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Dieses Thema hat 17 Antworten
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Mirkalf Offline




Beiträge: 11.626

10.03.2009 12:48
Wie verkommen muß man sein? Antworten
Wie verkommen muß man sein, um Anlageberater zu werden?

Zitat:

Tatsächlich sprachen die Kundenberater untereinander über "die flexible Lehman-Oma", wenn sie Kunden meinten, denen man so gut wie alles aufschwatzen konnte. Die man anrief, wenn Umsatz gemacht werden musste, wenn irgendwelche Vorgaben zu erfüllen waren und die Zeit drängte. Für die Banker waren das "AD-Kunden": A für alt und D für doof. "Das waren Zustände", sagt Schröder, "wie man sie sonst nur aus dem grauen Markt kennt."

http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,612274-2,00.html




Gut, teilweise wurde die Verkommenheit künstlich herbeigeführt:

Zitat:

Amanda Falkson hat auch eine Handvoll älterer Klienten. Allesamt Internats geschädigt, erzählt die Therapeutin. Viele wurden schon mit 7, 8 Jahren ins Internat gesteckt. Dort mussten sie sich durchkämpfen, unter dem Motto: nur keine Schwäche zeigen. Lieber andere mobben, als gemobbt werden. Ihre Überlebensstrategie bestand darin, dass sie eine Scheinpersönlichkeit konstruierten, während sie innerlich verbluteten.




Teilweise rührt sich auch das gewissen, die Sehnsucht nach einer anständigen Beschäftigung ist da:

Zitat:

Amanda Falksons Klienten sind Spitzenverdiener. Aber dennoch sagen die meisten, sie sitzen in der Falle. Zum Beispiel der Versicherungschef, der im Grunde seines Herzens viel lieber Arzt wäre und sich nicht traut umzusatteln, weil er meint, er könne das seiner Familie nicht zumuten. Oder die verheiratete Frau, Ende zwanzig. Sie möchte am liebsten ein Baby haben. Aber ihr Mann will nicht auf ihr Doppelgehalt und den hohen Lebensstandard verzichten.




http://www.dradio.de/dlf/sendungen/gesichtereuropas/925344/

"Zwei Dinge haben mich an der City angezogen: erstens bin ich wahnsinnig wettbewerbsüchtig. Das ist ein Zug in meiner Persönlichkeit, den ich absolut nicht ausstehen kann. Außerdem habe ich immer schon an Geltungssucht gelitten. Und an einer zugrundeliegenden tiefen Unsicherheit. Genau das haben die Typen in der City alle gemeinsam. Ja, sie sind gierig, arrogant, und rücksichtslos. Aber was sie am stärksten antreibt: sie wollen gewinnen. Mehr noch: sie sind erst glücklich, wenn alle anderen scheitern."


"Manchmal denke ich, die ganze City schwebt auf einer Kokainwolke. Nach meiner klinischen Erfahrung nimmt jeder Drogen. Selbst Leute, von denen ich es überhaupt nicht vermuten würde. Ich frage meine Klienten schon gar nicht mehr, ob, sondern welche Rauschmittel sie nehmen. Während der Woche, greifen sie zu Kokain. Sie haben ja extrem lange Arbeitszeiten. Und am Wochenende entspannen sie sich mit Ecstasy. Was aber meines Erachtens viel zu wenig beachtet wird ist, dass Kokain ausgesprochen aggressiv macht. Unter meinen Klienten sind hochrangige Vertreter aus dem Finanz- und Rechtswesen, die von ihren Bewährungshelfern geschickt wurden, entweder weil sie jemanden krankenhausreif geschlagen oder etwas kurz und klein geschlagen haben."




---

„Manchen Völkern genügt eine Katastrophe, sie zur Besinnung zu bringen. Deutschen, so scheint es, bedarf es des Untergangs.”
--Arthur Moeller van den Bruck

„Wenn man so darüber nachdenkt ist es eigentlich erschreckend, wie wenig Politiker aufgeknüpft werden.”
--G. K. Chesterton

„Manchmal frage ich mich, ob die Welt von klugen Menschen regiert wird, die uns zum Narren halten, oder von Schwachköpfen, die es ernst meinen.”
--Mark Twain

MartiS2 Offline



Beiträge: 7.144

10.03.2009 13:15
Wie verkommen muß man sein? Antworten
mirk,

verkommen muss ein Herr Schröder (aus dem Spiegel-Artikel) sein, wenn er mit pauschal falschen Aussagen hausieren geht. Zertifikate sind keine Standard-Gaga-Produkte, und man wettet damit nicht gegen Profis.

Der Jargon von Vertrieblern ist wie das Witzeerzählen im Operationssaal: Dient dem Stressabbau und ist nicht für öffentliche Ohren bestimmt (die können das halt nicht ab). Zum über den Tisch ziehen gehören immer zwei: Einer der zieht und einer, der gezogen wird. Es gibt auch keinen Artenschutz für Omas.

Im übrigen ist auch dei einem Bankenzusammenbruch auch das Sparbuch vom Staat nur bis zu einem begrenzten Betrag gesichert. Sollte vielleicht Allgemeinwissen sein - auch bei Dir.

Gruß, Martin
Gelöschtes Mitglied
Beiträge:

10.03.2009 13:21
Wie verkommen muß man sein? Antworten
MartiS2 schrieb am 10.03.2009
Es gibt auch keinen Artenschutz für Omas.
***

Genau das hat Mirkalf doch gesagt. MfG Frank
redwolf Offline

Besucher

Beiträge: 61

10.03.2009 13:29
Wie verkommen muß man sein? Antworten

Zitat:

MartiS2 schrieb am 10.03.2009 13:15
mirk,

verkommen muss ein Herr Schröder (aus dem Spiegel-Artikel) sein, wenn er mit pauschal falschen Aussagen hausieren geht. Zertifikate sind keine Standard-Gaga-Produkte, und man wettet damit nicht gegen Profis.

Der Jargon von Vertrieblern ist wie das Witzeerzählen im Operationssaal: Dient dem Stressabbau und ist nicht für öffentliche Ohren bestimmt (die können das halt nicht ab). Zum über den Tisch ziehen gehören immer zwei: Einer der zieht und einer, der gezogen wird. Es gibt auch keinen Artenschutz für Omas.

Im übrigen ist auch dei einem Bankenzusammenbruch auch das Sparbuch vom Staat nur bis zu einem begrenzten Betrag gesichert. Sollte vielleicht Allgemeinwissen sein - auch bei Dir.

Gruß, Martin




Nunja, ich denke auch, das der Artikel übertreibt und unzulässig pauschliert. Ich kann mir sogar vorstellen, daß die allermeisten Berater, die Lehman-Zertifikate empfohlen haben, das in der Tat für eine sichere Anlage hielten - und zwar einfach aus dem Grund, daß sie das Insolvenzrisiko in diesem Fall für absolut vernachlässigenswert hielten. Wer hat denn schon damit gerechnet, daß Lehman Brothers pleite geht?!

Aber von einem Bankberater darf man erwarten, daß er auch dieses Risiko einbezieht und deshalb müssten Haspa und Konsorten eigentlich haften - aber in der Praxis besteht wohl ein erhebliches Beweisproblem. Schade und unbefriedigend.

Mirkalf Offline




Beiträge: 11.626

10.03.2009 13:33
Wie verkommen muß man sein? Antworten

Zitat:

MartiS2 schrieb am 10.03.2009 13:15
über den Tisch ziehen gehören immer zwei: Einer der zieht und einer, der gezogen wird. Es gibt auch keinen Artenschutz für Omas.



Darum geht es mir ja gerade: wie verkommen muß jemand sein, der einen alten, leichtgläubigen Menschen wissentlich dazu überredet, seinen Notgroschen in irgendwelchen Schrott zu investieren?

---

„Manchen Völkern genügt eine Katastrophe, sie zur Besinnung zu bringen. Deutschen, so scheint es, bedarf es des Untergangs.”
--Arthur Moeller van den Bruck

„Wenn man so darüber nachdenkt ist es eigentlich erschreckend, wie wenig Politiker aufgeknüpft werden.”
--G. K. Chesterton

„Manchmal frage ich mich, ob die Welt von klugen Menschen regiert wird, die uns zum Narren halten, oder von Schwachköpfen, die es ernst meinen.”
--Mark Twain

MartiS2 Offline



Beiträge: 7.144

10.03.2009 15:05
Wie verkommen muß man sein? Antworten

Zitat:

Mirkalf schrieb am 10.03.2009 13:33

Zitat:

MartiS2 schrieb am 10.03.2009 13:15
über den Tisch ziehen gehören immer zwei: Einer der zieht und einer, der gezogen wird. Es gibt auch keinen Artenschutz für Omas.



Darum geht es mir ja gerade: wie verkommen muß jemand sein, der einen alten, leichtgläubigen Menschen wissentlich dazu überredet, seinen Notgroschen in irgendwelchen Schrott zu investieren?




Das ist ein interessanter Punkt: Warum sind Leute, die das dritte Reich und einen Weltkrieg überlebt haben, leichtgläubig. Wenn jemand etwas erlebt und Lebenserfahrung hat, dann doch die alten Menschen.

Gruß, Martin

Gelöschtes Mitglied
Beiträge:

10.03.2009 15:10
Wie verkommen muß man sein? Antworten
Mirkalf schrieb am 10.03.2009 12:48

> Wie verkommen muß man sein, um Anlageberater zu werden?

Die Antwort auf diese Frage kannte man doch selbst als Otto Normal schon vor mindestens 20 Jahren, als noch die Empfehlung gab, "Lass so einen blosz nicht rein - die drehen dir nur Mist an"... uebrigens galt das auch schon fuer die Versicherungsheinis.

Im Laufe der Zeit ist aber selbst Otto Normal dumm und somit gierig geworden und hat die dann doch reingelassen... ;-)

wh

MartiS2 Offline



Beiträge: 7.144

10.03.2009 15:14
Wie verkommen muß man sein? Antworten

Zitat:

redwolf schrieb am 10.03.2009 13:29
Ich kann mir sogar vorstellen, daß die allermeisten Berater, die Lehman-Zertifikate empfohlen haben, das in der Tat für eine sichere Anlage hielten - und zwar einfach aus dem Grund, daß sie das Insolvenzrisiko in diesem Fall für absolut vernachlässigenswert hielten. Wer hat denn schon damit gerechnet, daß Lehman Brothers pleite geht?!




Wenn ich vor Jahren einen Anlageberater auf das Ausfallrisiko angesprochen habe, dann hat mich der angschaut, als käme ich von einem anderen Stern. Ich habe meinen alten Vater eindrücklich vor einem Jahr vor Zertifikaten gewarnt, trotzdem hat er welche gekauft (keine von Lehman), wohl weil es die letzten waren, die die Abgeltungssteuer vermieden haben.

Jahrhundertereignisse werden einfach nicht wahrgehabt - á priori. Á posteriori ruft dann jeder nach dem Richter und schmiert in der Zeitung herum. Wo waren Mirk und der Spiegel-Schreiber im letzten Jahr? Im Winterschlaf?

Gruß, Martin

kater_5 Offline

Besucher

Beiträge: 1.018

10.03.2009 15:22
Wie verkommen muß man sein? Antworten
"Warum sind Leute, die das dritte Reich und einen Weltkrieg überlebt haben, leichtgläubig."

Weil die noch den Bank"beamten" kennen, der nicht vorrangig nach Profit giert und nicht nach Umsatz bezahlt wird.

Ob das wirklich so war mag man ja bestreiten, aber das steckt in denen drin.

Gruss
Kater
Mirkalf Offline




Beiträge: 11.626

10.03.2009 15:26
Wie verkommen muß man sein? Antworten

Zitat:

MartiS2 schrieb am 10.03.2009 15:05
Das ist ein interessanter Punkt: Warum sind Leute, die das dritte Reich und einen Weltkrieg überlebt haben, leichtgläubig. Wenn jemand etwas erlebt und Lebenserfahrung hat, dann doch die alten Menschen.



In der Regel baut man halt ab je älter man wird. Helmut Schmidt wäre freilich sowas nicht passiert.

---

„Manchen Völkern genügt eine Katastrophe, sie zur Besinnung zu bringen. Deutschen, so scheint es, bedarf es des Untergangs.”
--Arthur Moeller van den Bruck

„Wenn man so darüber nachdenkt ist es eigentlich erschreckend, wie wenig Politiker aufgeknüpft werden.”
--G. K. Chesterton

„Manchmal frage ich mich, ob die Welt von klugen Menschen regiert wird, die uns zum Narren halten, oder von Schwachköpfen, die es ernst meinen.”
--Mark Twain

DP Offline



Beiträge: 5.248

10.03.2009 16:52
Wie verkommen muß man sein? Antworten

Zitat:

kater_5 schrieb am 10.03.2009 15:22
"Warum sind Leute, die das dritte Reich und einen Weltkrieg überlebt haben, leichtgläubig."

Weil die noch den Bank"beamten" kennen, der nicht vorrangig nach Profit giert und nicht nach Umsatz bezahlt wird.




Na die vorletzte grosse Finanzkrise lag ja nun genau zwischen Weltkrieg und drittem Reich. Ich würde die Leute auch nicht leichtgläubig nennen wollen. Wahrscheinlich haben die alten Leute mit ihren Sparkonten und festverzinslichten Vermögenswerten die Krise alle besser überstanden als die Enkel, die ihr Vermögen ganz clever bei Lehman Bros. angelegt haben (die Söhne und Töchter hatten nach der Telekom und Infinion pleite bereits genug).

kater_5 Offline

Besucher

Beiträge: 1.018

10.03.2009 17:22
Wie verkommen muß man sein? Antworten
"Na die vorletzte grosse Finanzkrise lag ja nun genau zwischen Weltkrieg und drittem Reich."

Das war 1929, die Leute wären also 1910 geboren um das bewusst erlebt zu haben und heute an die 100 Jahre.

"Ich würde die Leute auch nicht leichtgläubig nennen wollen. Wahrscheinlich haben die alten Leute mit ihren Sparkonten und festverzinslichten Vermögenswerten die Krise alle besser überstanden als die Enkel,"

Generell ist das wahrscheinlich sogar richtig. Andererseits scheinen die Jungrentner wohl doch besonders zu den Zielgruppen der Banker gehört zu haben.

Gruss
Kater
Spock Offline



Beiträge: 2.377

10.03.2009 18:17
Wie verkommen muß man sein? Antworten
Wenn ich mir angucke, was Kapitallebensversicherungen und Rentenversicherungen so abwerfen (also real, nicht im Prospekt und Geschwätz des Verkäufers), ist es unterm Strich wohl das beste, sein Geld in die üblichen Tages- und Festgeldangebote der Banken zu investieren. Das ist absolut vergleichbar, transparent und risikofrei (in Rahmen der Einlagensicherung). Man finanziert den Versicherungen damit keine Paläste und ihren Vertretern keine dicken BMWs. Das Versprechen des ausgerufenen Zinses (=Rendite) müssen die Banken halten, wie sie das tun, ist ihre Sache.

Und wem das nicht reicht, der kann sich ja noch ein paar Indexfonds danebenlegen und hat das gute (?) Gefühl, noch direkt vom Aktienmarkt zu profitieren.

Alles andere ist doch mehr oder weniger sinnlos, oder?
DP Offline



Beiträge: 5.248

11.03.2009 11:08
Wie verkommen muß man sein? Antworten

Zitat:

Spock schrieb am 10.03.2009 18:17

Alles andere ist doch mehr oder weniger sinnlos, oder?




Wenn ich sehe, wie die Mieten und Grundstückspreise hier trotz Krisen munter weiter steigen sollte man Immobilienerwerb nicht unterschätzen. Wenn es (bei Eigenbedarf) auch nicht zur unmittelbaren Rendite reicht so spart man doch immerhin den Hypothekar- oder Mietzins.

Spock Offline



Beiträge: 2.377

11.03.2009 11:19
Wie verkommen muß man sein? Antworten
Ja stimmt, an die Immobilie habe ich grad nicht gedacht. In den guten Lagen Deutschlands geben die Preise angeblich trotz Krise nicht nach.

Wobei das für die Zielgruppe (Rentner) dieser Diskussion nicht mehr so sinnvoll sein muss. Da geht es doch vor allem darum, das Ersparte vor der Inflation zu schützen und eventuell einen kleinen Ertrag zu erzielen.

Wer glaubt, aus seinem bis zur Rente zusammengekratzen Kleingeld an der Börse binnen weniger Jahre (Man will den Wohlstand ja noch erleben!) ein fettes Vermögen machen zu können, dem ist ohnehin nicht zu helfen.
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