporteure aus Spanien werden sicher auch Verwendung dafür haben.
F-W schrieb am 31.05.2008 00:13
Nun hat auch die FAZ den Spargeltarzan entdeckt und beschreibt über die Maschine hinaus ganz anschaulich die ganze Spargelproduktion.
FW
Fiel mir auch auf, und in die FAZ musst du es erst mal schaffen! Und da Steffen meinte, Spargel würde quasi überall in D angebaut werden, so möchte ich hoffen, die Flächen sind ebenso überall groß genug, so dass der Panther nicht nur zehn mal, sondern gar 30 mal verkauft wird.
Und wie sieht das im Rest der Welt aus? Haben die Amis schon mal was von Spargel gehört? Das ist mir dort noch nie zu Ohren gekommen. Die haben aber unzweifelhaft äußerst große Felder, über die der Tarzan Stunde um Stunde seine Kreise ziehen könnte.
Wie würde ein Geschäftsplan für so ein Teil aussehen?
"Haben die Amis schon mal was von Spargel gehört?"
Haben Sie - hat zwar nicht diese "Saison-Delikatessen-Bedeutung" wie bei uns, aber es gibt ihn durchaus auf den Speisekarten. Und wenn ich zur rechten Zeit Besuch habe essen die ihn auch sehr gerne.