Worum geht es? Die Rot-rote Koalition in Berlin hat beschlossen, die Schulformen Haupt-, Real- und Gesamtschule zur einheitlichen "Gemeinschaftsschule" zusammen zu legen. Zunächst in einem Modellprojekt soll die Gemeinschaftsschule an 16 Schulen getestet und nach dem Willen der Linken der Regelfall werden. Somit wäre das Berliner Schulsystem nurnoch zweigliedrig.
Bin mal gespannt, ob und welche Reaktionen dieser Beschluss in der deutschlandweiten Diskussion um das Schulsystem auslöst. Leider wird gerade kein Pisa-Test veröffentlicht....
Also nach meinen Infos ist so ein Beschluss in Hessen formal gar nicht nötig, da die Hauptschulen ausbluten und sich die Real- und Gesamtschulen mit immer mehr Hauptschulkandidaten füllen. Da wird wahrscheinlich auch der Druck aufs Gymnasium steigen von Leuten, die in der sechsten Klasse die Innenwinkelsumme im Dreieck richtig raten können.
Das wäre dann die Entsprechung des Schulsystems in der DDR, abgesehen von der Tatsache, dass sich die Gymnasiumsspreu vorher vom Weizen trennt. Auch in der Schweiz gibt es in der Regel Gym und Sek. Die Erfahrung war die, dass die Hauptschüler kaum Chancen auf einen guten Berufsweg hatten und diese Ausbildung schon schlecht und von Migrantenkindern dominiert war. Am Ende (denke ich) ist nicht die Frage welche Form nun besser ist sondern ob sich die Sek dem Charakter der Hauptschule annähert oder ob man die frühere Hauptschule qualitativ heben kann.
dein Thread ist weder provokant, noch ist "rot-rot-Berlin" Vorreiter oder Vorbild.
Schleswig-Holstein hat in der letzten Legislaturperiode die Gemeinschaftsschule (Zusammenlegung von Haupt- und Realschule) unter Rot-Schwarz eingeführt nachdem der Kampf dagegen im vorausgegangen Wahlkampf zentrale Aussage der CDU war.
Der ideologisch grundierte Schulkampf ist eigentlich ein Thema aus den 70ern, also von vorgestern. Heute reisst das Thema kaum noch jemand von den Sitzen. Ausserdem sind die Fronten längst aufgeweicht. CDUler haben der Gemeinschaftsschulen regelmässig dann umgesetzt, wenn das präferierte 3gliedrige Modell nicht mehr finanzierbar war wie in SH. Und die Grünen können in SH sehr gut mit den unangetasteten Gymnasien leben weil sie ihre eigenen Kinder vorzugsweise dorthin schicken und auch hoffen, dort ihre Nachwuchswähler rekrutieren zu können.
FW: Mit anderen Worten: In der Schulpolitik steht Parteitaktik bzw. politisches Kalkül im Vordergrund und eine Verbesserung der Schulbildung interessiert keinen.
Zitat von LexxFW: Mit anderen Worten: In der Schulpolitik steht Parteitaktik bzw. politisches Kalkül im Vordergrund und eine Verbesserung der Schulbildung interessiert keinen.
Ja, aber nicht nur. Das Thema wird zunehmend pragmatisch gehandhabt, was heisst, dass man seine ideologischen Grundüberzeugungen relativ schnell den finanziellen Rahmenbedingungen und der demographischen Entwicklung opfert.
S-H ist von den alten Westländern das mit dem höchsten Altersdurchschnitt und ist sehr ländlich strukturiert. Zudem sind die Finanzen so zerüttet wie sonst nur noch in Bremen und im Saarland. An vielen Standorten sind sowohl Haupt- wie Realschule unterbelegt, so dass in vielen Fällen sowieso Schliessungen anstanden. Da waren Zusammenlegungen, auch wenn sie vielen gegen den Strich gingen, die einzige Möglichkeit.