In Canada gibt es eigentlich nur ein einziges Verkehrsschild; das Stoppschild. Mehr braucht es eigentlich auch gar nicht für einen sicheren und flüssigen Verkehr. Es gibt Seitenstrassen mit Stoppschild, bei denen die Hauptstrassen gar kein Schild und damit also Vorfahrt haben. Ansonsten gibt es das System 4 Way; alle 4 Strassen enden mit Stoppschild und wer zuerst kommt kann fahren. Im übrigen darf immer rechts abgebogen werden, auch bei rot.
Diese Regelung würde in Deutschland vielleicht nicht zum Chaos auf der Strasse aber in der Meinungs- und Deutungshoheit führen. Elternverbände und Politiker, Autoclubs und Kinderlobby, Fahradverein und Journalisten liefen Sturm, denn wo nichts geregelt ist da gibt es noch Platz sich wichtig zu machen.
Und dann lese ich das hier: Das Überraschungsei soll verboten werden. Nach dem Willen der Parlamentarier der Kinderkommission des Deutschen Bundestags soll jegliche Kombination aus Nahrungsmitteln und Spielzeug verboten werden. Dies steht in einer Empfehlung über „Sicherheits- und Gesundheitsrisiken für Kinder im Alltag“, aus der die Tageszeitung „Die Welt“ zitiert.
Nach Ansicht der Bundestagsabgeordneten Miriam Gruß (FDP) gehört neben dem Überraschungsei auch Cornflakes mit Spielzeug verboten: „Kinder unterscheiden nicht zwischen Spielzeug und Nahrungsmitteln“, sagte sie. Zudem setze sich die Kommission für die Einführung der Fahrradhelmpflicht für Kinder und Jugendliche ein sowie für leichtere Schulranzen.
Leichtere Schulranzen. Wahrscheinlich gibt es bald eine öffentlich rechtliche Kontrollstelle, die das Gewicht der Schulranzen prüft, damit unsere Kinder weder schwer tragen müssen, noch schwimmen oder sich sonstwie betätigen. Anscheinend ist es schon eine Zumutung, beim Kauen zu denken.
Wahrscheinlich gibt es bald eine öffentlich rechtliche Kontrollstelle, die das Gewicht der Schulranzen prüft,...
Viel besser wäre doch eine Genehmigungsstelle, bei der Unternehmen jedes geplante neue Produkt vorlegen müssen. Der Bürokrat entscheidet dann, ob der Untertan das braucht oder nicht.
Wer zu seinem Kind nicht auch mal NEIN sagen kann, wenn es am Supermarktregal am Ärmel zerrt, setzt den Nachwuchs doch dem größtmöglichen Risiko aus - dem der verkorksten Erziehung.
Für mich gibt es hier mehrere Diskussionsthemen:
1) Spezielles Thema Verkehrsschilder
2) Spezielles Thema Süßigkeiten/Spielzeugkombi und Schulranzen
3) Regelungswut
Zu 1)
In Kanada mag das funktionieren oder auch nicht. Bei uns wäre ein einziges Verkehrsschild zu wenig. Wir haben eine viel dichtere Besiedelung und daher auch viel dichteren Verkehr. Zudem kreuzen sich bei uns viel häufiger Straßen mit anderen Verkehrswegen, etwa der Eisenbahn.
Außerdem gibt es bei uns viele Schilder, die notwendig oder sinnvoll sind. Das Problem sind ja auch nicht die Schilder an sich, sondern dass sie sich teilweise zu den berühmten Schilderwäldern anhäufen.
Mit einem "Wildwechsel"-Schild auf der Landstraße dürfte niemand ein Problem haben. Stein des Anstoßes ist vielmehr sowas wie Bonn, wo vor ein paar Jahren noch (kA wie es heute ist) im Schnitt alle 10m ein Schild stand. Das hat das Verkehrsministerium auch erkannt und will eine Reihe Schilder einfach abschaffen (stand in den letzten Wochen in der Zeitung).
Einen Vorschlag für Innenstädte habe ich dann auch: Man könnte Parkverbot-Schilder durch Fahrbahnrandmarkierungen ersetzen. Weißer Strich am Rand bedeutet dann etwa: Parken verboten.
Zu 2)
Finde ich schwachsinnig, man kann es auch übertreiben. Mir ist noch nicht zu Ohren gekommen, dass das Überraschungsei irgendwem geschadet hätte.
Dass Schulranzen so schwer sind dürfte weniger am Scout-Design liegen als daran, dass viele Schulbücher untergebracht werden müssen. Da ist die Lösung viel einfacher: Spinde in der Schule!
Ich lese gerade, dass die Kinderkommission wohl nicht selbst auf dieses Verbot gekommen ist: "In den USA ist der Verkauf von Überraschungseiern gar gänzlich verboten, weil Spielzeug mit Schokolade kombiniert dort als gefährlich für Kinder eingestuft wird."
Was die regelungsfanatischen Amis bzw. die Leute von der Kinderkommission daran gefährlich finden, erschließt sich mir nicht. Für Kinder unter 3 Jahren ist das Ü-Ei verboten wegen verscchluckbarer Kleinteile. Berichte darüber, dass das gelbe Innere gegessen worden wäre sind mir nicht bekannt.
zu 3)
Ich mache dafür teilweise die hiesige Rechtsmentalität für verantwortlich - wenn jede noch so kleine Definitionslücke wider besseren Wissens und wider die menschliche Vernunft ausgenutzt wird muss eben alles von oben haarklein geregelt werden.
Wenn eben kein Parkverbotsschild da steht und das Auto den Verkehr behindert, argumentiert der Fahrer, er habe nicht gewusst, dass er hier nicht parken dürfte, obwohl es für jeden nichtmal normal intelligenten Menschen ersichtlich wäre, dass er den Verkehr blockiert.
Nach diesem Muster werden lückenlose Regelungen geradezu erzwungen.
Aber auch der Gesetzgeber scheint dem Prinzip "Eigenverantwortung" nicht gerade zugetan zu sein, siehe Essen/Spielzeig-Kombi.
Da nimmt "Vater Staat" seine Vaterrolle m.E. viel zu ernst.
Spock schrieb am 07.08.2008 10:01
Wer zu seinem Kind nicht auch mal NEIN sagen kann, wenn es am Supermarktregal am Ärmel zerrt, setzt den Nachwuchs doch dem größtmöglichen Risiko aus - dem der verkorksten Erziehung.
Na, das wird sich ja nun auch bald ändern, sind unsere Politiker doch stetig bemüht (allen voran Bundesobermutter von der Leyen) die Kinderbetreuung bereits ab dem Zeitpunkt der Geburt in staatliche Hände zu überführen. Zwar wird bislang die Übernachtungsmöglichkeit der lieben Kleinen in der elterlichen Wohnung noch nicht in Frage gestellgt, aber das dürfte vermutlich nur eine Frage der Zeit sein.
Na, und wenn die Erziehung der Blagen erst mal von Staats wegen erfolgt, dann kann da ja auch garnix mehr verkorkst werden. Das beweist ja heute schon der (durch-)schlagende Erziehungserfolg bei den Kindern und Jugendlichen, die in staatlichen Heimen aufwachsen...
"In Kanada mag das funktionieren oder auch nicht."
Ist aber ein Trend. Es gibt zunehmend Orte in Deutschland, wo die Schilder abgebaut werden, übrigends folgen daraus häufig extreme Reduzierung der Unfallzahlen.
Was die Cornflakes angeht kann ich das bedingt nachvollziehen. Wenn Kleinkinder die Spielsachen nicht vorher rauspulen (z. B. weil die nicht wissen, das da welche drin sind) können sie sich schon dran verschlucken. Und man muss ja nicht warten, bis das erste Kind tot ist.
Ansonsten gehen meine Kinder liebend gern zu McDonalds, aber das es da ein Spielzeug zur Juniortüte gibt, fällt denen meist erst ein, wenn wir da sind.
kater_5 schrieb am 07.08.2008 10:48
Was die Cornflakes angeht kann ich das bedingt nachvollziehen. Wenn Kleinkinder die Spielsachen nicht vorher rauspulen (z. B. weil die nicht wissen, das da welche drin sind) können sie sich schon dran verschlucken. Und man muss ja nicht warten, bis das erste Kind tot ist.
Gibt es denn tatsächlich Kleinkinder (1-4 Jahre), die selbständig neue Cornflakestüten öffnen? Mein Freund (40) schafft das ja bis heute nicht Wenn ja und die Gefahr ist so gross dann würde ich vor den Verboten doch mal an die Eltern appellieren, vor dem Öffnen reinzuschauen und das Spielzeug dann zu verteilen.
Letztendlich wird man nie alle Gefahren abschaffen können, schon gar nicht auf dem behördlichen Weg. Gerade Kinder müssen auch mal lernen, dass man nicht alles in den Mund nehmen soll was auf der Welt existiert oder Autofahrer, dass Schilder nicht die Achtsamkeit ersetzen.
Die konnten sich schon mit drei Jahren alleine Frühstück machen. Man mag das jetzt auf besondere Intelligenz oder ausgeprägte Verfressenheit schieben
Aber grundsätzlich ist ja auch die Frage berechtigt, was Spielzeug in einer Cornflakespackung zu suchen hat.
Dieses ganze billige Beipackspielzeug liegt dann irgendwo rum und tut höllisch weh, wenn man da nachts drauftritt, weil man im Kinderzimmer kein Licht machen will.
Tiefensees Vorschlag, ein paar Verkehrsschilder aus dem Katalog zu streichen ist der klassische Sommerlochvorstoss eines drittklassigen Politikers, der auch mal in die Schlagzeilen will. Ein Beitrag, gegen den Schilderwald vorzugehen ist es aber nicht. Die paar Schilder auf seiner Liste sind Raritäten, die man auf den Strassen eh kaum findet. Ihr Verschwinden würde keiner bemerken, die Zahl der Schilder an unseren Strassen würde sich dadurch nicht verringern, weil vermutlich jeden Tag mehr dazu kommen, als durch diese einmalige Aktion verschwinden würden.
kater:
Beim Kinderspielzeug bin ich ganz auf DPs Linie. Die Spielsachen sind immerhin in einer extra Tüte. Wenn du unbedingt Kleinkinder vor dem Verschlucken dieser schützen willst, lass sie einfach außen an der Cornflakes-Tüte ankleben, statt innen rein zu stecken und die Sache ist gegessen. Ein Verbot ist m.E. überflüssig, mindestens aber mit Kanonen auf Spatzen.
"Es gibt zunehmend Orte in Deutschland, wo die Schilder abgebaut werden, übrigends folgen daraus häufig extreme Reduzierung der Unfallzahlen. "
Als Steffen würde ich jetzt fragen, ob du dafür belastbare Statistiken vorweisen kannst, die das zweifelsfrei belegen.
Als ich selbst frage ich
1. Was für Schilder wurden da entfernt?
2. Was wurde da noch gemacht?
Dass Kreisverkehre sicherer sind und flüssigeren Verkehr bringen als eine Ampelkreuzung ist ja nun doch in die Köpfe vieler Verkehrsplaner gelangt.
FW:
Recht hast du!
Mich hat vor allem gewundert, dass Wegweiser komplett wegfallen sollen. Dabei sind die in einem Dorf auf dem Land als Ortsunkundiger vermutlich das, was man am dringendsen braucht. Das wäre eines der Schilder, deren Abschaffung ich als letztes in Betracht ziehen würde.
Auch das Wanderparkplatz-Schild mag nicht vielen etwas bringen. Aber stören tut es auch nicht.
kater_5 schrieb am 07.08.2008 11:45
Dieses ganze billige Beipackspielzeug liegt dann irgendwo rum und tut höllisch weh, wenn man da nachts drauftritt, weil man im Kinderzimmer kein Licht machen will.
Dagegen gibt's ein ganz einfaches Mittel: Kinderzimmer aufräumen (lassen) bevor die lieben Kleinen ins Bett gehen. Bei Versäumnis folgt die Strafe eben auf dem Fuße (oder - wie hier - unter der Sohle). Schad' aber nix.
Lexx schrieb am 07.08.2008 12:47
Mal ganz vorweg: In Kanada gibt es mehr als nur ein Verkehrsschild!
Nein, das ist ja nicht möglich! Das nenne ich investigativen Journalismus!!
Natürlich gibts da mehr, das war ja eine Polemik und ich schrieb von "eigentlich", das heisst, es fällt eigentlich nur dieses eine auf. Das hat hier sonst jeder verstanden.
"Dagegen gibt's ein ganz einfaches Mittel: Kinderzimmer aufräumen (lassen) bevor die lieben Kleinen ins Bett gehen. Bei Versäumnis folgt die Strafe eben auf dem Fuße (oder - wie hier - unter der Sohle). Schad' aber nix."
Bei den kleinen Dingern müsste ich abends noch Staubsaugen.
Und es stört mich nicht, wenn die Kinder drüber stolpern, die sind da sowieso immun, sondern wenn ich drüber stolpere.
Ausserdem wird Abends nicht mehr aufgeräumt. Da holen sich die Kiddies dann nur ein Argument länger aufzubleiben.
DP schrieb am 07.08.2008 09:43
In Canada gibt es eigentlich nur ein einziges Verkehrsschild; das Stoppschild. Mehr braucht es eigentlich auch gar nicht für einen sicheren und flüssigen Verkehr. Es gibt Seitenstrassen mit Stoppschild, bei denen die Hauptstrassen gar kein Schild und damit also Vorfahrt haben.
Ok, das koennte theoretisch unsere Vorfahrt&Vorfahrt-gewaehren-Kombinationen (zb das Spiegelei, etc.) ersetzen, aber...
Zitat:
Ansonsten gibt es das System 4 Way; alle 4 Strassen enden mit Stoppschild und wer zuerst kommt kann fahren.
...hier sehe ich das Problem, dass jemand glauben koennte, es laege die 4-Way-Situation vor und er koennen zuegig queren, weil er zuerst da war, obwohl der Querverkehr ggf. gar kein eigenes Stoppschild hat und daher denkt, er habe Vorfahrt...
Zitat:
Im übrigen darf immer rechts abgebogen werden, auch bei rot.
Wenn das Rot nicht absolut gilt, sondern Ausnahmen zulaesst, die im eigenen Ermessen liegen, kann man sich auf das Gruen nicht mehr so absolut verlassen, sondern man muesste trotz Gruen vorsichtiger und weniger zuegig die Kreuzung queren. Deshalb war ich auch schon immer gegen den gruenen DDR-Pfeil.
Zitat:
Leichtere Schulranzen. Wahrscheinlich gibt es bald eine öffentlich rechtliche Kontrollstelle, die das Gewicht der Schulranzen prüft, damit unsere Kinder weder schwer tragen müssen, noch schwimmen oder sich sonstwie betätigen. Anscheinend ist es schon eine Zumutung, beim Kauen zu denken.
Im Gastro&Rauchen-Thread bist du doch der Ansicht, massenhafte Kontrollen wuerden weder Aufwand noch Kosten verursachen, stutz...
(Zumal diese Schulranzenkontrollen im Gegensatz zum Gastro&Rauchen-Kram tatsaechlich einem gewissen allgemeinen Gesundheitsschutz dienen wuerden ;))